Cover-Bild Endzeit
Band 3 der Reihe "Ein Fall für Kommissar Oppenheimer"
12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Historisch
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 560
  • Ersterscheinung: 02.05.2017
  • ISBN: 9783426516447
Harald Gilbers

Endzeit

Ein Fall für Kommissar Oppenheimer
Kommissar Oppenheimers dritter Fall: ein packender Zweiter-Weltkriegs-Krimi über die Atompläne der Nazis von Glauser-Preisträger Harald Gilbers.

Berlin, Ende April 1945: Die letzten Tage des Dritten Reichs verbringen Kommissar Oppenheimer und seine Frau Lisa in einem Unterschlupf des Ganoven Ede. Doch in den chaotischen Wirren der Niederlage werden sie getrennt. Als Oppenheimer in Edes Auftrag einen verschwundenen Schuldner aufspüren soll, bekommt er unverhofft einen Hinweis auf Lisas Vergewaltiger, den russischen Deserteur Grigorjew. Er stößt auf ein Netz aus Lügen und Täuschungsmanövern, in dessen Zentrum ein Koffer mit brandgefährlichem Inhalt steht. Denn auch andere Mächte sind hinter Grigorjew her. Offenbar sollte er Material schmuggeln, das bei den Atomplänen der Nazis eine Rolle spielte. Und Oppenheimer weiß mehr von der Affäre, als er zunächst ahnt.

"Historisch sehr akkurat, atmosphärisch dicht und zudem noch ungemein spannend." FAZ

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.01.2018

Oppenheimer und die Stunde Null

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n einem halbwegs sicheren unterirdischen Versteck - in ihrem Falle im Gärkeller einer stillgelegten Brauerei - erwarten Kommissar Oppenheimer und seine Frau Lisa, die nach einer Zeit der erzwungenen Trennung ...

n einem halbwegs sicheren unterirdischen Versteck - in ihrem Falle im Gärkeller einer stillgelegten Brauerei - erwarten Kommissar Oppenheimer und seine Frau Lisa, die nach einer Zeit der erzwungenen Trennung endlich wieder vereint sind, das Ende des Zweiten Weltkrieges. Oppenheimer ist als Jude bereits seit mehr als einem dreiviertel Jahr - also seit Sommer 1944 - gezwungen, im Untergrund zu leben. Bereits in den beiden Vorgängerbänden wurde mehr als deutlich, dass Richard Oppenheimer und seine Frau Lisa es alles andere als leicht haben - in einer Mischehe lebend, hatten sie bereits seit 1933 diverse Nachteile und nachdem die Situation weiter eskalierte, konnten sie selbst ihr bisheriges Leben: als Paar gemeinsam im sogenannten Judenhaus, in dem ihresgleichen zusammengepfercht wurde - nicht weiterführen. Nun erleben wir gemeinsam mit dem so leidgeprüften Paar das Ende des Krieges in Berlin, wo es mit dem Eintritt des Friedens beileibe nicht direkt gut wird - weder für die Oppenheimers noch für ihre Mitbürger, die sich nun den sowjetischen Besatzern stellen müssen. Und das ist alles andere als ein leichtes Los, wie diejenigen, die Zeitzeugenberichte oder auch andere belletristische Werke zu dem Thema gelesen haben, wissen werden.

Was alles so ablief, das können Sie am Beispiel der Oppenheimers und ihres Umfelds im Roman verfolgen und es ist beileibe keine leichte Kost. Neben dem Kriminalfall fließen auch viele andere kleine Begebenheiten, Anekdoten und Ereignisse aus den letzten Kriegsmonaten in die Handlung ein. Wie immer hat der Autor Harald Gilbers akribisch zum Alltag in Berlin in dieser schweren Zeit rechererchiert und baut dieses Wissen gekonnt und häufig mit einem Augenzwinkern in den Verlauf der Krimihandlung rund um Kommissar Oppenheimer ein. Durch den allgegenwärtigen Humor des Autors, der jedoch nie überzogen oder unpassend wirkt, wird dieses schwere Thema immer wieder von einer gewissen Leichtigkeit und Lockerheit durchzogen, die dem Buch erst das gewisse Etwas verleiht.

Dabei treffen wir auf alte Bekannte: die Ärztin Hilde, die Oppenheimer wie viele andere vom Regime Verfolgte energisch und aufs Zuverlässigste unterstützt hat, spielt ebenso wie Gauner Ede, Vertreter zwielichtiger Halbwelten eine Rolle. Durch ihn kommt Oppenheimer sogar an seinen ersten Nachkriegsjob - Sie dürfen gespannt darauf sein, was seine Aufgabe ist!

Der Alltag im zusammenbrechenden Naziregime mitten in Berlin - Gilbers versteht ihn packend und trefflich zu schildern, auch die Krimihandlung kommt schlüssig und spannend rüber. Ein historischer Krimi also, dem an nichts fehlt. Ich würde sogar sagen, er ist viel mehr als das, denn erstens ist er stilistisch wunderbar und damit ein Lesegenuss, zweitens erfährt man viele Details zum Alltagleben in jener Zeit, die man - ich zumindest - ansonsten nie erfahren hätte und drittens ist die Handlung wirklich spannend und es tun sich Abgründe auf, von denen auch denjenigen, die so einiges über den Nationalsozialismus wissen, vieles unbekannt ist.

Ich zumindest hoffe, dass es noch reihenweise Oppenheimer-Krimis - dann zur Nachkriegszeit, in der ja auch einiges los war - geben wird, und schwöre bereits jetzt, ihm bedingungslos treu zu bleiben. Und natürlich werde ich die Bücher reihenweise verschenken, damit auch meine Lieben zu Oppenheimer-Fans werden können!

Veröffentlicht am 18.07.2017

Grauen und Hoffnung

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„Endzeit“ ist bereits der dritte Band um den jüdischen ehemaligen Kommissar Richard Oppenheimer in Berlin. Der Vorgängerband „Odins Söhne“ endet damit, dass Oppenheimer mit seiner Frau Lisa untertauchen ...

„Endzeit“ ist bereits der dritte Band um den jüdischen ehemaligen Kommissar Richard Oppenheimer in Berlin. Der Vorgängerband „Odins Söhne“ endet damit, dass Oppenheimer mit seiner Frau Lisa untertauchen muss und dafür die Hilfe des Ganoven Ede in Anspruch nimmt. Sie sind nun schon ein paar Wochen im Bräukeller, als Ede noch jemanden dort unterbringt und Richard mitteilen lässt, dass er ein Auge auf dessen Koffer haben soll. Während sie in dem Keller sind, hören sie die unerbittlichen Kämpfe draußen. Die russischen Truppen sind nicht mehr weit entfernt und es kann nicht mehr lange dauern, bis der Krieg zu Ende gehen muss. Als Richard und Lisa durch die chaotischen Verhältnisse getrennt werden, wird Lisa vergewaltigt und Richard macht sich Vorwürfe, dass er es nicht verhindern konnte. Erst später erfährt er durch einen Zufall, wer das Lisa angetan hat und er will Rache. So verbindet er die Ermittlungen, die Ede ihm aufträgt mit seinen persönlichen. Aber nicht nur er ist hinter dem russischen Deserteur Grigorjew her, der wie einige andere Interesse an dem Koffer von Dieter Roski hat.
Hilde hat auch überlebt und ist immer noch im Gefängnis. Während andere sich wegducken, wenn es knallt, sieht sie sich an, was draußen passiert und nutzt die Chance, die sich ihr dann bietet.
Man mag sich gar nicht vorstellen, wie grauenhaft die Lebensbedingungen der Menschen in Berlin zu jener Zeit sind. Aber auch mit der Kapitulation werden die Verhältnisse nicht besser. Es herrscht ein Ausnahmezustand, der leider auch viel Schlimmes mit sich bringt. Die Menschen wollten nur überleben und sind hart geworden. Anstand und Moral sind häufig auf der Strecke geblieben. Frauen werden von russischen Soldaten vergewaltigt und es gibt welche, die andere vorschieben in der Hoffnung, ihnen würde es dadurch erspart. Es ist bewundernswert, wie die Frauen damit umgegangen sind.
Mir hat Oppenheimer dieses Mal ein wenig leidgetan. Er wurde zum Spielball der Mächte und hat es erst spät bemerkt, da seine Rachegedanken ihn nicht losgelassen haben. Dabei ist Lisa eine starke Frau, die zwar angeschlagen ist, aber noch lange nicht am Boden liegt. Aber auch Hilde ist eine starke Frau und es ist schon toll, wie kaltschnäuzig sie ihre Interessen durchsetzt.
Es hat mir wieder gut gefallen, wie der Autor die furchtbaren Dinge erwähnt, ohne sie in aller Breite zu beschreiben. Trotzdem hat man das Geschehen in seiner ganzen Dramatik vor Augen. Die letzten schweren Kämpfe haben noch viele Opfer gefordert. Massengräber werden mitten in der Stadt angelegt, damit der Gestank eingedämmt wird und es nicht zu Epidemien kommt. Aber es gibt auch sehr schnell wieder Hoffnungsvolles. Sehr schnell ist die S-Bahn wieder in Betrieb und die Berliner Philharmoniker geben ihr erstes Konzert.
Der Kriminalfall ist fast schon Nebensache, die Verhältnisse im Berlin der Kriegs- und Nachkriegszeit nehmen den größten Raum in diesem Buch ein. Trotzdem vermag dieses Buch einen zu fesseln. Ich bin schon gespannt auf den nächsten „Oppenheimer“.