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Veröffentlicht am 06.01.2018

Tod im Höllental

Tod im Höllental
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Der vierte Band um Serafina Stadlerin stellt einen Abschied, zugleich jedoch auch einen Neubeginn für die unerschrockene Freiburger Begine dar. Serafinas Abschied von den anderen Schwestern von Sankt Christoffel ...

Der vierte Band um Serafina Stadlerin stellt einen Abschied, zugleich jedoch auch einen Neubeginn für die unerschrockene Freiburger Begine dar. Serafinas Abschied von den anderen Schwestern von Sankt Christoffel und ihre Hochzeit mit dem beliebten Stadtphysikus Adalbert Achaz stehen kurz bevor. Eine Schmähschrift gegen die Gemeinschaft der Beginen sowie die Hetzreden des Dominikanermönchs und Wanderpredigers Thomas bereiten der jungen Frau jedoch große Sorgen. Nachdem die junge Lämmlein-Schwester Mia ermordet aufgefunden wird, hofft die Meisterin der Schwestern zu Sankt Christoffel, auf Unterstützung durch den Konstanzer Bischof und macht sich gemeinsam mit ihrer Mitschwester Hedwig von Üsenberg auf den Weg. Mutter Catharina soll Konstanz jedoch niemals erreichen. Ihre Begleiterin Hedwig wird schwer verletzt aufgefunden, Catharina bleibt verschwunden. Serafina startet gemeinsam mit dem Prior der Wilhelmiten-Mönche eine Suchaktion und folgt der Begine ins Höllental…

Obgleich mir die Vorgängerbände dieser Buchreihe nicht bekannt sind, hat mich diese Geschichte um die wunderschöne Begine mit dem dunklen Haar und den tiefblauen Augen sofort in den Bann gezogen. Serafina Stadlerin wird als unerschrockene, hart anpackende und manchmal auch vorwitzige Frau dargestellt, die ihr großes Wissen rund um die Heilkunde immer wieder unter Beweis stellt. Als Protagonistin dieses Historischen Romans sorgt sie mit ihrer impulsiven Art für Spannung und Abenteuer, während ihr Verlobter Adalbert Achaz als ruhiger, bedächtiger und zurückhaltender Mann charakterisiert wird. Der studierte Medicus und Ratsherr in Freiburg genießt ein sehr hohes Ansehen, welches er sich als Fürsprecher für die Angelegenheiten der Beginengemeinschaften zunutze machen möchte. Die Autorin bringt mit Mutter Catharina und Bruder Matthäus sehr liebenswerte Nebenfiguren in die Handlung ein. Ein junger Mann namens Vitus, Mitglied der Gauklertruppe „Straßburger Compania“, Serafinas gutherzige Freundin Grethe und eine Köhlerfamilie am Rande der Höllenschlucht spielen ebenfalls wichtige Rollen in diesem Kriminalfall. Als einer der Antagonisten dieses Buches fungiert der krankhaft ehrgeizige Ratsherr Schneehas, dem die Laienschwestern schon lange ein Dorn im Auge sind. Im vorliegenden Roman taucht immer wieder auch ein tierischer Protagonist namens Michel auf – der süße Mischlingshund ist zwar nicht immer an der Seite Serafinas, sorgt jedoch durch sein unerschrockenes Auftreten für Aufregung und Durcheinander. Die handelnden Figuren sind mir sehr rasch ans Herz gewachsen, und dank des hilfreichen Personenregisters und des Glossars konnte ich mich auch mangels Vorkenntnissen innerhalb kürzester Zeit im Buch orientieren.

Der Autorin ist ein wunderschöner Schreibstil zu eigen, die gründlich recherchierten historischen Details und der durch den Kriminalfall konstant steigende Spannungsbogen bereiteten mir aufregende Lesestunden. Ich durfte tief in das Denken und Handeln der Menschen Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts eintauchen, erfuhr eine Menge über eine faszinierende Gemeinschaft christlicher Frauen, die sich Beginen nannten, ein religiöses, eheloses Leben führten und sich der Armen, Kranken und Sterbenden annahmen. Astrid Fritz berichtet zudem von deren Verfolgung als Ketzerinnen durch die kirchliche Obrigkeit und Ratsherren, denen das unabhängige Leben dieser Frauengemeinschaften ein Dorn im Auge war.

Die optische Gestaltung dieses Buches ist dem Verlag hervorragend gelungen. Die Darstellung einer Frau, die vom Betrachter abgewandt in eine tiefe Schlucht blickt, gleicht einem wunderschönen Gemälde, wirkt sehr aussagekräftig und harmonisch. Der dunkelrote Autorenname und der in goldener Prägeschrift gehaltener Buchtitel wirken elegant und stilvoll. Dieses Buch würde in einem Buchladen allein schon aufgrund seiner bemerkenswerten Optik meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Besonders hervorheben möchte ich das Personenverzeichnis - Dramatis Personae - zu Beginn, sowie das Glossar am Ende des Buches. Ich würde mir diese beiden wertvollen Details als Standardausstattung eines jeden Romans wünschen. Die Schrift für den Buchtext ist zwar ein wenig klein geraten, dies wird jedoch meiner Meinung nach durch den großzügigen Zeilenabstand kompensiert.

FAZIT: Als Quereinsteiger durfte ich die sympathische Begine Serafina Stadlerin durch das Buch „Tod im Höllental“ kennenlernen und an ihrer Seite ein spannendes Abenteuer erleben. Dieser historische Roman aus der Feder von Astrid Fritz hat mir ausgezeichnet gefallen und mir aufregende und interessante Lesestunden beschert.

Ich möchte mich abschließend ganz herzlich bei der Autorin für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars bedanken und freue mich bereits darauf, weitere Werke von Astrid Fritz zu entdecken!

Veröffentlicht am 05.01.2018

Das Böse ist zurückgekehrt

N.N., Band 10, Fjällbacka-Serie
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Das Böse ist zurückgekehrt

„Stellas Eltern hatten den Alltag vergehen lassen, ohne ständig innezuhalten und sich über ihr Glück zu freuen. So wie die meisten. Erst wenn etwas passierte, lernte man jede ...

Das Böse ist zurückgekehrt

„Stellas Eltern hatten den Alltag vergehen lassen, ohne ständig innezuhalten und sich über ihr Glück zu freuen. So wie die meisten. Erst wenn etwas passierte, lernte man jede Sekunde zu schätzen, die man mit den geliebten Menschen verbringen durfte.“

Als nach dem Fund einer Kinderleiche in Fjällbacka, Schweden, zwei dreizehnjährige Mädchen den Mord gestehen, ist deren gesamtes Umfeld wie gelähmt vor Schock. Weder der zurückhaltenden, schüchternen Helen Persson, Tochter aus gut situiertem und scheinbar perfektem Elternhaus, noch ihrer besten Freundin Marie Wall, hätte man eine solch grauenhafte Tat zugetraut.

Dreißig Jahre später kehrt Marie als strahlend schöne und erfolgreiche Schauspielerin zurück in ihre Heimat, um die Hauptrolle im Film ihres Lebens zu spielen. Als nur wenig später die kleine Tochter von Eva und Peter Berg vermisst und kurz darauf tot aufgefunden wird, geht ein Aufschrei durch den Ort und die Suche nach dem Mörder beginnt. Hierbei wird jedoch auch der Fall Stella neu aufgerollt und die Polizeidienststelle Tanum ermittelt in alle Richtungen.

„Die Eishexe“ ist meine erste Lektüre der Bestsellerautorin und „Königin des schwedischen Kriminalromans“ Camilla Läckberg. Ihre Neuerscheinung spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen, sie konzentriert sich zudem auf mehrere Handlungsstränge. Die Autorin erzählt von einem tragischen Schicksal in Bohuslän im Jahre 1671, das den Part in der Vergangenheit darstellt und sich mit der Hexenverfolgung, dem Kampf gegen Zauberei und satanischer Werke beschäftigt.

Die Handlungsstränge in der Gegenwart sind allesamt sehr kurz, und gehen beinahe unmerklich in einander über. Es gibt keine Kennzeichnung beim permanenten Wechsel zwischen den verschiedenen Schauplätzen und Handlungen. Dieser stete und leider völlig übergangslose Wechsel erschwerte jedoch meinen Lesefluss erheblich. Kaum hat man sich auf eine Situation eingelassen, ist bereits eine gedankliche Neuorientierung mit anderem Schauplatz und neuen Figuren erforderlich. Die Protagonisten und Nebenfiguren wurden von der Autorin sehr gut ausgearbeitet. Abgesehen davon überforderte mich jedoch die übermäßige Anzahl der vierzig bis fünfzig verschiedenen Charaktere, die Camilla Läckberg agieren lässt. Da im Buch leider kein Personenregister vorhanden ist, musste ich mir während der Lektüre ein solches erstellen, um den Überblick zu behalten - die Figuren zuordnen zu können und deren Hintergründe sowie die wichtigsten Fakten dazu vor Augen zu haben.

Die Autorin greift in ihrem Buch verschiedene Themenbereiche auf, für meinen Geschmack ein wenig zu viele. Camilla Läckberg beschäftigt sich mit der Hexenverfolgung in der Vergangenheit, mit der Flüchtlingsproblematik und dem Fremdenhass in der der Gegenwart, dem Mobbing und der brandgefährlichen Reaktion der Jugendlichen darauf. Durch ihre Protagonisten und Nebendarsteller thematisiert sie Patchwork-Familien, gleichgeschlechtliche Beziehungen, Mutter-Tochter-, und Vater-Sohn-Beziehungen mit all den damit verbundenen Problemen, das Ableben von geliebten Ehepartnern und den Umgang mit dem gewaltsamen Tod seines Kindes.

Ich empfand den Schreibstil dieses Buches einerseits als angenehm zu lesen, die vielen abrupten Unterbrechungen durch den permanenten Szenenwechsel unterbrachen jedoch stets meinen Lesefluss. Da ich zudem Bücher mit einem gewissen Sprachniveau bevorzuge, war ich auch vom reichlichen Gebrauch der Gossensprache in diesem Krimi enttäuscht.

Fazit: „Die Eishexe“ war ein interessanter, durch einen konstant hohen Spannungsbogen gekennzeichneter Kriminalroman, der sich mit längst vergangener Zeiten, aber auch mit vielen aktuellen Themenbereichen befasst. Für meinen ganz persönlichen Lesegeschmack wurde sich hierbei jedoch zu vieler verschiedener Charaktere und zu vieler verschiedener Handlungsstränge bedient, was meinen Lesefluss erheblich hemmte und das Ganze unübersichtlich machte.

Ich habe hier wohl zur falschen Lektüre gegriffen und werde daher meine Bekanntschaft mit Camilla Läckbergs Werke auf dieses eine Buch beschränken.