Profilbild von Tamagotchi

Tamagotchi

Lesejury Star
offline

Tamagotchi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tamagotchi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2018

Unheilvolle atmosphäre

Ermordung des Glücks
0

Die Ermordung des Glücks wird hier auf vielen Ebenen beschrieben, und zwar in meisterhafter Weise. Jeder einzelne Charakter in diesem Roman, der um Lenny trauert, hat seine eigene Weise, mit dem schrecklichen ...

Die Ermordung des Glücks wird hier auf vielen Ebenen beschrieben, und zwar in meisterhafter Weise. Jeder einzelne Charakter in diesem Roman, der um Lenny trauert, hat seine eigene Weise, mit dem schrecklichen Ereignis umzugehen bzw. damit weiterleben zu können. Friedrich Ani beschreibt in vielen minutiösen Details, wie deren Leben nach dem 'Absturz' aussieht, und zwar so, dass man mit den einzelnen Protagonisten mitfühlen kann.

Wer mich in diesem Buch überhaupt nicht anspricht, ist die Person des Jakob Franck. Er wird präsentiert als Workaholic, der seinen früheren Job als Kommissar einfach nicht aufgeben kann, obwohl er mittlerweile pensioniert ist. Diesem Umstand opfert er sogar sein Privatleben. Er hat äußerst seltsame Ermittlungsmethoden, die nicht immer zum Ziel führen. Ganz abstrus fand ich die Szene, in der er in eisiger Kälte mit einem Ball mitten auf der Kreuzung steht, um eine Eingebung zu bekommen.....
Von Anfang an macht man sich Gedanken, wer denn der Mörder sein könnte, da ja bekanntlich Kindermörder meist aus dem nächsten Umfeld stammen. Irgendwie ist man am Ende dann doch enttäuscht, als im letzten Achtel des Romans die wahren Umstände zutage kommen.

Alles in allem hat mich das Buch schon gefesselt, und ich habe es gern gelesen, was wohl auf Anis Schreibstil zurückzuführen ist, aber das Ende und die schwer vorstellbare Gestalt des Herrn Franck geben Minuspunkte.

Veröffentlicht am 17.11.2017

Unglaubwürdige Heldin

Untiefen (Ein Nora-Watts-Thriller 1)
0

Nora Watts, ehemalige Alkoholikerin, ist Privatdetektivin und lebt mit ihrer Hündin Whispers in einer gut versteckten Kellerwohnung, da sie nach einer heftigen persönlichen Erfahrung die Öffentlichkeit ...

Nora Watts, ehemalige Alkoholikerin, ist Privatdetektivin und lebt mit ihrer Hündin Whispers in einer gut versteckten Kellerwohnung, da sie nach einer heftigen persönlichen Erfahrung die Öffentlichkeit scheut.
Dieses Erlebnis gerät nun wieder in ihren Blickwinkel, da sie den Auftrag bekommt, ein junges Mädchen zu suchen, und dieses Mädchen ist ihre leibliche Tochter, zur Adoption freigegeben nach der fast tödlichen Vergewaltigung.
Soweit hört sich der Plot gut an und liest sich auch zunächst spannend. Aber dann baut die Autorin Elemente ein, die mich an James Bond erinnern und unglaubwürdig erscheinen, z.B. schwingt sich Nora in einem Geschäftszentrum an einem Banner in die nächste Etage, um ihren Verfolgern zu entkommen. Von diesen Stunt-Einlagen folgen noch einige und mindern den Lese-Spaß.
Zudem trifft die Detektivin Entscheidungen, deren Kausalität man gerne nachvollziehen würde, die aber nicht weiter erklärt werden. Plötzlich hat sie die richtige Eingebung, und man wüsste gern, was den Anstoß gab.
Die Heldin Nora ist mir nicht sympathisch, da sie über einige kriminelle Energie verfügt, z.B. klaut sie alles, von der Mütze bis hin zum Auto ihrer Schwester. Außerdem lügt sie das Blaue vom Himmel herunter. Vielleicht kann sie deshalb so gut erkennen, wenn andere lügen...Auch ist sie der ständig misstrauische Typ, der viele vor den Kopf stößt. Sie schreckt auch nicht vor körperlicher Gewalt zurück, was teilweise recht heftig ausfällt.
Was mir zudem gefehlt hat, ist ein durchgehender Spannungsaufbau. Zwischendurch gab es so detaillierte Beschreibungen von Nebensächlichkeiten, dass es langatmig wurde und ich nicht den Wunsch verspürte, die Lektüre wieder aufzunehmen.
Zum Ende hin wird es wieder spannender, was der Grund für 3 Sterne ist. Außerdem das zentrale Thema, um das sich letztendlich alles dreht.
Die grundlegende Idee des Buches ist gut, die Umsetzung hätte durchdachter sein können. Deshalb nur eine eingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 08.05.2019

Pariser Flair, aber keine Spannung

Die Blüten von Pigalle
1

Nach dem 2. Weltkrieg werden im Pariser Hotel Lutetia, das ehemals von den Nazis besetzt war, die Überlebenden der Konzentrationslager aufgenommen, versorgt und, wenn möglich, an ihre Angehörigen vermittelt. ...

Nach dem 2. Weltkrieg werden im Pariser Hotel Lutetia, das ehemals von den Nazis besetzt war, die Überlebenden der Konzentrationslager aufgenommen, versorgt und, wenn möglich, an ihre Angehörigen vermittelt. Hier findet auch Eloise, eine Freundin der Studentin Pauline, ihren Verlobten Camille wieder, der aus Sachsenhausen befreit wurde. Als Eloise ihn zusammen mit Pauline besuchen will, ist sein Hotelzimmer von der Polizei abgeriegelt, denn man hat ihn erschlagen, mit einer Druckerplatte für englisches Falschgeld. Wer ermordet einen armen Heimkehrer? Sind die Gründe in der Nazizeit zu suchen? Paulines Freund Jean Ricolet ist Kommissar und wird auf diesen Fall angesetzt, wobei Pauline seine Ermittlungen aus Neugier und Sensationslust unterstützt, dabei jedoch Ricolets Arbeit des öfteren stört.
Sehr schön beschreibt die Autorin das Flair des Nachkriegs-Paris, in dem alle verzweifelt auf Normalität hinarbeiten, wo die Not aber noch sehr groß ist. Wir bewegen uns durch die Straßen von Paris, an den Sehenswürdigkeiten und Bistros vorbei und mittels eingebauter französischer Phrasen entsteht eine Atmosphäre, die uns in Gedanken in die französische Hauptstadt versetzt. Allerdings hätte ich mir hier mehr historische Hintergründe gewünscht, denn diese werden nur gestreift.
Was mich jedoch am meisten enttäuscht hat, ist die fehlende Spannung. Die Ermittlungen plätschern so dahin, langweilige Befragungen erfolgen, ohne dass irgendetwas Spektakuläres passiert. Nebenbei geht es noch um den Diebstahl eines kostbaren Hundehalsbandes, was aber, wie sich später herausstellt, nichts mit dem eigentlichen Fall zu tun hat. Pauline mischt sich in penetranter Weise in die Ermittlungen ein, was irgendwie unglaubwürdig erscheint. Sie gerät dann auch mal in die Gewalt des Täters, kann sich aber auf fragwürdige Weise selbst befreien, alles wirkt sehr konstruiert und nicht plausibel. Da hatte ich mehr Dramatik erwartet.
Gefallen hat mir zunächst die Figur des Kommissars Jean Ricolet, er ist ehrgeizig, ermittelt mit Verstand und Einfühlungsvermögen, wahrt aber immer die Höflichkeit. Nur kann ich überhaupt nicht verstehen, dass er sich nicht gegen die ständigen Einmischungen von Pauline wehrt. Sie behindert ihn regelrecht in seinen Ermittlungen, aber aus Angst, sie zu verlieren, lässt er alles durchgehen, anstatt ihr mal die Grenzen aufzuzeigen. Pauline erscheint mir als Charakter unreif, unüberlegt und trotzig. Irgendwie erinnert ihr Verhalten an das einer Pubertierenden, nicht an eine reife junge Frau, die bald heiraten möchte. Auch passt es nicht zu dem Umstand, dass sie im Krieg für die Résistance gearbeitet hat.
Auch die Beziehung zwischen Pauline und Jean ist irgendwie undurchsichtig. Zunächst meint man nicht, dass sie ein Liebespaar sind, das deutet sich erst im letzten Drittel an. Gut, es ist eine andere Zeit, aber etwas mehr Verliebtheit hätte ich schon erwartet.
Alles in allem hat mich dieser Roman enttäuscht, er hat zwar kriminalistische Elemente, aber ein Großteil des Buches beschäftigt sich mit anderen Themen, wie z.B. Standesdünkel oder Abnabelung vom Elternhaus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 23.11.2022

Von Aufregung keine Spur

This Charming Man
0

Vampire in Manchester? Das kann doch nicht sein, und trotzdem gibt es Vorfälle und Anhaltspunkte dafür. Die Polizei in Manchester und die Mitarbeiter der Stranger Times sind in heller Aufregung. Da gibt ...

Vampire in Manchester? Das kann doch nicht sein, und trotzdem gibt es Vorfälle und Anhaltspunkte dafür. Die Polizei in Manchester und die Mitarbeiter der Stranger Times sind in heller Aufregung. Da gibt es Mitbürger, denen plötzlich lange Eckzähne wachsen, und man findet andererseits ausgesaugte Menschen. Man ist sich aber sicher, dass es keine Vampire gibt...
Ich habe mich von dem Hype um dieses Buch anstecken lassen, obwohl Vampirbücher mich schon lange nicht mehr interessieren. Aber immer wieder las man vom schrägen Black Humour, den ich sehr mag, so dass ich das Buch auch lesen wollte.
Leider habe ich mich durch die Seiten gequält, ich fand das Buch recht langatmig und gefesselt hat es mich überhaupt nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich den ersten Teil nicht gelesen habe, so dass mir die Grundlage fehlt. Ich werde das aber sicherlich nicht nachholen.
Gut, es gab Szenen, bei denen ich schmunzeln musste, z.B. in der Bibliothek mit Mrs Corry, aber jegliche Spannung hat mir gefehlt. Vieles empfand ich nur als Füllmaterial, ohne Bezug.
In den Beschreibungen und besonders in den Dialogen findet sich skurriler Humor, der aber in meinen Augen ohne Zusammenhang aneinandergereiht wird. Alle Charaktere haben irgendwelche Marotten, wirklich sympathisch ist mir keine und warm geworden bin ich auch mit keiner.
Alles in allem bin ich bei diesem Buch nie in einen richtigen Lesefluss gekommen und war am Ende einfach nur froh, dass ich es durchgehalten habe. Das passiert mir äußerst selten, und den nächsten Band werde ich mir nicht antun.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2021

Berauschende Aktivitäten zur Abstinenz vom Alkohol

Berauscht vom Leben
0

Die beiden Autorinnen beschreiben in ihrem Buch ihre intensiven Kontakte mit Alkohol, bis hin zur Sucht, und wie sie sich seit dem Wendepunkt in ihrem Leben immer mehr vom Mainstream Alkohol abgewendet ...

Die beiden Autorinnen beschreiben in ihrem Buch ihre intensiven Kontakte mit Alkohol, bis hin zur Sucht, und wie sie sich seit dem Wendepunkt in ihrem Leben immer mehr vom Mainstream Alkohol abgewendet haben und dieses Rauschmittel durch andere Aktivitäten mit berauschender Wirkung ersetzt haben.
Das Buch besteht überwiegend aus Erfahrungsberichten über Aktivitäten, die vom Alkohol ablenken und seine Wirkung übertrumpfen. Würde man diese Ratschläge realisieren, müsste man viel Geld ausgeben, denn aus vielen Beispielen wird ersichtlich, dass Geld für die Autorinnen keine Rolle spielt. Mal eben nach Texas fliegen, um einen Sonnenaufgang zu sehen, mal eben ein Motorrad kaufen und einer Frauen-Motorradgruppe beizutreten, mal eben Geschirr kaufen und es zerschmettern, um seine Wut abzureagieren usw. Das sind für mich Dinge, die sich nicht jeder leisten kann und die deshalb nicht als Beispiele dienen dürften. Solche Vorschläge widersprechen in meinen Augen auch dem 'Downsizing', das in diesem Buch propagiert wird. Kurz gesagt, ich finde die Ratschläge wenig praktikabel, und ob sie den gewünschten Effekt erzielen, erscheint mir fragwürdig.
Einige der Aktivitäten der beiden Autorinnen fand ich recht interessant und gaben mir Impulse zur Freizeitgestaltung, aber insgesamt hatte ich etwas anderes erwartet und fühle mich nicht motiviert, auf mein sporadisches Gläschen Wein zu verzichten.
Das Buch erscheint mir weniger als Ratgeber, sondern es entspricht eher einer Selbstdarstellung, wie die beiden Frauen es geschafft haben, dem Alkohol zu entsagen. Ich denke nicht, dass es einen Leitfaden für andere Abstinenzwillige darstellt. Eine wirkliche Hilfe für Alkoholiker ist es mit Sicherheit nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere