Schockierend und faszinierend zugleich!
Zitate:
"Doch wer entschuldigt sich jemals bei mir? Dafür, dass die Welt zerbrochen ist, für meine Verluste und für die Taubheit meines Herzen, das Sterben des Mädchens, das ich einmal gewesen bin?" Position ...
Zitate:
"Doch wer entschuldigt sich jemals bei mir? Dafür, dass die Welt zerbrochen ist, für meine Verluste und für die Taubheit meines Herzen, das Sterben des Mädchens, das ich einmal gewesen bin?" Position 239
"Die Kreaturen mit den Gesichtern in der Brust lauern überall, haben unseren Kontinent überschwemmt und nichts als Zerstörung und Tod hinterlassen." Position 295
"Das Schicksal konfrontiert einen nur mit Situationen, die man zu bewältigen in der Lage ist, heißt es. Man wachse an seinen Aufgaben. Ich wachse nicht. Ich schrumpfe, falle immer mehr in mich zusammen, bis ich gänzlich verschwunden bin." Position 403
Meinung:
In der Welt in der Clara lebt, ist nichts mehr so, wie wir es kennen. Das große Beben vor 9 Jahren hat tiefe Löcher in die Erde gerissen, aus denen Kreaturen herauskriechen, die nach und nach die Menschheit auslöschen.
Clara gehört zu den wenigen, die es geschafft haben. Doch, zu welchem Preis?
Um im Sicheren leben zu können, wurde sie zu einem Roten Engel. Ein Engel, der Kämpfern sexuell gefügig sein und deren Babys austragen muss...
Die Autorin hat es geschafft, eine Welt zu kreieren, die mich absolut in ihren Bann ziehen konnte. Zwar brennt die Sonne alles nieder, dennoch ist die Menschheit trostlos und kalt. Keine menschliche Wärme, nur Verachtung und, in Claras Fall, Leid und Demütigung.
Der Charakter Clara, der durch diese Umgebung entsteht, ist sehr gut nachvollziehbar und authentisch! Die Trostlosigkeit hat sie gleichgültig und zynisch werden lassen. Für sie ist dieses Leben auf Grund der Demütigung und der Kälte der Menschen nicht lebenswert. Früher war das Dasein der Roten Engel etwas Ehrenhaftes, heute sind sie eigentlich nur noch "Huren und Gebärmaschinen". Sie wird gedemütigt und missbraucht. Und was ist so eine Welt voller Angst, Hass, knappen Ressourcen und keinerlei Menschlichkeit schon wert? Vor allem wenn man, wie Clara, jeden verloren hat, den man liebt...
Doch diese Weltanschauung könnte sich ändern, als ein Neuankömmling, den es eigentlich nicht geben dürfte, auftaucht und sie dazu veranlasst, ihr gesamtes Selbst zu überdenken...
Verzweiflung, Verlust und Misstrauen lassen ein wahrhaft dystopisches Szenario entstehen. Beklemmend, fesselnd und sehr mutig schildert uns Kerstin Ruhkieck eine Geschichte, die durch die Ereignisse nicht nur spannend ist, sondern auch durch Schreibstil und Andersartigkeit hervorsticht.
Eine wirklich gelungene Story, die mich durch vielerlei damit verbundenen Emotionen schockieren aber auch faszinieren konnte! Gerne mehr davon :)