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Veröffentlicht am 24.02.2018

Erbarmungslos und hinterhältig

DNA
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Ein Mörder, der erbarmungslos mit seinen Opfern umgeht, läuft frei herum. Er überrascht sie in ihren eigenen vier Wänden und geht bestialisch vor.

Kommissar Huldar bekommt diesen Fall als verantwortlicher ...

Ein Mörder, der erbarmungslos mit seinen Opfern umgeht, läuft frei herum. Er überrascht sie in ihren eigenen vier Wänden und geht bestialisch vor.

Kommissar Huldar bekommt diesen Fall als verantwortlicher Leiter zugewiesen, sein erster Fall. Bisher hat er unter anderen Verantwortlichen gearbeitet. Aber dass er jetzt an diesem Fall arbeitet, ist nicht unbedingt sein Verdienst, eher eine Notlösung.

Im ersten Mordfall gibt es eine Zeugin. Ein kleines Mädchen. Doch dieses möchte nicht sprechen. Da sie sich gut versteckt hat, gehen die Beamten und die zuständige Psychologin davon aus, dass der Täter nichts von ihrer Existenz weiß.

Hinzu kommt, dass es Probleme privater Natur zwischen Huldar und der Psychologin Freyja gibt. Sie haben sich unter anderen Umständen kennengelernt, jedoch hat der Kommissar seinen Beruf verheimlicht. Aber sie sind beide erfahren genug, diese Probleme außen vor zu lassen.

Warum will das Kind nicht zu Hause bei seinem Vater sein und geht lieber ins Kinderhaus, das mit dem Jugendamt zusammen arbeitet. Wer ist der schwarze Mann? Fragen über Fragen.

Mit der Weiterentwicklung des Falls und den Abgründen, die sich auftun, hat jedenfalls niemand gerechnet. Man kommt dem Täter, wenn überhaupt, erst sehr spät auf die Spur.

Dies ist der erste Fall der beiden, ich freue mich auf weitere.

Die Autorin hat den Spannungsbogen nicht einmal gelockert, deswegen konnte ich das Buch auch nicht aus der Hand legen. Der Roman ist stimmig und ein toller spannender Krimi.

Das Cover macht neugierig, wenn man das Buch liest, weiß man auch, was es darstellt und warum es so gut aussieht. Auf jeden Fall regt es (mich) zum Kauf an.

Yrsa Sigurdadsdóttir schreibt sehr abwechslungsreich, ihre Protagonisten sind sehr gut dargestellt, man kann sich auch prima in sie hineinversetzen. Das Buch weist keine überflüssigen Längen auf.

Sie ist eine preisgekrönte isländische Spannungsautorin und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Reykjavik.

Veröffentlicht am 10.02.2018

Erschütternd

Schloss aus Glas (Filmausgabe)
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Erschütternd


Jeannette Walls schreibt in diesem autobiografischen Roman über ihr armseliges Aufwachsen.

Ihre Eltern sind beide intelligente Menschen, ihre Mutter ist Künstlerin und ausgebildete Lehrerin, ...

Erschütternd


Jeannette Walls schreibt in diesem autobiografischen Roman über ihr armseliges Aufwachsen.

Ihre Eltern sind beide intelligente Menschen, ihre Mutter ist Künstlerin und ausgebildete Lehrerin, ihr Vater hat Gelegenheitsjobs und lebt seine Träume, wie etwas zu erfinden. Die Jobs verliert er schnell, weil er aufbrausend ist und gerne trinkt.

Aber die Eltern haben sich nun mal zu diesem "freien Leben" entschlossen, wettern gegen das Establishment und der Vater erklärt in seinen lichten Momenten die Welt. Die Kinder bekommen Weihnachtsgeschenke, die andere Kinder niemals erhalten können.

Weil sie und ihre drei Geschwister wegen der vielen Umzüge in immer schlechtere Bruchbuden nicht regelmäßig zur Schule können, werden sie in der Zwischenzeit daheim unterrichtet. Als Jeannette eingeschult wird, kann sie bereits lesen.

Sie ist ein glückliches und kluges Kind, setzt sich in der Schule gegen die Anfeindungen anderer Kinder mit Hilfe ihres kleineren Bruders durch und ihr Vater verspricht, ihr ein Schloss aus Glas zu bauen.

Es ist erschütternd, mitzuerleben, dass es der Mutter egal ist, ob ihre Kinder etwas zu essen bekommen, umso schlimmer, dass sie den Kindern heimlich Schokolade vorenthält, die sie dann isst. Die Kinder wühlen heimlich die Mülleimer durch, wenn niemand zuschauen kann.

Eigennützig leben die Eltern, haben nur kluge Sprüche auf Lager, wenn z.B. kein Wasser da ist oder die Treppe einbricht, und je älter die Kinder werden, umso klarer sehen sie ihre Zukunft, die sie dann auch umzusetzen versuchen.

Mich haben die Aufzeichnungen von Jeannette Walls an früher erinnert, als in der Umgebung Familien untergebracht waren mit Kindern, die schmutzig waren und mit hungrigen Augen uns anderen Kindern hinterhergesehen haben. Ich habe mir viel zu wenig Gedanken darüber gemacht. "Das sind Zigeuner, die sind dreckig, mit denen dürft ihr nicht spielen", so und anders hieß es, als seien diese Menschen mit einer ansteckenden Krankheit infiziert.

Dieses Buch hat mich erschüttert zurückgelassen, ich werde sicher noch länger daran denken und meine Augen offen halten.

Veröffentlicht am 25.01.2018

Erschütternder Schrei

Kalte Seele, dunkles Herz
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Cassandra ist wieder da. Nach drei Jahren. Vor drei Jahren verschwand die damals 15-jährige mit ihrer 2 Jahre älteren Schwester spurlos, das FBI konnte trotz aller Bemühungen keine Spur von ihnen finden. ...

Cassandra ist wieder da. Nach drei Jahren. Vor drei Jahren verschwand die damals 15-jährige mit ihrer 2 Jahre älteren Schwester spurlos, das FBI konnte trotz aller Bemühungen keine Spur von ihnen finden. Doch jetzt steht sie vor der Tür ihrer Mutter, die sie nicht wiedererkennt. Cass schreit nur: "Ihr müsst Emma finden!"

Überhaupt geht es hier um den großen Schrei, in ihr, in ihrer Schwester, in der Psychologin des FBI.

Sie wird natürlich befragt und legt großen Wert darauf, dass ihre Mutter bei allen Befragungen dabei ist. Ihre Mutter glaubt den Schilderungen nicht und nimmt an, sie sei geistig gestört. Doch es ist alles zu genau beschrieben, das Ehepaar, von dem sie festgehalten wurden, die Insel, das Boot. Auch die Schwangerschaft und die Entbindung Ihrer Schwester. Die Mädchen müssen unendlich gelitten haben.

Und immer wieder schreit sie: "findet Emma!"

Die Psychologin des FBI hatte vor drei Jahren schon eine gewisse Ahnung, die sich immer mehr verstärkt.

Doch Cass geht es nicht schnell genug, sie gibt den Leuten vom FBI Tipps, irgendjemand muss doch was gemerkt haben. Sie verzweifelt. Das FBI muss doch Emma suchen!!! Sie lügt nicht, aber irgendetwas scheint sie zu verschweigen.

Das Buch ist aus Cassandras Sicht und aus Sicht der Psychologin in der Ich-Form geschrieben, es ist eindringlich und ich habe mit Cass gelitten. Es ist ganz schlimm, dass es sowas geben kann.

Wendy Walker hat ein ungemein spannendes Buch geschrieben

Gott sei Dank habe ich das Nachwort gelesen, also den "Dank" von Wendy Walker.

Dieses Buch kann ich absolut empfehlen.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Und sie fühlen sich wohl?

Einsiedlerkrebse
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Anne B. Radge - Einsiedlerkrebse
Übersetzt von Gabriele Haefs

Und sie fühlen sich wohl?

Einsiedlerkrebse brauchen Gehäuse zum Rückzug, damit sie nicht verletzt werden. Ja größer sie werden, desto ...

Anne B. Radge - Einsiedlerkrebse
Übersetzt von Gabriele Haefs

Und sie fühlen sich wohl?

Einsiedlerkrebse brauchen Gehäuse zum Rückzug, damit sie nicht verletzt werden. Ja größer sie werden, desto größer müssen auch diese Behausungen sein. (Wikipedia)

Anne B. Radge, eine norwegische Schriftstellerin, schreibt in ihrem zweiten Roman der Lügenhaus-Serie über drei Brüder, die auch eine Möglichkeit zum Rückzug brauchen.

Hier das Widget zum Buch, reinlesen u.a.
http://bic-l.de/MvXhDx

Die Mutter ist tot, zurück bleiben Tor, der Schweinebauer, der mit der Führung des Hofes total überfordert ist; Margido, der gut situierte Bestatter und Erlend, der in Dänemark lebende gut angesehene Dekorateur, der mit Krumme zusammenlebt, der aus besserem Hause kommt und für den Geld kein Thema ist. Hinzu kommt noch die frisch verliebte Mittdreißigerin Torunn, Tors Tochter, die Tierpsychologin ist.

Zumindest kommt es zur Versöhnung darüber, dass Erlend als Schwuler früher von seinen Brüdern sehr schlecht behandelt wurde.

Nachdem die dominante Mutter nicht mehr auf dem Hof ist, ist Tor mehr als hilflos. Er muss die Schweine, die er jedes einzelne sehr liebt, versorgen, die Papiere führen, einkaufen für sich und den Vater, der auch noch auf dem Hof lebt. Tor hat nicht gerade das Quasseln erfunden, seine Unzufriedenheit trägt er mit schlechter Laune vor sich her.

Doch ohne miteinander zu reden klappt im Leben nichts, Gedanken lesen kann niemand.

Margido erlebt eine überraschende Silvesternacht und muss erst mal mit den neuen Gefühlen umgehen. Er weiß annähernd von Tors Problemen, aber nur annähernd.

Erlend und Krumme planen etwas ganz neues für die Zukunft, sie können es selbst noch nicht glauben, als es klappt.

Torunn kann sich noch nicht entscheiden, ob sie zukünftig als Schweinebäuerin arbeiten möchte.

Plötzlich haben alle zeitgleich eine Lösung für den Hof …..

Anne B. Radge schreibt flüssig und man möchte das Buch nicht aus der Hand legen. Am Ende bleiben Fragen offen wie so oft in Büchern, aber das Buch ist dennoch sehr gut außerhalb der Serie zu lesen.

Das Buch hat ein sehr schönes Cover, Schafe vor einem Koben auf der Weide. Ich weiß aber nicht, was das Cover mit dem Buch zu tun haben soll.

Die Titel der einzelnen Bücher: Das Lügenhaus (ISBN 9783442715701), Einsiedlerkrebse (ISBN 978442715725), Hitzewelle (ISBN 9783442715718), Sonntags in Trondheim (ISBN 9783442757374)

Die Bücher erschienen bei btb

Veröffentlicht am 01.01.2018

Herzerweichend

Satoru und das Geheimnis des Glücks
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Hiro Arikawa ist eine 45 Jahre alte japanische Schriftstellerin, die für ihre zahlreichen Werke bereits ausgezeichnet wurde.

Mit "Satoru und das Geheimnis des Glücks" hat sie ein wunderbares Buch geschaffen, ...

Hiro Arikawa ist eine 45 Jahre alte japanische Schriftstellerin, die für ihre zahlreichen Werke bereits ausgezeichnet wurde.

Mit "Satoru und das Geheimnis des Glücks" hat sie ein wunderbares Buch geschaffen, einen Reisebericht aus der Sicht eines klugen Katers.

Sein Mensch macht sich auf den Weg zu allen seinen Freunden, die ihn durch sein Leben begleitet haben, um jemanden zu finden, bei dem sein Kater Nana bleiben kann. Das will dieser jedoch nicht, er möchte bis zum Schluss bei seinem Menschen Satoru bleiben und findet entsprechend Mittel und Wege dafür.

Nana (Sieben) war ein Streuner, der nach einem Autounfall von Satoru aufgenommen wird. Und damit dieser bei ihm bleiben kann, zieht Satoru sogar in eine Wohnung, wo dies gestattet ist. Gott sei Dank kann Satoru wohl die Katzensprache verstehen - und dass Katzen die Menschen verstehen, weiß ein jeder, der nicht ignorant ist. Smile.

Nana fährt mit Satoru über Honshu, lernt das Meer fürchten, die Berge und Täler lieben und schaut den Menschen tief in die Seele. Er ist ein reiselustiger Kater, der immer wieder überrascht ist, was er auf der Reise mit dem Kombi seines Menschen alles sehen und erleben kann. Durch die Reise lernt er auch die Vergangenheit seines Menschen Satoru kennen und verstehen.

Doch er ist auch ein Kämpfer, der sich nicht von seinem Menschen trennen lassen möchte.

Das Buch ist so liebenswert geschrieben, dass ich gegen Ende meine Tränen nicht zurückhalten konnte, so nahe ging es mir.

Das Buch erschien in Japan 2015, bei uns in Deutschland im Heyne Verlag im Dezember 2017. Es ist unbedingt zu empfehlen.

Das Cover ist erfrischend hell und zeigt eine zusammengerollte Katze.