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Veröffentlicht am 05.01.2018

History meets Mystery

Die Schatten von Ashdown House
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Bei "Die Schatten von Ashdown House" von Nicola Cornick (erschienen 2017 im mira tb-Verlag) handelt es sich um einen gelungenen Mix aus History und Mystery, verbunden mit Liebesgeschichten aus drei Zeitebenen: ...

Bei "Die Schatten von Ashdown House" von Nicola Cornick (erschienen 2017 im mira tb-Verlag) handelt es sich um einen gelungenen Mix aus History und Mystery, verbunden mit Liebesgeschichten aus drei Zeitebenen: Dem 17. Jahrhundert, dem 19. und dem 21. Jahrhundert, die sich inhaltlich verknüpfen und historisch mit Friedrich von Böhmen zu tun haben bzw. mit seiner Ehefrau Elizabeth und William Craven, der der Königin von jeher sehr zugetan ist; mit Lavinia, einer Kurtisane aus dem Anfang des 19. Jhd., deren Tagebuch viele Aufschlüsse geben können, was in der Vergangenheit passierte - und im 21. Jahrhundert mit den Protagonisten Holly und Ben, der spurlos in der Mühle von Ashdown House, wo die Geschwister einst aufwuchsen, verschwindet sowie Mark, der das frühere Anwesen wiederherstellen will und diese Renovierung der Gebäude um Ashdown House leitet...

Diese 3 Erzählstränge wechseln sich ab, was sehr viel Spannung in den historischen Liebesroman bringt, dessen Hauptprotagonisten sympathisch und authentisch beschrieben werden. Die mysteriösen Elemente bestehen aus einer Perle und einem magischen Spiegel, der im Besitz Elizabeths ist, da sie die beiden Artefakte durch Geburtsrecht erbte. Hier spielt auch der Geheimbund der Rosenkreuzer eine Rolle, dem Elizabeth angehört: Weshalb verschwand Ben plötzlich und welchem Rätsel war er auf der Spur? Hängen die Schicksale Elizabeth's und Holly's vielleicht zusammen?
Besonders der historische Teil, der im 17. Jhd. spielt, ist sehr bildhaft und atmosphärisch geschrieben; die Magie der Perle und des Spiegels macht die Geschichte recht mysteriös: Da die Autorin Historikerin ist und auch Führungen durch Ashdown House anbietet, wirkt dieser Romanteil recht authentisch; der Stil ist ähnlich wie bei Barbara Erskine und gleicht zuweilen einer Art "Zeitreise", die sehr unterhaltsam ist.
Am Romanende finden die losen Enden der Erzählstränge zueinander und verweben sich miteinander: Die Aussage im Vordergrund ist für mich, dass Liebe eine stärkere Macht ist als alle Magie, dies umzusetzen und darzustellen - sowohl historisch als auch in der Gegenwart, ist Nicola Cornick sehr gut gelungen. Der Roman fesselt und ist bis zum stimmigen Ende in flüssig zu lesende Form gegossen.

Fazit:

LeserInnen, die das historische Genre lieben, auch Mystery nicht verachten und Zeitreisen mögen sowie miteinander verbundene Liebesgeschichten und Familiengeheimnisse, sei dieser Roman ans Herz gelegt. Ich habe ihn sehr gerne gelesen und vergebe mit einer Leseempfehlung 4 *.

Veröffentlicht am 04.01.2018

Liebe Wünsche fürs Leben und auch ein Rückblick in die eigene Kindheit

Ich wünsche dir ...
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Dieses handliche Büchlein "Ich wünsche dir..." von Evelyne Ruth Herren ist ein Kleinod unter den Geschenkbüchern, das man am besten erstmal selbst liest und betrachtet - und dann wunderbar an einen lieben ...

Dieses handliche Büchlein "Ich wünsche dir..." von Evelyne Ruth Herren ist ein Kleinod unter den Geschenkbüchern, das man am besten erstmal selbst liest und betrachtet - und dann wunderbar an einen lieben Menschen weiterverschenken kann!


Die Autorin fand viele unentwickelte s/w Fotos aus ihrer Kindheit, die ihr Vater, selbst talentierter Familien- und Hobbyfotograf, einst aufnahm: Diese sehr persönlichen und wunderschönen Fotos aus der Kindheit und Familie verband sie nun mit Wünschen, die jeweils dem Foto auf der Seite entsprechen: Heraus kam ein wunderbares Büchlein, das von den kurzen Texten her wie auch von den Aufnahmen sehr anspruchsvoll ist, zu Herzen geht und in eigenen Kindheitserinnerungen schwelgen lässt.


Die Fotos und lieben Wünsche bringen Wärme in dunkle Jahrezeiten und/oder Lebensabschnitte und geben Hoffnung und Mut, was mir persönlich am besten gefallen hat.

Veröffentlicht am 16.12.2017

Das Gutshaus, das die Geschichte (des 20. Jhd.) überdauerte...

Das Gutshaus - Glanzvolle Zeiten
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"Das Gutshaus" Band 1 - Glanzvolle Zeiten - von Anne Jacobs, die auch die Trilogie um die Tuchvilla erfolgreich schrieb, erschien als tb im Blanvalet-Verlag, 2017.

Für mich ist die Autorin Anne Jacobs ...

"Das Gutshaus" Band 1 - Glanzvolle Zeiten - von Anne Jacobs, die auch die Trilogie um die Tuchvilla erfolgreich schrieb, erschien als tb im Blanvalet-Verlag, 2017.

Für mich ist die Autorin Anne Jacobs Neuland, Das Gutshaus das erste Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe. Stilistisch eingängig, gut zu lesen, sprach mich das Thema sehr an, da es auch hier (wie bei Ulrike Renks Ostpreußensaga) um ein Gutshaus geht, das in wechselvollen Zeiten des 20. Jahrhunderts den 2. Weltkrieg überdauerte.

Die Hauptprotagonisten sind Franziska Kettler, geb. von Dranitz, die einst in dem Gutshaus aufgewachsen ist und gegen Kriegsende vor der roten Armee fliehen musste sowie ihre Enkelin Jenny, die eines Tages als 24jährige Frau den Entschluss fasst, ihre Oma zu besuchen, die sie kaum kennenlernen konnte.

Der Roman basiert auf zwei Zeitebenen und Handlungssträngen: Zum einen die Zeit ab 1939 und die Kriegsjahre auf Gut Dranitz, zum anderen die Zeit ab 1990, also kurz nach dem Fall der Mauer und der "Wende", die das Ende der DDR bedeutete...

Franziska ist es erst 1990 möglich, nach Mecklenburg-Vorpommern zu fahren, um nachzusehen, ob das Guts- und damit ihr Elternhaus noch steht: Konfliktpotential zwischen Ossis und Wessis, hier personifiziert durch den Bürgermeister Pospuscheit, kennzeichnen die Schwierigkeiten, die Franziska mit dem Wiedererwerb des Gutes hat: Ihre Familie ist 1945 enteignet worden, das Land wurde von den Sowjets unter den Bauern aufgeteilt. Während viele andere Besitztümer restlos zerstört wurden, gleicht es einem Wunder, dass das Haus noch stand: Jedoch ist es sehr reparaturbedürftig, und dieser Aufgabe nehmen sich im weiteren Romanverlauf Franziska und Jenny, die die Erben der von Dranitz sind, an...

Eine weitere Hauptprotagonistin des Romans ist Elfriede von Dranitz, deren Tagebucheinträge das Leben auf dem Gut wie auch die politische Lage in den Kriegsjahren recht überzeugend wiederspiegeln: Tragischerweise war sowohl sie als auch Franziska, ihre ältere Schwester, in einen Major, Walter Iversen, verliebt.

Sehr aussagekräftig sind auch die Sichtweisen des früheren Stellmachers Karl-Erich Schwadtke und seiner Frau Mine, die früher Hausmädchen auf Gut Dranitz war und Franziska von Kindesbeinen an kennt. In großen Teilen ist der Roman eine Erzählung über das alte Gutshaus, das die Zeiten überdauerte - und eine Familien- und Liebesgeschichte derer von Dranitz. Durch Rückblenden in die Tagebücher "Friedchens" enthüllt sich die Dramatik, die die Kriegsjahre und politische Unsicherheit wie auch die Einstellung der Bewohner zu Hitler gut darstellen. Am meisten gefiel mir hier der Großvater Dranitz, dessen Meinung ich mich absolut anschließe. In den Kapiteln, die nach der Wende spielen, gelingt es Anne Jacobs, die mentalen Unterschiede zwischen "Ossis" und "Wessis" realistisch zu beschreiben: Ich fand es mitunter recht köstlich, da ich es genau so ebenfalls erlebt habe (und ich war zweimal in der DDR, als es sie noch gab....). Den Untertitel "Glanzvolle Zeiten" finde ich historisch gesehen eher irreführend: Die Zeit nach 1939 war keinesfalls glanzvoll - ganz im Gegenteil, dies hätte evtl. für die 1920er Jahre zugetroffen....

Fazit:

Ein sehr flüssig und unterhaltsam zu lesender Roman über eine adelige Gutsfamilie in Mecklenburg-Vorpommern im wechselvollen und kriegerischen 20. Jahrhundert, deren Schicksal viele Gutsbesitzer in den östlichen Gebieten teilten. Eine Familie, die durch den 2. Weltkrieg alles verlor - jedoch eine Erbin sich für den Erhalt des 150jährigen Gutshauses nach der Wende einsetzt und - zurückkehrt. Die Liebe überdauerte ebenfalls und ohne den Klappentext hätte ich das Ende, das so nicht vorhersehbar war, noch besser gefunden: Ein stimmiger, runder Schluss ohne Cliffhanger, jedoch mit einer Vorfreude auf den 2. Band dieser geplanten Trilogie. Von mir gibt es eine Wertung von 4* und 90° auf der "Histo-Couch".

Veröffentlicht am 14.12.2017

Herzerwärmende & nachdenklich stimmende Adventsgeschichten aus der Schweiz

Die himmelblaue Weihnachtstasse
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"Die himmelblaue Weihnachtstasse" - Schweizer Adventsgeschichten von Bruno Schlatter, illustriert von Frank Baumann, erschien 2017 im Wörterseh-Verlag, CH-Gockhausen und fällt bereits durch das schöne ...

"Die himmelblaue Weihnachtstasse" - Schweizer Adventsgeschichten von Bruno Schlatter, illustriert von Frank Baumann, erschien 2017 im Wörterseh-Verlag, CH-Gockhausen und fällt bereits durch das schöne weihnachtlich-verschneite Cover und die goldene Umrandung sehr positiv in der Gestaltung auf.
Dadurch, dass es mit 94 Seiten (und großer Schrift, sehr gut lesbar!) auch sehr handlich ist, eignet es sich ganz hervorragend als Weihnachts- und Adventslektüre für Kinder bis hin zu Senioren, für die die Großschrift sehr lesefreundlich ist.

"Die liebenswerten Adventsgeschichten von Bruno Schlatter spielen alle in der Schweiz. Geschrieben hat sie der Autor einst für seine beiden Söhne, heute liest er sie seinem Enkel vor. Im Geschichtenerfinden und -erzählen hatte Bruno Schlatter ein großes Vorbild: Seinen eigenen Großvater. Dieser unterhielt seine Enkel in einer Zeit, als es noch kaum Fernsehen gab, stundenlang mit selbst erlebten, aber auch selbst erfundenen Abenteuern. Unvergessliche Abende, die der Autor dann eben auch seinen Söhnen bescherte. (Quelle: Auszug Buchrückentext)

Dieser wirklich schöne Erzählband eignet sich zum Lesen und Vorlesen. Die Geschichten sind in einfache und verständliche Worte gefasst, die das Herz des Lesers und Zuhörers nicht nur berühren, sondern auch erwärmen; daher ist es natürlich besonders schön für die jetzige Advents- und Weihnachtszeit gedacht. Mir haben alle Geschichten gleichermaßen gut gefallen; sie sind nicht zu lang und enthalten allesamt Botschaften und christliche Werte wie Toleranz und Nächstenlieben, Mitmenschlichkeit, die gerade in unserer Zeit dringend vonnöten sind, wie ich finde. Besonders die lockere und unverkrampfte Schreibweise und Übermittlungsart des Autors korrespondieren mit den Inhalten der jeweiligen Geschichten. Die Protagonisten haben eines gemeinsam: Sie sind einsam (Frau Fisch) oder z.B. sozial ausgegrenzt (Der Fremde im Zug) und oftmals sind es Kinder oder junge Leute, die diesen "Alten" Nächstenliebe zeigen und sie in die Gemeinschaft einbeziehen; da es viele einsame alte Menschen gibt, regen die Geschichten auch zum Nachdenken an; z.B. bei Streitigkeiten in der eigenen Familie: Wie wichtig ist es doch, wieder zueinander zu finden und alten Streit zu begraben. Die sehr schönen, gelungenen und zu den einzelnen Geschichten passenden Illustrationen setzen nochmals Glanzpunkte unter jede Geschichte.

Fazit:

11 wunderschöne, herzerwärmende Geschichten, illustriert, zum Selberlesen und Vorlesen geeignet, die allesamt in der Adventszeit der winterlich-verschneiten Schweiz spielen; die zum "Zusammenrücken" auffordern, zu Toleranz und menschlicher Solidarität sozial Ausgegrenzten und Benachteiligten gegenüber. Genau dieser Aspekt - der Schattenseite des Konsumfestes Weihnachten - hat mir sehr gut gefallen und erhält große, die Weihnachtszeit am Firmament erhellende 4 Sterne und eine Empfehlung von mir sowie einen Dank an den Wörterseh-Verlag für's Lesen dürfen!

Veröffentlicht am 23.11.2017

Kirchberg - oder der Verlust der Worte

Kirchberg
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Hanna, eine Frau des Wortes, hatte einen Schlaganfall und kann nicht mehr sprechen. Erschöpft zieht sie sich in das Haus ihrer Großeltern zurück, in dem sie als uneheliches Kind aufgewachsen ist. Doch ...

Hanna, eine Frau des Wortes, hatte einen Schlaganfall und kann nicht mehr sprechen. Erschöpft zieht sie sich in das Haus ihrer Großeltern zurück, in dem sie als uneheliches Kind aufgewachsen ist. Doch nicht nur Hanna kommt in ihr altes Dorf, ihr altes Dorf kommt auch zu ihr. Patrizio, der Freund aus Jugendtagen, und ihre Nachbarin Sabrina suchen ihre Nähe. Wals als selbstgewählte Einsamkeit gedacht war, wird zu einer Erkundungsreise, die eng mit der Geschichte dieses Hauses auf dem Kirchberg verwoben ist. So eignet sich Hanna ihr Leben noch einmal an und vermag schließlich auch zu erkennen, wer ihr Vater ist. Dieses meisterhafte Buch entfaltet ein weites erzählerisches Panorama, das von den Kriegsjahren bis heute und morgen reicht. (Quelle: Klappentext)

Meine Meinung:

Der Roman beginnt mit der Ankunft Johannas (Hanna) in dem kleinen Dorf irgendwo im Schwarzwald, wo sie bei Katharina und Erich, ihren Großeltern, eine liebevolle Kindheit hatte und in dem Haus am Kirchberg aufwuchs. Ihre Mutter Maria schien überfordert und gab das kleine Mädchen zur Adoption frei; die Großeltern adoptierten Hanna daraufhin. Nach dem Abitur studiert Hanna und lebt in Berlin, wo sie sich mit Jessie, ihrer Freundin, eine Wohnung teilt. Sie ist eine Frau des Wortes und möchte ihren Habil fertigstellen, um ein Stipendium in Harvard zu bekommen. Oft unterwegs, hält sie Vorträge und referiert über historische Themen, als sie in New York den Saxophonisten Leo kennenlernt - und sich in ihn verliebt. Die Liaison wird für beide sehr leidenschaftlich, aber auch verzehrend. Hanna fällt es schwerer, geistige Arbeit zu leisten, da ihre Kopfschmerzen immer stärker werden....

Nach einer Operation und einem Schlaganfall ist es ihr nicht mehr - oder sehr schwer - möglich, an ihre Sprach- und Erinnerungsschätze heranzukommen: Verena Boos gelingt es hier überragend, auch emotional, die Psyche einer Frau auszuleuchten, der es die Sprache (durch den Schlag) sprichwörtlich verschlagen hat: "Da kratzt eine Erinnerung von unten am Eis" - als Beispiel: Diese Sätze machen die Ausdrucksstärke dieses Romans aus und drücken auch gleichzeitig die Kraft aus, die Anna innewohnt. Sie erkennt jedoch, dass sie ohne fremde Hilfe nicht auskommen wird, um das Haus winterfest zu machen und nimmt Hilfe von Nachbarn und Freunden an, die man im Romanverlauf kennenlernt: Eine sehr sympathische Figur ist hier Patrizio, der Hanna von Kindesbeinen an kennt und sie liebt; er und Daphne ziehen als temporäre Mitbewohner in Hannas Haus ein; Daphne hat hier einen Werkstattraum und Patrizio beschließt, seine italienische Familiengeschichte in Form eines Comics zu zeichnen und sich dafür eine Auszeit zu nehmen. Ein kleines Mädchen ist für mich auch heldenhaft gewesen, wenn es um die Hilfe für die behinderte Hanna ging: Lisa, die kleine Tochter der Nachbarin Sabrina.

In 10-Jahres-Schritten wird die Zeit seit der Geburt Hannas (1974) und ihr weiteres Leben bis in die Zukunft (2024) gezeichnet, in einer Weise, wie ich sie bisher noch nicht gelesen habe. Wenn es etwas heißt: "Sie (Hanna) war von Essays zu großen historischen Zusammenhängen auf Einkaufszettelniveau abgestürzt" (Zitat S. 247); diese realen statements gehen sehr unter die Haut, im Kontext mit der größer werdenden Hilflosigkeit, die der Sprachlosigkeit folgt und sich kommunikativ in Schnalzen äußert. Nicht zu lange Kapitel sind oftmals gleichbedeutend mit Zeitsprüngen, die diesen Roman sowohl inhaltlich als auch strukturell anspruchsvoll sein lassen: Bis zur Mitte des Romans hatte ich gewisse Schwierigkeiten mit der Sprache, die nüchtern, hölzern, gar sperrig klingt und ungewohnt zu lesen ist: In der zweiten Romanhälfte jedoch gab sich das und mir gefiel dieser sehr menschliche, auch etwas melancholische Ton durchaus.
Im Nachhinein würde ich sagen, dass die Sprache sehr im Kontext zur Handlung steht und gewollt teils sperrig daherkommt. Der Roman ist eine Art Zeitreise mit einer gesunden jungen Frau, die - ohne den Vater zu kennen und ohne Mutter - bei den sie sehr liebenden Großeltern aufwächst; Abitur macht, studiert und sehr große Lebenspläne verfolgt: Sich der Freundschaft von Patrizio immer gewiss sein kann, seine Liebe jedoch spät erkennt. Die durch einen Tumor und erlittenen Schlaganfall die Ziele ihrer Lebensreise ändern muss - und mit der Behinderung zu leben versucht. Letzteres ist Verena Boos sehr einfühlsam, emotinal und grandios gelungen, auch mit der Sprache konnte ich mich im Nachhinein durchaus versöhnen. Der Roman endet mit einer letzten Reise nach Venedig, wo sie mit Patrizio nach San Marco fährt, um den Löwen zu sehen.

Fazit:

Anspruchsvoll, stilistisch und sprachlich gewöhnungsbedürftig; im Nachhinein betrachtet jedoch sehr stimmig zur Romanhandlung: Der Leser wird entschädigt (und mehr als das) mit einem äußerst intensiven Einblick in das Leben und die Psyche einer noch recht jungen Akademikerin mit großen Plänen, die ihre Lebensreise nach einem erlittenen Schlaganfall völlig zu ändern gezwungen ist. "Kirchberg" lässt den Leser u.U. betroffen zurück, ist jedoch absolut lesenswert. Von mir 4 * und 89°/100 auf der Werteskala.