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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Reise der Amy Snow

Die Reise der Amy Snow
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Januar 1891. Die achtjährige Aurelia Hatville findet im verschneiten Park der Villa ihrer Eltern ein nacktes Bayb in ein Stoffbündel gewickelt. Aurelia nennt das Kind nach ihrer Lieblingspuppe Amy. Fortan ...

Januar 1891. Die achtjährige Aurelia Hatville findet im verschneiten Park der Villa ihrer Eltern ein nacktes Bayb in ein Stoffbündel gewickelt. Aurelia nennt das Kind nach ihrer Lieblingspuppe Amy. Fortan sind die Beiden ein Herz und eine Seele. Ihre Eltern jedoch dulden das fremde Kind nur um Aurelias Willen im noblen Hatville Court und behandeln sie wie einen Dienstboten.
Doch eines Tages bricht für die beiden Mädchen eine Welt zusammen. Bei Aurelia wird ein Herzfehler diagnostiziert und ihre Eltern müssen den Wunsch auf einen männlichen Nachkommen und Erben begraben und Aurelia denkt aufgrund ihrer Krankheit nicht ans Heiraten. Sie möchte noch etwas von der Welt sehen und nimmt sich eine Art "Auszeit". Doch aus den geplanten drei Monaten wird fast ein Jahr. Amy vermisst ihre beste Freundin sehr. Auch der Briefwechsel wird mit der Zeit immer weniger. Als Aurelia mit 18 Jahren stirbt, wird Amy von Aurelias Eltern sofort vor die Tür gesetzt. Das ehemalige Findelkind hat nun nicht nur ihre beste und einzige Freundin verloren, sondern auch ihr Zuhause. Aurelia hinterlässt ihr noch ein Bündel Geldscheine und einen geheimnisvollen Brief mit einem Rätsel, das nur Amy lösen kann.

Tracy Rees schickt Amy, nach dem Tod von Aurelia, auf eine Reise quer durch das viktorianische England. Die unbedarfte junge Frau, die bis jetzt nur auf Hatville Court gelebt und keinerlei Unterstützung von Aurelias Eltern erhalten hat, ist anfangs ängstlich und unerfahren. Der Leser begleitet sie auf allen Stationen ihrer Reise. Mit jedem Ziel, das sie erreicht, wird sie selbstbewusster und findet immer mehr zu sich selbst. Neben den Erinnerungen an die gemeinsame Zeit lernt sie jedoch noch eine ganz andere Aurelia kennen....eine junge Frau mit Geheimnissen und das allergrößte ist nur Amy bestimmt. Die einzigartige Freundschaft zwischen Aurelia und Amy bildet den Mittelpunkt des Romans und ist sehr berührend. Man erlebt zwei sehr unterschiedliche Charaktere, die sich im viktorianischen England dem Rollenbild der Frau mehr oder weniger anpassen müssen. Aurelia als Adelige und Amy, die als Waise nicht akzeptiert wird. Vermisst habe ich allerdings historischen Details, die in einem "richtigen" historischen Roman ganz selbstverständlich neben der eigentlich Handlung miteingewoben sind.
Nach einem interessanten und fesselnden Anfang verliert der Roman leider etwas an Tempo. Die verschiedenen Reisestationen erlauben allerdings auch kleine Lesepausen, ohne dass man den Faden verliert. Der Aufenthalt in Bath waren für mich nämlich zeitweise etwas langatmig und Amys Probleme lösen sich manchmal etwas zu schnell und sehr zufällig. Außerdem gab es einige unnötige Wiederholungen und Nebensächlichkeiten. Hundert Seiten weniger hätten dem Roman sicher gut getan.

Tracy Rees hat mit dieser Geschichte bei einem Schreibwettbewerb gewonnen und viele gute Kritiken erhalten. Idee und Plot finde ich wirklich sehr interessant, jedoch verliert der Roman mit den Seiten zusehends an Format.

Charaktere:
Die Beschreibungen der Charaktere, auf die Amy während ihrer Reise trifft, sind sehr vielfältig und wunderbar beschrieben. Besonders die exzentrische Mrs. Riverthorpe ist eine außergewöhnliche Person, die unterhält und gleichzeitig etwas undurchschaubar erscheint. Auch ihre neuen Freunde in Twickenham sind sehr sympathisch und Amy selbst beginnt sich langsam immer mehr zu einer selbstbewussten Frau zu entwickeln. Allerdings blieb sie mir trotzdem etwas fremd....

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig, ziemlich detailliert und der Zeitepoche angemessen. Der Roman ist in zwei Erzählstränge gegliedert, die beide aus der Sicht der Hautprotagonistin erzählt werden. Ein Teil erzählt von Amys Reise in der Gegenwart und der andere wirft Rückblicke auf ihre Kindheit und Jugend. Ergänzt wird das Ganze durch die Briefe Aurelias, die sie Amy hinterlassen hat und die sie auf eine Art Schnitzeljagd führen.

Fazit:
Eine tolle Idee, die leider nur teilweise gut umgesetzt wurde. Eine großartige erste Hälfte, die sich gut lesen lässt. Leider flacht der Roman danach ziemlich ab und bietet einige Längen - als Romandebüt allerdings gelungen. Ich bin schon auf weitere Romane der Autorin gespann

Veröffentlicht am 15.09.2016

Starker Beginn, schwaches Ende

Fremd
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Sehr gespannt war ich auf die erste Zusammenarbeit der beiden Bestseller-Autoren Ursula Poznanski und Arno Strobel. Mit "Fremd" ist ihnen ein guter Thriller gelungen, der anfangs fesselt, jedoch leider ...

Sehr gespannt war ich auf die erste Zusammenarbeit der beiden Bestseller-Autoren Ursula Poznanski und Arno Strobel. Mit "Fremd" ist ihnen ein guter Thriller gelungen, der anfangs fesselt, jedoch leider sehr stark nachlässt.

Der Klappentext versprach Spannung pur. Denn man kann sich nicht vorstellen, wie man selbst in der Situation reagieren würde: Du bist zuhause und plötzlich steht ein Mann vor der Tür, der behauptet dein Ehemann zu sein....oder umgekehrt...deine Ehefrau erkennt dich nicht wieder und im ganzen Haus gibt es keinerlei Spuren von dir! Eine erschreckende Vorstellung!
Und so nahm mich der Beginn des Buches sofort gefangen. Die beiden Autoren zeigen hier ihr Können und vermögen den Leser augenblicklich zu fesseln. Abwechselnd wird die Geschichte aus Johannas und aus Eriks Sicht erzählt.
Als Leser zweifelt und rätselt man die ganzen Seiten über, wer nun von den Beiden die Wahrheit spricht. Die Ängste und Zweifel der beiden Protagonisten werden hervorragend dargestellt und man fiebert mit den beiden Protagonisten mit. Überraschende Wendungen erhöhen die Spannung und die Frage, was hier eigentlich dahintersteckt.
Leider hatte ich im letzten Drittel das Gefühl, dass sich das die Autoren auch langsam zu fragen begannen, nämlich wie denn die Lösung nun aussehen könnte....
Der Thriller entpuppt sich, je länger man darin liest, zu einer immer unwahrscheinlicheren Geschichte, die zum Ende hin, mehr als unglaubwürdig daherkommt und das finde ich sehr schade. War ich anfangs begeistert und konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen, konnte ich später nur mehr den Kopf über völlig unzureichende und an den Haaren herbeigezogene Erklärungen schütteln.
Kommen wir zu den positiven Punkten: Charaktere und Schreibstil...

Charaktere:
Die Darstellung der Charaktere ist sehr gut gelungen. Johanna ist glaubwürdig, verunsichert und ängstigt sich. Man nimmt ihr ihre Gefühle ab und ist verstört, als sie plötzlich den Gedanken hat, Erik das Messer in den Rücken zu stechen.
Erik ist irritiert und verzweifelt. Er hat keine Vorstellung, was passiert sein könnte, sodass ihn seine Frau nicht mehr erkennt und sich vor ihm fürchtet. Er glaubt an ihre Liebe und bemüht sich um sie. Umso verstörter ist er, als Johanna plötzlich mit dem Messer auf ihn losgeht. Trotzdem geben beide Protagonisten nicht so schnell auf und versuchen hinter dieses Psychodrama zu kommen...

Schreibstil:
Nicht umsonst sind sowohl Ursula Poznanski, als auch Arno Strobel, Bestsellerautoren. Schreiben können sie und den Leser an eine Geschichte fesseln, ebenso. Die Spannung bleibt über die ganzen 400 Seiten erhalten und überraschende Wendungen geben der Geschichte noch einen zusätzlichen "kick". Erzählt wird aus der Ich-Perspektive, abwechselnd aus Johannas und Eriks Sicht. Die Erzählstränge greifen perfekt ineinander, der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen. Aber was die Autoren schlussendlich daraus gemacht haben, ist eine andere Sache....

Fazit:
Toller Beginn, der einem an das Buch fesselt. Die Autoren spielen gekonnt mit der Psyche der Leser. Jedoch lässt der Thriller immer mehr nach und zum Schluss fragte ich mich, ob die Autoren selbst noch wussten, was für ein Ende sie sich hier eigentlich überlegt hatten.... völlig an den Haaren herbeigezogen und unrealistisch! Schade! 3 1/2 Punkte wegen des tollen ersten Drittels....

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fahrt ins Ungewisse

Über uns der Himmel, unter uns das Meer
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Darum geht's:
Australien 1946. Der Krieg ist zu Ende. Hunderte von Kriegsbräuten warten in Down Under auf den Bescheid an Board des nächsten Schiffes nach Großbtitannienen gehen zu können, um ihren Ehemännern ...

Darum geht's:
Australien 1946. Der Krieg ist zu Ende. Hunderte von Kriegsbräuten warten in Down Under auf den Bescheid an Board des nächsten Schiffes nach Großbtitannienen gehen zu können, um ihren Ehemännern zu folgen. Das Schiff für die letzte genehmigte Überfahrt ist allerdings kein Passagierschiff, sondern der Flugzeugträger "Victoria". Nicht nur der Kapitän ist alles andere als erfreut, bald um die 600 Frauen an Board zu haben, sondern auch die Frauen sind alles andere als begeistert. Doch es ist die letzte Möglichkeit zu ihren Ehemännern zu gelangen, die die meisten Frauen das letzte Mal vor ein oder zwei Jahren gesehen haben.....

Meine Meinung:
Nachdem ich zwar fast alle Jojo Moyes Bücher in meinem Regal stehen habe, aber bis jetzt erst "Ein ganzes halbes Jahr" gelesen habe, kann ich nicht wirklich sagen, ob es stimmt, dass dieses Buch der Autorin so gänzlich anders ist, als ihre anderen Romane. Aber eines stimmt auf jeden Fall...es spielt NICHT in der Gegenwart (bis auf den Prolog und eine Art Epilog zum Schluss des Buches), sondern im Jahre 1946. Das wird ja auch im Klappentext suggeriert, aber der Roman läuft unter "Gegenwartsliteratur" und nicht unter historischen Roman...keine Ahnung warum.

Jojo Moyes hat diesen Roman bereits 2005 geschrieben, der allerdings erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde. Die Autorin ist durch ihre eigene Großmutter auf das Thema aufmerksam geworden, die selbst als Kriegsbraut damals auf der MS Victorious mitgefahren ist.
Von all den sechshundert Frauen hat sich Jojo Moyes vier ganz unterschiedliche und individuelle Charaktere für ihre Hauptprotagonistinnen ausgesucht. Die Farmerstochter Margret, genannt Maggie, die nach dem Tod der Mutter ihre Brüder und den Vater versorgt, hat ihren Ehemann Joe durch ihre Brüder kennen- und lieben gelernt. Sie tritt die Reise nach England bereits hochschwanger an. Ganz anders die erst knapp 16-jährige Jean, die kaum eine Schulbildung hat und aus ärmlichen Verhältnissen kommt. Das lebenslustige und kecke Mädchen möchte einfach ihrem alten Leben entfliehen und in England neu anfangen. Die versnobte Avice ist das komplette Gegenteil der beiden Frauen. Sie hält sich für etwas Besseres und vermeidet anfangs vorallem den Kontakt zur vorlauten Jane. Frances, die verschlossene Krankenschwester, ist die Vierte im Bunde der Mädchen, die sich gemeinsam eine Kabine teilen. Doch nicht nur Francis hütet ein Geheimnis, sondern jedes der Mädchen hat so ihre eigenen Probleme, die sie vor den anderen gerne verbergen möchte, was nicht immer einfach ist. Im Laufe der sechs Wochen werden die vier Frauen zu Weggefährtinnen, die sich gegenseitig Mut und Zuversicht zusprechen, denn alle sechshundert Bräute fürchten nichts mehr als einen Brief oder ein Telegramm zu erhalten, das die Zurückweisung oder den Tod des Ehemannes enthält.
Man spürt die Ängste und die Sorgen, die die Frauen an Board haben und kann diese nur für den Mut bewundern, die sie alle aufbringen, um in eine ungewisse Zukunft zu fahren.

Auch das Schicksal des Kapitäns, der seine letzte Fahrt vor der Pensionierung vor sich hat, wie auch des Schiffes, das nach dieser Fahrt verschrottet werden soll, wird beleuchtet. Der Roman berichtet vom Alltag an Bord, der durch die ungewöhnliche "Fracht" gänzlich ungewohnt für die Besatzung, aber auch für die Frauen ist. Natürlich kommt es auf diesem engen Raum zu einigen Zwischenfällen, die das Zusammenleben der Kriegsbräute und der Marinesoldaten nicht unbedingt erleichtert. Die Reise von Australien nach England wird von Jojoy Moyes authentisch beschrieben, jedoch kommt es im Mittelteil zu kleinen Längen.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Jojo Moyes ist wunderbar leicht und flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Die Seiten fliegen nur so dahin, auch wenn es im Mittelteil zu einigen Längen kommt. Das Thema selbst fand ich wirklich interessant, das von der Autorin hervorragend umgesetzt wurde. Die einzelnen, sehr unterschiedlichen Charaktere, wurden wunderbar beschrieben. Ich konnte sie mir wirklich sehr gut vorstellen.

Fazit:
Jojo Moyes hat sich für ihren Roman ein sehr interessantes Thema ausgesucht, das auch sehr gut umgesetzt wurde. Die Geschichte der Kriegsbräute, die sich vom Ende der Welt ins Ungewisse aufmachen, ist eine wahre Begebenheit, die es verdient in Buchform wiedergegeben zu werden! Durch ein paar kleine Längen im Mittelteil kann ich allerdings keine 5 Sterne geben.

Veröffentlicht am 17.12.2024

Geheimnis um Morgate House

Die vergessenen Kinder
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Von der Autorin habe ich bisher zwei Bücher gelesen und zwar "Das Geheimnis des Mädchens", welches von mir 5 Sterne und "Das Haus der Verlassenen", welches 4 Sterne bekommen hat.
Mit ihrem neuen Roman ...

Von der Autorin habe ich bisher zwei Bücher gelesen und zwar "Das Geheimnis des Mädchens", welches von mir 5 Sterne und "Das Haus der Verlassenen", welches 4 Sterne bekommen hat.
Mit ihrem neuen Roman hat sie mich nun nicht ganz so überzeugt, wie mit den bereits gelesenen Büchern. Für mich hatte es im Mittelteil einige Längen und Wiederholungen. Trotzdem war der Roman wieder spannend und interessant.

"Die vergessenen Kinder" wird auf drei Zeitebenen und aus vier Perspektiven erzählt. Lasst euch davon aber nicht abschrecken, denn wir begegnen diesen vier bzw. fünf Frauen während den ganzen 448 Seiten immer wieder. Vor allem Jo Hamilton, die sich 1975 frisch aus der Polizeischule auf dem Weg zu einer häuslichen Gewalttat begibt, die für sie weitreichende Folgen haben wird, begleiten wir bis zum Ende der Geschichte.
2015 steht sie kurz vor ihrer Pensionierung, als die Überreste einer Leiche gefunden werden, die der vor Jahrzehnten verschwunden Holly gehören könnten. Holly war eines der beiden Mädchen, die damals bei Jo's Polizeieinsatz ihre Familie durch einen Brand verloren hat. Noch immer fühlt sich Jo deswegen schuldig, die die beiden Kinder danach in das nahe Waisenhaus Morgate House bringen musste. Seit damals lässt sie diese Geschichte nicht mehr los und sie versucht in ihrer letzten Woche als Superintendent den Cold Case zu klären. Doch ihr Chef und ihr Nachfolger versuchen sie bereits aus ihrem Job zu drängen und lassen nichts unversucht....

Einige Zeit bevor Holly und Daisy nach Morgate House kamen, verschwand bereits die 15jährige Gemma spurlos. Einige Jahre später. Auch Daisy, die als Altenpflegerin arbeitet, möchte wissen, ob es sich bei der Toten um ihre Schwester Holly handelt. Noch immer gruselt es auch sie vor Morgate House, welches bald abgetragen werden soll, weil es zu nahe an den Saltdean Cliffs steht und ins Meer abzurutschen droht.

Die dritte Zeitebene spielt 1944. Jo's Mutter Olive möchte der Farm ihrer Eltern entfliehen und meldet sich als Motorradkurier nach Bletchley Park. Dort versuchten während des Zweiten Weltkrieges Hunderte von Männern und Frauen den geheimen Funkverkehr der Deutschen zu entschlüsseln. Ihre Aufgabe ist anstrengend und gefährlich.

Die zentrale Rolle spielt jedoch Jo und das düstere Waisenhaus Morgate House, während sich die einzelnen Erzählstränge im Laufe der Geschichte gekonnt darum herum verknüpfen.
Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse, die für dramatische und bewegende Momente sorgen.


Fazit:
"Die vergessenen Kinder" von Emily Gunnis ist eine Mischung aus einem packenden Familiendrama und einem spannenden Kriminalfall. Trotzdem empfand ich diesen Spannungsroman schwächer, als die beiden anderen, die ich bisher von der Autorin gelesen habe.

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Veröffentlicht am 16.11.2024

Schwacher zweiter Band um Maya Topelius

Still ist die Nacht (Ein Fall für Maya Topelius 2)
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Nachdem mich der Debütkrimi der deutschen Autorin Sandra Åslund, die seit 2020 mit ihrem Mann in Schweden lebt, sehr gut gefallen hat und mir noch lebendig im Gedächtnis geblieben ist, freute ich mich ...

Nachdem mich der Debütkrimi der deutschen Autorin Sandra Åslund, die seit 2020 mit ihrem Mann in Schweden lebt, sehr gut gefallen hat und mir noch lebendig im Gedächtnis geblieben ist, freute ich mich auf den zweiten Band der Trilogie.

"Still ist die Nacht" spielt zur Sommersonnenwende, eine Zeit, die in Schweden sehr ausgiebig gefeiert wird. Maya Topelius hat sich endlich auch eine kleine Auszeit gegönnt und möchte an einem Yoga-Retreat ihrer Freundin Emily teilnehmen, der auf Svartlöga, einer der abgelegenen Schäreninsel stattfindet. Auf der sonst eher unberührten Insel gibt es weder Strom, noch sonstige Annehmlichkeiten. Doch schon am ersten Abend kommt es beim Mittsommerfest zu einem Streit, den alle Teilnehmer des Kurses und die wenigen Einwohner der Insel mitbekommen. Am nächsten Tag wird einer der beiden Streithähne tot aufgefunden. Und schon ist es mit der Erholung für Maya vorbei. Die Insel wird abgeriegelt und Pär lässt Emily verdeckt ermitteln, denn eine offizielle Ermittlung darf sie nicht durchführen. Als ein weiterer Mord passiert, beginnt die Lage sich zuzuspitzen. Nachdem niemand die Insel verlassen darf und ein Sturmtief aufzieht, kippt die Stimmung.

Der zweite Band um Maya Topelius konnte mich nicht ganz so überzeugen, wie das Debüt. Die Insel als "geschlossenen Raum" fand ich hingegen spannend. Ich mag Krimis und Thriller, wo wir eine Art "Locked Room" haben - eine Ausgangssituation, wo die Verdächtigen den Tatort nicht verlassen können. Und so ist die Auswahl, wer der Mörder oder die Mörderin sein kann, eingegrenzt.
Leider gab es für mich doch einige Längen, die vor allem durch den privaten Konflikt zwischen den beiden Freundinnen Maya und Emily zu viel Raum einnehmen. Zusätzlich stand das Esoterik-Thema zu sehr im Vordergrund und lenkte ebenfalls von der eigentlichen Handlung um den Mord zu sehr ab. Der Kriminalfall rückt so immer wieder in den Hintergrund, bis wieder etwas passiert und Emily nicht wirklich unauffällig die Bewohner "verhört".
Gegen Ende nimmt der Krimi dann endlich richtig Fahrt auf und bringt noch die zuerst vermisste Spannung mit sich.

Während Sanna und Clara, die zum Freundinnen-Kleeblatt gehören, im ersten Band mehr Raum hatten, werden sie diesmal nur am Rande erwähnt. Mir ist klar, dass Maya als Ermittlerin natürlich die Hauptfigur ist, trotzdem weiß ich zum Beispiel von Clara gerade mal die Fakten um ihre Person. Vielleicht bekommt sie im nächsten Krimi mehr Raum, den diesmal Emily eingenommen hat.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr gut lesen, ist flüssig und bildhaft. Die Figuren hatte ich tatsächlich vor Augen und die kurzen Kapitel laden zum Weiterlesen ein. Die landschaftlichen Beschreibungen fand ich äußerst bildhaft beschrieben. Da kommt meine Sehnsucht nach einen weiteren Schwedenurlaub wieder hoch...

Fazit:
Der zweite Band um Kommissarin Maya Topelius kommt leider nicht an den Vorgänger heran und hat einige Längen. Dabei steht auch der private Konflikt zwischen Maya und Emily zu sehr im Vordergrund. Erst zum Ende hin kommt mehr Spannung auf und überzeugt mich schlussendlich, dass ich auch den dritten band der Trilogie lesen werde.

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