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Veröffentlicht am 24.01.2018

Augen im Wald

TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?
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Nicolette hat vor zehn Jahren ihre Heimat verlassen und war nur noch selten in ihrer Stadt, um sich um ihren Vater zu kümmern, der dement ist. Sie kehrte Cooley Ridge den Rücken, als ihre beste Freundin ...

Nicolette hat vor zehn Jahren ihre Heimat verlassen und war nur noch selten in ihrer Stadt, um sich um ihren Vater zu kümmern, der dement ist. Sie kehrte Cooley Ridge den Rücken, als ihre beste Freundin spurlos verschwand und sie alle - ihre Freunde, ihr Bruder, ihr Vater - gefangen waren in einem Netz aus Intrigen und Gerüchten. Doch jetzt muss sie wieder nach Hause, denn ihr Vater muss unterschreiben, dass das Haus verkauft wird - sie haben kein Geld mehr, um ansonsten sein Heim zu bezahlen. Plötzlich verschwindet ein weiteres Mädchen, und es ist wie damals: Keiner weiß etwas, aber alle haben eine Ahnung. Es kann kein gutes Ende geben, und die Zeit läuft rückwärts.

Natürlich läuft die Zeit nicht wirklich rückwärts, sie wird nur so erzählt. Zwei Wochen nach Nics Ankunft beginnt der eigentliche Teil der Geschichte, die immer weiter zurückgeführt wird, bis sich am Tag 1 das ganze Puzzle löst. Eigentlich eine coole Idee, aber sie kränkelt ein bisschen an dem, was allen diesen Frauenthrillern zu eigen ist: der mangelnden Spannung. Bei einem Buch mit über 400 Seiten, in der sich zwei Drittel lediglich mit Allerweltsleben und wenig Rückblicken beschäftigt wird, kommt irgendwann Langeweile auf. Die Spannung soll ja gerade durch die rückläufige Erzählweise gesteigert werden, aber dieser Ansatz funktioniert erst ab Tag 3. Bis dahin darf man sich durch 12 zähe Tage arbeiten, und da hilft es auch nicht, dass man ganz selten Einblicke in die Vergangenheit erhält. Von daher ist das Rückwärtserzählen eine nette Idee, aber sie zündete nicht wie erwartet, sodass man sie hinterher als sinnlos, nicht originell empfindet. Trotzdem ist das Buch gut geschrieben und hätte mit entsprechenden Kürzungen durchaus Spannung enthalten können.

Veröffentlicht am 17.01.2018

Der Fall der netten Dame

Das Geheimnis von Wishtide Manor
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Wir schreiben das Jahr 1850, England. Laetitia Rodd ist ungefähr genauso alt wie das Jahrzehnt und seit zwei Jahren verwitwet. Weil es Frauen zu dieser Zeit noch schwerer haben, finanziell und auch allgemein ...

Wir schreiben das Jahr 1850, England. Laetitia Rodd ist ungefähr genauso alt wie das Jahrzehnt und seit zwei Jahren verwitwet. Weil es Frauen zu dieser Zeit noch schwerer haben, finanziell und auch allgemein gesehen, als jetzt, lebt sie mit einer netten älteren Dame zusammen und erledigt ab und zu diskrete Nachforschungen für ihren Bruder, der Anwalt ist. Niemand sieht der Mrs Rodd an, dass sie schnüffeln soll, schließlich ist sie gebildet und zurückhaltend. Aus diesem Grund kommt eines Tages ein reicher Adliger auf sie zu. Er möchte, dass sie Nachforschungen zu der Verlobten seines Sohnes anstellt, denn er hält sie für nicht standesgemäß. Das ist allerdings bald sein geringstes Problem, denn betreffende Dame wird ermordet und sein Sohn steht unter Mordverdacht und möglicherweise bald unter dem Galgen. Letzte Chance: die diskrete Mrs Rodd.

Eigentlich finde ich die Zeit und Lebensumstände extrem spannend, und in dieser Hinsicht gibt's auch nichts zu bemängeln. Für mich klangen einige Worte zu modern, zum Beispiel Gerichtsmediziner oder Omnibus. Ein kurzer Blick in diverse Suchmaschinen offenbarte jedoch, dass betreffende Bezeichnungen vielleicht nicht unbedingt verwendet wurden, diese Dinge jedoch existierten, also gibt's da keinen Abzug. Das Problem, so man es denn nennen möchte, war für mich, dass alles irgendwie ... nett war. Mrs Rodd sowieso, der nette Sohn des Adligen, der nette Bruder, die nette Vermieterin, der nette Pastor. Die Schurken waren einfach schurkisch. Ein bisschen Grau in das Schwarz/Weiß brachte der Inspector, aber auch der entpuppte sich schnell als doch nicht so kantig wie erwartet. So bleibt hier einfach nur eine nette Geschichte mit einer netten Dame, aber wirklich Spannung oder auch nur mehr als mildes Interesse kamen bei mir nicht auf.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Eisiger Rhein

SINCLAIR - Dead Zone: Folge 02
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Diese Rezension bezieht sich auf das Hörspiel zur gleichnamigen Reihe.

Winter 1896, Düsseldorf. Zwei spielende Kinder finden auf dem zugefrorenenen Rhein die Leiche eines Mannes. Bei ihm handelt es sich ...

Diese Rezension bezieht sich auf das Hörspiel zur gleichnamigen Reihe.

Winter 1896, Düsseldorf. Zwei spielende Kinder finden auf dem zugefrorenenen Rhein die Leiche eines Mannes. Bei ihm handelt es sich um den hollländischen Architekten Kerckhoven, der am nächsten Tag ein Gutachten zur Rheinbrücke abgeben sollte. Doktor Sonderberg, der sonderbare Detektiv mit den unklaren Finanzverhältnissen, wird von einem verdächtigen Reeder beauftragt, seine Unschuld zu beweisen. Die Ermittlungen führen Sonderberg und seine neue Assistentin Minnie Cogner in Spielhallen und gewisse Etablissements, und auch vor einem eisigen Bad im Rhein sind sie nicht gefeit.

Die Leistung der Sprecher ist wieder top. Besonders die Sprecherin der Minnie Cogner glänzt durch ihre Darstellung der nervigen ehemaligen Dienstbotin, die zwar ein gutes Herz hat, aber auch ganz schön auf den Zeiger gehen kann. Was mich auch an diesem Hörbuch wieder gestört hat, ist die Vorhersehbarkeit. Ob das die Sache mit dem Neffen ist oder das Motiv der Täter, es gab keine Überraschungen. Es sind kurzweilige Hörspiele, auch gut gemacht, aber durch ihre Kürze verlieren sie auch viel Potenzial.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Beute und Gier

SINCLAIR - Dead Zone: Folge 01
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Spätes 19. Jahrhundert, Düsseldorf. Der etwas kauzige Detektiv Dr. Friedrich Sonderberg findet auf einem Spaziergang mit seiner noch kauzigeren Nachbarin Minnie Cogner bei Schloss Jägerhof eine Leiche. ...

Spätes 19. Jahrhundert, Düsseldorf. Der etwas kauzige Detektiv Dr. Friedrich Sonderberg findet auf einem Spaziergang mit seiner noch kauzigeren Nachbarin Minnie Cogner bei Schloss Jägerhof eine Leiche. Wer ist diese junge Frau? Niemand scheint sie zu vermissen, und weil sie anhand einer allergischen Reaktion auf Bienenstiche gestorben ist, will die Polizei auch nicht ermitteln, zumal auf dem Schloss die Geburtstagsfeier eines Düsseldorfer Fabrikanten ansteht. Die feine Gesellschaft soll nicht gestört werden. Wie gut, dass Sonderberg den Fabrikanten kennt und einer intriganten Sache auf die Spur kommt, welche im Mord gipfelte.

Das war ein ziemlich kurzes Hörspiel, das von den Sprechern mit Spaß gestaltet war. Die Zeit schien mir als Laien gut erfasst, aber der Fall selbst war jetzt nicht so überzeugend. Zu vorhersehbar entwickelte sich die ganze Sache, immerhin brachte die neugierige Nachbarin Minnie etwas Humor hinein. Um ehrlich zu sein, hätte man sich auch das letzte - irgendwie aus allem losgelöste - Kapitel sparen können bzw. im nächsten Fall unterbringen und die Gesangseinlage ... sollte wohl witzig sein. Na ja. Wer's mag. War okay, aber wird wohl nicht länger im Gedächtnis bleiben.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Acht-ung!

Mängelexemplare und andere makabre Geschichten
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Mit BioPunk'd liegt uns ein Erzählband mit acht so verschiedenen wie interessanten Geschichten vor:

1. So gut wie tot: Ein paar Outlaws im Wilden Westen töten ihre Verfolger und müssen dann feststellen, ...

Mit BioPunk'd liegt uns ein Erzählband mit acht so verschiedenen wie interessanten Geschichten vor:

1. So gut wie tot: Ein paar Outlaws im Wilden Westen töten ihre Verfolger und müssen dann feststellen, dass jede böse Handlung irgendwann auf den Täter zurückfällt. Großartige Idee, als Drehbuch auch super, aber durch die völlig emotionslose und ständig die Perspektive wechselnde Schreibweise auch genauso unspannend. Dabei wären durch die Horror- und Trashelemente alles vorhanden.

2. Invasion: In drei Versionen geschilderte Übernahme der Erde durch Außerirdische. Witzig, aber völlig unlogisch in sich (ich meine nicht die Aliens, die nehme ich als gegeben).

3. Vollmond über Venedig: Ein Hauch von Steampunk trifft auf Werwölfe. Nett, aber vorhersehbar.

4. Bedrohte Art: Ein Zigeuner-Fluch fällt im zweiten WK auf eine amerikanische Kompanie zurück. Bösartig, psychologisch interessant, aber das übliche Problem: distanziert.

5. Souljacker: Der Teufel wandelt als wirkliche Person auf der Erde. Ich mochte die Geschichte, die ich schon aus einer Anthologie kannte, aber ohne Gefühle das Potenzial verschenkt.

6. Was übrig bleibt: ein Schauermärchen. Auch hier, sehr viel Potenzial für Schauer, aber so ansatzlos, wie es beginnt, endet es auch.

7. Das Objekt der Begierde: Die wohl originellste Geschichte, aus der Sicht (meistens) eines manipulierenden Buches geschildert.

8. BioPunk'd: Hunger Games meets Antihelden. Mit Abstand die best(e)geschriebendste Story des Buches. Endlich konzentriert sich der Autor mal fast ausschließlich auf eine Person, und der Twist am Ende war großes Kino.

Was man zusammenfassend feststellen kann: Zwengel hat Talent, Ideen und Originalität, aber ihm fehlt das Handwerk. Ein guter Lektor hätte ihn irgendwann einmal darauf aufmerksam machen müssen, dass ohne Gefühle der Protagonisten auch keine Gefühle bei den Lesern ankommen, und das ständiges Switchen zwischen den Protagonisten nicht zu mehr Action, sondern Irritation führt. Ein kurzweiliges Buch, aber nicht herausragend.