bildgewaltig, emotional, eine klare Leseempfehlung
Wie Wölfe im WinterZitate:
"Ich hatte mich daran gewöhnt, dass es nicht mehr so bequem war wie früher." Seite 51
"Es war, als hätte man die Welt von der Leine gelassen und ließe sie machen, was immer sie wollte." Seite ...
Zitate:
"Ich hatte mich daran gewöhnt, dass es nicht mehr so bequem war wie früher." Seite 51
"Es war, als hätte man die Welt von der Leine gelassen und ließe sie machen, was immer sie wollte." Seite 86
"Es kam mir vor, als würde ich die Welt durch seine Augen sehen. Und aus diesem Blickwinkel erschien sie größer und wilder, als ich sie in Erinnerung hatte." Seite 152
Meinung:
Lynn lebt in einer postapokalyptischen Welt, seit Bomben, Krieg und nicht zuletzt eine tödliche Grippewelle, das Leben das sie kannte, völlig vernichtet hat. Zusammen mit ihrer Mutter, ihrem Bruder Ken, ihrem Onkel Jeryl und dessen Ziehsohn Ramsey erschaffen sie sich ein Heim im Yukon, das zwar kalt und einsam ist, ihnen aber zumindest das Überleben ermöglicht. Bis eines Tages ein Fremder auftaucht, und er soll nicht der letzte gewesen sein.
Also ich sag es euch gleich vorab: ich bin hin und weg! Davon ausgehend, dass es sich bei diesem Buch um das Debut des Autors handelt, und man dementsprechend kleine Schwächen und Ähnliches erwartet, muss ich gestehen, dass ich nichts davon entdecken konnte. Ganz im Gegenteil!
Die Welt, die Tyrell Johnson um Lynn zum Leben erweckt hat, ist schlichtweg absolut gelungen und konnte mich tief in ihren Bann ziehen.
Sie ist geprägt von endloser Leere, Einsamkeit, Kälte und dem nackten Kampf ums Überleben. Diese Attribute werden noch dadurch hervorgehoben, dass der Charakter Lynn sehr deutlich und nachvollziehbar ausgearbeitet ist und es mir als Leser somit unheimlich leicht fiel, mich in sie, ihre Ängste und Gedanken hineinzuversetzen. Wir erleben diese kalte, trostlose Welt, die eigentlich dennoch alles zum Überleben aufweist, aus ihren Augen, was eine wirklich gelungene Stimmung hervorruft. Ihre Erinnerungen an die Welt vorher sowie ihren Vater, den sie an die Grippe verloren und sehr geliebt hat, unterschreiben diese große Leere und Trostlosigkeit hervorragend! Bereits nach wenigen Seiten war ich gefesselt von diesem Gesamtkonstrukt, das in sich stimmig und vor allem sehr imposant ist.
Auch was das Thema Handlung und Spannung betrifft, wurde ich komplett überzeugt. Viele Wendungen, die einen atemlos mitfiebern lassen, erzeugen ein durchgängiges Spannungsknistern, welches sich zum Ende noch weiter steigert. Das ist natürlich nicht nur der Grundgefahr geschuldet, die durch Kälte, Hunger und wilde Tiere auf die kleine Gemeinschaft einwirkt, sondern auch der weitaus größeren, denen sie sich im Verlauf der Geschichte gegenübersehen. Mehr verrate ich jedoch lieber nicht, ich würde euch nur ungern dieses wirklich gelungene Debut durch einen fiesen Spoiler versauen ;)
Für mich ist "Wie Wölfe im Winter" ein wirklich bildgewaltiges Werk, das nicht nur von der Handlung, sondern vor allem auch durch die Emotionen und Stimmung die es dem Leser vermittelt, überzeugt. Emotionen aus einer großen, zerstörten, gefährlichen und vor allem gesetzlosen Welt, in der jeder Tag dein letzter sein könnte und du nie weißt, ob deine nächste Begegnung, nicht deine letzte sein wird... Eine atmosphärische Geschichte voller Mut, Stärke, aber auch Verlusten. Eine klare Leseempfehlung von mir :)