Tod von oben
Tod von obenDie Meisten von euch wissen, dass ich gerne Literatur zum Thema Weltkrieg lese. Der Autor Jürgen Ehlers berichtet in seinem Buch "Tod von Oben" über Doppelagenten und Spionage in den Niederlanden. Als ...
Die Meisten von euch wissen, dass ich gerne Literatur zum Thema Weltkrieg lese. Der Autor Jürgen Ehlers berichtet in seinem Buch "Tod von Oben" über Doppelagenten und Spionage in den Niederlanden. Als Zeitraum behandelt er allerdings nur die Zeitspanne von Juli 1941 bis Ende 1942. Dieser deckt sich mit den historischen Ereignissen und berichtet auch über reale Personen dieser Zeit, doch der Rest ist eine fiktive Geschichte.
Der deutsche Student Gerhard Prange, der in England studierte, als der Krieg ausbrach, landet eines Nachts gemeinsam mit den Niederländer Aaart Alblas mit den Fallschirm in der Nähe von Den Haag. Beide sollen für die Engländer in den Niederlanden spionieren. Gerhard wird allerdings direkt bei seiner Landung festgenommen. Sein Nennonkel Arthur Seyß-Inquart, der Reichskommissar der Niederlande, bietet ihm die Möglichkeit für Deutschland zu spionieren oder durch eine Kugel in den Kopf zu sterben. Natürlich nimmt er das Angebot an und arbeitet ab diesem Zeitpunkt als Doppelagent. Bald darauf lernt er Sofieke kennen, bei der er Unterschlupf findet, nichtsahnend, dass sich die junge Frau ebenfalls versteckt. Sie hat ihre Familie verlassen und den Kontakt komplett abgebrochen. Sofieke ist Jüdin, gibt sich aber als Niederländerin aus und hat Kontakte zum Widerstand. Zwischen den Beiden entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte.
Anfangs hatte ich kleine Probleme die vielen Personen auseinanderzuhalten und richtig zuzuordnen. Ein Personenverzeichnis gleich zu Beginn des Buches hat mir dies etwas erleichtert. Gerhard bleibt lange Zeit undurchschaubar. Erst mit der steigenden Anzahl der Seiten, erkennt man, auf welcher Seite er wirklich steht. Kopfschütteln musste ich über die unglaubliche Situation der Spione. Die sehr jungen Burschen erhielten kaum eine Ausbildung und wurden einfach ins kalte Wasser gestoßen, ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei hatten sie noch schlecht gefälschte Ausweise und altes niederländisches Geld dabei - unglaublich! Gerhard und seine Kollegen sind völlig auf sich gestellt. Die Untergrundbewegung in den Niederlanden war in den Jahren 1941 und 1942 nicht sehr ausgeprägt. Die Bevökerung steht der Besatzung zu diesem Zeitpunkt noch eher gleichgültig gegenüber und der Widerstand ist noch zu klein und unbedeutend. Die meisten Menschen hoffen auf ein baldiges Ende des Krieges und dass alles bald wieder so wird, wie es war. Sie stecken den Kopf in den Sand. Als Gerhard Gerüchte über die geplante Massenvernichtung der Juden hört, spricht er Seys-Inquart darauf an....
Für zusätzliche Komplikationen sorgen die Spannungen zwischen der SS und der Wehrmacht, die sich gegenseitig ausbooten wollen. Der Schreibstil bleibt kühl und sachlich. Die Liebesgeschichte, die der Autor eingebaut hat, blieb mir viel zu emotionslos. Leider kamen bei mir überhaupt keine Gefühlsregungen auf. Anders war es allerdings bei Gerhards gefährlichen Aktionen. Vorallem als Funker kommt er immer wieder in brenzlige Situationen. Den Kontakt zu den Engländern hält er aufrecht. Diese schicken immer mehr Munition und weitere Spione, die allerdings sofort festgenommen werden. Seine chiffrierten Funksprüche werden nicht beachtet und als Leser fragt man sich, was sowohl die Deutschen, als auch die Engländer eigentlich vorhaben. Irgend etwas läuft hier einfach schief....
Das Ende bleibt offen. Obwohl ich offene Enden überhaupt nicht mag, fand ich es passend, dass der Autor das Schicksal von Gerhard nur bis Ende 1942 erzählt hat. Wie seine Kriegserlebnisse weiter gehen, erfahren wir vielleicht in einem Nachfolgeband.
Schreibstil:
Jürgen Ehlers schreibt knapp und sachlich. Für einen Roman wie diesen, finde ich das passend. Trotzdem tat ich mir etwas schwer damit, mich in Gerhard oder in einen anderen Protagonisten hineinzuversetzen. Ich hatte oft das Gefühl irgendwie außen vor zu stehen und nicht in der Geschichte versinken zu können.
Fazit:
Ein Stück Zeitgeschichte, das mir noch unbekannt war. Jürgen Ehlers hat hervorragend recherchiert und historische Fakten mit fiktiven Personen gekonnt verknüpft. Trotz der spannenden Spionagegeschichte, fand ich nicht ganz den Zugang zur Geschichte und vergebe knappe 4 Sterne.