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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2018

Arbeit für den Krisenjunkie

Riskante Manöver
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Mats Holm und seine Partnerin Laura May betreiben eine PR-Agentur und werden in Krisenfällen von Firmen engagiert. Mats Holm ist auch bekannt unter dem Namen „The Master of Deaster“, es geht ihm nicht ...

Mats Holm und seine Partnerin Laura May betreiben eine PR-Agentur und werden in Krisenfällen von Firmen engagiert. Mats Holm ist auch bekannt unter dem Namen „The Master of Deaster“, es geht ihm nicht nur um Ruhm und Geld, sondern er fühlt sich als Krisenjunkie. Bei seiner Arbeit hat er drei Grundsätze: Er erwartet vom Unternehmen die Wahrheit zu erfahren, er lügt nicht und seine Bezahlung wird am Ende der Krise von der Firma festgelegt.

Ein neuer Auftrag ruft ihn in die Konzernzentrale von Wenner-Pharma. Innerhalb kurzer Zeit gab es eine Reihe von erkrankten Kindern mit schweren Krankheitsverläufen und es werden medikamentöse Nebenwirkungen vermutet. Schuld soll das Medikament Validolor von Wenner-Pharma sein. Als ein Kind stirbt und eine Mitarbeiterin spurlos verschwindet, spitzt sich die Lage zu. Steckt die Konkurrenz dahinter und welche Rolle spielt die verschwundene Sandra Schönbaum?

Ein Buch, bei dem es einem den Atem raubt. Birand Bingül hat seinen temporeichen Schreibstil mit einer kleinen Prise Humor gewürzt, dass es ein wahres Vergnügen ist, diesen Krimi zu lesen. Die Protagonisten sind glaubhaft gezeichnet und wirken sehr authentisch. Der Krimi lässt sich flüssig lesen und führt den Leser in die Welt der Pharmaindustrie. Es geht um Macht, Intrigen und Profitgier der Konzerne; ein immer aktuelles Thema. Faszinierend finde ich auch die Rolle der Medien in Krisensituationen von Unternehmen wie sie die Menschen manipulieren können.

Dieser gut recherchierte Krimi hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, die Spannung blieb bis zum Schluss hoch und überraschte noch mit einer unerwarteten Wendung.

Eine klare Leseempfehlung für alle Fans von Spannungsromanen.

Veröffentlicht am 20.04.2018

Die Berufung der Jakoba

Die Arznei der Könige
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In ihrem neuen historischen Roman führt Sabine Weiß die Leser in das Jahr 1318. Die junge Jakoba von Dahlenburg ist schon früh Witwe geworden. Durch einen Unglücksfall verlor sie ihren Mann und ihren zweijährigen ...

In ihrem neuen historischen Roman führt Sabine Weiß die Leser in das Jahr 1318. Die junge Jakoba von Dahlenburg ist schon früh Witwe geworden. Durch einen Unglücksfall verlor sie ihren Mann und ihren zweijährigen Sohn. Um eine Fürsprecherin vor Gott zu haben, schickt ihr Vater sie ins Kloster, wo sie in der Krankenpflege tätig ist und viel über Heilmittel erfährt. Nach dem Tod ihrer Eltern, schreckt ihr Bruder nicht davor zurück, sie aus dem Kloster entführen zu lassen und zwingt sie, den reichen Patrizier Gevehard zu heiraten. Ihr Ehemann ist ein gewalttätiger Mensch. Als Jakoba die Brutalität nicht mehr ertragen kann, wehrt sie sich und flieht. Auf ihrer Flucht schließt sie sich dem Medicus Arnold und seiner Frau Mona an. Von Arnold erfährt sie viel über Heilkunde und über das Wundermittel Theriak, der Arznei der Könige. Schnell wird klar, dass die Heilkunst für Jakoba eine Berufung ist. Ihre Reise führt sie nach Venedig und Paris, wo sie sich einen Namen als Heilerin machen kann, dass sogar der König von ihr Hilfe erwartet. Aber Jakoba muss immer vorsichtig sein, denn sie wird von Unbekannten verfolgt.

Schon die ersten Seiten des Buches haben eine Sogwirkung auf mich ausgeübt, da ich immer gern wissen wollte, wie sich das Schicksal von Jakoba weiterentwickelt. Die Protagonistin war mir sofort sympathisch und blieb es auch durch den ganzen Roman. Als Leserin habe ich viel über die Heilkunst der damaligen Zeit erfahren und einen Einblick in das historische Leben der Menschen erhalten. Mit ihren flüssigen Schreibstil hat es die Autorin geschafft, mich ins 14. Jahrhundert zu versetzen. Auch die Sprache der Menschen hat mich überzeugt und war nicht zu modern gehalten.

Neben dem ansprechenden Cover und dem besonderen Buchrücken wird die Geschichte abgerundet durch ein Personenregister, in dem historisch belegte Persönlichkeiten gekennzeichnet sind, sowie von Karten, um die Orte geografisch einordnen zu können.

Ein lesenswerter, gut recherchierter historischer Roman, der mich in eine längst vergangene Zeit entführt hat.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Aufruhr in Fredenbüll

Pannfisch für den Paten
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In dem beschaulichen kleinen Ort Fredenbüll in Nordfriesland wird die Idylle empfindlich gestört. Die Installation von Windrädern im Deichvorland sorgt für Aufruhr. Es formiert sich Widerstand dagegen. ...

In dem beschaulichen kleinen Ort Fredenbüll in Nordfriesland wird die Idylle empfindlich gestört. Die Installation von Windrädern im Deichvorland sorgt für Aufruhr. Es formiert sich Widerstand dagegen. Die Fredenbüller gründen eine Naturschutzinitiative „Sei (k)ein Frosch“, um die Rotbauchunke, die auf der roten Liste steht und in der Gegend heimisch ist, zu schützen. Die Fronten der Befürworter und Gegner laufen sogar mitten durch Familien. Selbst Oma Ahlbeck hat sich der Initiative angeschlossen. Doch dann wird in einer frisch gegossenen Betongrube der Ingenieur Norwin von der Firma WinWind samt Motorrad dort tot aufgefunden.
Die Aufregung im Ort ist groß. Hat es etwas mit dem Windpark zu tun oder steckt der ominöse amerikanische Gast, der in der Villa von HNO-Professor Müller-Siemsen wohnt, dahinter? Polizeiobermeister Thies Detlefsen hat vor dem Haus Autos mit Wiesbadener Kennzeichen gesehen und tippt auf das BKA sowie einen internationalen Fall.

Wieder einmal hat mir Krischan Koch eine humorvolle Lektüre bereitet, bei der ich herzlich lachen konnte. Wer die Serie noch nicht kennt, sollte sich am Dorfmittelpunkt in der Hidden Kist niederlassen, hier gibt es neben Pannfisch und Putenschaschlik auch Pasta. Die verschiedenen Rezepte hierfür finden sich natürlich im Buch. Aber neben dem Essen erfährt der Leser auch den neuesten Tratsch und Klatsch aus dem Ort, selbst polizeiliche Angelegenheiten werden hier besprochen.

Der spritzige Schreibstil von Krischan Koch konnte mich wieder begeistern. Ich liebe die schrägen, aber liebevoll gezeichneten Charaktere und auch die witzigen Dialoge. So fühlte ich mich als Mitglied der Fredenbüller Gemeinde. Viele Dinge sind überspitzt dargestellt, aber dadurch treten menschliche Sonderlichkeiten klarer hervor.

Ich fand das Buch kurzweilig, humorvolle Ereignisse sorgten für gute Unterhaltung und die Spannung wurde bis zum Schluss gehalten. Ein spannender Küstenkrimi mit viel Mutterwitz und besonderem Charme.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Spannende Zeitreise

Kranichland
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Dieses Buch gehört zu meinen Lesehighlights 2018.

Es muss eine Verwechslung sein, denkt Theresa, als sie den Brief eines Notars erhält. Sie und ein gewisser Tom Halász haben gemeinsam ein Haus in Rostock ...

Dieses Buch gehört zu meinen Lesehighlights 2018.

Es muss eine Verwechslung sein, denkt Theresa, als sie den Brief eines Notars erhält. Sie und ein gewisser Tom Halász haben gemeinsam ein Haus in Rostock geerbt von Marlene, die vor kurzem verstorben ist. Doch Theresa weiß, dass ihre Schwester Marlene bereits 1971 bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen ist. Wie kann dies möglich sein?

Johannes Groen hat als Kind unter dramatischen Umständen seine Mutter verloren. Jahre später macht er sich von Schlesien auf den Weg und kommt 1943 nach Rostock. Hier lernt er Elisabeth kennen und lieben. Sie gründen eine Familie, doch Johannes hat immer weniger Zeit, da er mit dem sozialistischen Aufbau beschäftigt ist. Gegen den Willen von Elisabeth zieht die Familie nach Ostberlin und Johannes macht Karriere beim Ministerium für Staatssicherheit. Die beiden Töchter Charlotte und Marlene sind sehr verschieden. Charlotte eifert ihrem Vater nach und Marlene ist künstlerisch veranlagt und hat eigenwillige Vorstellungen. In der Ehe von Johannes und Elisabeth kriselt es und sie verstricken sich in ein Geflecht aus Lügen und Geheimnissen, die Jahre später ans Licht kommen.

„Kranichland“ von Anja Baumheier ist ein bewegender Debütroman über das Schicksal der Familie Groen, die in Rostock und Ost-Berlin lebte. Über fast achtzig Jahre schildert der Roman deutsche Zeitgeschichte von Bombennächten, Wiederaufbau und Gründung der DDR, über das geteilte Deutschland und die Wende bis heute.

Die Autorin hat mich mitgenommen auf eine spannende Zeitreise und aufgezeigt, dass die Teilung Deutschlands sich nicht nur auf das Land beschränkte, sondern auch innerhalb Familien stattfand. Was man möglichst nach außen nicht zeigte. Die Charaktere wirkten auf mich authentisch, obwohl sie mir nicht alle sympathisch waren. Ihre Handlung konnte ich nachvollziehen, nach dem ich ihre Geschichte kannte. Stück für Stück werden die Geheimnisse der Familie aufgedeckt, so dass ich kaum das Buch aus der Hand legen konnte. Viel dazu beigetragen haben auch die unterschiedlichen Zeitebenen mit den politischen Bezügen.

Eine klare Leseempfehlung von mir für dieses sehr emotionale Buch.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Ein Stück deutsche Geschichte

Preiselbeertage
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Ariane hat gleich nach der Schule Schweden verlassen und ist nach Leipzig gezogen, der ursprünglichen Heimat ihrer Eltern, die die DDR verlassen hatten. Nach dem Studium hat sie eine Stelle angenommen ...

Ariane hat gleich nach der Schule Schweden verlassen und ist nach Leipzig gezogen, der ursprünglichen Heimat ihrer Eltern, die die DDR verlassen hatten. Nach dem Studium hat sie eine Stelle angenommen und ist bereits seit Jahren nicht mehr in Schweden gewesen. Dann erreicht sie der Anruf ihrer Mutter Ina, dass ihr Vater Jörg plötzlich verstorben ist. Obwohl sie sich nicht sehr nahe standen, hatte sie ihren Vater Jörg sehr gemocht. Sie fliegt zur Beerdigung ihres Vaters nach Schweden und erfährt, dass ihr Vater ihr und ihrer Schwester Jolante ein Manuskript hinterlassen hat. Sie sollen dafür sorgen, dass es veröffentlicht wird. Ina streitet das Vorhandensein ab. Ariane glaubt ihrer Mutter nicht und begibt sich auf Spurensuche.

Das Buch wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Gegenwart berichtet über Ariane, die sich auf die Suche des Manuskriptes begibt und Fragen stellt, auf die sie keine Antworten bekommt. Der zweite Erzählstrang beginnt Im Jahr 1986 und erzählt die Geschichte von Ina, die Gesang studiert und mit einem Chor von Leipzig ins kapitalistische Schweden reisen kann. Ihre kleine Tochter lässt sie bei ihren Eltern, ohne zu ahnen, dass sie diese für lange Zeit nicht wiedersehen wird.
Stina Lund hat sehr nachvollziehbar das Verhalten der einzelnen Personen beschrieben und auch die Repressalien, die die ehemalige DDR auf ihre Bürger ausgeübt hat, so dass man sich gut in sie hineinversetzen konnte. Mich hat dieses Buch sehr berührt.