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Veröffentlicht am 02.02.2018

Ein tolles Jugendbuch, durchaus auch für Erwachsene lesenswert

Es war einmal Aleppo
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Broschiertes Taschenbuch: 502 Seiten
Verlag: ink rebels (10. Dezember 2016)
ISBN-13: 978-3958692770
empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Preis: 14,90€
auch als E-Book erhältlich

Ein tolles Jugendbuch, durchaus ...

Broschiertes Taschenbuch: 502 Seiten
Verlag: ink rebels (10. Dezember 2016)
ISBN-13: 978-3958692770
empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Preis: 14,90€
auch als E-Book erhältlich

Ein tolles Jugendbuch, durchaus auch für Erwachsene lesenswert

Zitat:
Den Krieg interessiert es nicht, ob du vorher arm oder reich warst. Am Ende bist du ein Bettler. (S. 81)

Inhalt:
Als die sechzehnjährige Antonia, genannt Toni, mit ihrer Familie aus dem Urlaub zurückkommt, muss sie erst mal schlucken. Schräg gegenüber in dem leerstehenden Tennisclub wurden quasi über Nacht Hunderte von Flüchtlingen untergebracht. Die Familie ist darüber alles andere als glücklich, jeder auf seine Art. Toni musste vor Jahren miterleben, wie ihr Vater von ausländisch aussehenden Männern zusammengeschlagen wurde. Die Angst sitzt ihr immer noch in den Knochen.

Doch ihre beste Freundin Fee überredet sie, sich das Flüchtlingscamp von innen anzusehen. Als sie die Menschen dort kennenlernt, kann sie ihre Bedenken immer mehr in den Griff bekommen. Aber nun muss sie einen Spagat hinlegen zwischen ihrer Mithilfe im Camp und ihrer Sympathie für die Asylbewerber und den Vorbehalten ihrer Familie, die ihr nie erlauben würde, sich dem Flüchtlingscamp auch nur zu nähern …

Meine Meinung:
Jennifer Benkau schafft es hier mit Leichtigkeit, den jugendlichen LeserInnen sowohl eine spannende und gefühlvolle Geschichte als auch jede Menge Hintergrundwissen zu präsentieren. Denn vor allem in Gesprächen mit dem Syrer Shirvan erfährt Toni viel über dessen Land, über den Bürgerkrieg, der das Land zerstört und über die beschwerliche und gefährliche Flucht, Aber auch die Folgen dieser Traumata werden sichtbar. Was diese Menschen erlebt haben und mitmachen mussten, kann nicht ohne gravierende Folgen bleiben.

Die Autorin lässt aber auch die Asylgegner zu Wort kommen. Deren Argumente hat jeder wohl schon zigmal gehört. Besser werden sie dadurch allerdings nicht. Und in Gestalt von Toni entkräftet Benkau jedes einzelne.

Dass Toni und Shirvan sich schließlich verlieben, erschien mir fast zwangsläufig. Die Entwicklung der Gefühle wird dabei einfach wunderbar dargestellt. Es ist eine zarte, eine zerbrechliche und doch unausweichliche Verbindung zwischen den beiden. Einfach schön!

Normalerweise schreibt Jennifer Benkau ja Fantasy. In diesem Roman jedoch ist nichts erfunden. Die Autorin hat lediglich manche zeitlichen und örtlichen Zusammenhänge geändert, damit sie in die Handlung passten. Unendlich viele Gespräche mit Flüchtlingen, Helfern, aber auch Asylgegnern sind in dieses Buch mit eingeflossen und lassen es sehr authentisch wirken.

Fazit:
„Es war einmal Aleppo“ ist eine wunderschöne Liebesgeschichte, bietet aber auch jede Menge Informationen zum Thema Flüchtlinge und Syrien. Gerade für die Zielgruppe der Jugendlichen, die nicht politisch interessiert sind und sich vielleicht noch nicht so sehr mit diesem Thema befasst haben, ist das Buch ein Gewinn. Aber auch für ältere LeserInnen ist es absolut lesenwert.

★★★★★

Veröffentlicht am 31.01.2018

Klasse Fortsetzung!

Manipuliert (Bd. 2)
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Gebundene Ausgabe: 428 Seiten
Verlag: Coppenrath (16. Januar 2018)
ISBN-13: 978-3649626008
empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Originaltitel: Deception
Preis: 19,95€
auch als E-Book erhältlich

ACHTUNG: Dies ...

Gebundene Ausgabe: 428 Seiten
Verlag: Coppenrath (16. Januar 2018)
ISBN-13: 978-3649626008
empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Originaltitel: Deception
Preis: 19,95€
auch als E-Book erhältlich

ACHTUNG: Dies ist der 2. Teil der Dark Matters-Trilogie. Meine Rezension kann SPOILER zum 1. Band enthalten. Diesen sollte am besten vorher gelesen haben.

Klasse Fortsetzung!

Inhalt:
Shay ist davon überzeugt, dass sie als Überlebende der sogenannten Aberdeen-Grippe eine Krankheitsüberträgerin ist. Denn überall, wo sie war, bricht kurz danach die Epidemie aus. Deshalb stellt sie sich der Royal Airforce, um niemanden mehr zu gefährden. Doch damit kommt sie vom Regen in die Traufe.

Kai sucht verzweifelt nach Shay und lernt dabei andere Überlebende kennen. Callie, der Geist seiner kleinen Schwester, ist dabei immer an seiner Seite. Und die Epidemie breitet sich immer weiter aus …

Meine Meinung:
Wieder einmal hat mich Teri Terrys mitreißender, lebendiger Schreibstil begeistert. Die kurzen, knackigen Kapitel lassen sich flott lesen und es fällt wirklich schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Wie im 1. Band wechselt auch hier die Perspektive immer wieder. Sowohl Shay als auch Kai und Callie kommen zu Wort und erzählen in der Ich-Form im Präsens. So kommt man diesen Protagonisten sehr nahe und hat fast den Eindruck, direkt dabei zu sein. Da Shay und Kai über weite Strecken getrennt agieren, sind die Cliffhanger an den Kapitelenden besonders fies, da es danach oft erst mal mit der anderen Person weitergeht. Ich war auf jeden Fall von der ersten Seite an gefesselt von der spannenden Handlung und Erzählweise. Dabei steigert sich die Spannung bis zum Schluss sogar noch stark. Hier kommt es zu einem Showdown und einer großen Überraschung, die einerseits Fragen beantwortet, andererseits neue aufwirft.

Fazit:
Ein rasanter Mittelteil der Trilogie, der alles andere als langweilig ist. Teri Terry versteht es, ihre Leser*innen durch einen lebendigen Schreibstil mitzureißen. Die Handlung wird ein gutes Stück vorwärtsgebracht. Es werden einige Fragen beantwortet, aber auch neue aufgeworfen.

Die Dark Matters-Trilogie:
1. Infiziert
2. Manipuliert
3. ???

★★★★★

Veröffentlicht am 09.01.2018

Mitreißender Abschluss der Trilogie

Feuerfrühling
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Taschenbuch: 523 Seiten
Verlag: tredition (13. Oktober 2017)
ISBN-13: 978-3743959415
empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Preis: 15,99€
auch als Hardcover und als E-Book erhältlich

ACHTUNG: Dies ist der 3. ...

Taschenbuch: 523 Seiten
Verlag: tredition (13. Oktober 2017)
ISBN-13: 978-3743959415
empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Preis: 15,99€
auch als Hardcover und als E-Book erhältlich

ACHTUNG: Dies ist der 3. Band einer Trilogie. Meine Rezension enthält SPOILER zu den ersten beiden Bänden „Sommer unter schwarzen Flügeln“ und „Winter so weit“. Bitte nur weiterlesen, wenn ihr die Vorgängerbände schon kennt.

Mitreißender Abschluss der Trilogie

Inhalt:
Calvin, Nuri, Kamal, Dschinan und die Kinder haben in Arsal im Libanon eine kleine Verschnaufpause, bevor sie wieder fliehen müssen. Die Stadt ist nicht mehr sicher, und eigentlich wollen Calvin und Nuri ja auch wieder nach Deutschland. Vor ihnen liegt eine beschwerliche und gefährliche Reise, auf der sie immer wieder machtlos der Willkür anderer ausgesetzt sind. Nicht wirklich ein Wunder, dass Calvins Wut wieder hochkocht und alles zu zerstören droht …

Meine Meinung:
Die ersten beiden Bände waren einfach großartig, und der dritte steht ihnen in nichts nach. Peer Martin versteht es, mit seinem tollen Erzählstil die Lesenden zu fesseln und ganz tief in diese Geschichte hineinzuziehen. Ja, man hat beim Lesen den Eindruck, mit den Protagonisten auf der Flucht zu sein und all die Ungerechtigkeiten, die ihnen widerfahren, am eigenen Leib zu spüren. So entwickelte auch ich eine unbändige Wut und konnte Calvin so gut verstehen. Es ist zu viel Schlimmes passiert, das muss einen Menschen seelisch kaputt machen. Immer öfter schleicht sich wieder die Gewalt in Calvins Denken und Handeln, was auch die Liebe zwischen ihm und Nuri belastet. Wir haben es hier also nicht mit einer süßen Romanze zu tun, sondern mit einer großen Liebe, von der man nicht weiß, ob sie den Irrsinn am Ende überstehen kann.

Parallel gehen die Ereignisse auch in Berlin weiter. Hier entwickelt sich Cindy zu einer starken Frau. Gegen Pascal wird wegen des Brandes im Asylbewerberheim ermittelt. Der Prozess steht bevor. Auch Nuri und Calvin wollen als Zeugen aussagen, doch dafür müssen sie rechtzeitig nach Deutschland gelangen. Bei all den Rückschlägen, die sie immer wieder hinnehmen müssen, ist das gar nicht so einfach.

Peer Martin verlangt viel von seinen Lesern. Was er erzählt, ist hart und belastend, kaum auszuhalten. Dabei decken sich die Erlebnisse seiner Figuren mit dem, was man immer wieder in der Zeitung liest oder in den Nachrichten hört. Gerade diese Realitätsnähe ist es, die die Lektüre schwer verdaulich macht. Denn auch wenn die Geschichte von Nuri und Calvin Fiktion ist, so ist doch alles auch irgendwie und irgendwo real.

Doch zum Glück lässt der Autor uns damit nicht im Regen stehen. Nach besonders schlimmen Ereignissen bekommen wir durch einen Perspektivwechsel wieder Hoffnung serviert. Auch die leichte, poetische Sprache sorgt für Schönheit in der schwarzen Realität. Und natürlich tragen auch die Kinder zur Auflockerung bei, die viele Dinge ganz unbedarft betrachten und mit ihren klaren Worten für ein Schmunzeln sorgen. Ganz besonders kann man hier den Stoffaffen ins Herz schließen, der so manche üble Situation in Wohlgefallen auflöst.

Besonders beeindruckend fand ich einige Charaktere, die herausstechen, indem sie helfen. Da gibt es Menschen, die selbst kaum etwas haben, dieses Wenige aber gerne teilen. Es gibt aber auch Menschen, die es sich leisten können zu helfen und dies auch tun, während andere aus dem Unglück der Flüchtlinge noch Profit ziehen wollen.

„Es ist ziemlich einfach, ein guter Mensch zu sein, wenn man nicht fliehen muss. Und wenn man das nötige Kleingeld hat.“ (Der Dottore, S. 302)

Die Trilogie:
1. Sommer unter schwarzen Flügeln
2. Winter so weit
3. Feuerfrühling

★★★★★

Veröffentlicht am 05.01.2018

Intelligent erzählte Demontage einer Dorfgemeinschaft

Unterleuten
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Taschenbuch: 643 Seiten
Verlag: btb Verlag (11. September 2017)
ISBN-13: 978-3442715732
Preis: 12,00€
auch als Hardcover, als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Intelligent erzählte Demontage einer Dorfgemeinschaft

Inhalt:
Unterleuten, ...

Taschenbuch: 643 Seiten
Verlag: btb Verlag (11. September 2017)
ISBN-13: 978-3442715732
Preis: 12,00€
auch als Hardcover, als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Intelligent erzählte Demontage einer Dorfgemeinschaft

Inhalt:
Unterleuten, ein kleines, fiktives Dorf in Brandenburg, Sommer 2010. Die Vento Direct will einen kleinen Windpark in Unterleuten bauen. Je nach Grundbesitz und sonstigen Eigeninteressen sind die Dorfbewohner dafür oder dagegen. Es wird paktiert und gemauschelt, alte Rechnungen kommen auf den Tisch. Kann das idyllisch gelegene Dorf die Querelen überstehen?

Meine Meinung:
Mit „Unterleuten“ ist Juli Zeh ein großartiger Gesellschaftsroman gelungen. Trotz der hohen Seitenzahl ist das Buch gut zu lesen, da es in „mundgerechte Häppchen“ eingeteilt ist. Sechs große Teile sind untergliedert in kürzere Kapitel, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. So lernt man die wichtigsten Einwohner Unterleutens kennen. Durch den Perspektivwechsel wird auch meist sofort klar, dass das Bild, das jeder vom anderen hat, nicht der Realität entspricht. Man lebt schon lange unter falschen Voraussetzungen zusammen, bekriegt sich, obwohl nicht immer ein Grund dafür vorliegt, nur aufgrund eines Gerüchts oder einer falschen Annahme.

Vor allem die erst kürzlich Zugezogenen tun sich schwer, die Strukturen der Dorfgemeinschaft zu durchschauen. Teils wollen sie sich anpassen und schlagen sich auf eine Seite, ohne die Folgen abschätzen zu können. Teils verfolgen sie eigene Interessen und bringen damit alles aus dem labilen Gleichgewicht.

Juli Zeh hat die unterschiedlichsten Charaktere „erfunden“, und doch wirken sie sehr authentisch. Das kleine Dorf erwacht vor dem inneren Auge des Lesers zum Leben, und wer auf dem Dorf großgeworden ist, weiß, dass es dort genau so zugehen kann, wie die Autorin es beschreibt. Jeder kennt jeden, oft besser als sich selbst, auch wenn die Hälfte davon erfunden ist.

Gerade bei der Entwicklung ihrer Figuren beweist Juli Zeh sehr viel Feingefühl. Die verschiedenen Eigenschaften, die Interaktionen, die sozialen Abhängigkeiten werden extrem detailliert unter die Lupe genommen. Vor allem wie man sein Gegenüber manipulieren kann, ist ein wiederkehrendes Thema. Durch eine der Protagonist*innen, die als Pferdeflüsterin arbeitet, wird immer wieder aufgezeigt, was Handlungen bewirken. Sie nimmt ihr Wissen aus dem Ratgeber „Dein Erfolg“ eines gewissen Manfred Gortz. Diesen Ratgeber gibt es auch tatsächlich, geschrieben von Juli Zeh unter dem Pseudonym Manfred Gortz. Auch eine Homepage von Unterleuten gibt es sowie eine Seite des Unterleutner Vogelschutzbundes, der im Roman eine Rolle spielt. So verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität.

Fazit:
„Unterleuten“ ist ein intelligenter Gesellschaftsroman, großartig konstruiert und fesselnd erzählt. Die Handlung ist logisch durchdacht und vielschichtig. Dabei kann man kaum vorhersehen, wie sich alles entwickelt. Ich habe mich köstlich amüsiert und war von Anfang bis Ende mit Spannung dabei.

★★★★★

Ich bedanke mich beim btb Verlag und dem Bloggerportal ganz herzlich für das Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise zugeschickt wurde.

Veröffentlicht am 05.01.2018

Authentischer Bericht "aus der Klapse" - kann Ängste nehmen und Verständnis wecken

Depression abzugeben
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Taschenbuch: 428 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (13. Januar 2017)
ISBN-13: 978-3404609222
Preis: 10,00€
auch als E-Book erhältlich

Authentischer Bericht „aus der Klapse“ – kann Ängste nehmen und Verständnis ...

Taschenbuch: 428 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (13. Januar 2017)
ISBN-13: 978-3404609222
Preis: 10,00€
auch als E-Book erhältlich

Authentischer Bericht „aus der Klapse“ – kann Ängste nehmen und Verständnis wecken

Uwe Hauck ist 47 Jahre alt, als er im Februar 2015 in einer Panikattacke einfach nicht mehr weiter weiß und einen Selbstmordversuch unternimmt. Für ihn und seine Umwelt ein Zeichen, dass endlich etwas passieren muss, dass er Hilfe von außen braucht. Es folgen Aufenthalte in der stationären Psychiatrie, in der Tagesklinik, in der Reha.

Von diesen Aufenthalten und Therapien berichtet Hauck in „Depression abzugeben“ sehr offen. Er lässt uns an Positivem wie Negativem teilhaben und beschönigt nichts. Seine Erzählung ist dabei recht kurzweilig und locker zu lesen. Zuweilen gibt es ein paar Wiederholungen, was ich aber nicht als schlimm empfinde, zeigt es doch das Gedankenkarussell, das sich in seinem Kopf beständig dreht.

Ich möchte das Buch für Betroffene, die selbst unter Depressionen leiden, empfehlen. Ihnen kann es Ängste vor den Mühlen der Psychiatrie nehmen und sie ermuntern, therapeutische und andere Hilfen anzunehmen.

Aber auch für Angehörige ist das Buch wertvoll, gibt es doch tiefen Einblick in die Krankheit „Depression“, die für Außenstehende so schwer zu fassen ist.

Es wird auch klar, dass trotz Therapien die Krankheit nicht immer geheilt werden kann, dass man sie aber zumindest besser unter Kontrolle halten kann.

★★★★★