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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2018

Ekelerregend und spannend

Wolfswut
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Andreas Gößling lässt gleich zum Auftakt seines Thrillers „Wolfswut“ eine Bombe platzen.
Bei der Durchsicht des Nachlasses ihres geliebten Vaters stößt Lotte auf eine Lagerhalle, in der sich Fässer mit ...

Andreas Gößling lässt gleich zum Auftakt seines Thrillers „Wolfswut“ eine Bombe platzen.
Bei der Durchsicht des Nachlasses ihres geliebten Vaters stößt Lotte auf eine Lagerhalle, in der sich Fässer mit grauenhaftem Inhalt befinden – menschliche Körperteile.
Das Polizeiteam um Kommissarin Kira Hallstein nimmt die Ermittlungen auf und stößt auf unfassbare Abgründe.
Der bei allen beliebten und geschätzte Alex Soltau muss ein heimliches Doppelleben geführt haben.

Die Grundlage für diesen Thriller ist eine wahre Begebenheit, was den Grusel beim Lesen noch verstärkt.
Andreas Gößling nimmt kein Blatt vor den Mund und schildert die Vorgehensweise des Täters in allen Einzelheiten bis an die Grenze des Erträglichen. Persönlich war es mir an manchen Stellen zu viel und ich musste teilweise das Lesen unterbrechen um Abstand zu diesem Grauen zu bekommen. Ich kam nicht umhin, mir die unfassbaren Schmerzen der Opfer vorzustellen und wenn sich vor Augen hält, dass es solche Menschen wirklich gibt, dann kann einem nur schlecht werden.

Was die Hauptcharaktere betrifft war mein Favorit Max. Der etwas tollpatschige, von Bayern nach Berlin versetzte Polizist konnte mit seiner durchdachten Arbeitsweise und Empathie bei mir punkten.

Hauptkommissarin Kira Hallstein war mir persönlich zu sterotyp. Eine Polizistin die ein Jugendtrauma nicht verwunden hat und mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen hat – das findet man heutzutage in jedem zweiten Krimi.

Unnötig auch die Giftpfeile die in Richtung Vegetarier und Nissan Micra Fahrer geschossen wurden (P. S. an Herrn Gößling – die Höchstgeschwindigkeit meines Micras liegt deutlich über 130 km/h...).

Positiv hervorheben möchte ich in jedem Fall den Spannungsbogen. Dem Autor gelang es, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Niemals wurde es langweilig, nur ein winziges Puzzleteil schien zur Auflösung des Falls zu fehlen und ich brannte darauf, mit jedem Kapitel mehr zu erfahren. Hinzu kamen Vermutungen, Verdächtigungen und Misstrauen gegenüber den Charakteren.
„Wolfswut“ regt dazu an, eigene Überlegungen anzustellen und die Geschichte nicht nur passiv an sich vorbei ziehen zu lassen.

Alles in allem ein wirklich spannender Thriller – wenn auch nichts für Zartbesaitete.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Actionreiches Debut

Untiefen (Ein Nora-Watts-Thriller 1)
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Nora Watts ist ein Unikat. Trockene Alkoholikerin und finanziell abgebrannt haust sie mit einem streunenden Hund heimlich im Keller ihrer Arbeitsstelle, wo sie als Assistentin eines Privatdetektives tätig ...

Nora Watts ist ein Unikat. Trockene Alkoholikerin und finanziell abgebrannt haust sie mit einem streunenden Hund heimlich im Keller ihrer Arbeitsstelle, wo sie als Assistentin eines Privatdetektives tätig ist.

Auch die anderen Charaktere sind durch die Bank sonderbare Kauze. Seien es die Mitglieder aus der AA Gruppe oder Noras Arbeitgeber.

Damit konnte die Autorin auf jeden Fall bei mir punkten, denn ich mag es sehr, wenn Romanfiguren von Stereotypen abweichen.

Nora ist niemand, den man sofort in sein Herz schließt. Das Schicksal hat sie hart werden lassen, seit sie als Kind ihren Vater nach seinem Selbstmord fand. Durch dieses Ereignis geriet ihr Leben aus den Fugen und auch heute, mit über 30 hat sie es nicht wirklich geschafft, etwas auf die Reihe zu bekommen. Resigniert und abgeklärt hat sie akzeptiert, dass Glück für sie unerreichbar scheint. Dabei hat sie sich einen schnodderigen Galgenhumor angewöhnt, der das Buch trotz etlicher Gewaltszenen auf seine eigene Art komisch werden lässt und manche Situation auflockert.

Dieses Buch ist voller Action, Verfolgungsjagden mit und ohne Auto, im Schnee und durch enge Passstraßen. Die Autorin spart nicht mit aufregenden Szenen.

Der Schauplatz ist Kanada und Sheena Kamal gelang es sehr gut, die wilde Schönheit und Vielfalt dieses Landes zu beschreiben, so dass ich beim Lesen ein klares Bild der Umgebung vor Augen hatte.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist Noras Suche nach einem vermissten Mädchen – das Kind, welches sie vor 15 Jahren zur Adoption frei gegeben hat. Bei ihren Bemühungen Bonnie zu finden kommt Nora Verwicklungen auf die Spur, die sowohl für sie selbst als auch für den Leser unglaublich erscheinen. Inwieweit eine Verschwörung in diesem Ausmaß realistisch ist – ich weiß es nicht.

Was ich aber weiß ist, dass Sheena Kamal ein rundum gelungenes Debut erschaffen hat, dass weder mit Humor, noch an Action oder Originalität spart und welches ich mir auch sehr gut als Film oder Miniserie vorstellen könnte.

Veröffentlicht am 03.08.2017

Berührende Schicksale

Heimkehren
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In ihrem Roman „Heimkehren“ beschäftigt sich Yaa Gyasi mit dem Schicksal einer Familie über mehrere Generationen hinweg.
Den Ausgangspunkt bilden zwei Schwestern, die sich niemals persönlich kennenlernen, ...

In ihrem Roman „Heimkehren“ beschäftigt sich Yaa Gyasi mit dem Schicksal einer Familie über mehrere Generationen hinweg.
Den Ausgangspunkt bilden zwei Schwestern, die sich niemals persönlich kennenlernen, da sie von verschiedenen Müttern geboren wurden und vollständig unterschiedliche Lebenswege gingen.

Die Autorin hat gut recherchiert und ein historisch authentisches Werk geschaffen. Insbesondere die frühen Kapitel, in denen es um Sklavenhandel ging, haben mich sehr bestürzt. Die unvorstellbaren Lebensbedingungen und Qualen die diese Leute erdulden mussten sind eine Schande. Bis zu dieser Lektüre war mir nicht bewusst, dass Menschen aller Hautfarbe als Fädenzieher in die Sklaverei involviert waren, um sich finanziell zu profilieren.

„Heimkehren“ ist kein Roman in dem auf 7 dürre Jahre 7 fette folgen. Auch am Ende ist nicht alles Sonnenschein. Jede Generation hat mit Schicksalsschlägen und Missständen zu kämpfen und die Aussichtslosigkeit mit der die Charaktere konfrontiert wurden hat mich oft traurig gemacht.

Der Schreibstil von Yaa Gyasi ist sehr bildhaft und lässt sich angenehm flüssig lesen. Persönlich empfand ich die Protagonisten gegen Ende des Buches nicht mehr ganz so interessant wie am Anfang.

Die größten Mankos dieses Buches waren für mich die großen Zeitsprünge (teilweise um die 20 Jahre) und die abrupten Beendigungen der Kapitel.
Ich hatte das Gefühl, dass jede Geschichte auf ihrem Zenit endete, bevor zum nächsten Protagonisten gewechselt wurde.
Ich wollte oft noch so viel mehr wissen, aber nach Ende eines Kapitels erschienen die vorherigen Personen nur noch schemenhaft als Randfiguren.
Dadurch liest sich „Heimkehren“ nicht wirklich als zusammenhängender Roman, sondern mehr wie eine Sammlung an Kurzgeschichten.

Ich möchte dieses Buch dennoch jedem empfehlen, der ein wenig mehr über die Geschichte der Schwarzen wissen möchte.

Veröffentlicht am 27.05.2017

Plötzliche Erbschaft

June
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Das Erste, was einem bei Miranda Beverly-Wittemores neuem Roman „June“ ins Auge sticht, ist das Titelbild. Das mit einem Filter bearbeitete Foto vermittelt ein Gefühl von Freiheit und die Farben erinnern ...

Das Erste, was einem bei Miranda Beverly-Wittemores neuem Roman „June“ ins Auge sticht, ist das Titelbild. Das mit einem Filter bearbeitete Foto vermittelt ein Gefühl von Freiheit und die Farben erinnern an Sommer und warme Temperaturen.

Die Geschichte spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen.
Im Jahr 2015 wird Cassie, deren Leben gerade einen Tiefpunkt erreicht hat, von einer Erbschaft überrascht. Angeblich soll sie die Enkelin des Schauspielers Jack Montgomery sein. Plötzlich befindet sich Cassie in einem Ausnahmezustand. Jacks berühmte Tochter Tate und ihre Gefolgschaft stehen vor der Tür und in der Nacht wird sie von merkwürdigen Träumen heimgesucht, die sie ins Jahr 1955 führen. So erfährt sie, wie ihre Großmutter June Jack begegnete und wie ein ganzer Ort während den Dreharbeiten zu einem Hollywood Film Kopf stand.

Insbesondere der Teil, der im Jahr 1955 spielt, hat mir sehr gut gefallen. Ich mochte die Aufregung und die spannungsgeladene Stimmung in St. Jude. Das Leben der Dorfbewohner ist ebenfalls so spannend wie ein Film und die Intrigen, die hinter verschlossenen Türen vor sich gehen könnten aus einem Drehbuch sein.

June ist eine junge Frau, die als sehr schön beschrieben wird. Gleichzeitig versucht sie verzweifelt einen Platz im Leben zu finden, scheut sich jedoch davor, ihren eigenen Wünschen nachzugehen.
Ich habe sie teilweise als einen etwas anstrengenden Charakter empfunden und bin nicht wirklich warm mit ihr geworden.

Meine Lieblingsfigur war die kleine Lindie, die lieber Jungenkleidung als Mädchensachen trägt und trotz ihres zarten Alters bereits weiß, wie man die Fäden in die Hand nimmt.

Auch der Teil aus dem Jahr 2015 lies sich leicht und unterhaltsam lesen, auch wenn man nicht unbedingt auf allzu viel Logik hoffen sollte. Welcher Filmstar würde sich darauf einlassen, zuerst einmal in einem heruntergekommenen Haus nach Überbleibseln aus der Vergangenheit zu suchen, bevor die potenzielle Erbin ihre Einwilligung zum DNA Test gibt?

„June“ ist nach „Bittersweet“ der zweite Roman von Miranda Beverly-Wittemore und mir hat imponiert, dass es der Autorin gelungen ist, eine Geschichte zu verfassen, die sich vollständig von ihrem Debütroman unterscheidet.

Ich empfand „June“ als durchaus lesenswert und vergebe 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.04.2024

Goodbye Sonderdezernat Q

Verraten
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„Verraten“, das Finale der Sonderdezernat Q Reihe, habe ich mit großer Vorfreude und auch etwas traurig erwartet. Nachdem mich diese Serie viele Jahre begleitet hat, ist es nun also an der Zeit, Abschied ...

„Verraten“, das Finale der Sonderdezernat Q Reihe, habe ich mit großer Vorfreude und auch etwas traurig erwartet. Nachdem mich diese Serie viele Jahre begleitet hat, ist es nun also an der Zeit, Abschied von liebgewonnenen Charakteren zu nehmen. Zunächst lagen allerdings 600 Seiten mit einer neuen Geschichte vor mir. Aufgrund der vielen Werbung für das Buch war meine Erwartung wirklich riesig.
Im Gegensatz zu den anderen Teilen gab es diesmal keinen Zeitsprung. „Verraten“ beginnt unmittelbar im Anschluss an „Natrium Chlorid“. Wir befinden uns noch immer Ende 2020, mitten in der Pandemie. Carl wurde verhaftet da auf seinem Dachboden ein Koffer mit Drogen und Geld gefunden wurde. Hat Carl etwa ein kriminelles Doppelleben geführt? Als treuer Leser mag man das nicht glauben und auch seine engsten Mitstreiter wie Assad, Rose, Gordon, Mona, Terje... sind von seiner Unschuld überzeugt. Der Thriller beginnt spannend, denn es geht gleich hoch her. Mehrere Anschläge auf Carls Leben werden verübt.

Nach dem packenden Start hat das Buch im Mittelteil leider sehr stark nachgelassen. Ich hatte ein krasse Verschwörung erwartet aber während ich las, kristallisierte sich heraus, dass die Ursache, warum Carl auf der Abschussliste gelandet ist, doch weit weniger komplex ist, als ich es mir selbst ausgemalt hatte.
Die Anzahl der Personen wurde mir teilweise etwas zu unübersichtlich, vor allem die Kapitel aus Sicht von Mitgliedern einer Drogenbande haben mich mit der Zeit immer weniger interessiert.
Trotz meiner zeitweiligen Ernüchterung und der leichten Langeweile, die sich manchmal einstellte, gab ich die Hoffnung nicht auf und auf den letzten 150 Seiten wurde die Handlung dann wirklich richtig actiongeladen und zum mitfiebern.

„Verraten“ ist ein solider Thriller, das Ende ist ganz süß gemacht, der Kreis schließt sich. Irgendwie hätte ich mir aber doch einen bewegenderen Abschluss gewünscht. Mir hat das komödiantische gefehlt, was die Serie immer so speziell gemacht hat. Selbst Assad hielt sich mit seinen Kamelwitzen zurück. Und Rose kam nur selten mal zu Wort.
Während ich die Bücher 1 bis 8 alle mit 4 bis 5 Sternen bewertet habe, finde ich, dass „Verraten“ nach „Natrium Chlorid“ leider der zweitschwächste Teil war.
Trotzdem werde ich die Ermittler des Sonderdezernats vermissen. Es war eine schöne Zeit mit euch.

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