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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.01.2018

Spannende Schnitzeljagd

Abgeschnitten
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Helgoland – durch einen Orkan ist die Insel abgeschnitten von der Außenwelt. Linda stört das nicht, denn sie ist ihrem Leben in Berlin davon gerannt. Doch plötzlich scheint ihr die Insel nicht mehr sicher ...

Helgoland – durch einen Orkan ist die Insel abgeschnitten von der Außenwelt. Linda stört das nicht, denn sie ist ihrem Leben in Berlin davon gerannt. Doch plötzlich scheint ihr die Insel nicht mehr sicher und zu allem Überfluss findet sie auch noch eine Leiche. Damit beginnt aber erst eine schier unglaubliche Suche nach der Wahrheit. Nach seiner Tochter hingegen sucht der Rechtsmediziner Paul Herzfeld. Bei einer Sektion hatte er einen Hinweis auf die Entführung seiner Tochter erhalten – eine Schnitzeljagd beginnt.

Schon der Prolog ist überzeugend, brutal und lässt den Leser kurz nach Luft schnappen, auch wenn sich zunächst nicht erklären lässt, was dieser Auftakt zu bedeuten hat. Es bleibt bei diesem besonderen Plot nicht die einzige, zunächst einmal überraschende Aktion. Manches ist natürlich dermaßen überzogen und auch unrealistisch (welche sowieso schon angeschlagene Mittzwanzigerin, ohne irgendwelche medizinische Kenntnisse, wird schon eine Leiche mit Hilfe eines ihr unbekannten Mannes am Handy „obduzieren“?), aber das Buch muss auch nicht realistisch sein, sondern spannend und das war es von Beginn an. Überraschende Wendungen und eine Schnitzeljagd, die ihres gleichen sucht, haben mich überzeugt. Immer, wenn man schon glaubt zu wissen, was gespielt wird, gibt es noch einmal eine Überraschung…Überzeugt haben mich die Charaktere, die ebenfalls nicht unbedingt an der Realität gemessen werden sollten, aber sich sehr gut ergänzten und mit denen man einfach mitfiebern musste.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, leicht zu lesen und die meist kurzen Kapitel machen es fast unmöglich nicht immer wieder noch ein weiteres Kapitel zu lesen – Cliffhanger ohne Ende... Die Fachbegriffe während der detailreichen Sektionen sind leicht verständlich und werden erklärt. Fesselnde, manchmal recht blutige Szenen, überraschender und gleichermaßen passender Witz machen das Buch rund.

Ein überzeugendes Autorenduo – ich würde gerne mehr von den beiden lesen! Schon solo mag ich beide sehr, aber zusammen haben sie mich noch mehr überzeugt.

Ich empfehle das Buch gerne weiter, zumindest an wenig zartbesaitete Leser.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Absolut empfehlenswert!

Terror
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Vor nicht allzu langer Zeit habe ich „Die Würde ist antastbar“ gelesen und mein Interesse für den Autor entdeckt. Dieses Buch hat mich sogar noch mehr überzeugt, obwohl ich anfangs recht skeptisch war, ...

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich „Die Würde ist antastbar“ gelesen und mein Interesse für den Autor entdeckt. Dieses Buch hat mich sogar noch mehr überzeugt, obwohl ich anfangs recht skeptisch war, als ich das Theaterstück entdeckt habe. Wird das nicht ein wenig langweilig einer Gerichtsverhandlung zu folgen? Wird der Stil des Autors, der mich im ersten Buch so begeistert hatte, nicht irgendwie fehlen? Fragen die sich nach Abschluss der Lektüre definitiv verneinen kann. Das Theaterstück war für mich (ich besuche regelmäßig Theater) extrem fesselnd, beim Lesen hatte ich tatsächlich das Gefühl eine Vorstellung zu verfolgen und die Frage, ob man nun 164 Menschen einer Passagiermaschine töten darf, um 70.000 in einem Stadion zu retten, ist extrem gut dargestellt. Pro und Contra sind nachvollziehbar, das Thema einfach brandaktuell und sehr fesselnd. Man sollte sich in unseren Zeiten durchaus damit auseinandersetzen und sich seine Gedanken machen. Das Buch ist relativ schnell gelesen, aber was das Szenario danach an Diskussions- und Nachdenkpotenzial bietet, wird mich sicher noch lange geschäftigen. Meine Einstellung, die ich zum Thema im Vorfeld hatte, ist zumindest etwas ins Wanken geraten und das finde ich klasse. Würde ich den Piloten verurteilen? Vorher hätt ich definitiv mit Nein geantwortet – jetzt ist da ein „Ich weiß es nicht ganz genau“, wobei die Tendenz weiterhin zum Freispruch geht, nur nicht mehr allzu leichtfertig, wie im Vorfeld. Mich hat neben dem Theaterstück auch die Rede zur Preisverleihung für Charlie Hebdo sehr überzeugen können. Hier war ich voll mit dem Autor auf einer Linie – in Grundzügen- aber seine Argumentation hat mir die Augen weiter geöffnet.

Ich kann das Buch nur jedem Erwachsenen empfehlen. Man sollte seine moralischen, ethischen und rechtlichen Empfindungen immer wieder mal hinterfragen und prüfen – dafür bietet das Buch jeden nötigen Anreiz.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Interessant, gut verständlich, aber Achtung: an mancher Stelle ziemlich brutal

Der Totenleser
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„Die faszinierendsten Tatorte gibt es nicht am Sonntagabend, sondern in diesem Buch“ meint Jan Josef Liefers und er hat damit absolut ins Schwarze getroffen! Tsokos berichtet von schockierenden Fällen ...

„Die faszinierendsten Tatorte gibt es nicht am Sonntagabend, sondern in diesem Buch“ meint Jan Josef Liefers und er hat damit absolut ins Schwarze getroffen! Tsokos berichtet von schockierenden Fällen seiner Laufbahn, die mich nicht selten heftig schlucken ließen…
Das Buch bietet Einblicke in die Arbeit eines Rechtsmediziners, der eben nicht nur mit Mordfällen zu tun hat, sondern auch mit ungeklärten Todesursachen, die manchmal recht „banal“ erscheinen mögen, aber trotzdem erst einmal ermittelt werden müssen. Tsokos berichtet anhand interessanter Fälle von seinen Arbeitsmethoden, aber auch von Problemen (beispielsweise die immer häufiger vorkommenden fettleibigen Toten, während die Untersuchungsliegen immer schmaler werden, um Kosten einzusparen) und alltäglichen Hindernissen (hier beispielsweise bei der Bestimmung der Todeszeit, die nicht selten durch ein geöffnetes Fenster nicht mehr besser zu ermitteln ist). Er räumt auf mit Vorstellungen, die durch Film und Literatur durch die Köpfe von Laien spuken und zeigt eindrücklich, wie er mit seiner Arbeit nicht nur den Toten eine Stimme gibt, sondern auch den Lebenden einen Dienst erweist.
Gerade der letzte Fall, der den grausamen Mord an einem jungen Mädchen schildert, war recht schwer zu verkraften, während die autoerotischen Unfälle oder Drogentote recht „gut“ zu verkraften waren. Nie verfiel der Autor nie einer reißerischen Schilderung, was ich ihm hoch anrechne. Der Schreibstil ist ansprechend, sehr gut verständlich ohne einen Haufen Fachbegriffe. Daher kann ich das Buch erwachsenen (!) Lesern mit einem gewissen Interesse am Thema empfehlen. Allerdings sollte man nicht zartbesaitet sein…

Veröffentlicht am 29.12.2017

Der Titel ist Programm

Insomnia
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Florida, der Sunshine State schlechthin - eigentlich- denn schon beim Prolog wird es dem Leser alles andere als warm ums Herz. Man erlernt einen jungen Mann kennen, der von heftigen Kopfschmerzen und ...

Florida, der Sunshine State schlechthin - eigentlich- denn schon beim Prolog wird es dem Leser alles andere als warm ums Herz. Man erlernt einen jungen Mann kennen, der von heftigen Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit geplagt wird. Nichts hilft ihm, bis er beginnt zu morden – der Hammermann ist geboren und treibt sein Unwesen. Es verschwinden immer wieder junge, dunkelhaarige Frauen und nun auch Mallory, doch in ihrem Fall ist alles ganz anders.
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig mir recht kurzen Kapiteln, gut zu lesen, wenn auch an mancher Stelle vielleicht schon fast etwas zu detailreich und die Spannung ist so groß, dass man das Buch nicht mehr aus den Händen legen will. Wenn man abends das Buch startet, passt der Titel daher noch besser als so schon  Da man an mancher Stelle quasi in den Kopf des Täters schauen kann, sind auch Momente dabei, die fassungslos machen und abstoßend wirken. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist jedoch nicht der Täter, sondern Mallory/Callie, die sich von einem unsicheren Teenager (der mir äußerst unsympathisch war, wenn ich auch Mitleid mit ihr hatte) zu einer bemerkenswerten jungen Frau entwickelte, mit der man mitfiebert. Ihre Fehler und die entsprechenden Konsequenzen waren sehr gut dargestellt. Wer das Buch gelesen hat, wird sich zweimal überlegen, ob er irgendwem eine handfeste Lüge auftischen wird(und sei es nur durch das Verschweigen der Tatsachen), denn die Folgen können dramatisch sein – vor allem: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht…Auch die anderen Protagonisten sind ansprechend ausgearbeitet, nur manche Nebenfigur kommt vielleicht ein wenig zu kurz. Vielleicht hätte auch einfach auf den einen oder anderen Ermittler bzw. dessen Erwähnung verzichtet werden können. Das gilt in besonderem Maße, da es weniger um die Ermittlungen, als vielmehr um die dramatischen Folgen einer Lüge geht.
Der Showdown war einfach genial, alle offenen Fragen wurden geklärt. Die Autorin hat es tatsächlich geschafft mich ein wenig aus dem Konzept zu bringen. Immer wieder hatte ich meine Befürchtungen oder Vermutungen den Täter betreffend, lag mal da, mal dort richtig oder richtig daneben – einfach genial, wie sie ihre falschen Fährten gelegt hat und mich so an der Nase rumführte.

Veröffentlicht am 27.12.2017

Deaver überzeugt mal wieder

Wahllos
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Die Angst kann eine furchtbare Waffe sein und genau das macht sich der Täter in „Wahllos“ zunutze. Er verschließt die Notausgänge eines Nachtclubs und zündet ein Feuer – in der Massenpanik (die ich genial ...

Die Angst kann eine furchtbare Waffe sein und genau das macht sich der Täter in „Wahllos“ zunutze. Er verschließt die Notausgänge eines Nachtclubs und zündet ein Feuer – in der Massenpanik (die ich genial beschrieben fand), kommen zahlreiche Menschen zu Schaden, einige zahlen sogar mit dem Leben. Kathryn Dance, die in einem Verhör kurz zuvor Mist gebaut hat und degradiert wurde, soll eigentlich nur Versicherungen überprüfen, stolpert dann aber über schier unglaubliche Hintergründe. Mit einer Massenpanik ist es nicht getan, außerdem kommen in der Region immer mehr Hassverbrechen vor, ein Kartell bereitet Sorgen…viele Fronten, an denen es brenzlig wird.
Ich bin Deaver-Fan durch und durch und auch dieser vierte Teil der Kathryn Dance Reihe hat mich auf ganzer Linie überzeugt, wenn der Beginn auch etwas langsam war und sich erst nach und nach die volle Spannung in der vielschichtigen Geschichte entwickelt hat. Die Ermittlungen sind gewohnt spannend, der Täter recht früh bekannt (es bleibt trotzdem spannend, weil man weder die Hintergründe kennt, noch welche Taten noch folgen werden) und auch das Privatleben der Ermittlerin nimmt wieder einen gewissen Stellenwert ein. In allen Ebenen warten waschechte Überraschungen auf den Leser. Man möchte irgendwann gar nicht mehr aufhören zu lesen und da tut der gut lesbare, flüssige Schreibstil sein übriges. Je weiter die Ermittlungen vorankommen, desto mehr hetzt der Leser mit, denn die Ereignisse überschlagen sich, Dance scheint mit diesem Täter an ihre Grenzen zu stoßen. Immer wieder ist er ihr eine Nasenlänge voraus…
Dance ermittelt wieder mit Michael O´Neil und anderen bereits bekannten, interessanten Charakteren, die eventuell in ihrer Summe etwas überfordern, wenn man die Reihe mittendrin beginnt.
Für Deaver-Fans und solche die es werden wollen (auch wenn ich empfehle die Reihe vorne zu beginnen, lässt sich dieser Band auch unabhängig und ohne Vorkenntnisse lesen).