herzerwärmend, nachdenklich und einfach schön
Mein Herz in zwei WeltenLou hat von Will kurz vor seinem Tod den Auftrag bekommen, sich dem Leben zu stellen und sich dabei von nichts und niemandem verbiegen zu lassen. Vielmehr soll sie sich Abenteuern stellen - was dazu führt, ...
Lou hat von Will kurz vor seinem Tod den Auftrag bekommen, sich dem Leben zu stellen und sich dabei von nichts und niemandem verbiegen zu lassen. Vielmehr soll sie sich Abenteuern stellen - was dazu führt, dass sie ein Jobangebot in New York angenommen hat, wo sie einer ungefähr gleichaltrigen Dame aus der Upper Class den Alltag managen soll. Gleichzeitig heißt das, dass sie ihre noch relativ Frische Liebe Sam in England zurücklässt, genauso wie ihre Familie. Doch so spannend und aufregend die Welt der reichen New Yorker auch ist, sie birgt doch die Gefahr, dass man irgendwann nicht mehr weiß, wer man ist und was man will - Fragen, die bei einem Leben auf zwei Kontinenten eh schon schwierig zu beantworten sind.
Ich muss zugeben, dass ich nach "Ein ganz neues Leben" eher verhalten neugierig war, am Ende aber dank meiner besten Freundin dann doch die Finger nicht von "Mein Herz in zwei Welten" lassen konnte. Und es hat sich gelohnt: Man trifft die alten Bekannten aus den beiden Vorgängerbänden wieder und begleitet Lou bei ihrem Neuaufbruch. Ob der zeitliche Abstand zu "Ein ganzes halbes Jahr" geholfen hat, kann ich nicht wirklich sagen, auf jeden Fall fiel es mir hier deutlich leichter, jedes Buch für sich stehen zu lassen und einfach in die Geschichte einzutauchen. Und das verdient dieses Buch sehr.
Lou hat sich weiterentwickelt, nachdem sie in "Ein ganz neues Leben" sich ganz ihrer Trauer hingegeben hat und ihr Leben erst einmal neu sortieren musste. Hier wirkt sie wieder deutlich gefestigter - wozu nicht zuletzt Sam beiträgt, der sie in ihrem Aufbruch unterstützt, auch wenn es heißt, dass ihre Beziehung nicht einfach so weiterlaufen kann wie bisher. Und gerade ihre Beziehung leidet zunächst unter der räumlichen Trennung, weil beide erst einmal lernen müssen, wie man mit der neuen Situation umgeht.
Abgesehen davon, dass Louisa sich in das Leben der Schönen und Reichen, ihre "Spielregeln" und Sprachcodes einfinden muss und so erst mal merkt, dass auch Agnes, ihre Chefin, es alles andere als leicht hat. Dass diese Welt aus mehr Schein als sein besteht, durchschaut Louisa sehr schnell, aber wie weit die Ausmaße reichen, erkennt sie erst mit der Zeit. Doch Louisa wäre nicht Louisa, wenn sie nicht auch in dieser Situation ihren Weg finden und gehen würde und auf diesem Weg auch Menschen finden würde, die ihr wohlgesonnen zur Seite stehen und ihr helfen, sich selbst und ihre Ringelstrumpfhosen nicht zu verlieren.
Das Buch liest sich sehr flüssig, wie so ziemlich alle Bücher von Jojo Moyes. Gleichzeitig hat es für mich aber auch gut funktioniert, es zwischendurch zur Seite zu legen. Nachdem Louisa wieder zu sich gefunden hat, komme ich mit ihr auch deutlich besser klar, so dass ich nie das Problem hatte, dass sie mir auf die Nerven ging. Das war mit einigen anderen Charakteren etwas anderes, aber auch das löste sich mit der Zeit.
"Mein Herz in zwei Welten" ist ein Abschluss der Trilogie, den ich sehr gelungen finde, auch wenn das Ende anders ausfällt, als ich es mir gedacht hätte. Nach dem Ende wäre ich fast neugierig auf einen 4. Band, aber gleichzeitig ist es vermutlich gut, wenn es jetzt nicht noch weiter geht.
Fazit: Wer die Bücher von Jojo Moyes mag, kommt auch um "Mein Herz in zwei Welten" nicht herum - wobei ich bei dem Preis jeden verstehen kann, der auf das TB wartet.
Reihenfolge:
1. Ein ganzes halbes Jahr
2. Ein ganz neues Leben
3. Mein Herz in zwei Welten