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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2018

Zu viel Genre-Mix

Badisches Wiegenlied
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Offenburg, im Jahr 1847. In ganz Baden brodelt es, die Menschen wollen Demokratie und eine Revolution rückt in greifbare Nähe. Mittendrin befindet sich die junge Anna, die selbst zwar eher zurückhaltend ...

Offenburg, im Jahr 1847. In ganz Baden brodelt es, die Menschen wollen Demokratie und eine Revolution rückt in greifbare Nähe. Mittendrin befindet sich die junge Anna, die selbst zwar eher zurückhaltend in politischen Dingen ist, durch ihren Bruder Franz und ihre beste Freundin Luise ist sie aber doch ganz nah dran am Geschehen.

Doch in Offenburg geht gleichzeitig mit dem Geist der Revolution auch noch ein ganz realer Schatten um: ein Mörder, der jungen Männern die Kehle durchschneidet! Und auch hier sind Anna und Luise immer wieder viel zu dicht dabei!

Leider konnte mich das Buch nicht so richtig überzeugen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, die Autorin konnte sich nicht entscheiden, ob sie nun einen historischen Roman über die badische Revolution, eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund dieser Zeit oder einen historischen Krimi schreiben will. Herausgekommen ist eine Mischung aus diesen Zutaten, die mich dann leider so gar nicht fesseln konnte.

Die historischen Ereignisse werden sehr detailreich erzählt und so verliert sich die Handlung für mich in diesen Abschnitten in der leider eher trockenen Fülle der beschriebenen Personen, Orte und Geschehnisse. Die eingebundene Liebesgeschichte kommt erst recht spät in Schwung, auch wenn natürlich von Anfang an klar ist, wer sich da zu wem hingezogen fühlen wird. Damit hätte ich mich noch anfreunden können, aber ein völliger Fremdkörper in der Handlung blieben für mich die Mordfälle, die immer mal wieder eingestreut werden. Einen Verdächtigen hatte ich hier recht bald, die Auflösung gab mir bei der Person auch recht, das Motiv bleibt aber sehr dünn und damit kann auch dieser Teil der Handlung einfach nicht überzeugen.

Insgesamt daher für mich leider kein besonderes Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Leider nicht überzeugend

Die Stadt des Zaren
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Anfang des 18. Jahrhunderts beschließt Zar Peter, eine neue Stadt zu bauen. Sankt Petersburg soll eine Stadt werden, wie es sie in Russland noch nicht gegeben hat. Der vielseitig gebildete und interessierte ...

Anfang des 18. Jahrhunderts beschließt Zar Peter, eine neue Stadt zu bauen. Sankt Petersburg soll eine Stadt werden, wie es sie in Russland noch nicht gegeben hat. Der vielseitig gebildete und interessierte Zar nimmt sich Europa zum Vorbild und hat große Pläne. Bedenken wischt er vom Tisch und setzt seine Vorstellungen gegen alle Widerstände durch. Doch auch der Zar kann so einen Plan nicht allein in die Tat umsetzen, er braucht hunderte und tausende von Menschen, die ihm helfen, seine Vision Realität werden zu lassen. Er wirbt Freiwillige an, aber auch Kriegsgefangene und Leibeigene müssen ihren Teil dazu beitragen. Zu ersteren gehört die Familie des deutschen Arztes Dr. Albrecht, der mit seiner Familie bereits in Moskau gelebt hat. Sein Sohn und seine beiden Töchter werden ganz unterschiedliche Wege in der neuen Stadt gehen.
Auch viele andere Menschen verschlägt das Schicksal oder ihr Abenteuersinn an die große Baustelle an der Newa. Einigen davon folgen wir in diesem Buch.

Der unangefochtene Protagonist der Geschichte ist jedoch die Stadt selber. Der Leser erlebt die Vision des Zaren und ihre langsame und schwierige Umsetzung quasi hautnah mit. Eine hochinteressante Geschichte und Zar Peter war ganz offensichtliche eine faszinierende historische Figur. Diese Abschnitte lesen sich allerdings relativ trocken. Dennoch waren sie für mich das interessanteste an dem Roman, denn leider blieben die anderen Protagonisten ziemlich blass. Mit keinem von ihnen habe ich wirklich mitgefiebert, sondern ihre Entwicklung relativ distanziert verfolgt, da einfach keine emotionale Nähe aufkam. Am ehesten interessierte mich noch das Schicksal der Arztfamilie, da diese von Anfang an dabei waren und man somit von ihnen am meisten erfuhr. Ihre Handlungen, Gefühle und Gedanken allerdings fand ich wenig spannend Die anderen Personen, die so nach und nach eingeführt wurden, konnten mich noch weniger überzeugen und wirkten mehr wie Staffage, eben um den Aufbau der Stadt anschaulicher zu erzählen – was für mich aber überhaupt nicht gelungen ist. Einige Figuren empfand ich als ziemlich überflüssig. Ich hätte es wahrscheinlich besser gefunden, wenn die Autorin sich auf weniger Figuren konzentriert hätte, deren Schicksal aber tiefergehend beschrieben und vor allem ihre jeweilige Entwicklung glaubwürdiger erzählt hätte. Am Ende dreht sich alles irgendwie zum Guten, das wirkte auf mich recht konstruiert.

Insgesamt für mich ein Buch mit einem tollen Setting, das aber in der Handlung nicht überzeugen konnte. Schade, hier hatte ich mir definitiv mehr erhofft!

Veröffentlicht am 02.01.2018

Konnte mich leider nicht überzeugen

Wolkenschloss
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Fanny Funke aus Achim bei Bremen hat die Schule kurz vor dem Abitur geschmissen und macht nun erst einmal ein Praktikum in einem Hotel. Und was für ein Hotel! Das "Wolkenschloss" ist ein altes Grandhotel ...

Fanny Funke aus Achim bei Bremen hat die Schule kurz vor dem Abitur geschmissen und macht nun erst einmal ein Praktikum in einem Hotel. Und was für ein Hotel! Das "Wolkenschloss" ist ein altes Grandhotel in den Schweizer Bergen, eine traumhafte Kulisse für die Reichen und Schönen.
Fanny ist ganz verliebt in diesen wunderbaren Ort und genießt ihren Aufenthalt trotz der harten Arbeit und strengen Vorschriften. Trotz ein bisschen Zickenterror mit manchen Kolleginnen und der strengen Vorgesetzten "Fräulein Müller" ist Fanny meist fröhlich und immer hilfsbereit, was bei den Gästen gut ankommt - und eventuell auch bei Ben, dem Sohn des Hotelbesitzers?

Fanny sieht und hört eine Menge, in so einem Hotel spielen sich allerlei spannende Geschichten ab, insbesondere um Weihnachten herum und kurz vor dem Silvesterball, dem absoluten Highlight des Jahres im Wolkenschloss!

Meine Meinung: ich habe mich auf eine neue Jugendgeschichte von Kerstin Gier sehr gefreut. So ganz klar war mir aus der Beschreibung nicht, ob das Buch einen phantastischen Einschlag haben wird oder in der Realität bleibt. Einige kleine Bemerkungen und Geschehnisse sind zwar etwas mysteriös, aber letztendlich ist es kein Jugendfantasy-Buch.

Leider war ich insgesamt ziemlich enttäuscht. 6 von 8 CDs lang passiert praktisch gar nichts. Fanny beobachtet und beschreibt Personal und Gäste und das zwar durchaus kurzweilig, aber es gibt eben praktisch keine Handlung. Fanny selbst ist ein supernettes Mädchen, aber was gleich zwei supertolle Typen an ihr finden, hat sich mir bis zum Ende hin nicht wirklich erschlossen, denn an sich ist sie nicht besonders spannend.
Auf den letzten CDs entwickelt sich dann plötzlich ein völlig unrealistischer Showdown, der sich für mich allerdings teilweise auch schon weit vorher abgezeichnet hat, zwar nicht in allen Details, aber mein Misstrauen gegenüber manchen Figuren war schon recht früh geweckt und damit lag ich dann am Ende auch richtig. Also auch hier keine besonderen Überraschungen mehr.

Insgesamt für mich ein sehr durchschnittliches Jugendbuch, von Ilka Teichmüller sehr hübsch gelesen, so dass ich dank der Sprecherin dann bis zum Ende durchgehalten habe, das Buch hätte ich wahrscheinlich gelangweilt abgebrochen.

Veröffentlicht am 12.07.2018

Leider sehr vorhersehbar

Das Haus der verborgenen Träume
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Während des Zweiten Weltkriegs werden Alice und ihr älterer Bruder Will auf einer Farm in Cornwall untergebracht. Hier sollen sie vor den Bombenangriffen, die London erschüttern, sicher sein. Die beiden ...

Während des Zweiten Weltkriegs werden Alice und ihr älterer Bruder Will auf einer Farm in Cornwall untergebracht. Hier sollen sie vor den Bombenangriffen, die London erschüttern, sicher sein. Die beiden Geschwister geben sich große Mühe, auf der Farm zu helfen und niemandem zur Last zu fallen. Doch Will verliebt sich in Maggie, die Tochter des Hauses und damit werden Ereignisse in Gang gesetzt, die die Familie noch Generationen später beschäftigen.

2014 kommt Lucy, Maggies Enkelin zurück auf die Farm, nachdem sie beruflich und privat einen harten Schlag einstecken musste. Sie muss sich nun entscheiden, was sie in Zukunft mit ihrem Leben anfangen will. Doch zurück bei ihrer Familie muss sie sich ebenfalls mit unangenehmen Wahrheiten auseinandersetzen.

Die Buchbeschreibung klang wesentlich dramatischer als sie tatsächlich ist. Schon sehr schnell ist klar, was hier in der Vergangenheit passiert ist und wer daran wie beteiligt war. Dementsprechend wenig Raum wird hier für Spekulationen oder eigenes Miträtseln geboten. Als Leser fragt man sich höchstens, warum die Beteiligten nicht oder erst so spät handeln.
Die Gegenwartshandlung ist auch nicht sonderlich spannend, sondern voller alltäglicher Situationen und am Ende lösen sich praktischerweise alle Probleme in Wohlgefallen auf.

Die Charaktere bleiben alle ziemlich blass, mit keinem von ihnen habe ich wirklich mitgefiebert, auf keiner der beiden Zeitebenen. Die Auflösung des Familiengeheimnisses war mir schon sehr früh klar und so gibt es auch am Ende keine wirkliche Überraschung, höchstens ein Kopfschütteln über den mehr als auffälligen Zufall, das wirkte auf mich viel zu konstruiert.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm, aber inhaltlich konnte mich das Buch leider nicht sonderlich begeistern, dazu fehlte es einfach an Spannung und Dramatik.

Veröffentlicht am 05.04.2017

Kann das Tempo des ersten Bandes nicht halten

Paper Prince
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Achtung, diese Rezension enthält Spoiler zum ersten Band „Paper Princess“. Wer den noch nicht kennt, bitte nicht weiterlesen!
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Die Geschichte geht nahtlos da weiter, wo Band ...

Achtung, diese Rezension enthält Spoiler zum ersten Band „Paper Princess“. Wer den noch nicht kennt, bitte nicht weiterlesen!
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Die Geschichte geht nahtlos da weiter, wo Band 1 aufgehört hat. Ella ist in eine ihrer Ansicht nach unmissverständliche Szene zwischen ihrem Freund Reed Royal und Brooke, der Freundin von Reeds Vater Callum Royal, hineingeplatzt. Da Reed in diesem Moment völlig erstarrt und keine Erklärung abgibt, ergreift Ella die Flucht. Sie lässt alles zurück und will nur noch weg. Doch da hat sie die Rechnung ohne die Royals gemacht. Diese setzen alle Hebel in Bewegung, um Ella zurückzubringen und so bleibt ihr letztlich keine Wahl. Aber sie ist fest entschlossen, Reed niemals zu verzeihen und ihn nie wieder an sich heranzulassen.

Wie wird das wohl ausgehen? Will jemand wetten? Nicht wirklich, oder? Während der erste Band mich trotz meines Entsetzens über die Leichtigkeit, mit der hier alle mit sexueller Nötigung und ähnlichen Themen umgehen, irgendwie so fasziniert hat, dass ich direkt mit Band 2 weitergemacht habe, hatte dieser doch deutliche Längen. Ella und Reed leiden, er versucht alles, um sie zurückzugewinnen, sie lässt ihn abblitzen, er versucht es weiter, sie kämpft um ihre Selbstbeherrschung, aber er ist natürlich immer noch so wahnsinnig heiß und vielleicht meint er seine Entschuldigung ja doch ehrlich, undsoweiter…

Nebenbei bricht in der Elite-Schule beinahe ein Krieg aus, weil sich die Alphatiere Royal auf einmal um nichts mehr kümmern und so ein kleines Macht-Vakuum entsteht, das andere gerne füllen würden. Die Szenen an der Schule haben sich für mich allerdings derartig übertrieben gelesen, ich kann und will mir nicht vorstellen, dass solche Dinge wirklich passieren und falls doch, dass es tatsächlich ausreicht, mit ein paar Geldscheinen zu wedeln, um sie unter den Teppich zu kehren.

Dann gibt es natürlich noch eine weitere Komplikation der familiären Lage und das ist Brooke und ihre Gründe, warum sie überhaupt in Reeds Zimmer war. Hier habe ich mich wirklich gefragt, ob die Royals alle komplett verblödet sind, dass sie diese Spielchen mitmachen. Gegen Ende erfolgt immerhin eine ansatzweise Erklärung dafür.

Nachdem sich all das Hinundher eine gefühlte Ewigkeit lang hinzieht, passieren am Ende zwei mehr oder weniger überraschende Dinge und dann ist das Buch auf einmal vorbei. Mit der einen Entwicklung hatte ich irgendwie schon fast gerechnet. Dass dieses Klischee nun auch noch bedient wird, lässt mich nun doch zweifeln, ob ich Band 3 wirklich auch noch lesen muss. Andererseits – neugierig bin ich ja schon ein bisschen!

Für mich konnte dieser zweite Teil nicht mit dem ersten mithalten. Bei Band 1 hatte ich ja schon einige Kritikpunkte, aber dort war die Story wenigstens noch unterhaltsam und hat mich irgendwie mitgerissen, hier fand ich es inhaltlich streckenweise sehr zäh und wiederholte Formulierungen wie „mein Mädchen“ in den Kapiteln aus Reeds Sicht gingen mir irgendwann total auf die Nerven. Es fehlte mir definitiv die Faszination, die der erste Band noch irgendwie auf mich ausgeübt hat.