Cover-Bild Das Schweigen der Bienen
16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: HarperCollins
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 10.12.2015
  • ISBN: 9783959670135
Valerie Geary

Das Schweigen der Bienen

Joannis Stefanidis (Übersetzer)

Ein Entwicklungsgeschichte, eine Familiensaga, ein Thriller – ein großer, facettenreicher Roman von Valerie Geary.

Er ist nicht böse. Ich bin nicht gut. Wir sind beide gleich, in tausend Stücke zerbrochen und wieder zusammengesetzt.

Nach dem Tod ihrer Mutter ziehen die fünfzehnjährige Sam und ihre kleine Schwester zu ihrem Vater Bear, einem exzentrischen Bienenzüchter im ländlichen Oregon. Aber schon kurz nach ihrer Ankunft gerät der fragile Neuanfang in Gefahr: Im Crooked River wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt und Bear als Mörder verhaftet. Sam ist von der Unschuld ihres Vaters überzeugt. Niemals könnte er jemandem Gewalt antun. Entschlossen macht sie sich auf die Suche nach dem wahren Täter, hilflos beobachtet von ihrer jüngeren Schwester, die seit dem Tod der Mutter verstummt ist – und doch so viel zu sagen hätte …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr eindrucksvoll!

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Kurz nachdem ihre Mutter gestorben ist, leben die fünfzehnjährige Sam und ihre elfjährige Schwester Ollie bei ihrem Vater Bear, einem auf einer Weide im ländlichen Oregon lebenden Eigenbrötler, der Bienen ...

Kurz nachdem ihre Mutter gestorben ist, leben die fünfzehnjährige Sam und ihre elfjährige Schwester Ollie bei ihrem Vater Bear, einem auf einer Weide im ländlichen Oregon lebenden Eigenbrötler, der Bienen züchtet und sich weitestgehend selbstzuversorgen versucht. Daher gibt es bei ihm nicht den Luxus eines Hauses, wie es Verwandte für die Mädchen vorsehen, sodass ihr Vater vorerst nur eine Art Probezeit bekommt, in der er sich als verantwortungsvolles Elternteil beweisen soll. Doch für die beiden Mädchen ist die Weide der schönste erdenkbare Ort auf der gesamten Welt, ihr kleines Paradies. Jedoch beginnt dieses zu bröckeln, als sie kurz nach ihrer Ankunft die Leiche einer Frau im an die Weide angrenzenden Fluss, dem Crooked River, entdecken.
Bald schon wird Bear verdächtigt, da dieser doch so anders lebt als alle anderen in der Gegend. Der Aussteiger war sowieso jedem suspekt. Als dann noch Indizien auf Bear als Täter schließen lassen, ist der Mörder scheinbar für die Polizei bereits gefunden. Selbst Zeb und Franny, die Bears einzigen Freunde zu sein scheinen, beginnen an seiner Unschuld zu zweifeln. Trotzdem können seine Töchter nicht glauben, dass der mit den Bienen Sprechende und ihren Liedern Lauschende Bear, der keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte, mit dem Mord an der jungen Frau in Verbindung gebracht werden könnte. Also bleibt der praktisch veranlagten und stets anpackenden Sam nur übrig, selbst die Initiative zu ergreifen und den tatsächlichen Täter zu entlarven. Das ist die einzige Möglichkeit, um ihren bereits festgenommenen Vater zu befreien, das, was nach dem Tod ihrer Mutter noch von der Familie übrig geblieben ist, zu retten und nicht zu ihren Großeltern geschickt werden zu müssen. Aber leider bleibt ihr dafür nur wenig Zeit.
Bei ihren Ermittlungen stößt sie auf immer mehr Ungereimtheiten, sodass sie sich jedes Mal wieder aufraffen muss, um nicht die Hoffnung zu verlieren. Denn wenn sie nicht auf ihren Vater aufpasst, wer soll es dann tun?
So gerne Ollie ihrer großen Schwester auch helfen möchte – sie kann es nicht. Denn seit dem Tod ihrer Mutter ist sie verstummt. Das gleiche ist ihr zuvor bereits als ihre Tante verstorben war passiert. Doch ist es nun etwas anderes: Jetzt muss sie schließlich auch auf ihre Schwester aufpassen, sie müssen sich gegenseitig beschützen! Denn wenn Bear nicht der Mörder ist muss dieser noch irgendwo dort draußen umherstreifen – und er wird keineswegs davon begeistert sein, wenn man ihm auf die Schliche zu kommen droht.
Auch sieht Ollie „Schimmernde“; Tote, die ihren Frieden noch nicht gefunden haben, weswegen sie noch umherwandeln. So auch die tote Frau aus dem Crooked River, von der Ollie um Hilfe angefleht wird und die dem Mädchen seine Stimme stiehlt. Aber Ollie kann nichts von alledem, nichts von dem was sie weiß, erzählen. Und so muss sie mit ansehen, wie der Albtraum seinen Lauf nimmt…

Abwechselnd wird das Geschehen aus der Sicht von Sam und Ollie beschrieben, sodass man zu beiden Mädchen sehr schnell eine Bindung aufbauen kann. Beide möchten aufeinander Acht geben und halten sich aneinander fest. Man merkt wie schwer sie es haben und es ist beeindruckend wie sie dennoch nicht die Hoffnung aufgeben. Außerdem sind sie von ihren Charakteren her sehr angenehm: Ollie zum Beispiel hat eine auf der einen Seite kindliche Sicht auf die Welt, ist auf der anderen Seite aber immer wieder sehr erwachsen für ihr Alter. Ich habe ihre Art zu beschreiben, was sie sieht, denkt und fühlt sehr genossen, da ihre verträumte, poetische und außergewöhnlich bildhafte Sprache dafür sorgt, dass man sofort in die Geschichte gezogen wird und sie trotz ihrer Stärke am liebsten in den Arm nehmen und ihr Mut zusprechen möchte. Außerdem finde ich die Idee sehr süß, dass Ollie hin und wieder versucht auf ihre ganz eigene Art mit ihrer Schwester zu sprechen, indem sie Stellen in dem Alice im Wunderland-Buch, das sie mit ihrer Mutter nicht zu Ende zu lesen geschafft hat, unterstreicht. Aber auch die Passagen, welche aus Sams Sicht geschrieben wurden, lassen einen nicht los. Auch sie schafft es, den Leser mit ruhigen Tönen zu verzaubern, ihn die Bienen summen und den Crooked River fließen zu hören. Mich hat der bezaubernde Schreibstil der Autorin sehr beeindruckt.
Wie ich bereits angesprochen habe, sind für mich die Charaktere auch sehr eindrucksvoll: Sie sind alle vielschichtig und man spürt beim Lesen von Seite zu Seite stärker, dass sich bei dem ein oder anderen Bewohner unter der Oberfläche etwas Düsteres verbirgt. Aber auch wenn ich mit jedem Kapitel misstrauischer – und neugieriger – wurde, kam ich nicht auf die Lösung des Falles. Und das obwohl doch gefühlt jeder schon auf meiner Verdächtigenliste stand. So gelingt es der Autorin, den Leser direkt mit auf die Mördersuche zu nehmen, ihn in die Irre zu führen, um das Ganze zu einem feuerwerksartigen, krönenden Abschluss zu bringen, der zwar sehr überraschend und eindrucksvoll, jedoch auch sehr nachvollziehbar und in sich schlüssig ist.
Mich hat das Buch mit seiner wunderbar ruhigen sowie leisen Sprache und der subtilen Spannung bemerkenswerter Weise von der ersten Seite an gepackt und nicht mehr losgelassen. Nach und nach entwickelt sich die Handlung, Stück für Stück, was die Spannung immer aufrecht erhält. Sehr hat mir auch die Idee mit den schimmernden Geistern, die Ollie sieht, gefallen.

Alles in allem ist „Das Schweigen der Bienen“ ein sehr sanftes und leises Buch mit subtiler Spannung, ganz liebenswerten und authentischen Charakteren – und auch solchen vor denen man am liebsten davonrennen würde. Der Schreibstil ist wirklich herausragend, da einem beim Lesen sofort Bilder in den Kopf gepflanzt werden und man so beispielsweise Bear an seinen Langstroth-Beuten herumwerkeln sehen, die Bienen summen hören, die Sonne über und das Gras unter einem spüren sowie den süßen Duft von frisch abgefülltem Honig riechen kann.
Ich bin von diesem facettenreichen Buch ganz begeistert und hoffe, dass ich schon bald ein weiteres wunderbares Werk der Autorin werde lesen können.

Von mir gibt es daher 5/5 honiggelbe und -süße Sterne und eine klare Leseempfehlung!