Cover-Bild Liv
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Berlin Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 496
  • Ersterscheinung: 01.09.2017
  • ISBN: 9783827012722
Kevin Kuhn

Liv

Roman

Der junge Franz streift mit seiner Clique durch das überbordende Berlin der 1920er Jahre und ist hin- und hergerissen zwischen den ungeahnten Möglichkeiten und den Gefahren einer Stadt im Rausch. Liv reist wie viele junge Israeli durch die Welt. Sie hat ihren Militärdienst allerdings nicht bereits absolviert, sondern flieht vor ihm – und einem unerträglichen Gefühl der Enge – ins Ausland. Während ihrer Reise erobert sie einen neuen Kontinent: Sie wird zu einer Social-Media-Ikone, deren Posts viele Tausende lesen. Zwischen Liv und Franz liegen beinahe 100 Jahre, aber sie gehen wie Geschwister durch dieselbe Welt. Beide suchen nach einer Perspektive abseits der Euphorie ihrer Epochen, nach Autarkie in der Masse. Kevin Kuhn stellt sich den drängenden Fragen unserer Zeit und zeigt uns überraschende Wege durch die Fremde, die längst zu unserer Wirklichkeit geworden ist.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2017

Zwei Leben mit dem Blick durch den Sucher: Auf der Reise mit dem Zeitgeist der Stunde — unterhaltend, spannend, zum Nachdenken anregend.

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Was für eine Reise! In „Liv“ erzählt Kevin Kuhn von der titelgebenden Protagonistin Liv, der vor ihrem Militärdienst in Israel flieht – hinaus in die Welt, das Handy immer dabei. Was anfangs nur eine Spielerei ...

Was für eine Reise! In „Liv“ erzählt Kevin Kuhn von der titelgebenden Protagonistin Liv, der vor ihrem Militärdienst in Israel flieht – hinaus in die Welt, das Handy immer dabei. Was anfangs nur eine Spielerei für sie ist, wird nach und nach ein immer wichtigerer Punkt ihres Lebens: ihre Follower, ihre Community, kurz: das Leben mit der Digitalität. Auf ihren Reisen, die sie mal ganz als Backpacker bestreitet mit nichts mehr als einem Rucksack und der Kleidung, die sie trägt, mal auf einer luxuriösen Jacht, auf der es ihr an nichts mangelt. Durch viele Länder reist sie, lernt viele Menschen kennen, die ihr mal mehr, mal weniger gut tun, und findet in dem ganzen Wust der Fremdheit, der Wunder und der Ferne letztendlich eines: sich selbst. Parallel zu diesem Handlungsstrang erzählt der Autor auch die Geschichte von Franz Frey, der in den neunzehnzwanziger Jahren in Berlin lebt und ein Leben in Saus und Braus führt; Partys, Tanz und vor allem Zigaretten. Der erste Zeppelinflug erregt die Aufmerksamkeit der ganzen Welt, und als Franz eine Leica Kamera gewinnt, hält er dieses Ereignis natürlich mit dieser fest. Nach und nach fokussiert sich sein Blick auf gute Bilder, er lebt mehr und mehr durch den Sucher und auch für ihn werden die Gedanken an die Meinungen anderer zentral. Für beide Charaktere beginnt so, auch wenn 100 Jahre sie trennen, eine Reise durch ein neues Zeitalter der Digitale, das durch seinen Sog auch seine Opfer nimmt.

Schaue ich durch die Kamera, habe ich den frischesten Blick. Alles wird schärfer, ruhiger. Ich bin so süchtig danach, dass ich fast das Rauchen vergesse. Die Zeit bleibt stehen. — Franz

In diesem schwarzen, 500 Seiten starken Band erzählt Kevin Kuhn nicht nur die Geschichten zweier scheinbar unverbundener junger Menschen auf dem Weg zur Selbstfindung, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht, sondern auch die eines Zeitgeists: die Digitalisierung, die Veränderung und die Entwicklung der Welt, wie wir sie kennen. Liv und Franz wachsen im Verlauf der Handlung mehr und mehr mit ihren Geräten zusammen und stürzen sich in Gedanken, wie die Außenwelt sie wahrnimmt und was sie nach ihrem Leben hinterlassen möchten. Beide Charaktere finanzieren sich durch ihre Fotos ihren Lebensstandard und als Leser wird man gezwungen, ihre Entscheidungen kritisch zu überblicken. Die Protagonisten fallen immer tiefer in einen Strudel, der vom Sog der Popularität ausgeht, und während Franz es noch schafft, die Beziehungen zu seinen Freunden aufrecht zu erhalten und zu pflegen, vereinsamt Liv zusehends, nicht einmal ihr Freund Elam meldet sich regelmäßig bei ihr. Bis er Liv plötzlich Hinweise auf die Pinnwand postet, wo er sich aufzuhalten scheint. Soll sie ihn suchen…? Euphorisch und voller Liebe macht sich Liv sofort auf, ihn zu finden. Doch auf das, was an ihrem Ziel auf sie wartet, ist sie nicht vorbereitet…

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.de

Veröffentlicht am 19.02.2018

Gestern und heute

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Das vorliegende Buch "Liv" von Kevin Kuhn wurde in 2 Erzählsträngen verfasst.

Das Leben von Franz spielt sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts ab, als er mit seiner Leica bewaffnet durch Berlin schwirrt ...

Das vorliegende Buch "Liv" von Kevin Kuhn wurde in 2 Erzählsträngen verfasst.

Das Leben von Franz spielt sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts ab, als er mit seiner Leica bewaffnet durch Berlin schwirrt und alles fotografiert, was sich nicht dagegen wehrt. Dabei wirkt Franz auf mich fahrig, ganz so, als habe er keinen blassen Schimmer wohin das Leben ihn führt. Die Zielgeber sind andere Menschen. Aber was will Franz? Was mir in diesen Teilen allerdings gut gefällt ist, dass der Autor den damaligen Zeitgeist dem Leser bildlich nahe bringt. Es ist, als wäre man selbst in diesen pulsierenden Jahren zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg zu Hause. An manchen Stellen war ich an das Musical und den Film "Cabaret" mit Liza Minelli in der Hauptrolle erinnert. Auch dort stand das pulsierende und grenzenlos erscheinende (Nacht)Leben in Berlin im Blickpunkt.

In der Neuzeit, dem 21. Jahrhundert steht Liv im Mittelpunkt dieses Romans. Eine Israelin, die durch Flucht ihrem Militärdienst in ihrer Heimat entgehen will. Moderne Medien machen es ihr möglich immer neue follower im Netz zu finden, die sie auf ihrer manchmal viel zu waghalsigen Reise begleiten. Es ist eine moderne Art unterwegs, dabei aber nie ganz abwesend zu sein. Liv lässt sich treiben, hat kein erkennbares, gestecktes Ziel das sie erreichen möchte. Es kommt wie es kommt, scheint ihr Motto zu sein. Und so reist sie durch die Welt und durch das Netz, immer ihre follower - darunter auch persönliche Freunde von früher - im Blick.

Ist Liv eine typische Vertreterin der neuen und jungen Generation? Hoffentlich nicht. Sie macht auf mich den Eindruck als wüsste sie lediglich, dass sie dem Militärdient in ihrem Heimatland Israel entgehen will - der Rest wird sich irgendwie finden. Sie befindet sich in Mexiko ohne genau zu wissen wo und wie das Leben dort funktioniert. Hat sich nicht einmal vorher Gedanken über die Gefahren gemacht, die außerhalb der geschützen Räume auf Reisende wie sie warten. Blauäugiger geht es nicht mehr. Auch als sie es endlich bis in die USA geschafft hat, scheint sie kein Gespür für Risiko entwickelt und nichts dazu gelernt zu haben, was Gefahren anbelangt. Ohne sich vorher über die genauen Örtlichkeiten zu informieren lässt sie sich auf einen Fußmarsch durch die Wüste ein. Da fragte ich mich wirklich, was geht in diesem wirren Gehirn vor sich? Legt es LIv vielleicht darauf an, bei einer ihrer Aktionen das Leben zu verlieren?

Ich muss gestehen, ich ging mit großen Erwartungen an diesen Roman heran. Die Beschreibung gefiel mir und ich erwartete etwas, das mich fesselt. Leider geschah das nur an ganz bestimmten Passagen. Viel zu oft verlor sich die Geschichte in banalen Beschreibungen, die mir zu langatmig waren. Auch bekam die Person "Liv" kein genaues Gesicht, egal wie viel ich von ihr las.

Vielleicht bin ich von der Möglichkeit, dank neuer und digitaler Medien immer präsent sein zu können nicht genügend begeistert, weshalb das Buch auf mich eher befremdlich wirkte. In einigen Wochen werde ich es erneut zur Hand nehmen und nochmals lesen. Vielleicht sehe ich dann eher den Sinn dieses Romans.

Auf der anderen Seite könnte ich mir vorstellen, dass die Zielgruppe des Autors ein eher junges Publikum ist, das sich von Livs Lebenseinstellung "durch Tag und Zeit treiben", eher ansprechen lassen wird. Allerdings denke ich, wird da Franz und sein Zeitgeist wiederum auf mäßige Gegenliebe stoßen.

Bei den Sternchen liege ich zwischen 3 und 4. Leider gibt es 3,5 nichtl

Veröffentlicht am 07.01.2018

Zwei Leben hinter der Linse

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Das Buch besteht aus zwei Erzählsträngen. Zum einen Franz der im Jahr 1928 in Berlin lebt. Er fotografiert alles was vor seiner Leica kommt und wird durch das perfekte Foto berühmt. Doch jede Medaille ...

Das Buch besteht aus zwei Erzählsträngen. Zum einen Franz der im Jahr 1928 in Berlin lebt. Er fotografiert alles was vor seiner Leica kommt und wird durch das perfekte Foto berühmt. Doch jede Medaille hat zwei Seiten und irgendwann schlägt die positive Resonanz auf Franz ins negative um.
Der zweite Erzählstrang spielt in der heutigen Zeit. Liv ist eine junge Israelin und flieht vor dem Militärdienst. Sie geht als Backpacker nach Mexiko, in die USA, auf eine Luxusyacht, nach Neuseeland und nach Deutschland. Alles was sie sieht und erlebt teilt sie mit tausenden von Followern. Sie wird geliebt und erkannt. Doch irgendwann schlägt die Liebe in Hass um und damit kommt Liv nicht klar.

Franz und sein Leben wirft bei mir so viele Fragen auf, dass ich nichts dazu schreiben kann. Wie Liv ihr Leben auf so groteske Art öffentlich macht ist ein gutes Beispiel für unsere heutige Zeit. Die Naivität mit der Liv alleine nur mit ihrem Smartphone und ein paar Klamotten die in einem Rucksack passen um die Welt zieht und alle daran teilhaben lässt, lässt einen nur den Kopf schütteln, wobei es genug Leute gibt die genau das tun.
Die Geschichte regt zum Nachdenken an, dass man sich wieder mehr mit seinen Freunden auf altmodische Art treffen sollte und sein digitales Mitteilungsbedürfnis reduzieren sollte. Leider ist vieles total verwirrend, dass der Lesespaß sich in Grenzen hält. Ich fand es sogar zum Teil sehr anstrengend weiterzuleiten. Die Geschichte bekommt von mir nur drei Sterne, weil das Ende mich absolut geflasht hat und ich noch nichteinmal sagen kann ob positiv oder negativ.