Engelslicht ist der sehr gelungene Abschluss einer Tetralogie, die zwar nur mäßig begann, sich dann aber von Band zu Band gesteigert hat, wodurch Lauren Kate zumindest die Leser, die dem zweiten Teil noch eine Chance gegeben haben, schließlich doch von ihrer buchstäblich himmlischen Geschichte überzeugen konnte.
Im Finale der Serie erhält man endlich die Antworten, nach denen man sich schon am Ende von Engelsnacht sowie den Fortsetzungen so verzweifelt gesehnt hat, oder zumindest ein paar davon. Man erfährt mehr über den Fluch, der auf Daniel und Luce lastet, und den Sturz, was die Auslöser dafür waren und welche Rolle Luce tatsächlich dabei gespielt hat. Nach all der langen Zeit findet man endlich heraus, wer oder was Lucinda eigentlich ist und wie sie Daniel wirklich kennen lernte, also zum aller ersten Mal in ihrer gemeinsamen Geschichte. Es wird auch enthüllt von welchem Engel, der sich noch für eine der beiden Seiten – Luzifer oder der Thron – entscheiden muss, immerzu die Rede war und welche Wahl dieser trifft. Leider wird man jedoch nicht darüber aufgeklärt, was geschehen wäre, wenn das Gleichgewicht zwischen Engel und Dämonen durch diese Entscheidung zerstört worden wäre, also welche Konsequenzen das gehabt hätte, obwohl gerade diese Folge von besonderem Interesse war.
Bis Lucinda, die als einzige so gut wie nichts über ihr eigenes Schicksal weiß, diese Antworten findet, muss sie allerdings einen langen und steinigen Weg beschreiten, auf dem äußerst traurige Verluste, die einem manchmal sogar die Tränen in die Augen treiben, unglücklicherweise nicht ausbleiben. Es ist zwar nur ein schwacher Trost, doch die meisten von ihnen haben sich freiwillig geopfert um Luzifers Plan zu verhindern und wussten somit ganz genau, was sie taten und wofür sie kämpften.
Dass die anderen Luce so lange im Dunkeln lassen und ihren Wunsch nach mehr Wissen immer wieder ignorieren, hat zwar einen guten Grund, wie sich später zeigt. Dennoch kann man oftmals nicht nachvollziehen, warum Luce nicht hartnäckiger versucht die so dringend benötigen Antworten einzufordern, immerhin geht es um ihr Leben, ihre Seele. Natürlich hätte sie trotzdem keine erhalten, aber manchmal hat sie sich einfach viel zu schnell geschlagen gegeben oder ablenken lassen.
Dafür kann man nun, da Luce sich an viele ihrer vergangenen Leben mit Daniel wieder erinnert, verstehen, warum sie ihn liebt und wie tief ihre Gefühle füreinander sind. Sie allein haben Daniel die vielen qualvollen Jahrtausende überstehen lassen, in denen er Luce immer wieder aufs Neue verloren hat und sind dadurch noch umso stärker geworden.
Durch den enormen und deutlich spürbaren Zeitdruck, unter dem die Gruppe steht, schließlich haben sie nur neun Tage um die Reliquien und durch sie den Ort des Sturzes zu finden, wird die Spannung konstant aufrecht erhalten. Auf jeden Erfolg folgt mindestens ein Fehlschlag und die Zeit wird immer knapper. Neue Verbündete schließen sich ihnen an, doch neue Feinde versuchen sie bei ihrer Suche zu behindern.
Hinzu kommt, dass sie zu Beginn nicht einmal wirklich wissen, wonach sie suchen, also wie die Reliquien aussehen und wo sie sich tatsächlich befinden, denn alles, was sie haben, sind Jahrhunderte alte Vermutungen. Außerdem hoffen sie nur, dass die Reliquien den Ort des Sturzes enthüllen, sicher ist das ebenfalls nicht. Und der Ort allein verrät ihnen des Weiteren noch nicht, wie sie Luzifer aufhalten sollen.
Die alles entscheidende Enthüllung ist, im Nachhinein betrachtet, im Grunde die einzig logische Erklärung und kommt letztlich dennoch völlig unerwartet. Man hat mit allem möglichen gerechnet, nur damit nicht. Viele andere Erkenntnisse sind ebenfalls total überraschend, wenn nicht sogar schockierend, denn die gesamte Handlung ist wesentlich komplexer als man es bis dahin vielleicht vermutet hat.
Das Ende, insbesondere der Epilog, ist absolut perfekt und lässt keine Wünsche offen. Es beseitigt, zum Glück, alle zuvor möglicherweise entstandenen Befürchtungen und hätte somit gar nicht schöner sein können. Trotzdem hinterlässt die Tatsache, dass ausgerechnet die Liebe, die sie ansonsten alle Hindernisse überwinden ließ, hier so viele Opfer gefordert hat, einen bitteren Beigeschmack.
FAZIT
Mit Engelslicht ist Lauren Kate ein äußerst packendes Finale gelungen, das endlich Antworten auf die vielen offenen Fragen liefert und viele Überraschungen, manche angenehm, viele unerwartet, und einige leider sehr unerfreulich, parat hat. Die Liebesgeschichte von Daniel und Luce ist wahrlich einzigartig und erfreut den Leser mit einem Ende – oder vielmehr einem (Neu-)Anfang – der keine Wünsche offen lässt.
Lauren Kate hat sich im Verlauf der Reihe mehr und mehr gesteigert und gibt damit Anlass zu der Hoffnung, dass ihre nächste Serie vielleicht weniger Anlaufschwierigkeiten hat und von Anfang an überzeugen kann. Einen Versuch wird man nach diesem Abschluss auf jeden Fall wagen.