Zu viel historische Details für mich
Grimms Morde
Kassel, 1821. Vor einiger Zeit haben die Gebrüder Grimm ihre Märchensammlung veröffentlicht. Leben können sie davon allerdings nicht und so haben sie diverse Anstellungen, um sich und ihre Geschwister ...
Kassel, 1821. Vor einiger Zeit haben die Gebrüder Grimm ihre Märchensammlung veröffentlicht. Leben können sie davon allerdings nicht und so haben sie diverse Anstellungen, um sich und ihre Geschwister finanziell über Wasser zu halten.
Eines Tages wird eine Leiche aufgefunden, auf furchtbare Art ermordet und mit einem Papier, auf dem ein Zitat aus der Grimm’schen Märchensammlung steht! Wer liegt also als Verdächtiger näher als einer der beiden Herausgeber? So denkt zumindest Oberwachtmeister Blauberg, der die Ermittlungen leitet. Noch dazu entpuppt sich Jacob Grimm nicht gerade als besonders sympathischer Zeitgenosse, sondern gibt sich recht überheblich und unwirsch.
Außerdem ist es dem Ermittler nicht möglich, in Adelskreisen zu ermitteln, denn die Hochwohlgeborenen sind natürlich über jeden Verdacht erhaben. Die Brüder Grimm sind also viel praktischer als mögliche Täter.
Als die Schwestern Droste-Hülshoff von den Anschuldigungen gegen die Grimms hören, beschließen sie schnell, dass sie helfen müssen – denn das Märchen, aus dem das Zitat stammt, haben die beiden Fräulein Droste der Sammlung beigesteuert und so fühlen sie sich nun mitverantwortlich. Durch ihre Stellung haben sie auch andere Möglichkeiten als die Grimms selber oder Ermittler Blauberg. Als Frauen hingegen sind ihre Schritte auch wieder in gewisser Weise begrenzt, was insbesondere Anette fürchterlich wurmt. Dennoch will sie die Gelegenheit nutzen, um einerseits den Grimms zu helfen und andererseits über ein höchst unangenehmes Erlebnis hinwegzukommen.
Ich liebe die Bücher von Tanja Kinkel und bin immer wieder fasziniert, wie vielseitig sie ist. Jedes Buch geht ein völlig neues Thema, eine neue Zeit, neue Figuren an und das perfekt recherchiert.
So auch hier: man fühlt sich regelrecht nach Kassel versetzt. Wenn man, so wie ich, bisher wenig über die Grimms und die Droste-Hülshoffs wusste, ändert sich das nun mit der Lektüre. Auch das gesellschaftliche, historische und politische Umfeld wird detailliert beschrieben. Die Fülle der auftretenden Figuren machte es für mich manchmal etwas unübersichtlich, da das einfach so gar nicht meine Epoche und Gegend ist und ich mich streckenweise ziemlich unwissend fühlte. Wenn man den Anspruch aufgibt, wirklich alle Beziehungen und Ereignisse genau richtig einordnen zu können und sich einfach auf die Geschichte des Buches konzentriert, macht man es sich einfacher und dann stellte sich auch bei mir das Lesevergnügen ein.
Bei diesem Buch hier fehlte mir allerdings das gewisse Etwas, das zum Beispiel „Manduchai“ für mich hatte. Die Geschichte der Gebrüder Grimm und der Schwestern Droste- Hülshoff rund um den fiktiven Kriminalfall fand ich zwar durchaus unterhaltsam und gut zu lesen, aber der berühmte Funke sprang diesmal bei mir nicht über. Dies bei jedem Buch eines Autors zu erwarten, ist aber vielleicht auch zu viel verlangt – ich freue mich also einfach wieder auf das nächste Werk aus Tanja Kinkels Feder!