Cover-Bild Lied der Weite
Band 2 der Reihe "Ein Holt Roman"
(55)
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 12.01.2018
  • ISBN: 9783257070170
Kent Haruf

Lied der Weite

Rudolf Hermstein (Übersetzer)

Victoria, siebzehn und schwanger, wird von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt. Da überredet ihre Lehrerin Maggie die Brüder McPheron, zwei alte Viehzüchter, das Mädchen bei sich aufzunehmen. Ein erst widerwilliger Akt der Güte, der das Leben von sieben Menschen in der Kleinstadt Holt in Colorado umkrempelt und verwandelt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.01.2018

Gemächlich

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Auch dieser Haruf-Roman entführt die Leser nach Holt, in die vom Autor für seine Romane erfundene Kleinstadt. Diesmal stehen der Lehrer Guthrie und seine Familie, vor allem die beiden Jungs Bob und Ike, ...

Auch dieser Haruf-Roman entführt die Leser nach Holt, in die vom Autor für seine Romane erfundene Kleinstadt. Diesmal stehen der Lehrer Guthrie und seine Familie, vor allem die beiden Jungs Bob und Ike, die schwangere Schülerin Victoria, Guthries Kollegin Maggie, die sich um Victiora kümmert, die MacPheron-Brüder und Iva Stearns, ein alte Dame, im Mittelpunkt.
Sie alle werden relativ ausführlich vorgestellt, bevor die Handlung beginnt, sich zu entfalten.
Das tut sie gemächlich, so wie in Holt alle noch viel Zeit haben, nimmt sich auch das Buch Zeit, seine Geschichte zu erzählen, die nicht spektakulär ist, in der kein Mord geschieht, in der einfach ganz normale Menschen ganz normale Dinge tun und dabei – trotz allem – ein klein wenig über sich hinauswachsen, lernen, sich verändern. Das geschieht lautlos und macht den Reiz dieses Romans aus.
Gleichzeitig bleiben die Figuren seltsam unzugänglich, wirken eindimensional.
Warum Haruf auf Anführungszeichen verzichtet, erschließt sich mir nicht. So kommen die Leser nicht in den Genuss von Gedanken der Figuren. Vielleicht hätte das etwas mehr Nähe erzeugt. Trotzdem verlebt man eine angenehme Zeit mit den Protagonisten und taucht ein wenig in das Lebensgefühl jener Jahre ein.
„Unsere Seelen bei Nacht“ desselben Autors hat eigentlich nur zwei Figuren, vielleicht gelingt es deshalb in diesem Buch besser, mit ihnen warm zu werden.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Am Ende steht eine neue Familie

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Wie schon der erfolgreiche Roman „Unsere Seelen bei Nacht“ ist auch diese Geschichte des Autors, die im Original bereits 1999 erschienen ist, in der fiktiven Stadt Holt im amerikanischen Bundesstaat Colorado ...

Wie schon der erfolgreiche Roman „Unsere Seelen bei Nacht“ ist auch diese Geschichte des Autors, die im Original bereits 1999 erschienen ist, in der fiktiven Stadt Holt im amerikanischen Bundesstaat Colorado angesiedelt. Viel Handlung gibt es nicht. Vielmehr geht es um zwischenmenschliche Beziehungen und werden Impressionen von dem Leben in einer landwirtschaftlich geprägten Kleinstadt vermittelt. Sieben Romanfiguren stehen im Vordergrund – der Lehrer Tom Gruthie mit seinen neun und zehn Jahre alten Söhnen, seine Kollegin Maggie, die alten Viehzüchter und eingefleischten Junggesellen Harold und Raymond sowie die schwangere 17jährige Victoria. Letztere wird von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt und dank Maggie findet sie Aufnahme bei Harold und Raymond. Die Gruthies müssen sich gerade damit einrichten, dass die depressive Mutter sie verlassen hat. Alles wird in einer sehr ruhigen und beschaulichen Sprache erzählt. Da wörtliche Reden weder durch Anführungszeichen noch Spiegelstriche kenntlich gemacht werden, erfordert das Lesen eine gewisse Konzentration, um das Gesprochene den richtigen Personen zuordnen zu können. Es sind auch durchaus humorvolle Passagen eingearbeitet, vor allem soweit es um das Zusammenleben der alten Viehzüchter mit dem jungen Mädchen geht. Als etwas unpassend habe ich demgegenüber die Schilderung einiger grausamer Erlebnisse der beiden Gruthie-Jungen empfunden (wie das Auffinden einer verstorbenen Frau, die Beobachtung von Sexspielen unter Jugendlichen und der Obduktion eines Pferdes).
Das Buch hat mir recht gut gefallen.


Veröffentlicht am 27.12.2017

Das Leben am Rande der Great Plains

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Victoria Roubideaux ist 17 Jahre alt und schwanger. Von ihrer Mutter kann sie keine Hilfe erwarten, denn diese schmeißt sie raus. Doch ihre Lehrerin Maggie Jones setzt sich für den Teenager ein und überredet ...

Victoria Roubideaux ist 17 Jahre alt und schwanger. Von ihrer Mutter kann sie keine Hilfe erwarten, denn diese schmeißt sie raus. Doch ihre Lehrerin Maggie Jones setzt sich für den Teenager ein und überredet die Brüder McPheron, zwei ältere Viehzüchter, das Mädchen bei sich auf einer abgeschiedenen Farm aufzunehmen. Das sorgt dafür, dass sich das Leben von gleich sieben Einwohnern der fiktiven Kleinstadt Holt am Rande der Prärie im US-Bundesstaat Colorado von Grund auf ändert. Alle haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen.

„Lied der Weite“ ist die Wiederauflage des Romans „Plainsong“ des verstorbenen US-amerikanischen Autors Kent Haruf.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von fünf Personen beziehungsweise Personenpaaren. Diese wechseln sich kapitelweise ab, wodurch der Leser viele Einblicke erhält.

Auffällig sind das ruhige Erzähltempo und der besondere Schreibstil, der sehr flüssig und unaufgeregt ist, aber es dennoch schafft, dass mich der Roman sehr bewegen konnte. Die Sprache ist einfach, in Teilen aber fast poetisch. Durch die vielen Bilder, die der Autor entstehen lässt, ist sie zugleich eindringlich. Die tollen Beschreibungen, vor allem der Landschaft, konnten mich begeistern.

Beleuchtet werden unterschiedliche Facetten des Lebens. Es geht um die großen, alltäglichen Themen wie Krankheit, Tod und Familienprobleme. Dadurch und durch die Darstellung der menschlichen Schicksale erhält der Roman an Tiefe. Die einzelnen Charaktere werden authentisch und lebensnah gezeichnet. Sie werden ausführlich und mit Liebe zum Detail beschrieben und analysiert. Obwohl der Erzähler auf Distanz bleibt, kommt man den Personen nah.

Es ist eine Geschichte der leisen Töne ohne einen erkennbaren Spannungsbogen, die mich – abgesehen von einigen Längen – trotzdem fesseln und zum Nachdenken animieren konnte.

Das Cover passt ganz hervorragend zum Inhalt des Romans. Das trifft auch auf den Titel zu, bei dem man sich erfreulicherweise stark am Original angelehnt hat – anders als beim Titel der deutschen Erstauflage („Flüchtiges Glück“). Einen Stern muss ich allerdings abziehen, vor allem weil ich die Preisgestaltung des Verlags für das Hardcover und das Ebook für etwas übertrieben halte.

Mein Fazit:
„Lied der Weite“ von Kent Haruf ist ein sehr lesenswerter, anspruchsvoller Roman von besonderer literarischer Qualität.

Veröffentlicht am 26.12.2017

Still und liebevoll, mit schöner Message!

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Im (fiktiven) Provinzstädtchen Holt, das eine halbe Tagesreise von der nächsten Großstadt Denver entfernt liegt, wohnen der Lehrer Tom Guthrie, seine kranke Frau Ella, seine beiden Söhne (9 und 10 Jahre ...

Im (fiktiven) Provinzstädtchen Holt, das eine halbe Tagesreise von der nächsten Großstadt Denver entfernt liegt, wohnen der Lehrer Tom Guthrie, seine kranke Frau Ella, seine beiden Söhne (9 und 10 Jahre alt) Ike und Bobby, aber auch die junge Frau Victoria und die bereits recht betagten Farmer-Brüder McPheron. Kent Haruf erzählt uns die Geschichte dieser Personen – wie sie alle ihren Alltag verbringen, mit Sorgen und Problemen umgehen, aber auch die schönen Dinge sehen und für sich finden können.

In diesem Jahr habe ich einen Hang zu sanften, warmherzigen und stillen Tönen. Und so ist es kaum noch verwunderlich, dass ich auch hier wieder instinktiv zu einem solchen Buch gegriffen habe ;) Der Roman stammt bereits aus dem Jahr 1999. Die erste deutsche Ausgabe erschien unter dem Titel „Flüchtiges Glück“ im Jahr 2001. Diogenes hat nun diese Ausgabe hier herausgegeben.

Kent Haruf erzählt darin von Menschen, die es in ihren jeweiligen Umständen nicht leicht haben. Menschen, die aber nicht aufgeben. Keiner von ihnen. Jeder einzelne kämpft, ist mutig, sucht, findet. Mehr oder weniger erfolgreich, aber erfolgreich. Besonders schön kommt dabei zum Ausdruck, wie wichtig das „wir“ ist. Das Miteinander, sich gegenseitig zur Seite stehen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Einfach aus (Nächsten-) Liebe. Dieser Gedanke, der sich durch das Buch zieht, ist ganz wunderbar und trägt die Geschichte auch nach Beenden weiter. Lässt mich nachdenklich innehalten und bestätigt, was ich mir ohnehin sehr wünsche

Bei all diesen schönen Gedanken und der liebevoll-sanften Erzählweise plätschert die Geschichte stellenweise aber auch sehr vor sich hin. Ein bisschen leidet die Intensität in der Charakterzeichnung darunter, dass zeitgleich „auf mehreren Hochzeiten getanzt wird“, was schade ist. Trotzdem mag ich die Charaktere sehr, eben weil sie so liebenswerte Kämpfer/innen sind! Und am Ende schließt sich dann auch der Kreis, der im Laufe der Geschichte erst nach und nach Form angenommen hat. Der Schluss ist sehr gelungen und voller Hoffnung für alle. Ein schöner und dennoch unkitschiger Ausklang.

Interessant auch, dass Haruf bei der (recht häufigen) direkten Rede komplett auf die Kennzeichnung dieser verzichtet. Es macht jedoch keinerlei Probleme im Verständnis. Unglaublich gut ist ihm das gelungen. Alles fließt…

Fazit: Eine stille, liebevolle Geschichte. Teilweise etwas langatmig und an der Oberfläche, aber die sehr liebenswerten, kämpferischen Charaktere machen das Buch trotzdem zu einem schönen Leseerlebnis und die wunderbaren Kernaussagen hallen noch lange nach <3

Veröffentlicht am 25.12.2017

Ruhiger Roman mit wichtigen Themen

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Der Roman Lied der Weite (Originaltitel: Plainsong) spielt ebenso wie Kent Harufs Erfolgsroman "Unsere Seelen bei Nach" in der fiktiven US-amerikanischen Kleinstadt Holt, angesiedelt in Colorado. An "Unsere ...

Der Roman Lied der Weite (Originaltitel: Plainsong) spielt ebenso wie Kent Harufs Erfolgsroman "Unsere Seelen bei Nach" in der fiktiven US-amerikanischen Kleinstadt Holt, angesiedelt in Colorado. An "Unsere Seelen bei Nacht" kommt dieser Roman vielleicht nicht ganz ran, hat aber vergleichbare Qualitäten und Themen, wie die Bewältigung des Alltags, das Gesellschaftsleben in einer Kleinstadt und vor allen die Einsamkeit. Als die junge Victoria ungewollt Schwanger und von der Mutter rausgeschmissen wurde, ist sie isoliert. Ihr Freund Dwaynne ist verschwunden. Die engagierte Maggie Holt vermittelt ihr eine Wohnmöglichkeit bei zwei älteren Männern, die McPheron-Brüder, die sich bald rührend um die junge Frau kümmern. Auch andere Bewohner der Stadt werden portraitiert. Auffällig ist, dass das Kleinstadtleben realistisch gezeigt wird, auch vergleichbar mit der deutschen Provinz. Die Menschen hier sind zurückhaltend und bleiben unter sich. Insbesondere mit Tom Guthrie und seinen Söhnen Ike und Bobby konnte ich überraschend wenig anfangen. Für den Leser ist es nicht einfach, den introvertierten Figuren nahe zu kommen.
Leitsterne sind daher die McPherons und ihr anständiges, gütiges Verhalten.
Es bleibt zu hoffen, dass Diogenes weitere Bücher des leider schon verstorbenen Schriftsteller Kent Haruf veröffentlichen wird.