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Veröffentlicht am 20.01.2018

Krimi in der Nachkriegszeit!

Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Friederike Matthée ermittelt 1)
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1947, ein strenger Winter in der Eifel geht ins Land und der sechsjährige Peter Assmus beobachtet in einer Scheune den Mord an dem Alteisenhändler Jupp Küppers.
Lieutenant Richard Davies von der Royal ...

1947, ein strenger Winter in der Eifel geht ins Land und der sechsjährige Peter Assmus beobachtet in einer Scheune den Mord an dem Alteisenhändler Jupp Küppers.
Lieutenant Richard Davies von der Royal Military Police ist für diesen Fall zuständig und benötigt Verstärkung. Polizistenassistentenanwärterin Friederike Matthée von der Weiblichen Polizei in Köln wird ihm zur Seite gestellt, um den Zeugen zu vernehmen. Der kleine Peter spricht seit dem Mord kein Wort mehr und da Friederike ebenfalls aus Ostpreussen stammt, hofft Davies, dass sie Zugang zu ihm findet. Tatsächlich öffnet er sich bei ihr und nun sind die Ermittler gefordert, denn schon bald geschieht wieder ein Mord. Diesmal ist ein Priester das Opfer.

Der Start in diese Geschichte fiel mir nicht ganz einfach, denn der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Die Autorin drückt sich sehr gewählt aus und so brauchte ich einige Zeit um flüssig lesen zu können. Gestört hat mich, dass immer wieder mal englische Liedtexte meinen Lesefluss unterbrochen haben, die völlig überflüssig für die Story sind. Gefallen hat mir, dass die Ausdrücke durch und durch authentisch sind. So wurde zum Beispiel für den Beruf Alteisenhändler der Ausdruck "Alträucher" verwendet.
Die Zeit nach Kriegsende ist hervorragend beschrieben und vermittelt worden. Ich denke, das macht das grosse Plus von dieser Geschichte aus. Zuerst mal die Nöte, Sorgen, den Hunger, die die Bevölkerung leidet. Die zerbombten Häuser und die teilweise unwürdigen Unterkünfte, in denen sie leben. Dann die vielen unterschiedlichen Schicksale von Menschen, die im Krieg Angehörige verloren oder seither vermissen. Auch die Wertschätzung gegenüber Frauen in sogenannten Männerberufen. Da spricht zum Beispiel ein Einsatzleiter bei der Polizei seine Truppe mit "meine Herren " an, obwohl zwei weibliche Polizistinnen anwesend sind.
Neben all den authentischen und berührenden Geschichten der Menschen nach Kriegsende, geraten die Ermittlungen und die Morde ab und zu ein wenig in Vergessenheit.
Die Figuren sind hervorragend charakterisiert. Richard Davies trifft die Beschreibung "harte Schale, weicher Kern " am besten. Friederike Matthée habe ich zu Beginn unterschätzt. Da heult sie beim ersten Einsatz und man denkt sich, dass sie wohl zu schwächlich für diesen Beruf ist. Doch dann entwickelt sie sich weiter, wächst über sich hinaus und ermittelt auf eigene Faust. Und das, obwohl die "Beamten der Weiblichen Polizei" ohne Genehmigung des Vorgesetzten keinen Schritt alleine tun und nicht ermitteln dürfen Sie werden nur zu einzelnen Vernehmungen, in denen hauptsächlich Kinder als Zeugen aussagen, zugezogen.
Dieser Krimi zeigt anschaulich die Schicksale Kriegsgeschädigter, die Gewohnheiten der damaligen Zeit und wie ermittelt wird. Da dauert es schon mal ein paar Tage bis ein Mord den zuständigen Behörden gemeldet wird…dies weil kein Telefon vorhanden ist.
Diese Geschichte ist jedoch auch politisch angehaucht, zeigt zum Beispiel den Widerstand gegen Hitler und thematisiert die Gesinnung der Deutschen zu dieser Zeit. Dies alles ist jedoch sehr dezent eingeflochten worden. Gerade der historische Bezug hat mir gefallen und wurde sehr gut in die Handlung eingeflochten.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Mutter-Tochterbeziehung!

Töchter wie wir
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Mona steht vor ihrem 40.Geburtstag , ist geschieden und kinderlos. Der Job eine Qual, ihr Hobby, ihr Pferd Chester, zeitintensiv und ihr Ein und Alles. Mona ist sehr gerne alleine, pflegt jedoch engen ...

Mona steht vor ihrem 40.Geburtstag , ist geschieden und kinderlos. Der Job eine Qual, ihr Hobby, ihr Pferd Chester, zeitintensiv und ihr Ein und Alles. Mona ist sehr gerne alleine, pflegt jedoch engen Kontakt zu ihrer Freundin Judith. Und nun verlangt Bruder Daniel, dass sie ihre Mutter Hella auch zu ihrer Geburtstagsparty einladen soll. Ausgerechnet! Zu viele Altlasten belasten die Mutter und Tochterbeziehung, zu viel ist geschehen als Mona noch jünger war.

In abwechselnden Kapiteln erfährt man als Leser nach und nach sehr viel über die Mutter-Tochterbeziehung. Zu Beginn wurde sehr schnell meine Neugier geweckt. Was ist nur geschehen, dass die beiden Frauen sich überhaupt nicht grün sind ? Schliesslich erkennt man jedoch, dass jede mit ihren Dämonen der Vergangenheit kämpft und im Grunde die Anerkennung und Liebe der anderen möchte. Erst hat mir Mona unendlich leid getan…doch dieses Gefühl hat sich mehr und mehr gewandelt. Schlussendlich hat sie mich genervt. Sie ist verbittert, ungerecht, konstant schlecht gelaunt und provoziert sogar an Weihnachten die Familie. Für ihren ungeliebten Job, dass sie geschieden und ihr Kinderwunsch nicht erfüllt wurde, kann ja niemand was. Ausser sie selbst. Mit einem Fünkchen mehr Freundlichkeit oder Toleranz würde sie weitaus besser durch ihr Leben kommen. So hat mich diese Figur regelrecht runter gezogen und dadurch war dieses Geschichte nicht wirklich prickelnd. Immer wieder sind Erinnerungen von Mona an ihre Kindheit und Jugendzeit kursiv geschrieben eingefügt. Gespannt habe ich diese gelesen und immer wieder auf das aha Erlebnis, warum Mona so ist wie sie ist, gewartet. Eine lieblose, schwierige Kindheit wird vorgeschoben für die konstante Unfreundlichkeit und den Missmut. Da Bruder Daniel, im selben Haushalt gross geworden ist, und als normaler Mensch ein normales Familienleben führt, kann man eigentlich nur vermuten, dass dies nicht der Grund für Monas Unzulänglichkeiten ist. Nach der ersten Hälfte des Buches dann die Rückblende 1994. Und da habe ich begriffen, warum Mona so gegen ihre Mutter ist. Der Grund ist sehr plausibel. Und plötzlich habe ich verstanden..... all den Missmut, die schlechte Laune und konnte ihr Verhalten nachvollziehen. Genau dieses aha Erlebnis hat dieses Buch dadurch für mich interessant und besonders gemacht.
Stellenweise fand ich es einfach nur tieftraurig wie Mona und ihre Mutter sich das Leben schwer machen. Hella, die Mutter, sagt von sich, das sie 68 schlechte gelebte Jahre hinter sich hat. Ich empfand das als verstörend, wenn man mit 68 auf sein Leben zurückblickt und so was denken muss.
Überhaupt ist bis auf Daniel und seine Familie, keine Figur einigermassen normal. Von Shirin, einem Kind, das Mona beim Klauen erwischt und als Pflegekind lebt, weil es von seiner Mutter fast verbrannt worden ist. Ueber Patrick, eine Bekanntschaft von Mona, der durch und durch egoistisch und seltsam ist. Bis auf die Freundin von Mona, die mit arbeitslosen Mann und Baby gesegnet, allerhand kluge Sprüche für Mona übrig hat.
Doch die Geschichte hat mich trotzdem berührt, beschäftigt und schlussendlich gut unterhalten!

Veröffentlicht am 14.01.2018

Aus der Sicht der Männer!

Männer von fast perfekten Heldinnen
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Vincent, Adrien, Max und Christophe….die Männer der fast perfekten Heldinnen versuchen Familie, Sport, Beruf und die Bedürfnisse ihrer Ehefrauen oder Freundinnen unter einen Hut zu bringen. Max erhält ...

Vincent, Adrien, Max und Christophe….die Männer der fast perfekten Heldinnen versuchen Familie, Sport, Beruf und die Bedürfnisse ihrer Ehefrauen oder Freundinnen unter einen Hut zu bringen. Max erhält die Kündigung, muss sich neu orientieren und hängt vor dem PC herum. Vergisst dabei komplett seine Kinder und seine Frau und ist unendlich frustriert. Vincent reibt sich auf in seinem Restaurant, ist unglücklich in Alice verliebt und eines Tages taucht seine vor Jahren verschwundene Mutter wieder auf. Adrien hat sich von seiner Frau getrennt und entdeckt ,dass eine 23 jährige Geliebte nicht das Gelbe vom Ei ist. Und schlussendlich noch Christophe, der gerade Vater des dritten Kindes geworden ist und der Angst hat, seine Frau in all den Pflichten zu verlieren.

Die Geschichte ist im Grossen und Ganzen keine Fortsetzung nach "Fast perfekte Heldinnen", in denen die Männer nur als Nebenfiguren fungieren. Eher eine unterhaltsame Steigerung, denn nach dem ersten Buch entdeckt man hier als Leser, wie die Männer ihr Leben sehen und erleben. Meiner Ansicht nach, sollte man unbedingt das erste Buch gelesen haben, denn nur so kann man als Leser auch die Beziehungen einordnen. Es ist so wie im bekannten Sprichwort: Man sollte immer beide Seiten einer Geschichte kennen. Hier also nach der weiblichen nun die männliche Perspektive. Obwohl sich die Szenen nicht wiederholen, sondern die Handlung sich weiterentwickelt. Es sind vor allem die Sichtweisen zu den Beziehungen untereinander die sich multiplizieren. Die Beziehungen der Ehepartner, aber auch zwischen den Freunden oder zu den Ehefrauen der Freunde.
Da ist zum Beispiel Max und seine Frau Mathilde. Am Weihnachtsmorgen liegt Max um 11 Uhr noch verkatert im Bett. Abends haben sie Besuch und Mathilde reibt sich auf für das Weihnachtsmenu. Max zieht weder die Kinder an, noch denkt er daran seine Mutter abzuholen, ein Geschenk für Mathilde hat er auch noch nicht…so kommt es unweigerlich zur grossen Krise. Als weibliche Leserin sind meine Sympathiepunkte klar an Mathilde vergeben, obwohl ich auch Max verstehe, als arbeitsloser Mann von Mrs. Perfect kann…muss…. es nicht einfach sein.
Midlife Crisis ist das Hauptthema in dieser Story und zieht sich durch alle Erzählstränge, die vor allem zu Beginn, nebeneinander laufen. Junge Hüpfer als Geliebte, denen man körperlich, zeitlich und finanziell nicht gerecht wird. Gewichtsprobleme mit exzessivem Sport und Haarausfall, die Autorin lässt kein Klischee aus. Männer um die 40 , die sich neu erfinden wollen.
Bis zur Mitte des Buches plätschert die Handlung ziemlich, einzeln werden die Männer und ihre Leben beschrieben. Berührungspunkte gibt es praktisch keine. Der grosse Wendepunkt ist eine Party, ab der die Frauen im Geschehen mitmischen. Unweigerlich musste ich schmunzeln…sobald die weibliche Verstärkung ins Spiel kommt, wird es interessanter, dynamischer und unterhaltsamer.
Der Schreibstil hat mir wieder gefallen. Die Autorin beschreibt Szenen aus dem Alltag, die wir alle kennen und würzt diese mit den Emotionen der Protagonisten. Wie gesagt, war mir die Handlung bis zur Mitte des Buches etwas zu ruhig und emotions- und ereignislos.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Eine Klinik in Alaska!

Ich töte dich
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Evelyn Talbot ist die Leiterin einer Klinik in Alaska. "Hanover House" ist keine gewöhnliche Klinik, sondern eine Hochsicherheits- Psychiatrie, in der die gefährlichsten Psychopathen Amerikas einsitzen, ...

Evelyn Talbot ist die Leiterin einer Klinik in Alaska. "Hanover House" ist keine gewöhnliche Klinik, sondern eine Hochsicherheits- Psychiatrie, in der die gefährlichsten Psychopathen Amerikas einsitzen, ihr Verhalten beobachtet und analysiert wird. Als Psychologin kümmert sich Evelyn Talbot auch um die Insassen, und muss sich jeden Tag wieder ihre Erinnerungen stellen. Denn sie wurde als 16 jährige von einem Psychopathen gefangen gehalten und gequält.
Eines Tages wird ein Teil einer weiblichen Leiche gefunden, und Insasse Hugo Evanski, sagt, dass er wisse, wer die Frau getötet habe. Und das nächste Ziel des Mörders sei Evelyn.

Der Start in diese Geschichte ist überaus abstossend , sehr blutig und brutal. Das Setting, eine Klinik in Alaska, ist hervorragend gewählt und die dunkle, düstere Atmosphäre unter all den Psychopathen ist bei mir angekommen. Immer wieder ist man als Leser bei Therapiesitzungen, die Evelyn Talbot mit ihren durch und durch kranken Patienten abhält, dabei…..etwas, was bei mir immer wieder beklemmende Gefühle ausgelöst hat. Thriller pur!
Die Kapitelüberschriften sind jeweils Tätern gewidmet, die sich als Serientäter, Massenmörder, Vergewaltiger, Nekrophile usw, einen Namen gemacht haben. Diese Aussprüche sind widerlich und manchmal hat ein Satz gereicht um bei mir Gänsehaut auszulösen. Wie zum Beispiel die Überschrift im Prolog : "Wenn du eine umbringst, kannst du auch gleich einundzwanzig umlegen" (Mark Martin, britischer Mörder).
Sehr vieles dreht sich um Psychopathen, psychologische Denkweisen und Spielchen. Sehr gute Recherchen und Ausführungen spürt man hier und ich empfand gerade diese Seite der Geschichte als sehr interessant und spannend. Genau so wie die Arbeit der Psychologen beschrieben wurde, stelle ich mir die Arbeit an so einem Ort vor. Sehr authentisch!
Der Schreibstil liest sich gut, ist sehr detailliert und oft sind etliche Infos in die Sätze gepackt. Weniger hat mir gefallen, wie ausufernd die Autorin die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Evelyn und Amarok, dem verantwortlichen Trooper, beschrieben hat. Immer wieder treffen die beiden aus beruflichen Gründen aufeinander, beginnen Gespräche über den Fall und landen sehr oft bei ihrem zentralen Thema: Ob , wann und wie sie Sex miteinander haben werden, sollen, wollen, können. Das empfand ich mit der Zeit als sehr langweilig und langatmig und ich war froh, als sie es endlich hinter sich gebracht haben. Danach haben sich die Gespräche mehr um den Fall gedreht und ich konnte aufatmen.
Die Autorin streut etliche falsche Spuren betreffend Täteridentität. Bis fast zum Schluss habe ich völlig im Dunkeln getappt…Nein. ich war völlig ahnungslos, wer der Mörder ist. Überraschung gelungen !