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Veröffentlicht am 09.01.2018

Zu meinem Bedauern konnte mich dieses Buch nicht begeistern! Die Personen kamen mir nicht nahe!

Die Schwester des Tänzers
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Dies ist mein erster Roman der Autorin Eva Stachniak und da ich Ballettaufführungen liebe, hoffte ich auf einen wunderbaren historischen Roman über eine bekannte Tänzerin.

Leider konnte mich dieser Roman ...

Dies ist mein erster Roman der Autorin Eva Stachniak und da ich Ballettaufführungen liebe, hoffte ich auf einen wunderbaren historischen Roman über eine bekannte Tänzerin.

Leider konnte mich dieser Roman nicht so packen.
Manche Abschnitte sind ganz interessant zu lesen, wie Informationen zum klassischen Ballett, andere Sequenzen jedoch recht erscheinen sehr banal und langweilig. Ich war oft versucht, hier quer zu lesen, habe mich dann aber durch das Buch gemüht.
Viele Lebenseinblicke dieser Tänzerin gehen mir nicht unter die Haut, auch wenn hier eine Frau und ihre teilweise schwierigen Lebensumstände beschrieben werden. Man kommt dieser Person nicht richtig nah. Die Emotionen und Gedanken, die mich als Leser sonst berühren, fehlen hier völlig.


Die Rolle der Frau in dieser Zeit wird nur auf den zweiten Blick deutlich, als Tänzerin waren Frauen auch früher schon Ausnahmeerscheinungen. Bronia jedoch wechselt von der gefeierten Tänzerin zur Ehefrau und Mutter. Ein Bruder, der schwul zu sein scheint, dann aber überraschend heiratet, so etwas war unter Tänzern sicherlich auch nicht unüblich. Der kranke Bruder im sogenannten Sanatorium war in Wahrheit eher in einer Irrenanstalt untergebracht, wie Bronia es selbst formuliert. Die drei Geschwister machen schon früh die Trennung der Eltern mit. Einige Jahre hält der Vater den Kontakt noch aufrecht, dann bricht er ab. Man kann nur mutmaßen wieso. Es gab eine Unterredung zwischen Waslaw und seinem Vater, der Sohn hatte keinerlei Respekt vor ihm, was in der Trennung begründet war.

Der schön erzählende Schreibstil ist das Positive dieses Romans. Man erlebt die verschiedenen Stimmungen der Figuren, die Schauplätze in Sankt Petersburg, London, Paris und anderswo lebendig mit. Auch die interessanten Einblicke in das Tänzerleben haben mir gefallen. Wie Tänzer ihr ganzes Leben und Sein auf diese Bestimmung ausrichten, ist schon beachtlich. Die verwendeten Begriffe der Tanzpositionen und Figuren sind für Ballettkenner sicherlich sehr aussagekräftig. Ich habe sie nur so hingenommen und konnte nicht viel damit anfangen.


Bei der Handlung wird chronologisch vorgegangen. Dennoch verliert man beim Lesen der vielen Details manchmal den Überblick. Einige zähflüssige Passagen machen es manchmal ziemlich anstrengend, dem Handlungsverlauf zu folgen. Denn die Figuren sind mir weder sympathisch, noch kann ich mich tief in sie hinein denken.


Dieser Roman ist für Ballett-Fans eine interessante Lektüre und wer sich über die Tänzerin Bronislawa Nijinska informieren möchte, ebenfalls.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Nette Geschichte um einen Mathe-Nerd!

Ausgerechnet wir
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Mir hat diese Liebesgeschichte gefallen und die Besonderheit, hier mal einen Mann als Romanhelden vorzufinden, ist mal etwas anderes.
Tom ist ein ganz besonderer Typ und nicht gerade das, was man einen ...

Mir hat diese Liebesgeschichte gefallen und die Besonderheit, hier mal einen Mann als Romanhelden vorzufinden, ist mal etwas anderes.
Tom ist ein ganz besonderer Typ und nicht gerade das, was man einen Womanizer nennt. Seine Suche nach einer Frau gestaltet sich durch sein Nerd-Verhalten als Mathegenie nicht so leicht. Einen Erfolg bei Frauen kann man ihm nicht gerade nachsagen. Trotzdem berechnet er seine Chancen und wie das Erlernen von Speisekarten und die Berechnungen irgendwelcher Tabellen auch humorvoll zu lesen ist, der Erfolg ist fraglich.
Interessant wird die Handlung, als er sich dem Prinzip verschreibt, anderen Menschen Freude und Glück zu bereiten, in der Hoffnung, dass es dann zu ihm zurück kehrt. Nun, das klappt nicht immer, doch am Ende geht seine Rechnung auf, allerdings ganz anders als man er es erwartet hätte.

Der Schreibstil ist locker und unterhaltsam, die kurzen Kapitel sind flott zu lesen und zeigen deutlich die Situationswechsel an.

Der Roman ist anfangs sehr charmant und witzig und stellt mit Tom einen speziellen, aber doch sympathischen Charakter vor, den man gern durch seinen Lebensalltag in Berlin folgt.

Jedoch schlug bei mir die anfängliche Begeisterung für diesen Charakter dann doch in etwas Langeweile um. Die Geschichte mit den 28 Karma-Geschenken wurde mit der Zeit immer banaler und Toms Rechnerei schon nervig.

Einige Szenen wirkten sehr konstruiert und nicht sehr realistisch. Wenn auch das Lebens eines Nerds immer etwas speziell ist, so wurde es mir hier doch zuviel. Für einen Mann von fast 30 Jahren war Tom einfach zu lebensfremd. Ständig trat er in irgendwelche Fettnäpfchen und der daraus resultierende witzige Effekt schlug nach einer Weile in Langeweile um. Das Ende hatte man dann so erwartet.

Ein leichter Unterhaltungsroman um einen netten Nerd mit witzigen Szenen für zwischendurch.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Ein tragisches Schicksal

Die Spionin
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Coelho schaut hinter die Fassade und zeigt sowohl die Verführerin und Mätresse als auch eine Frau, die sich nach Unabhängigkeit, Ansehen und Erfolg sehnt und als Doppelagentin verschrien war.

Mata Hari ...

Coelho schaut hinter die Fassade und zeigt sowohl die Verführerin und Mätresse als auch eine Frau, die sich nach Unabhängigkeit, Ansehen und Erfolg sehnt und als Doppelagentin verschrien war.

Mata Hari war eine schillernde Femme fatale, die sich gern mit einflussreichen Menschen einließ. Sie wollte im Rampenlicht stehen und gefeiert werden. Wie schmal der Grat zwischen Bewunderung ihrer Tanzkünste und der Ausnutzung ihrer damaligen Schönheit war, wird im Buch nur allzu deutlich.

Coelho lässt im Buch Mata Hari aus dem französischen Gefängnis "Saint-Lazare" einen fiktiven Brief an ihren Anwalt schreiben. Darin hofft sie auf die Begnadigung ihrer Strafe, die als Todesurteil ausgelegt wurde.
Durch ihre Erzählung bekommt man einen wagen Eindruck ihres Wirkens und ihrer Lebensstationen und wird mitgenommen zum vollstreckten Urteil. Ein grausiges Empfinden macht sich breit.
Denn diese Frau war im Sinne der Anklage unschuldig, so viel steht fest. Sie war zu ihrer Zeit sicher nicht allein mit ihren Sehnsüchten nach einem selbstbestimmten Leben, aber sie hat es geschafft, sich gegen die Konventionen ihrer Zeit aufzulehnen. Als Showtänzerin berühmt geworden, ahlte sie sich im Kreis ihrer Bewunderer und ließ sich aushalten, doch später, mit abnehmender Atraktivität wurden ihr ihre Bekanntschaften zum Verhängnis. Als ein Minister politische Erfolge braucht, klagt er sie als gefährliche Spionin an und ihre ehemaligen Bewunderer schweigen.

Selbst wenn ich Anteil nehme am tragischen Schicksal dieser Frau, so kommt sie mir nicht unbedingt nahe. Auch die Lobhymne auf sie als eine der ersten Feministinnen, kann ich nicht nachvollziehen. Der Ruhm als Glamourgirl, das Zeigen von nackten Tatsachen in der Öffentlichkeit und ihre Notwendigkeit als Mätresse ihr Geld zu verdienen, machen sie in meinen Augen noch lange nicht zu einer selbstbewussten Frau. Ganz im Gegenteil, sie spielte die Rolle, die die Männer von ihr erwarteten, sie gab sich gegen Bezahlung hin.

Im Nachwort erklärt Coelho, die Geschichte beruhe auf wahren Begebenheiten, es sei jedoch keine Biographie. Das ist schade, denn es sind nur einzelne Stationen, die hier gezeigt werden. Wer sich für diese Person wirklich interessiert, muss sich an die im Nachwort erwähnten Bücher halten.

Auch wenn Coelho in diesem Buch wieder seinem guten Ruf als sprachbewandter Schriftsteller gerecht wird, lässt mich dieses Buch nicht zufrieden zurück. Er schaut hinter die Kulissen der Mata Hari und spielt mit seinen Lebensweisheiten, die er wie gewohnt in die Handlung einfliessen lässt. Doch das erscheint mir zu wenig, denn hier wird mit diversen Leerseiten und Zusatzmaterial in Form eines abgedruckten Briefes oder Zeitungsartikeln, sowie Fotos der Diva das Buch aufgefüllt. Hier beschleicht mich der Verdacht, dass der Autor mit seinem guten Namen und der sagenumwitterten Person Mata Haris Geld machen will. Unter den gegebenen Umständen sind 20,- Euro für dieses Büchlein schon eine Stange Geld.


Dieses Buch kann man gut lesen, es erhellt die Person Mata Hari ein wenig und zeigt ein tragischen Schicksal seiner Zeit und Lebensart.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Unterhaltsame Erlebnisse der Friesen-WG auf Föhr

Oma dreht auf
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Dies ist die perfekte leichte Strandlektüre, denn es geht besonders locker, flockig zu. Die Charaktere wirken etwas überdreht und die Akteure bringen ordentlich Alkohol ins Spiel.
Imke feiert ihren 78. ...

Dies ist die perfekte leichte Strandlektüre, denn es geht besonders locker, flockig zu. Die Charaktere wirken etwas überdreht und die Akteure bringen ordentlich Alkohol ins Spiel.
Imke feiert ihren 78. Geburtstag mit über 100 Gästen und ihre Bowle mit besonders starkem Rumtopf haut die Leute reihenweise um. Das hat Spätfolgen, die nicht nur der Familie Sorgen bereiten. Die WG muss um ihre Wohnung bangen, die Kündigung steht ins Haus. Doch mit friesischer Hartnäckigkeit und Lebenserfahrung kommen die Bewohnern auf eine super Idee.

Oma Imke habe ich mit diesem Buch erst kennen gelernt und finde sie gleich sympathisch. Auch wenn sie bereits recht alt und ein bisschen tüddelig ist, so kann man sie nur gern haben. Sie haut noch ordentlich auf den Putz und besonders wie sie ihr unechtes Gebiss gut findet, hat mich überrascht. Es ist damit egal, wie viele Duplos sie isst. Die Zähne schädigt das auf jeden Fall nicht mehr!

Ocke hat sich in Christa verliebt und es ist unbeschreiblich niedlich zu sehen, wie er sich wie ein Teenie verhält. Imke versteht ihn gut und versucht ihm zu helfen.
Christa ist noch recht flott und fühlt sich mit Imke und Ocke total wohl, aber einem Flirt ist sie nicht abgeneigt.

Wie Oma Imke trotz ihrer nachlassenden Lebenskraft die Sache selbst in die Hand nimmt und die Probleme nach den Regeln der friesischen Diplomatie angeht, ist wunderbar zu lesen. Dazu benutzt sie sogar das eingemottete Motorrad. Ein bißchen senil ist sie schon, sonst würde sie doch etwas mehr Angst vor diesem Gefährt haben.

Die Leichtigkeit und fröhliche Stimmung, mit der Mommsen seine Geschichte und die Charaktere liebevoll gezeichnet hat, sorgt für gute Unterhaltung. Auch wenn man einige Dinge schon voraussehen konnte, war die Handlung interessant. Föhrliebhaber werden hier in ihren liebsten Erinnerungen schwelgen, denn die Landschaft und die Schauplätze der Insel sind allgegenwärtig.

Ein wunderbarer Urlaubsroman über das Alter, die Lebenslust und die Insel Föhr.

Veröffentlicht am 04.01.2018

Sehr eigenartige Geschichte

Hitzewelle
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Torunn zieht aus der Großstadt Oslo aufs Land, um sich um die Schweinezucht ihres Vaters zu kümmern. Der Hof ist heruntergekommen und Torunn hat jede Menge Arbeit. Sie bekommt Hilfe von Kay Roger, der ...

Torunn zieht aus der Großstadt Oslo aufs Land, um sich um die Schweinezucht ihres Vaters zu kümmern. Der Hof ist heruntergekommen und Torunn hat jede Menge Arbeit. Sie bekommt Hilfe von Kay Roger, der sie wirklich mit voller Kraft unterstützt. Doch kann sie den Hof wirklich vor dem Verfall bewahren? Ihre merkwürdige Verwandtschaft ist ihr leider keine große Hilfe, ausserdem muss sie sich noch um ihren hilflosen Großvater kümmern.

Von diesem Buch hatte ich ganz andere Vorstellungen, aber die Charaktere haben mir mit ihren Ecken und Kanten und ihrer Schrulligkeit gut gefallen.

Torunn versucht, den verfallenden Hof ihres Vaters so gut es geht, weiter laufen zu lassen. Überall ist etwas zu reparieren und dabei ist kaum Geld vorhanden. Die Schweinezucht macht viel Arbeit und dennoch wachsen ihr die Tiere ans Herz. Nebenbei muss sie sich auch noch um den Großvater kümmern, er fordert sie rund um die Uhr. Irgendwann ist sie mit ihren Kräften am Ende. Und die Hilfe von Kay Roger hat scheinbar auch etwas mit Sympathie ihr gegenüber zu tun.

Ihre Onkel haben selbst so ihre Sorgen. Margido muss als Bestatter regelmäßig Leichen zur Aufbahrung vorbereiten. Diese Handlung wird mehrfach genau beschrieben und ich fand es recht interessant. Er versucht mit einem Sarglager auf dem Hof Torunn zu etwas Geld zu verhelfen.

Onkel Erlend ist mit seinem Lebenspartner Krumme im siebten Himmel der werdenden Vaterschaft. Ihre Kinder werden von zwei Frauen ausgetragen und die Fortschritte der Schwangerschaft wird ständig genaustens verfolgt. Erlend lebt ein verschwenderisches Luxusleben, er trinkt viel und regelmäßig und auch beim Essen ist er nicht zurückhaltend. Er plant auf dem Hof Ferienwohnungen zu errichten, ob das in Torunns Sinn ist, hinterfragt er nicht sonderlich.

Anne B. Ragde hat einen wunderbaren Erzählstil, sie schreibt lebendig, bildhaft und lässt ihre ungewöhnlichen Charaktere förmlich leben.

Die Familie zieht nicht an einem Strang, zu sehr kümmert sich jeder um seinen eigenen Kram.
Selbst Torunns Mutter sieht nur ihre eigenen Interessen.

Auch wenn ich die Vorgängerbände nicht kenne, konnte ich der Geschichte gut folgen. Allerdings wirkt die Handlung merkwürdig zerrissen und auch das Ende bleibt offen.
Hier hätte ich mir einen zufriedenstellenden Abschluss erhofft. Dennoch möchte ich den nächsten Band der Reihe lesen, schon um den Werdegang der Familie weiter zu verfolgen.