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Veröffentlicht am 20.01.2018

Mutter-Tochter-Beziehung

Töchter wie wir
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Die 40.jährige Mona Baumann ist mit der Bilanz ihres bisherigen Lebens sehr zufrieden, sie ist geschieden, hat keine Kinder und finanziell geht es ihr auch nicht gerade gut, weil sie ihren elenden Job ...

Die 40.jährige Mona Baumann ist mit der Bilanz ihres bisherigen Lebens sehr zufrieden, sie ist geschieden, hat keine Kinder und finanziell geht es ihr auch nicht gerade gut, weil sie ihren elenden Job einfach so gekündigt hat. Seit der gescheiterten Ehe hat sie keine feste Beziehung mehr vorzuweisen. Mona kommt aus einem gutsituierten Elternhaus, ihr Vater ist inzwischen verstorben und der Kontakt zu Mutter Hella war schon immer schwierig, die zudem noch Alkoholikerin ist. Einzig ihre beste Freundin Judith und Monas Bruder Daniel stehen Mona immer bei. Durch Zufall lernt sie Patrick kennen, der so ganz anders ist als alle Männer, die Mona bisher kannte. Patrick ist hartnäckig und wirbt leise und unaufgeregt um Mona. Dann tritt auch noch die kleine Shirin in Monas Welt, die zum einen ebenso Pferde liebt wie Mona selbst, zum anderen Monas Beschützerinstinkt weckt, als sie die Kleine beim Stehlen erwischt. Ganz so schlimm und einsam ist das Leben dann doch nicht für Mona, oder?
Barbara Kunrath hat mit ihrem Buch „Töchter wie wir“ einen sehr intensiven und nachdenklich stimmenden Roman vorgelegt, der die oftmals schwierige Beziehung zwischen Müttern und Töchtern darlegt. Der Schreibstil ist einnehmend flüssig und nimmt den Leser gleich mit in das Leben von Mona und ihrer Mutter Hella. Die wechselnden Erzählperspektiven der beiden Frauen lassen vor den Augen des Lesers die Gedanken, Sorgen und Nöte jeder einzelnen erkennen und gibt auch Einblick in die Vergangenheit der beiden, wodurch man sie und ihr Handeln nach und nach viel besser verstehen kann. Die Autorin versteht es sehr geschickt, dem Leser die Handlungsweise ihrer Protagonisten nahezubringen, ihn damit zu berühren und Verständnis für deren Lage zu wecken. Dabei bewegt sie sich sehr nah an dem realen Alltag und vielen Augenblicken, die ein jeder von uns tagtäglich erlebt. Aufgrund dessen fühlt sich der Leser einmal mehr als unsichtbarer Teil dieser hier dargelegten Familiengeschichte.
Die Charaktere sind detailliert ausgestaltet und gemäß ihren Eigenheiten individuell in Szene gesetzt worden. Sie wirken sehr nah an der Realität und authentisch. Mona ist eine Frau, die man nicht auf Anhieb sympathisch findet. Sie wirkt selbstmitleidig, saft- und kraftlos, unzufrieden mit allem und jedem und vor allem undankbar. Dabei hat sie gute Freunde, die ihr beistehen und sie nicht allein lassen, wenn es ihr schlecht geht. Erst wenn man mehr von Mona und ihrer Vergangenheit erfahren hat, wächst die Sympathie für sie, denn man kann ihre Gedanken und Ängste gut nachvollziehen. Monas Mutter Hella ist ebenfalls keine Sympathieträgerin der ersten Stunde. Sie ist Alkoholikerin, wollte nie Kinder haben, sondern immer nur schön sein, doch Schönheit ist vergänglich und nutzt sich mit dem Alter ab. Nun ist sie allein und das Verhältnis zur Tochter ist ebenfalls gleich null. Judith ist eine sehr warmherzige Frau, hilfsbereit und immer da, wenn sie gebraucht wird. Sie ist Monas Stütze ebenso wie der eigene Bruder Daniel. Auch die weiteren Protagonisten ergänzen mit ihrem Erscheinen das Gesamtbild der Handlung.
„Töchter wie wir“ ist ein sehr lebensnaher Roman über schwierige familiäre Beziehungen, Selbstzweifel, begangene Fehler und das Aufarbeiten der eigenen Vergangenheit und alter Konflikte. Alle Leser, die gern zu nachdenklich stimmender Lektüre greifen, werden hier fündig. Ein bewegendes und intensives Buch, das einen länger festhält, als man glaubt.

Veröffentlicht am 20.01.2018

Das umtriebige Stubenmädchen

Die Abenteuer der Cluny Brown
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30er Jahre des letzten Jahrhunderts, England. Die 22-jährige Cluny Brown ist eine junge Frau, die mit ihrem alten Onkel, dem Klempner Arn Porritt, zusammenlebt, seit ihre Eltern gestorben sind. Ihr Onkel ...

30er Jahre des letzten Jahrhunderts, England. Die 22-jährige Cluny Brown ist eine junge Frau, die mit ihrem alten Onkel, dem Klempner Arn Porritt, zusammenlebt, seit ihre Eltern gestorben sind. Ihr Onkel macht sich Sorgen wegen Cluny, da sie recht unkonventionell ist, von einem Fettnäpfchen ins nächste gerät und Dinge tut, die eine normale junge Frau in ihrem Alter nicht wagen würde. Sie geht allein ins Ritz, um dort einen Nachmittagstee einzunehmen, anderntags bleibt sie den ganzen Tag im Bett und isst Orangen, weil es dem Befinden förderlich sein soll. Um diesem Betragen Abhilfe zu leisten, schickt Onkel Arn Cluny durch eine Stellenvermittlung als Stubenmädchen aufs Land, wo sie für eine adlige Familie arbeiten soll. Kaum auf dem hochherrschaftlichen Landsitz Friars Carmel im tiefsten Devon angekommen, muss sich Cluny erst einmal an die örtlichen Gegebenheiten gewöhnen. Sie freundet sich mit dem Hund des Gutsvorstehers an und lernt auch den örtlichen Apotheker näher kennen, der ihr schon bald den Hof macht. Doch ihr unkonventionelles Denken ändert sich dadurch nicht, vielmehr überrascht sie die Bewohner des Adelsitzes sowie deren Gäste durch ihre ungewöhnlichen Einfälle und ihr seltsames Verhalten. Dass sie damit die Ereignisse ins Rollen und das Leben sämtlicher Hausbewohner durcheinander bringt, ahnt sie nicht….
Margery Sharp hat mit ihrem Buch „Die Abenteuer der Cluny Brown“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der das Leben einer ungewöhnlichen Frau wiederspiegelt und die daraus folgende Wirkung auf ihre Umwelt, die in starren gesellschaftlichen Strukturen verhaftet ist. Der Schreibstil ist flüssig, oftmals mit einem Augenzwinkern versehen und gibt doch Anlass zum Nachdenken ob der damaligen Situation, in der Frauen einem bestimmten Klischee zu entsprechen hatten und denen nicht die Freiheiten gegönnt waren, die heutzutage selbstverständlich sind. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildhaft und geben dem Leser einen Eindruck der ländlichen Gegend. Der historische Hintergrund, der schon die Ahnung des zweiten Weltkrieges vermittelt, wurde nicht sehr ausgeprägt dargestellt. Hier handelt es sich eindeutig eher um eine Gesellschafts- bzw. Personenstudie, die aber äußerst gelungen ist.
Die Charaktere sind sehr interessant ausgewählt und in Szene gesetzt worden. Jeder von ihnen besitzt individuelle Eigenheiten, wodurch sie allesamt recht authentisch und sehr lebendig wirken. Cluny Brown ist eine junge Frau, die oftmals naiv und unbedarft wirkt. Sie will sich nichts verbieten lassen und alles ausprobieren, was das Leben ihr bietet. Sie liebt Hunde, sagt immer, was sie denkt und oftmals hat man das Gefühl, sie ist völlig ahnungslos, was die Männerwelt betrifft. Allerdings kann sie mit ihrer Art auch überraschen – selbst den Leser – denn es gibt Situationen, da hätte man eine andere Reaktion von ihr erwartet und ist doch bass erstaunt, wenn man anerkennen muss, dass sie eigentlich mutig und entschlossen diesen oder jenen Schritt gewagt hat. Arn Porritt ist ein alter Knurrhahn, der aber innerlich ein weiches Herz hat. Seit dem Tod seiner Frau fühlt er sich einsam und lebt nur noch für seine Arbeit als Klempner. Dass er Cluny aufs Land verbannt ist der Tatsache geschuldet, dass er nicht weiß, wie er mit ihr umgehen soll und ihr doch das Beste im Leben wünscht. Lady Carmel und Sir Henry sind ein altes Ehepaar, das viele Höhen und Tiefen durchgestanden hat. Nun sind sie in einem Alter, wo sie ihre Ruhe haben wollen. Sohn Andrew kann sich immer noch nicht entscheiden, wohin sein Weg gehen soll. Gleichzeitig fühlt er sich unter Druck, heiraten zu müssen, damit der Fortbestand des Adelsitzes gewährleistet ist. Der polnische Schriftsteller Adam Belinski wirkt erst wie ein verschüchtertes Bürschchen, doch hat er es faustdick hinter den Ohren und wirbelt den ganzen Haushalt durcheinander. Auch die übrigen Protagonisten beleben mit ihrem Erscheinen den Verlauf der Handlung.
„Die Abenteuer der Cluny Brown“ ist ein sehr amüsanter und unterhaltsamer Roman, in dem Upper Class und Working People zusammentreffen, was hier ungeahnte Auswirkungen auf beide hat. Eine geruhsame Gesellschaft wird durcheinander gewirbelt, um frischen Wind hineinzubringen. Cluny Brown ist ein Lüftchen, dass sich zu einem Sturm entwickelt, was sehr schön umgesetzt wurde. Ein schöner Roman für alle, die historische Gesellschaftsromane mögen. Auf jeden Falle eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.01.2018

Freischwimmen

Das Lied der Neuen Welt
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1905. Sängerin Teresa begeistert über die Grenzen ihrer Heimatstadt Neapel hinaus die Menschen mit ihrer Stimme. Was außer ihrer Tochter Lucia niemand weiß: Teresa leidet unter extremen Stimmungsschwankungen, ...

1905. Sängerin Teresa begeistert über die Grenzen ihrer Heimatstadt Neapel hinaus die Menschen mit ihrer Stimme. Was außer ihrer Tochter Lucia niemand weiß: Teresa leidet unter extremen Stimmungsschwankungen, ist depressiv und oftmals schwermütig. Dies zwingt die beiden Frauen auch dazu, Italien fluchtartig zu verlassen und sich in Cleveland in den USA eine neue Existenz aufzubauen. Auch hier gelingt es Teresa bald, die Menschen kraft ihres Gesangs in ihren Bann zu ziehen. Doch Lucia hat andere Pläne, sie will endlich unabhängig sein und sich von Teresa lösen, um ein eigenes Leben führen zu können. Leider stellen sich ihr immer wieder Probleme und Schwierigkeiten in den Weg, als wolle das Schicksal sie an ihrer Entscheidung hindern. Lucia kämpft sich durch und nimmt ihr Leben selbst in die Hand, auch wenn dies bedeutet, anderen damit im Wege zu stehen oder deren Pläne zu durchkreuzen. Wird Lucia sich freischwimmen?
Pamela Schoenewaldt hat mit ihrem Buch „Das Lied der neuen Welt“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig sowie leb- und bildhaft, dem Leser gelingt es schnell, in die damalige Zeit abzutauchen und sowohl Lucia als auch Teresa wie ein unsichtbarer Schatten auf ihrem Weg zu begleiten. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut und steigert sich während der Handlung gleichmäßig in die Höhe. Der Autorin gelingt es sehr gut, mit fundiertem historischen Hintergrund die Stimmung der damaligen Zeit heraufzubeschwören und dem Leser vor Augen zu führen. Die Stellung der Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts war recht beschränkt und nur sehr ambitionierte und starke Frauen sind mit ihren Ideen und Taten erfolgreich gewesen. Ebenso sind die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten sowie die Lage der Einwanderer in einem fremden Land ein Thema, auch das Recht auf Bildung und die Unterdrückung der ärmeren Bevölkerung.
Die Charaktere sind sehr detailliert und individuell ausgearbeitet worden. Sie besitzen viel Kraft und Stärke, so dass der Leser von Anfang an eine Vorstellung von ihnen im Kopf hat und das Mitfiebern und Mithadern somit leicht fällt. Teresa ist eine begabte Sängerin, die in ihrer Heimat Italien einige Berühmtheit erlangt hat. Doch sie ist auch eine gezeichnete Frau, denn sie leidet unter starkem Verfolgungswahn, manischen Depressionen und Wahnvorstellungen, die sowohl ihr als auch ihrer Tochter das Leben schwerer und schwerer machen. Teresa ist regelrecht auf die Hilfe ihrer Tochter angewiesen. Doch Lucia ist ihrerseits eine junge Frau, die eigene Vorstellungen von ihrem Leben hat und die sich ihre Träume verwirklichen möchte. Dazu gehört für sie, sich von ihrer Mutter abzunabeln und eine Ausbildung. Lucia ist wissbegierig und hilfsbereit, sie opfert sich für ihre Mutter regelrecht auf. Dass sie sich endlich ein eigenständiges Leben zu führen wünscht, ist völlig normal. Lucia besitzt eine innere Stärke und Kraft, sich dem harten Alltag in allen Facetten zu stellen und sich durch nichts aufhalten zu lassen, um ihr Ziel zu erreichen. Auch die übrigen Protagonisten bereichern die Handlung durch ihr Erscheinen und ihre kleine Episoden.
„Das Lied der neuen Welt“ ist ein tiefgehender historischer Roman über Lebensträume und den Mut, diese nicht aus den Augen zu lassen, hart für sie zu kämpfen und die Hoffnung nie aufzugeben. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung für alle, die gern Bücher über starke Frauenschicksale lesen.

Veröffentlicht am 13.01.2018

Victor und Nicole

Mein Geheimnis bist du
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Nicole Alessi steht vor den Scherben ihrer 5-jährigen Ehe mit einem Hollywoodschauspieler. Sie bittet ihren Vater, einen angesehen Anwalt, sie bei der Scheidung zu vertreten, doch dieser empfiehlt ihr ...

Nicole Alessi steht vor den Scherben ihrer 5-jährigen Ehe mit einem Hollywoodschauspieler. Sie bittet ihren Vater, einen angesehen Anwalt, sie bei der Scheidung zu vertreten, doch dieser empfiehlt ihr einen seiner zukünftigen Partneranwälte, da er als Familienmitglied nicht parteiisch sein möchte. Er betraut den ehrgeizigen Victor mit der Aufgabe, für den es eine besondere Herausforderung ist, denn Viktor ist seit Jahren in Nicole verliebt. Er ahnt allerdings nicht, dass es Nicole damals, vor ihrer Eheschließung ebenso ging, bevor Victor sie maßlos enttäuschte und sie sich zum Trost einem anderen Mann zuwandte. Nun stehen Victor und Nicole während der Scheidung Seite an Seite und müssen sich zum einen der Scheidung stellen, die öffentlich ausgetragen wird, zum anderen stehen ihnen ihre ungesagten Worte und eigenen Gefühle im Weg. Werden sie noch eine Chance bekommen, miteinander glücklich zu werden?
Claire Contreras hat mit ihrem Buch „Mein Geheimnis bist Du“ einen sehr unterhaltsamen und romantischen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, gleichzeitig spannend und gefühlvoll, schnell taucht der Leser in die Handlung ein, um mitzuerleben, wie sich Victor und Nicole nach langer Zeit wieder über den Weg laufen und wie sie miteinander umgehen. Gleichzeitig erhält der Leser Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt und bekommt Dinge aus der Vergangenheit präsentiert, um die gemeinsame Geschichte der beiden zu verstehen. Die Autorin schreibt so lebendig, dass man das Gefühl hat, als stiller Beobachter einen Kinofilm zu verfolgen, wobei man auch die Bedenken und die Verletzungen des jeweiligen Protagonisten miterlebt.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und gemäß ihren Eigenheiten individuell in Szene gesetzt worden. Sie wirken authentisch und real. Nicole ist eine sympathische Frau, die sich nach einer Enttäuschung zu schnell den falschen Mann ausgesucht hat. Sie hat sich blenden lassen von seiner Präsenz und seinem Bekanntheitsgrad, was eine Weile funktioniert hat. Doch nie wusste sie, wer der wahre Mann an ihrer Seite ist, als Schauspieler beherrschte er alle Rollen perfekt. Nicole sehnt sich nach der wahren Liebe, die sie schon einmal sehr kurz erleben durfte und die immer noch durch ihre Gedanken geistert. Bei dem Bruch wurde ihr Herz damals schwer verletzt. Victor ist ein ehrgeiziger und attraktiver Mann, der das Gebot der Kanzlei, sich nicht mit Klienten einzulassen, auf keinen Fall brechen will, um seine Partnerschaft nicht zu gefährden. Vor Jahren hat er sich Hals über Kopf verliebt, doch auch schnell erkannt, dass es ihn seine Karriere kosten könnte, wenn er sich näher darauf einlässt. Seine berufliche Laufbahn hat zwar Fahrt aufgenommen, doch sein Herz war seitdem nirgendwo zuhause. Er sehnt sich nach Stabilität und Wärme und vor allem nach der Frau, die er damals einfach für die Karriere hat sausen lassen.
„Mein Geheimnis bist Du“ ist eine romantische Liebesgeschichte, die dem Leser beide Seiten der Medaille präsentiert und so eine Atmosphäre schafft, in das Mitfiebern und Mitträumen gleichermaßen gegeben ist. Eine schöne Lektüre für den Urlaub oder einen verregneten Tag auf der Couch!

Veröffentlicht am 07.01.2018

Die Malerin Geraldine

Das Geheimnis der Porzellanmalerin
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1748 Meißen. Die junge Geraldine floh mit 14 Jahren von Santo Domingo nach Europa, um sich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen, von dem sie aus dem Nachlass ihre Mutter, die bei ihrer Geburt starb, ...

1748 Meißen. Die junge Geraldine floh mit 14 Jahren von Santo Domingo nach Europa, um sich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen, von dem sie aus dem Nachlass ihre Mutter, die bei ihrer Geburt starb, nur ein goldenes Medaillon mit seinem verblassten Bildnis besitzt. Geraldine hat künstlerisches Talent und ist nach einiger Zeit in Köln bei einem Porzellanmacher nach Meißen gekommen, um sich dort in der Porzellanmanufaktur als Malerin zu bewerben. Doch sie wird gar nicht erst erhört, sondern davongejagt. Als sie auf der Straße die Bekanntschaft des Kreisamtsmannes Teuchert macht und der ihr eine Unterkunft anbietet, geht sie in gutem Glauben mit. Allerdings hat dieser anderes im Sinn, Geraldine soll für ihn gestohlenes Porzellan aus der Manufaktur bemalen, das er mit seiner Gattin teuer verkaufen will, um seine Schulden zu tilgen. So findet sich Geraldine wie eine Sklavin gehalten eingesperrt in einer Kammer wieder und muss sich dem Ehepaar fügen. Doch Geraldine versucht alles, um ihrem Gefängnis zu entkommen, will sie doch unbedingt ihren Vater finden. Als sie den jungen Juristen Nehmitz kennenlernt, der aus Dresden entsandt wurde, die Diebstähle und Fälschungen des Meißner Porzellans aufzuklären, nehmen die Dinge einen dramatischen Verlauf. Wird es Geraldine gelingen, Teucherts zu entkommen und endlich ihren Vater zu finden?
Birgit Jasmund hat mit ihrem Buch „Das Geheimnis der Porzellanmalerin“ einen sehr unterhaltsamen und fesselnden historischen Roman vorgelegt, der den Leser ins 18. Jahrhundert entführt und an der Seite von Geraldine die damalige Zeit kennenlernt sowie einiges über die Herstellung des berühmten Porzellans erfährt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, schnell taucht der Leser in die Handlung ein und erlebt, wie die Autorin eine längst vergangene Zeit wiederauferstehen lässt. Der Spannungsbogen wird langsam aufgebaut, schraubt sich aber innerhalb der Handlung immer mehr nach oben. Die Autorin gibt dem Leser durch verschiedene Handlungsstränge einen Einblick sowohl in die historisch belegten administrativen und handwerklichen Tätigkeiten des Kurfürstentums Sachsens und seiner Verwaltung der Manufaktur als auch in das Leben der einfachen Bevölkerung. Gleichzeitig zeigt sie auf, wie alles miteinander verknüpft ist. Neben einem kleinen Glossar gibt es im Anhang noch ein kurzes Nachwort zur Erklärung, wobei das Glossar allerdings etwas ausführlicher hätte sein können.
Die Charaktere sind sehr differenziert ausgearbeitet und gemäß ihren Eigenheiten individuell gestaltet. Sie wirken authentisch und lebendig. Geraldine ist eine junge Frau, die auf ihre Umwelt wie eine Zigeunerin anmutet, da sie aus der Karibik stammt und eine dunklere Hautfarbe besitzt. Sie besitzt künstlerisches Talent, liebt die Malerei und hat den festen Willen, ihren leiblichen Vater zu finden, der als junger Mann aus Sachsen nach Santo Domingo kam. Geraldine hat ein offenes und freundliches Wesen sowie das Herz am rechten Fleck. Sie ist hilfsbereit, aber leider auch oftmals zu gutgläubig und etwas naiv, weshalb sie schnell und immer wieder in Schwierigkeiten gerät. Teuchert und seine Frau wirken nach außen wie rechtschaffende Menschen und sehr auf ihren Ruf bedacht. Doch in ihren eigenen vier Wänden sind sie knallhart und berechnend, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und ohne Rücksicht auf Verluste. Nehmitz ist ein junger Mann, der durch seine abtrünnig gewordene Verwandtschaft bereits eine große Bürde trägt und dies mit guter und ehrlicher Arbeit ausbügeln will. Er ist intelligent, gewissenhaft und ehrlich, gleichzeitig besitzt er Empathie und Mitgefühl und setzt sich für Schwächere ein. Auch die weiteren Protagonisten mit ihren kleinen Nebengeschichten tragen zur Bereicherung der Handlung bei.
„Das Geheimnis der Porzellanmalerin“ ist ein wirklich gelungener historischer Roman über einen interessanten Berufszweig, der nebenbei auch noch einiges an Spannung und Romantik zu bieten hat. Auf jeden Fall eine sehr kurzweilige Lektüre, die eine Leseempfehlung mehr als verdient.