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Veröffentlicht am 05.01.2018

Winston ermittelt wieder

Winston (Band 3) - Jagd auf die Tresorräuber
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„...Eure liebreizenden Kinder, dieser Quell eurer Freude, haben meinen armen Kater am Kopf ein Make-up mit Nivea-Creme und Lippenstift verpasst, ihm die Pfoten mit Nagellack angemalt und ihn so mit Haarspray ...

„...Eure liebreizenden Kinder, dieser Quell eurer Freude, haben meinen armen Kater am Kopf ein Make-up mit Nivea-Creme und Lippenstift verpasst, ihm die Pfoten mit Nagellack angemalt und ihn so mit Haarspray eingenebelt, dass er irgendwann umgekippt ist...“

Kira und ihre Mutter kommen zu spät nach Hause. Grund dafür war ein Einbruch in der Sophie-Scholl-Schule. Da Kiras Mutter für die Schule einen Schlüssel hat, wurde sie von der Polizei befragt. Es war der vierte Einbruch in eine Schule. Beim nächsten Treffen von Kira mit ihren Freunden Tom und Pauli entwickelt Tom eine interessante Theorie. Er glaubt, vorhersagen zu können, wo der nächste Einbruch stattfindet. Doch die Kinder haben keine Lust, sich mit Ermittlungen zu befassen. Auch Kater Winston hat nichts gegen eine kleine Abenteuerpause in seinem Leben.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi für Kinder geschrieben. Die Geschichte wird von Winston erzählt. Er gibt an passenden Stellen kurze Einblicke in die vorherigen Teile.
Die Einstellung der Kinder ändert sich, als sich Toms Theorie nicht bestätigt. Der nächste Einbruch erfolgt in Kiras Gymnasium. Dort wird kaum Geld gestohlen, dafür aber die Abiturprüfungsarbeiten im Fach Mathematik. Und Toms Bruder Nico gehört zu den Abiturienten und keine Lust, eine neue Arbeit zu schreiben. Auch für Winston ändert sich die Situation. Odette, seine angebetete Katzendame, erscheint mit Francesco, einem Kater aus Italien. Natürlich muss Winston nun Odette beweisen, dass er eine intelligenter und einfallsreicher Kater ist.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Er ist der Zielgruppe angemessen und enthält viele humorvolle Stellen. Obiges leicht ironisches Zitat stammt von Werner, Winstons Dosenöffner, während eines Besuches seines Bruders mit dessen reizender Familie. Vor allem die Schwägerin Beate ist ziemlich nervig und mischt sich gern in fremde Familienangelegenheiten ein.
Werner ist der Arbeitgeber von Kiras Mutter. Auch das Zusammenleben wird ausreichend thematisiert. Seit einiger Zeit ist Annas Mutter zu Besuch und ebenfalls bei Werner untergekommen. Sie ist Russin. Und eine russische Großmutter nimmt sofort das Heft des Handelns in die Hand. Selbst Winston zieht vor ihr notfalls den Schwanz ein.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Fesselnde Fortsetzung

Herrscher des Nordens - Odins Blutraben
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"...Gib einem Menschen Macht, und du wirst sein wahres Wesen erkennen..."

Wir schreiben das Jahr 1035. Harald steht im Dienste von Jarisleif, dem Großfürsten der Rus. In seinem Auftrag reist er bis zum ...

"...Gib einem Menschen Macht, und du wirst sein wahres Wesen erkennen..."

Wir schreiben das Jahr 1035. Harald steht im Dienste von Jarisleif, dem Großfürsten der Rus. In seinem Auftrag reist er bis zum Ural, um von der einheimischen Bevölkerung den Tribut in Form von Pelzen einzutreiben.
Als er zurückkehrt, ist Kalfr Arnason per Schiff in Nowgorod erschienen. Die Verhältnisse in Norwegen haben sich geändert . Er möchte Magnus, Haralds 11jährigen Neffen, mit nach Norwegen nehmen und dort als König inthronisieren. Harald allerdings bleibt die Reise in die Heimat verwehrt. Nach mehreren Gesprächen mit Jarisleif stimmt Harald zu. Dafür bekommt er ein Kommando zur Verteidigung von Kiew. Er soll Ilya, den ältesten Sohn des Großfürsten, in die Stadt begleiten, Ilya wird dort die Verwaltung übernehmen.
Der Autor hat erneut einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte schließt fast zeitnah an den ersten Teil an.
Als Leser darf ich Harald nach Kiew und später nach Konstantinopel begleiten.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er sorgt für hohe Spannung und ermöglicht einen zügigen Lesefluss. Die Örtlichkeiten werden sehr gut beschrieben. Dabei versteht es der Autor, in diese detaillierten Darstellungen gekonnt die Personen einzubeziehen. Ihr Staunen ist mit den Händen greifbar, als sie in die so andere Welt von Konstantinopel eintauchen. Ein Zitat gibt ihnen einen Einblick in die Machtverhältnisse:
"...Kaiser kommen und gehen, aber die Beamten bleiben und sorgen dafür, dass hier alles seinen geordneten Gang geht..."
Für einen hohen Spannungsbogen sorgen außerdem die komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten. Ein Feind kann kurzfristig zum Mitkämpfer werden, bevor er wieder zum Gegner mutiert. Und die Jagd nach Gold verändert den Charakter.
Das Eingangszitat beweist sich an mindestens zwei Stellen. Ilya zeigt in Kiew unangenehme Charaktereigenschaften, und in Konstantinopel hinterlässt der neue Herrscher Angst und Schrecken.
Selbst Nebenfiguren bekommen ein ausreichend Maß, um sich zu entfalten. Ein Beispiel dafür ist Elisif, die Tochter des Großfürsten. Sie tritt sehr selbstbewusst auf und setzt ihren Kopf durch.
Deutlich wird an vielen Stellen Haralds taktisches Geschick. Gleichzeitig hat er sich seine Menschlichkeit bewahrt. Gegenüber den Unterlegenen kann er ab und an sehr großzügig sein.
Manchmal werden historische norwegische Begriffe verwendet, die sich zum Teil selbst erklären, ansonsten in einem Glossar aufgelistet sind.
Gut ausgearbeitete Gespräche geben ein Bild über das Leben in dieser Zeit. Dabei sind sie je nach den beteiligten Protagonisten sehr unterschiedlich. Während bei den Gesprächen mit Aila ihre liebevolle Beziehung deutlich wird, versteht es Maria, geschickt an seine Ehre zu appellieren.
Die Unterhaltungen mit Ilya werden von unterschwelliger Spannung dominiert. Der Patriarch von Kiew dagegen erkennt Haralds Leistung an.
Immer wieder setzt sich Harald mit Fragen der Religion auseinander. Einerseits vertraut er den Göttern seiner Heimat, andererseits ist er intelligent genug, um zu erkennen, dass deren Zeit abgelaufen ist. Das wird für ihn in Kiew, aber besonders in Konstantinopel deutlich. Auch lernt er fremde Sprachen, sowie Lesen und Schreiben.
Gut wiedergegeben werden die Emotionen der Protagonisten. Insbesondere Haralds Trauer durchzieht den zweiten Teil des Buches wie ein roter Faden.
Der Autor verschweigt nicht die Grausamkeit der Zeit, hält sich aber mit der ausführlichen Beschreibung der Gräuel wohltuend zurück trotz manch harter Schlachtszene.
Ein ausführliches Nachwort und ein umfangreiches Personenregister ergänzen den Roman.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich auf den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 29.12.2017

Wenn aus Liebe Hass wird

Die Barke des Re - Der Wunsch des Re -
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„...Anscheinend waren die Männer auch in dieser Zeit ziemlich blind, wenn es um Herzensangelegenheiten ging...“

Es ist der zweite Teil um Ramses VII. Er schließt ziemlich zeitnah an den ersten Teil an. ...

„...Anscheinend waren die Männer auch in dieser Zeit ziemlich blind, wenn es um Herzensangelegenheiten ging...“

Es ist der zweite Teil um Ramses VII. Er schließt ziemlich zeitnah an den ersten Teil an. Ramses besucht den Osiris-Tempel. Dort hat sich Amunhotep von dem Mordanschlag wieder erholt. Er kann allein laufen und sprechen. Doch der Besuch wird von der Nachricht überschattet, dass das Grab von Ramses` Vater geschändet wurde.
Es geht darum, ein Grabmal zu bauen, dass die Jahrtausende überdauert und nicht aufgebrochen werden kann. Satra bietet ihre Hilfe dabei an. Dazu muss sie allerdings erklären, wer sie ist und woher sie kommt.
Die Autorin hat erneut ein spannendes und abwechslungsreiches Gemälde des alten Ägypten gezeichnet.
Neben einer exakten Recherche finden sich aber auch phantastische Elemente. Einer der beeindruckendsten Szene gerade zu diesem Thema ist für mich der Besuch von Amunhotep und Satra im Inneren der Sphinx. Hier zeigt sich der bildhafte Schriftstil der Autorin. Sie verleiht der Situation ein besonders Flair. Auch an anderen Stellen besticht sie durch genaue Beschreibung der historischen Gebäude und Stätten. Selbst die Bauarbeiten im Haus für die Ewigkeit werden detailliert dargestellt.
Satra gewinnt zunehmend an Selbstbewusstsein. Sie lässt sich nicht mehr herumschubsen, sagt ihre Meinung und bringt sich mit ihren Fähigkeiten ein. Sie hat die entscheidende Idee für das Haus der Ewigkeit. Gleichzeitig darf sie sich mit den Schriften der Ägypter beschäftigen. Durch sie erhalte ich als Leser einen Einblick in die Religion, die Vorstellung der Ägypter von einer Seele und den Ewigkeitsglauben.
Alles könnte seinen normalen Gang gehen, denn der Anschlag auf Amunhotep wird aufgeklärt und Satra rehabilitiert. Doch da gibt es noch die Liebe. Sethi, der Onkel des Pharaos, möchte Satra zur Frau. Bintanat, die Halbschwester des Pharaos, sieht sich als Frau an der Seite von Amunhotep. Auch Satra ist verliebt. Leider begreift das ihr Gegenüber noch nicht. Obiges Zitat stammt von ihr. Wenn aus Liebe Hass wird, wird das Leben plötzlich gefährlich. Intrigen sorgen am Hofe des Pharaos für Unruhe. Freund und Feind sind nicht mehr auseinander zu halten.
Das Buch hat mir erneut ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 27.12.2017

Zauberhafte Geschichte

Geschichten aus Nian
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„...Der starke Wind hatte mehrere Blätter der Linde von ihren Ästen getrennt. Wie gelbe Boote schwammen sie nun schaukelnd durch die kühle Herbstluft. Wieder hochgewirbelt, verfielen sie erneut in ihren ...

„...Der starke Wind hatte mehrere Blätter der Linde von ihren Ästen getrennt. Wie gelbe Boote schwammen sie nun schaukelnd durch die kühle Herbstluft. Wieder hochgewirbelt, verfielen sie erneut in ihren fallenden Tanz, bis sie langsam zu Boden sanken...

Das Buch führt mich in das Land Nian. Dort sind die Menschen und Tiere sehr klein. Bäume und Pflanzen aber haben die Höhe, wie wir Menschen sie kennen. Ein Kind darf zur Schule gehen, wenn es die Größe eines Apfels hat. Deshalb nennt sich das Ereignis auch Apfelweihe. Ein kleiner Junge hatte gerade diese Apfelweihe. Er träumt davon, auf einen Blatt durch die Welt zu segeln. Doch sein Vater warnt ihn. Bäume sind gefährlich. Ihre Äste und Früchte können die kleinen Menschen verletzen. Er hat trotzdem den Mut und geht zu der Linde.
Viele, viele Jahre sind vergangen, als Kai aus dem Mittelland von Nian mit seinen Eltern ans Meer fährt. Während der Vater und sein älteren Bruder an den Strand gehen, muss Kai in sicherer Entfernung bleiben. Da sieht er, wie ein metallenes Ungetüm sich dem Strand nähert. Die entstehende Welle überschwemmt den Strand. Kai erwacht aus der Ohnmacht und will seine Familie suchen. Dabei erkennt er, dass er auf Grashalmen schweben kann und dass diese ihn tragen.
Zur gleichen Zeit erfährt Lia aus dem Gebirgsland, dass sie in der Lage ist, Wasser zu Eis zu formen und damit durch die Luft zu gleiten.
Lia und Kai wissen, dass Nian bedroht ist. Fremde aus dem Land Urgalan wollen Niam okkupieren. Ihnen gehörte das metallene Ungetüm. Es war der Vorbote. Können sie helfen?
Der Schriftstil des Buches ist etwas Besonderes. Das liegt zum einen daran, dass nicht nur die Pflanzen eine Sprache haben, sondern auch das Wasser. Die Sprache der Linde ist fett gedruckt, die des kleinen Nussbaums nicht. Das Wasser und Eis erkennt man am kursiven Druck, genau wie das Gras. Auch die Sprachmelodie unterscheidet sich bei Bäumen, Gräsern und Eis. Die Fremden sprechen zwar wie du und ich, aber ihre Texte sind in Großbuchstaben wiedergegeben. So wirken ihre Worte schon als Bedrohung.
Es gibt schöne poetische Stellen im Text. Das Eingangszitat ist ein Beispiel dafür. Außerdem enthalten die drei Teile der Geschichte jede ihre eigene Botschaft. In der ersten Geschichte beginnt mit dem Jungen ein neues Zeitalter, denn durch ihn wird altes Wissen wieder aktuell. Es entstehen die Clans der Reiter.
Die beiden anderen Erzählungen zeigen, dass es auch in Niam Probleme gibt. Nicht jeder traut sich, seine Gabe offen zuzugeben. Mobbing kennt man ebenfalls in den Schulen des Landes. Doch das Buch verdeutlicht unter anderen zwei Aspekte. Wer andere hänselt, tut sich selbst nichts Gutes, und Vergebung bringt den Gegenüber zum Nachdenken. Lias Worte bringen das zum Ausdruck:
"...Es ist nicht gut, wenn ein Mensch Angst vor einem anderen hat. Egal wer vor wem...“
Für sein Land Nian kreiert der Autor eigene Begriffe. Sie sind selbsterklärend.
In einen märchenhaften und phantasievollen Geschichten thematisiert der Autor die Gewaltfreiheit genauso wie das Zusammenarbeiten im positiven Sinn. Der Text steckt voller kleiner Impulse, die zum Nachdenken anregen. Deshalb ist das Buch auch nicht nur für Kinder geeignet. Gerade wir Erwachsenen haben manchmal ein Problem mit Toleranz und liebevolles Miteinander. Dass es anders gehen kann als mit Gewalt, hat die Menschheit immer noch nicht begriffen.
Viele schöne Schwarz-Weiß-Bilder illustrieren die Geschichte.
Das Cover ist zauberhaft mit dem schwebenden Kind im Farbenspiel der Sonne.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es malt eine Welt, die zwar nicht vollkommen ist, sich aber bemüht, besser zu werden. Wichtig ist dabei die Einheit zwischen den Bewohnern und der Natur.
Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension beenden:
„...Es ist das Wichtigste überhaupt, zu begreifen, wer man ist. Sonst kann man seinen Lebenssinn nicht spüren...“

Veröffentlicht am 21.12.2017

Ernstes Thema und erfrischender Schriftstil

Anna-Maria und die anderen 99 Schafe
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„...Ach, da mach dir mal keine Sorgen, Martha. Ich bin schon mit wesentlich mehr Promille über die Straßen gedonnert. Und hier schläft ja die Polizei nachts noch...“

Jan ist Buchhändler. Als seine Lieblingsmieterin ...

„...Ach, da mach dir mal keine Sorgen, Martha. Ich bin schon mit wesentlich mehr Promille über die Straßen gedonnert. Und hier schläft ja die Polizei nachts noch...“

Jan ist Buchhändler. Als seine Lieblingsmieterin nachts klingelt, weil sie den Schlüssel vergessen hat, kommt es zum Gespräch. Die junge Frau würde ihn gern in den Gottesdienst begleiten. Doch er lehnt ab. Er schämt sich seiner Gemeinde.
Im nächsten Gottesdienst schläft Agnes, Seniorin der Gemeinde, für immer ein. Zu ihrer Beerdigung erscheint Anna-Maria, die Enkeltochter. Maria-Anna und Jan sind zusammen aufgewachsen. Dann ist die junge Frau von heute auf morgen mit ihrem zukünftigen Ehemann auf einem Motorrad verschwunden.Sie will neuen Schwung in die Gemeinde bringen.
Der Autor hat einen humorvollen Roman über das heutige Gemeindeleben und Christsein in der Gegenwart geschrieben.
Der erfrischende Schriftstil ist mir sofort positiv aufgefallen. Geschickt werden sehr ernste Themen und eine jugendliche Aufbruchstimmung miteinander kombiniert. Anna-Maria ist bei ihrer Großmutter Agnes aufgewachsen. Sie hatte keine schöne Kindheit. Es galt die Regel. Wer sein Kind liebt, züchtet es. Dieser Meinung ist Kurt, der heutige Leiter der Gemeinde, immer noch verhaftet. Sein 17jähriger Sohn Simon allerdings hat seinen eigenen Kopf. Zusammen mit Erik, seinem Freund, befragt er die Gottesdienstbesucher, warum sie in die Kirche gehen. Das nehmen die beiden per Video auf. Jans Antwort gibt das folgende Zitat wieder:
„...Das ist eine reine Kundenbindungsmaßnahme. Hier in der Gemeinde sind einige meiner besten Abnehmer. Ich kann mir einfach nicht leisten, die zu verlieren...“
Strenge und Freudlosigkeit kennzeichnen das Gemeindeleben. Kurt spielt sich als Alleinherrscher auf und bestimmt, was erlaubt ist und was nicht. Unverständliche Lieder und langweilige Predigten kennzeichnen den Gottesdienst. Es scheint so, als wäre Kurt gedanklich im vorletzten Jahrhundert stehen geblieben.
Jan hat einen eigenen Hauskreis, in dem er sich mit einigen jüngeren Gemeindemitgliedern und Martha trifft.
Schon als Kinder haben sich Kurt und Anna-Maria nicht vertragen. Folglich sind erneut Spannungen vorprogrammiert. Hinzu kommt, dass Anna-Maria durch eine harte Schule des Lebens gegangen ist und nun konsequent ihre Meinung vertritt. Das Eingangszitat stammt von ihr.
Ein ganz anderes Auftreten zeigt Eduard, Kurts Vorgänger. Er versteht es, auf Menschen zuzugehen, sie so zu nehmen, wie sie sind, und dabei offensiv seinen Glauben zu vertreten, ohne den anderen zu überfahren. Er steht den jungen Leuten zur Seite, als sie eine neue Form des Gottesdienstes planen.
Die Spannung der Handlung ergibt sich aus den komplexen Beziehungen der Protagonisten. Sehr gut ausgearbeitete Dialoge bringen die unterschiedlichen Ansichten auf den Punkt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das liegt zum einem an den lockeren Schriftstil, zum anderen an der vielschichtigen Thematik. Es geht um die Frage, wie heute eine Gemeinde funktionieren muss, um alle Generationen anzusprechen und für neue Mitglieder offen zu sein. Was kann jeder persönlich dazu beitragen, dass sich alle in der Gemeinde wohlfühlen und sich jeder angenommen fühlt? Diese Frage bleibt mir als Leser als Resümee des Buches.