Weißes Gold - Die Salzpiratin
Die SalzpiratinBeate Maly hat für ihren neuen historischen Roman diesmal nicht ihren üblichen Schauplatz Wien, sondern als Setting den Traunsee gewählt. Es geht zurück ins Jahr 952. Auf der kleinen Halbinsel unterhalb ...
Beate Maly hat für ihren neuen historischen Roman diesmal nicht ihren üblichen Schauplatz Wien, sondern als Setting den Traunsee gewählt. Es geht zurück ins Jahr 952. Auf der kleinen Halbinsel unterhalb des Traunsteins lebt die 16jährige Ursel mit ihren Eltern und drei Brüdern: Rainer, Hans und Nikolaus. Am liebsten hält sich das Mädchen in der freien Natur auf, geht mit ihren Brüdern auf die Jagd und besitzt die Fertigkeit professionelle Bögen zu schnitzen. Ihre behütete Kindheit hat ein jähes Ende als Graf Wilhelm von Chiemgau nach einer "göttlichen Erscheinung" veranlasst den Gutshof niederzubrennen und niemand am Leben zu lassen. An dieser Stelle soll ein Kloster gebaut werden. Am längsten Tag des Jahres, als die Menschen die Sonnenwende feiern, wird sein Befehl ausgeführt. Nur Ursel und ihr behindertet Bruder Nikolaus überleben den brutalen Überfall. Während Nikolaus für den Grafen keine Gefahr darstellt, muss Ursel fliehen. Sie verkleidet sich als junger Bursche und flüchtet sich zu den Salzpiraten. Der Gedanke, sich irgendwann am Grafen zu rächen, hält sie am Leben. Der Aufenthalt bei den Salzpiraten unter Gerold, dem Anführer der Truppe, gestaltet sich für Ursel, wegen ihrer Kenntnisse des Bogenschnitzens und ihrer hervorragenden Trefferquote bei der Jagd, ganz annehmbar. Doch die Gefahr, entdeckt zu werden ist groß.....
Die kurzweilige Geschichte ist von Anfang an spannend und man verfolgt Ursels Schicksal mit großem Interesse. Sie ist eine starke junge Frau, die keinen Gedanken ans Heiraten verschwendet und am liebsten mit ihren Brüdern im Wald unterwegs ist. Ursel ist selbstständig und mutig. Durch ihre knabenhafte Figur hat sie den Vorteil, sich als ihr Bruder Hans bei den Salzpiraten auszugeben.
Auch Peter und Steffen sind sehr gut ausgearbeitete Figuren, die sich beide um Ursel mehr oder weniger bemühen bzw. mit ihr konkurrieren. Gerold, der Anführer der Salzpiraten, ist ein Mann, den man schwer einordnen kann und der seine Launen rasend schnell wechselt. Graf Wilhelm und seine Kusine Ata, die die Äbtissin im Kloster wird, sind beide kaltherzige Menschen, die nur auf Reichtum und Macht aus sind.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter. Der Roman ist bis zum Ende hin sehr abenteuerlich und ist besonders für Einsteiger ins historische Genre bestens geeignet. Das Finale war mir dann allerdings etwas übereilt.
Salz war zu dieser Zeit ein sehr wertvolles Handelsgut. Die ansäßigen Herren von Orth, zu denen auch Ursels Vater gehörte, kontrollierten den Salzhandel. Sie haben ein Abkommen mit den Salzpiraten geschlossen, damit ihre Warenlieferungen verschont blieben. Der religiöse Fanatismus und der Aberglaube sind im frühen Mittelalter sehr ausgeprägt. So konnte die Kirche oder diverse hohe Herren immer wieder ihre Machtspielchen demonstrieren.
Beate Maly hat rund um die realen Personen dieser Zeit, wie Graf Wilhelm vom Chiemgau, seinen Onkel Ottokar und die Äbtissin Ata, mit fiktiven Figuren zu einer abenteuerlichen Geschichte verwoben. Dies ist ihr vorzüglich gelungen.
Schreibstil:
Beate Maly schreibt kurzweilig und fesselnd. Man fliegt durch ihre Romane und hat das Gefühl mitten im Geschehen zu sein. Dabei lässt sie Bilder vor den Augen entstehen, die mein Kopfkino fleißig zum Rattern brachte. Es gelingt ihr dabei nicht nur die wunderschöne Landschaft rund um den Traunsee zu beschreiben, sondern auch die Charaktere sehr bildhaft entstehen zu lassen.
Fazit:
Ein spannender und abenteuerlicher historischer Roman, der sich super weg liest und auch für Anfänger des historischen Genres gut geeignet ist. Die sympathische und mutige Protagonistin schleicht sich schnell in die Herzen der Leser, der Schreibstil ist lebendig und fesselnd.