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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2018

Eindringlicher, weil mahnender Krimi zum Thema Missbrauch und dessen Vertuschung! Spannend und doch humorvoll dargeboten.

Apostelwasser
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Regina Ramstetter beginnt ihren Krimi mit einer brutalen Kreuzigung und lässt die Spuren dieses Falles zu klerikalen Einrichtungen, wie den Regensburger Domspatzen führen. Es geht um Missbrauchsfälle, ...

Regina Ramstetter beginnt ihren Krimi mit einer brutalen Kreuzigung und lässt die Spuren dieses Falles zu klerikalen Einrichtungen, wie den Regensburger Domspatzen führen. Es geht um Missbrauchsfälle, körperliche Gewalt und seelische Grausamkeit, die jungen Schutzbefohlenen von Kirchenmännern angetan wurden. Dieses heikle Thema wurde vor einigen Jahren öffentlich angeprangert, die katholische Kirche jedoch zeigte kein großes Interesse an der Aufklärung solcher Fälle.
Die Autorin spricht die Vorfälle auf behutsame Weise an, die Missbrauchsfälle werden im Buch von Berichten Geschädigter geschildert, doch das erfolgt auf sachliche Art. Interessant ist die Einbindung und Verarbeitung in diesem Krimi. Hier vermag es die Autorin, den Ernst der Lage aus der Sicht von Betroffenen sachlich darzustellen und das Vertuschen dieser ernsten Vergehen aufzuzeigen.
Dabei gefällt mir ihr eingängiger Sprachstil, der mit Dialekt und einigen Szenen mit situationsbezogenem Humor die Handlung unterhaltsam werden lässt.

Schon früh steht die Missbrauchs-Thematik unweigerlich schlimm im Raum, die Suche nach dem scheinbar rächenden Täter erweist sich jedoch als recht schwierig. Zu schwer sind die früheren Opfer zu erfassen, sind die Taten ja häufig nicht einmal strafrechtlich verfolgt worden. Wer hier gerade in Selbstjustiz unterwegs ist, hat die damaligen Täter im Visier.
Erst am Ende offenbahrt sich der perfide Plan des Täters und die Aufklärung erstaunt mit logischen Schritten.

Die Darstellung der vielfältigen Charaktere wird bestens ausgeführt. Hier gibt es diverse Personen mit Ecken und Kanten, die sich auch im Krimi noch entwickeln und ihre privaten Probleme aufarbeiten.
Gerade die personelle Note der Ermittler gibt dem Krimi eine interessante Rahmenbedingung und unterstreicht mit Streitigkeiten, Liebesproblemen und anderen Dingen den normalen Alltag neben der aufwühlenden Ermittlungstätigkeit.

Wer Passau kennt, wird hier im Krimi einige Schauplätze detailgenau wiedererkennen. Regina Ramstetter hat mit der Einbindung realer Passauer Persönlichkeiten dem Krimi einen authentischen Anstrich verliehen. Die Kabarettistin und Schauspielerin Barbara Dorsch, der Pächter des Passauer Rudervereins Dan Grigoreanu und der Apostelfischer Karl Köck sind auch im wahren Leben in Passau zu finden.

"Apostelwasser" hat mir fesselnde Lesestunden bereitet, mit den ernst zu nehmenden Missbrauchsfällen kommt der Plot sehr realistisch daher. Die Auflösung gestaltete sich als besonders überraschend. So mag ich Krimis!

Veröffentlicht am 09.01.2018

Ein Roman zum Wohlfühlen und Hineinversinken

Liebe, Zimt und Zucker
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Mit "Liebe, Zimt und Zucker" hat Julia Hanel einen zauberhaften Liebesroman geschrieben. Man ist sofort in der Handlung gefesselt und verfolgt gespannt das emotionale Auf und Ab der Protagonistin auf ihrer ...

Mit "Liebe, Zimt und Zucker" hat Julia Hanel einen zauberhaften Liebesroman geschrieben. Man ist sofort in der Handlung gefesselt und verfolgt gespannt das emotionale Auf und Ab der Protagonistin auf ihrer Suche nach der großen Liebe.

Hier geht es romantisch, aber auch dramatisch zu, es gibt humorvolle Mail-Wechsel und unterhaltsame Ereignisse, die gefühlvoll sind und manchmal auch überraschen. Die authentisch gezeichneten Figuren der Geschichte sind liebenswert und lassen den Leser an ihren Gefühlen und Reaktionen lebhaft teilhaben.

Besonders Protagonistin Marit ist mir von Anfang an sympathisch und auch wenn sie sich manchmal das Leben selbst schwer macht, begleitet man sie gern bei ihrem Aufenthalt in Altberg. Man möchte doch zu gern wissen, wie sie sich so nach der Trennung schlägt und wer hinter dem gefundenen USB-Stick steckt. Schnell lernt man ihre Männerbekanntschaften Toby, Julian und Moritz kennen und gerade ihre Reibereien mit Moritz lockern die Stimmung ungemein auf. Zwischen den Beiden gibt es immer leichte Missverständnisse und ihre Ansichten scheinen sich selten zu decken. Dagegen helfen Marit die Mails mit Julian ihr über so manches Stimmungstief hinweg. Der wichtigste Mensch im Buch ist jedoch Emil, er zeigt Marit, worauf es wirklich im Leben ankommt. Mehr kann ich hier nicht verraten!

Weil jeder Charakter hier mit so viel Lebensnähe beschrieben ist, fühlt man sich ihnen richtig nahe und in der Handlung wie zu Hause.

Julia Hanels Schreibstil führt locker, flockig durch das Geschehen und ehe man sich versieht, ist man den Zuckerschnittchen des Romans völlig verfangen. Auch wenn es ein Liebesroman ist, hatte ich nie das Gefühl, mit Kitsch und Klischees abgespeist zu werden. Dieses Buch ist einfach ein angenehmer Wohlfühlroman, der mit diversen schmackhaften Kaffeespezialitäten und etwas Zimtaroma abgeschmeckt zu einer unterhaltsamen Lektüre wird, bei der die Seele baumeln kann.


Diesen Roman habe ich gelesen wie ein Weltmeister. Der eingängige, angenehme Schreibstil, die liebenswürdigen Figuren und die Hoffnung auf ein schönes Ende lassen keine Lesepausen zu! Ein echtes Sofa-Kuschelbuch für den Herbst!

Veröffentlicht am 09.01.2018

Zauberhafte Familiengeschichte

Sommer in St. Ives
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Anne Sanders hat mit ihrem Familienroman direkt ins Schwarze getroffen. Es geht um menschliche Wünsche, wie Liebe, Freundschaft und Vertrauen, aber auch um Hilfsbereitschaft, Verständnis und das Zusammengehörigkeitsgefühl ...

Anne Sanders hat mit ihrem Familienroman direkt ins Schwarze getroffen. Es geht um menschliche Wünsche, wie Liebe, Freundschaft und Vertrauen, aber auch um Hilfsbereitschaft, Verständnis und das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb einer Familie. Das macht Hoffnung auf Glück im Alter und regt zum Nachdenken an, denn hier offenbahrt sich die ganze Bandbreite an menschlichen Emotionen.
Damit hat sie mich sehr berührt, denn sie zeigt die innersten Gefühle und Ängste der Figuren auf intensive Weise. Man nimmt den Personen ihre Rollen ab, taucht ein in ihre Erlebnisse und wird wunderbar unterhalten.



Ihren "Sommer in St. Ives" baut Anne Sanders vor die großartige Sommerkulisse des Fischerdorfes in Cornwall. Die Beschreibungen der Gegend fügt sich authentisch in den Roman und dank des angenehm zu lesenden Schreibstils, fliegt man durch die Handlung und ist bei allen Geschehnissen direkt dabei. Ein wenig Humor und Ironie zeigt sich und macht die Personen dadurch sehr lebendig.

Besonders Protagonistin Lola mochte ich von Anfang an und habe ihren Standpunkt und ihre Reaktionen bei der Lebensbeichte ihrer Großmutter bewundert. Es ist jedoch nicht unbedingt die Liebesgeschichte, die hier im Vordergrund steht, sondern durch die Liebe ihrer Großmutter werden die Familienmitglieder in ihren Reaktionen unterschiedlich gezeigt. Es werden innere, persönliche und familiäre Konflikte ausgetragen und das macht den Roman so vielseitig und realistisch. Diese Familie tickt so normal und ihre Schicksale berühren mich dadurch sehr.

Dieses Buch teilt sich auf in die Gegenwart der Reise, die Lola erzählt, und führt in die Vergangenheit, die sich mit Elvira beschäftigt und die sie berichtet. Es ist sozusagen ein Aufeinandertreffen von dem Leben was die Familie von ihrer Großmutter kennt und ihrer geheimen großen Liebe. Gleichzeitig erlebt Lola auch ihre große Liebe, die Geschichte wiederholt sich auf eine bestimmte Art und Weise.

Hier wagen mehrere Menschen ihre angestammten Wege zu verlassen und neue zu gehen, das macht Mut und zeigt die grenzenlosen Möglichkeiten, sein Leben neu zu orientieren.


Dieser Roman ist wunderbar, etwas romantisch, etwas traurig, etwas verrückt und spielt vor einer tollen sommerlichen Kulisse. Was will man mehr?

Veröffentlicht am 09.01.2018

Ein tolles Kochbuch!

Grill den Henssler - Das Kochbuch
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Steffen Henssler ist vielen als Koch bekannt, denn er moderiert Fernsehshows und er besitzt zwei Restaurants in Hamburg.


In diesem Kochbuch Darin stellt er 70 Lieblingsrezepte aus seiner Sendung vor, ...

Steffen Henssler ist vielen als Koch bekannt, denn er moderiert Fernsehshows und er besitzt zwei Restaurants in Hamburg.


In diesem Kochbuch Darin stellt er 70 Lieblingsrezepte aus seiner Sendung vor, die jeweils maximal 30 Minuten Zubereitungszeit benötigen. Doch nicht nur Schnelligkeit ist gefragt, es geht auch um vielseitige Küche, die mit frischen Zutaten einfach nachgekocht werden kann. Die Rezepte sind zwar mit Gemüse oder Salat kombiniert aber doch sehr fleisch- und fischlastig, Vegetarier sind hier nicht die Zielgruppe.
Wer die Sendung kennt, wird die Rezepte für die Gerichte gern nachkochen wollen.

Nach einer Einleitung werden die nötigen Küchenutensilien vorgestellt. Dann folgen Kräuterübersicht, schnelle Gemüse und die Garzeiten verschiedener Fleisch- und Fischsorten und schon kann es losgehen mit den Rezepten.
Einige witzige Fotos aus der Kochsendung und ein umfangreiches Rezept-Register beschliessen das Buch.

Mir gefallen die Rezepte, die eine Mischung aus bürgerlicher und gehobener Küche darstellen. Weiterhin bewundere ich die wunderbaren farbenfrohen Fotos der Gerichte und die Tatsache, dass hier Zutaten verwendet werden, die leicht erhältlich sind, vorausgesetzt, man hat einen guten Fleischer oder Fischhändler. Hier wird relativ einfach gekocht, ohne aufwendiges und unnötiges Chichi. Der Geschmack kommt durch die besondere Zusammenstellung der Zutaten und das Anrichten der Köstlichheiten gibt den gewünschten Aha-Effekt.

Für Hobbyköche ein tolles Buch und wer die Kochshow gerne verfolgt hat, hat jetzt die Gelegenheit, die vorgeführten Gerichte nachzukochen. Für die Rezepte muss man kein Starkoch sein, es genügt Standard-Küchenhandwerk und viel Spaß bei der Sache! Ein Kochbuch mit Pfiff, die Schnelligkeit wird vielleicht nicht ganz so turbomäßig sein, aber das ist nebensächlich

Veröffentlicht am 01.01.2018

Ergreifende Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Holocaust

Abschied in Prag
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"Abschied in Prag" ist eine unglaublich berührende, dramatische und sehr bildhaft erzählte Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Holocaust.

Dieses Buch ist gegen das Vergessen und wirkt beim Leser ...

"Abschied in Prag" ist eine unglaublich berührende, dramatische und sehr bildhaft erzählte Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Holocaust.

Dieses Buch ist gegen das Vergessen und wirkt beim Leser noch lange nach. Ich war gepackt von der Geschichte und habe den wunderbaren Schreibstil genossen. Natürlich nehmen die Passagen von den grauenhaften Schrecken des Holocausts erschütternde Formen an, aber es gibt auch so viele berührende Erfahrungen und emotional schöne Momente, dass man das Buch trotzdem sehr gerne liest.

Die Schicksale gehen direkt ins Herz und beim Lesen wird deutlich, wie sehr Rassismus Menschen auf grausame Weise Schaden zugefügt hat und es noch immer tut.


Lenka und Josef finden miteinander die große Liebe und nachdem sie jahrzehntelang getrennte Lebenswege gingen, glauben sie nicht mehr an ein Wiedersehen. Ihre Geschichte ist deshalb auch so anrührend, weil die Autorin reale Schicksale in ihrem Buch verarbeitet. Die Charaktere kommen absolut lebendig und glaubwürdig daher und man ist als Leser sehr nah bei ihnen.

Auch die Schilderungen aus den Konzentrationslagern wirken sehr authentisch und gehen unter die Haut. Welche Erfahrungen Lenka und Josef in ihren neuen Ehen gemacht haben, stellt die gemeinsame Liebe nicht in den Schatten. Sie überdauert ganze sechs Jahrzehnte.


Das Wiedersehen der beiden Protagonisten ist zwar etwas unwahrscheinlich, aber dennoch gibt es solche Zufälle und Fügungen im Leben. Man sollte nie die Hoffnung aufgeben, manche Menschen sind einfach füreinander bestimmt.


Der Schreibstil Alyson Richmans ist sehr bildhaft und zeigt viele Emotionen. Ich war davon gefesselt und habe die Kapitel verschlungen.

Während sich Lenkas Schilderung um die 30er Jahre, um ihre Liebe zu Josef und zur Kunst und die Zeit in den Konzentrationslagern dreht, erzählt Josef seine Geschichte nach der Emigration und im jetzt. Dadurch kann man ihrer beider Lebensläufe wunderbar folgen. Josefs zweite Ehe mit Amalia, die gemeinsame Tochter und die Geburt des Enkels sind seine Meilensteine im Leben und werden auch so dargestellt, voller Emotionen und mit tiefer Liebe.



Dieser Roman hat mich sehr aufgewühlt und die packende Kombination zwischen Liebesgeschichte und Holocaust-Grausamkeiten hat mich sehr berührt.