Einen eigenen Kopf
Die Reformatorin von Kölnhat die Kölner Brauerstochter Jonata von Menden schon in jungen Jahren - sie hat schon längst mit ihrem Vater geklärt, dass sie Mitspracherecht bei der Wahl ihres Ehemannes haben will. Umso fassungsloser ...
hat die Kölner Brauerstochter Jonata von Menden schon in jungen Jahren - sie hat schon längst mit ihrem Vater geklärt, dass sie Mitspracherecht bei der Wahl ihres Ehemannes haben will. Umso fassungsloser ist sie, als ihr nach dem Tode des geliebten Bruders Lukas der Brauerssohn Sebalt - um einiges älter und ein richtig ekliger Typ, zumindest aus Jonatas Sicht als Heiratskandidat präsentiert wird. Und da lässt ihr Vater - sonst durchaus verständnisvoll - überhaupt nicht mit sich reden.
Klar, dass Jonatas anderer Bruder Enderlin, ein Kirchenmann, dort seine Hände mit im Spiel hat. Er präsentiert die alten Werte, die Inquisition und den Klerus als Machtapparat.
Nicht Jonatas Sache, hat sie doch auf einer Reise nach Sachsen - ja, sonst ist ihr Vater durchaus modern und lässt sie Geschäfte tätigen - Martin Luther predigen hören und konnte auch mit ihm sprechen - und seitdem ergibt vieles für sie einen ganz neuen Sinn.
Zumal in Köln der Druckerssohn Simon ihre Gedanken mehr und mehr vereinnahmt - aber angesichts des väterlichen Willens hat sie keine Chance. Wird es für Jonata und Simon und nicht zuletzt für ihren Glauben eine Möglichkeit zum Bestehen geben?
Die Autorin Bettina Lausen schreibt unterhaltsam und spannend, hätte aber durchaus noch ein wenig mehr kölsches Lokalkolorit hereinbringen können. Das frühneuzeitliche Setting insgesamt jedoch ist liebevoll und sorgfältig dargestellt, die Charaktere klar und mit Wiedererkennungswert ausgearbeitet. Da habe ich gern über die stellenweise unlogischen Entwicklungen hinweggesehen.
Eine Lektüre, die gerade im Lutherjahr viel Freude macht und zum Weiterdenken anregt. Für alle, die gern mal was Historisches lesen und auch an Religionsgeschichte interessiert sind!