Anna hat bei ihrem Vater das Glasmacherhandwerk gelernt und sollte in Zukunft die familiäre Werkstatt übernehmen. Doch es kommt alles anders, denn sie verlieren alles. Anna kommt bei einem Bekannten des Vaters im Betrieb unter, doch viel verdienen tut sie dort nicht. Nur mit Mühe und Not kommen sie über die Runden. Die Rettung kommt in Form eines Briefes – die englische Königin lädt sie zu Hofe ein und möchte die gegossenen Engel sehen. Anna zweifelt, macht sich am Ende aber doch auf den Weg, zusammen mit John, dem Mann mit den besonderen Augen.
Während der Reise lernen sich beide ein wenig kennen, bis plötzlich die Engel verschwunden sind und Anna vor dem Nichts steht…
Anna ist eine Kämpfernatur. Sie gibt nicht auf, denn sie weiß um ihre Verantwortung gegenüber ihrer Mutter und der kleinen Schwester. Sie bringt das Geld rein. Wenn das wegbricht, geht nichts mehr. Behält Anna nicht alles unter Kontrolle, läuft nichts. Die kleine Schwester vergisst zu heizen und der Mutter geht es schlechter.
Mir war Anna von Beginn an sympathisch und es war schön mitzuerleben, welche Wandlung sie innerhalb des Buches mitmacht. Handwerklich wird sie deutlich besser und auch menschlich beginnt sie sich zu verändern.
Elizabeth ist die kleine Schwester von Anna und für mich der Schlüsselcharakter in dieser Geschichte. Jeder versucht Anna die Reise auszureden und den Inhalt des Briefes schlecht zu machen, doch Elizabeth rückt ihr immer den Kopf zurecht. Auch wenn es ihr schwer fällt und sie dann plötzlich die volle Verantwortung für die erkrankte Mutter hat.
Ein taffer Charakter, der mein kleines Highlight im Buch war.
John und der Lord haben vor langer Zeit Engel bei Anna gekauft und diese dann mit zurück nach England genommen. Solz wurden sie der Königin präsentiert und John wurde losgeschickt, um Anna einen Brief zu übergeben. Um auf Anna einen besseren Eindruck zu machen, greift er zu einem kleinen Trick. Dieser kommt gut an und Anna macht sich mit ihm auf dem Weg. John gibt sich wortkarg und erst als die Engel verschwunden sind, beginnt in ihm eine Wandlung. Für Anna will er alle gestohlenen Engel wieder auftreiben, doch irgendjemand ist ihnen auf den Fersen und John bringt Anna zu einem alten Bekannten…
Ich bin mit John leider überhaupt nicht warm geworden, was mich wirklich überrascht hat. Im ersten Moment wirkt er wie ein netter Mann mit Klasse und Verantwortung, doch im Laufe der Zeit wurde mir klar, das er etwas verbirgt oder im Schilde führt.
Als schließlich die Wahrheit ans Licht kam, konnte ich Annas Reaktion vollkommen verstehen. Sie wurde von vorne bis hinten belogen und muss diesen Mann erst wieder neu kennen lernen.
Der Schreibstil ist schlicht und einfach gehalten, sodass man die Geschichte ohne Verständnisschwierigkeiten lesen kann.
Erzählt wird aus der Sicht von Anna, was einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt gibt.
Mir hat die Geschichte rund um Anna, ihre Glasengel und ihre Reise nach England gefallen. Hervorheben möchte ich die Recherchearbeit der Autorin, da man merkt, das sie sich mit der Arbeit der Glasmacher vertraut gemacht hat. Begriffe von verlorenen Formen und die genannten Gefahren beim Gießen zeugen davon.
Für mich gab es ein paar kleine Punkte, die mir nicht gefallen haben: einerseits habe ich mich die gesamte Zeit gefragt, warum Anna zur Königin sollte und dann wieder nach Hause geschickt wird. Nur wegen ein paar Engeln wird dieser Aufwand betrieben – da hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht. Vielleicht eine Anstellung am Hof, nach einer Weiterbildung. Natürlich wäre das vielleicht etwas zu viel des Guten gewesen, aber hätte besser gepasst, als dieses kurz hin und dann wieder nach Hause.
Der zweite Punkt war die Liebesgeschichte zwischen Anna und John. Zu Beginn unterschwellig, was mir gut gefallen hat, und nachdem Anna wieder auf dem Weg nach Hause ist, wurde es für mich zu kitschig. Ihr Ende ist zwar süß und passt zur gesamten Geschichte, aber mir war es zu perfekt.