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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2024

Man sieht nur mit dem Herzen gut

Der Wind kennt meinen Namen
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Wien im Jahre 1938: Der jüdische Teil der Bevölkerung wird von den Nazi-Besatzern bedroht und grauenvoll gepeinigt. Der sechsjährige Samuel Adler verliert in der Pogromnacht seinen Vater, die Wohnung der ...

Wien im Jahre 1938: Der jüdische Teil der Bevölkerung wird von den Nazi-Besatzern bedroht und grauenvoll gepeinigt. Der sechsjährige Samuel Adler verliert in der Pogromnacht seinen Vater, die Wohnung der Familie wird zerstört. Um den Jungen zu retten schickt ihn seine Mutter in ihrer Verzweiflung mit einem Kindertransport nach England. Samuel überlebt, aber die schrecklichen Erlebnisse, den Verlust und die Einsamkeit im Exil wird er nie vergessen, sie prägen ihn sein Leben lang.

Ca. 80 Jahre später, die Vereinigten Staaten von Amerika: Die Aktivistin Selena Durán und der Rechtsanwalt Frank Angileri setzen sich für Rechte von illegalen minderjährigen Einwanderern ein, die nach der Festnahme von ihren Familien getrennt wurden. Franks erste Mandantin wird die siebenjährige Anita Díaz aus San Salvador. Das Mädchen, das bereits in ihrer Heimat viel Schlimmes erleben musste und seit einem Unfall blind ist, wird in einem Heim untergebracht und wartet auf eine Anhörung vor Gericht. Sie fühlt sich allein, vermisst schrecklich ihre Mutter, ihre Oma und all die vertrauten Dinge aus ihrem Land...

In ihrem neuesten Roman erzählt Isabel Allende von zwei Menschen, deren Kindheit trotz aller kulturellen, geographischen und zeitlichen Unterschiede deutliche Parallelen aufweist. Die Autorin verwebt die beiden Geschichten zu einer fesselnden Saga, die den Leser von den ersten Seiten an in ihren Bann zieht. Indem sie in ihrer kraftvollen und einfühlsamen Sprache von den traurigen Schicksalen ihrer Protagonisten berichtet erhebt Allende ihre Stimme für all diese, die Ähnliches durchleiden müssen. Sie öffnet unsere Herzen und Augen, damit uns dieses Leid nicht kalt lässt und damit wir die jeden Tag in der Welt geschehenden Ungerechtigkeiten als solche wahrnehmen. Man kann während der Lektüre gar nicht anders, man fühlt und leidet mit. Und man ist fassungslos, dass wir Menschen in all den Jahren offenbar wenig gelernt haben. Dass trotz des ganzen Fortschritts immer noch so viel Krieg und Gewalt in der Welt herrschen und dass sinnlose Gesetze und Machtansprüche von einigen Wenigen oft wichtiger als menschliches Wohl sind. Gleichzeitig gibt uns Allende aber auch Hoffnung, dass sich die Dinge zum Positiven wenden können. Wir müssten nur öfters mit dem Herzen sehen und mehr Courage zeigen, für eine gute Sache auch zu kämpfen wagen.

Mutig ist auf jeden Fall die Autorin, die kein Blatt vor den Mund nimmt, indem sie schonungslos von erschütternden Zuständen in amerikanischen Auffanglagern für illegale Einwanderer berichtet und drastische Folgen des Einwanderungsrechts aufzeigt oder die Männergewalt gegen Frauen und Kinder anprangert.

„Der Wind kennt meinen Namen“ ist ein berührender und wichtiger Roman, dessen Botschaft gerade heutzutage, angesichts des Krieges in der Ukraine und des blutigen Konflikts im Gazastreifen von besonderer Brisanz ist. Von mir definitiv eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.03.2024

Ein kluges, sehr persönliches Buch

Die Kehrseite des Himmels
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Vor Jahren habe ich zu Weihnachten „Die Lügen der Frauen“, ein Buch mit Geschichten von Ljudmila Ulitzkaja, geschenkt bekommen. Es hat mich begeistert und seitdem gehört die Autorin zu meinen Lieblingsschriftstellerinen. ...

Vor Jahren habe ich zu Weihnachten „Die Lügen der Frauen“, ein Buch mit Geschichten von Ljudmila Ulitzkaja, geschenkt bekommen. Es hat mich begeistert und seitdem gehört die Autorin zu meinen Lieblingsschriftstellerinen. Sie ist eine wahre Meisterin darin, die schwierigen menschlichen Schicksale oft in nur wenigen Sätzen, aber klug, warmherzig und auch mit einem ganz speziellen Humor zu Papier zu bringen. Sie weiß ihren Figuren Leben einzuhauchen, sodass sie berühren und einem im Gedächtnis bleiben. Aber wer ist die Frau, die hinter so vielen lebendigen Charakteren steht? Wie ist sie aufgewachsen, was hat sie geformt, wie ist ihre Sichtweise auf die Welt? Antworten auf diese und viele andere Fragen findet der Leser in diesem Buch.

Die Autorin erzählt von ihren Vorfahren, ihrer Kindheit und Jugend in Moskau, von Menschen und Büchern, die sie beeindruckt und beeinflusst haben. Mit beeindruckender Offenheit schildert sie den Verlauf ihrer Krebserkrankung und der Therapie. Sie gedenkt ihrer lieben Freundinnen, die ebenfalls schwer erkrankt und den Kampf gegen die Krankheit bereits verloren haben. Es sind sehr persönliche Zeilen, die bewegen und unter die Haut gehen. Ulitzkaja schreibt auch über ihre Weltaunschauung, über die Religion und Politik. Sie setzt sich sehr kritisch mit den politischen Zuständen in ihrer Heimat auseinander und warnt vor einem neuen Krieg, den russischer Militarismus zu Folge haben könnte. Die Textpassagen stammen aus dem Jahr 2014. Heute, zehn Jahre später, lesen sie sich wie eine Prophezeiung...

Das Buch ist keine einfache, aber sehr wertvolle Lektüre, die mich persönlich bereichert hat. Ich habe es gerne gelesen und ich bewundere Ljudmila Ulizkaja jetzt noch mehr. Nicht nur für ihr schriftstellerisches Talent, sondern auch für ihre menschliche Größe, die mir dieses Buch gezeigt hat – was für eine offene, großherzige, kluge und mutige Frau!

„Die Kehrseite des Himmels“ ist aber definitiv nicht nur für die Fans der Autorin interessant. Jeder, der mit offenen Augen durchs Leben geht und seine Horizonte erweitern möchte, wird in diesen Buch etwas für sich finden. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.02.2024

Fesselnd und originell

Die Insel des Zorns
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Die berühmte Ex-Schauspielerin Lana Farrar verbringt ein Osterwochenende auf ihrer griechischen Privatinsel Aura. Ihre Begleiter sind der Ehemann Jason, ihr Sohn Leo, die Haushälterin und enge Vertraute ...

Die berühmte Ex-Schauspielerin Lana Farrar verbringt ein Osterwochenende auf ihrer griechischen Privatinsel Aura. Ihre Begleiter sind der Ehemann Jason, ihr Sohn Leo, die Haushälterin und enge Vertraute Agathi und zwei Freunde: die Bühnenschauspielerin Kate und der Theaterautor Elliot. Der Aufenthalt auf der sonst so idyllischen Insel ist aber alles andere als erholsam. Die fröhliche Stimmung ist nur Fassade: Zwischen den einzelnen Personen gibt es Spannungen und die nicht ausgetragenen Konflikte führen dazu, dass die Lage eskaliert. Passenderweise zieht der gewaltige, von den Griechen „Zorn“ genannte Sturm auf, der die sieben Personen (mit dabei ist noch der Verwalter der Insel Nikos) gefangen hält. Und dann geschieht ein Mord...

Bereits der Klappentext und das schöne, passend zum Inhalt gestaltete Cover haben mich neugierig gemacht und ich hoffte, dass mich der mir bis dato unbekannte Autor auf eine spannende Reise mitnehmen wird. Tatsächlich wurden meine Erwartungen noch übertroffen. Alex Michaelidis wartet mit einer fesselnden, originell erzählten Geschichte auf, in der nichts ist wie es scheint. Rätsel über Rätsel, eine überraschende Wendung jagt die nächste und wenn man denkt: ach ja, so war es gewesen, dann wird man gleich eines besseren belehrt. Auch die Charaktere haben es in sich, allen voran der gewiefte Erzähler Elliot, der den Leser geschickt in die Irre führt. Ich wurde prima unterhalten und genoss die Lektüre bis zum Ende, das ich absolut gelungen fand.
Wie schön, dass der Autor bereits einige weitere Romane geschrieben hat – sie stehen bereits auf meiner Leseliste

Fazit: Ein cleverer Pageturner, den man kaum aus der Hand legen kann – bitte unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 13.02.2024

Pass auf, wenn du dir ins Haus holst...

Die Haushälterin
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Jodi Bishop lebt mit ihrem Mann Harrison und zwei Kindern in Toronto. Sie arbeitet als Maklerin, versucht den Job und den Haushalt unter einen Hut zu bringen und kümmert sich noch zusätzlich um ihre Eltern. ...

Jodi Bishop lebt mit ihrem Mann Harrison und zwei Kindern in Toronto. Sie arbeitet als Maklerin, versucht den Job und den Haushalt unter einen Hut zu bringen und kümmert sich noch zusätzlich um ihre Eltern. Da ihre Mutter an Parkinson in fortgeschrittenem Stadium leidet, wird deren Pflege immer anstrengender und zeitintensiver. So kommt Jodi auf die Idee, eine Haushälterin für die Eltern einzustellen. Ihre Wahl fällt auf Elyse, die ein echter Glücksfall zu sein scheint. Die patente Witwe wirkt kompetent und liebenswürdig und Jodi schenkt ihr schnell ihr Vertrauen. Ein schlimmer Fehler...

Ich war vor kurzem auf einer Reise, habe mein Buch vergessen und suchte in der Flughafen-Buchhandlung nach einer spannenden Lektüre. "Die Haushälterin" hat mich mit seinem tollen, düster gestalteten Cover und dem Klappentext gleich neugierig gemacht. Ich wurde nicht enttäuscht. Es ist ein solider Psychothriller, der gut unterhält. Joy Fielding liefert eine gute Story, baut gekonnt die Spannung auf und lässt sie immer weiter steigen, bis zum überraschenden Finale. Sie erschafft auch lebendige Charaktere, die man sich beim Lesen gut vorstellen kann. Besonders gelungen fand ich die Erzählerin Jodi, in die ich mich hineinversetzen und deren Emotionen ich nachempfinden konnte. Ich hörte ihr gerne zu und litt mit...

Alles in allem ein gelungenes Buch, bei dem die meisten Psychothriller-Fans auf ihre Kosten kommen werden, von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.12.2023

Witzig und herzerwärmend

Sieben Tage ohne
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Die Dienstagsfrauen sind wieder da! Eva, Caroline, Estelle, Judith und Kiki verbringen gemeinsam eine Woche auf der Burg Achenkirch im Altmühltal, wo das Heilfasten auf dem Programm steht. Sieben Tage ...

Die Dienstagsfrauen sind wieder da! Eva, Caroline, Estelle, Judith und Kiki verbringen gemeinsam eine Woche auf der Burg Achenkirch im Altmühltal, wo das Heilfasten auf dem Programm steht. Sieben Tage ohne familiäre und berufliche Verpflichtungen und am Ende ein paar Kilo weniger auf der Waage - das klingt verlockend! Die Auszeit erweist sich aber keineswegs als entspannend, da jede der fünf Freundinnen ihr ganz persönliches Päckchen mit sich bringt. So versucht Eva auf der Burg das Geheimnis um ihren unbekannten Vater zu lösen und Judith sucht nach einem neuen Sinn in ihrem Leben. Auch bei Kiki und Caroline geht es turbulent zu. Lediglich Estelle scheint keine größeren Sorgen zu haben außer einer: dass sie bei der kommenden Gala-Veranstaltung in ihr neues, zu klein gekauftes Chanel-Kostüm nicht reinpasst

Nachdem mir der erste Band sehr gut gefallen hat, war ich sehr gespannt auf diese Fortsetzung. Ich wurde nicht enttäuscht: Monika Peetz gelang erneut ein heiterer, unglaublich herzerwärmender Roman, der nicht nur bestens unterhält (ich musste beim Lesen immer wieder schmunzeln!), sondern auch zum Nachdenken anregt. Die fünf Frauen sind jede einzeln und alle zusammen eine Wucht; lauter tolle und lebendige Charaktere, die man schnell ins Herz schließt und am liebsten selbst als Freundinnen hätte! Ich habe die Lektüre sehr genossen und konnte dabei wunderbar entspannen

Fazit: Ein gute-Laune-Roman für Herz und Seele, sehr zu empfehlen!