Inselmelancholie
Vor einer kleinen Ostseeinsel kämpfen zwei Segler auf ihrem Boot mit dem Sturm und den tosenden Wellen, während die Inselbewohner ihnen misstrauisch dabei zusehen. Tatsächlich verlieren Svea und Daniel ...
Vor einer kleinen Ostseeinsel kämpfen zwei Segler auf ihrem Boot mit dem Sturm und den tosenden Wellen, während die Inselbewohner ihnen misstrauisch dabei zusehen. Tatsächlich verlieren Svea und Daniel ihren Kampf und landen als Gestrandete auf der Insel. Dort erleben die beiden Höhen und Tiefen bei dem Versuch, sich dort in die Gemeinschaft einzufügen und sich bei dem Versuch, eine Buchhandlung zu eröffnen, einzuleben und das Vertrauen der Einheimischen zu gewinnen. Die Inselbewohner beäugen die beiden Neuen mit Argwohn, denn Daniel rennt ständig mit seiner Kamera rum und Svea ist zu neugierig. Aber je länger die beiden da sind, um so mehr tauen die Bewohner auf und öffnen sich ihnen langsam. Es sieht so aus, als wären Svea und Daniel endlich angekommen, aber dann…
Gabriela Jaskulla hat mit ihrem Buch „Septembermeer“ einen atmosphärischen, eher leisen Roman vorgelegt, der erst ab der Mitte der Geschichte richtig an Fahrt gewinnt. Dabei gleicht er eher einer Personenstudie als einem richtigen Roman. Man steht auf Beobachtungsposten und erlebt das Geschehen und Miteinander der Inselgemeinschaft hautnah mit. Der Schreibstil ist ruhig, oftmals melancholisch, meist sogar poetisch zu nennen. Die Landschaftsbeschreibungen bestechen durch Detailliebe und ein besonderes Auge für die Schönheit der Natur. Aber gerade diese Ausgewogenheit durch die Naturverbundenheit und die Beobachtung der Menschen in ihrem Inseldasein vermittelt dem Leser das Gefühl, er wäre vor Ort und würde alles mit eigenen Augen aufnehmen und die Menschen wären keine Unbekannten mehr.
Die Charaktere sind interessant und vielfältig gestaltet, wissen sogar im Verlauf der Handlung zu überraschen. Sie sind Menschen, die jeder von uns von irgendwoher kennt. Svea und Daniel wirken zu Beginn wie eine Einheit, die sich allerdings so nach und nach in ihre Bestandteile auflöst. Svea ist das Wort Neugier auf die Stirn tätowiert, ihre Fragerei gefällt nicht jedem und so stößt sie immer wieder auf Widerstand und verschlossene Türen. Daniel hat ein Auge für Schönheit und will sie allzeit und überall festhalten. Zudem liebt er Bücher und deren Geschichten, die Geborgenheit die sie vermitteln, dabei befindet er sich gerade selbst in einer mitten. Der Rabenmann ist ein Geheimnisträger, der ebenso mal auf der Insel gestrandet ist und dessen Geschichte berührt. Auch die anderen Inselbewohner mit ihren eigenen kleinen Geschichten und Begebenheiten wissen die Handlung zu bereichern, wobei man sich als Leser auch die Frage stellt, ob es des Guten nicht manchmal zu viel ist.
„Septembermeer“ ist ein Buch für alle, die Spaziergänge am Meer ebenso lieben wie die Studie von Personen und die einen poetischen, detailverliebten Schreibstil zu schätzen wissen. Dies ist kein Spannungsroman, sondern eher ein Beobachtungsroman, bei dem man seinen eigenen Gedanken freien Lauf lassen kann.