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Veröffentlicht am 25.02.2018

Historischer Berlin-Krimi

Nachts am Askanischen Platz
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Kommissar Leo Wechsler ermittelt wieder im historischen Berlin in den 1920er Jahren.
Diesmal geht es um einen unbekannten Toten auf einem Schulgelände, und um das in unmittelbarer Nähe angesiedelte Theater ...

Kommissar Leo Wechsler ermittelt wieder im historischen Berlin in den 1920er Jahren.
Diesmal geht es um einen unbekannten Toten auf einem Schulgelände, und um das in unmittelbarer Nähe angesiedelte Theater "Das Cabaret des Bösen".
Der Fall erweist sich als schwierig - wer ist das Opfer? Was geht im Theater vor sich? Und was wissen und verschweigen die Schüler?
Der sympathische Kommissar wird auch hier wieder tatkräftig von seinem Team unterstützt, allen voran der ruhige und besonnene Jude Jakob Sonnenschein!
Hinweise zu Opfer und Motiv scheinen in der Vergangenheit zu liegen und als sich die Lösung anbahnt wird es plötzlich gefährlich!
Aber auch in der Familie Wechsler geht es turbulent zu, denn Sohn Georg scheint mit der HJ zu sympathisieren.

Auch wenn "Nachts am Askanischen Platz" der mittlerweile sechste Roman der Reihe ist, kann er aber trotzdem sehr gut allein gelesen werden.

Die Protagonisten sind allesamt sehr realistisch dargestellt.
Ihre Handlungen und Äußerungen sind dem zeitlichen Rahmen perfekt angepasst. Auch die Beschreibung der Polizeiarbeit zeugt von einer akribischen historischen Recherche und erzeugt ein wunderbares s/w-Kopfkino im Stil alter Kriminalfilme.
Das Miträtseln ist für den Leser wieder sehr spannend. Und auch wenn man einen Verdächtigen ausgemacht hat, ist die finale Auflösung eine kleine Überraschung.
Sehr gut gefallen hat mir, dass auch die vermeintlichen "Nebenfiguren" ein wichtiger Teil des Buches sind und zum stimmigen Gesamteindruck beitragen.

Es handelt sich hier um einen Krimi und der Mord steht natürlich im Vordergrund der Handlung. Aber eingebettet in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, liest sich der Roman auch ein klein wenig wie ein Stück Zeitgeschichte.

Da ich die Vorgänger alle mit Freude gelesen hatte, war es wieder wie ein Treffen mit guten alten Freunden.
Ich freue mich auf hoffentlich noch viele weitere Leo Wechsler - Bücher der sympathischen Autorin Susanne Goga.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Ein neues Leben

Das Mädchen aus dem Savoy
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Dorothy hat ihre große Liebe Teddy im Krieg verloren.
Aber nicht ihren Lebensmut oder ihre Hoffnung auf eine Karriere als Tänzerin auf den Theaterbühnen des Londoner West End.
Dolly, wie sie sich nennt, ...

Dorothy hat ihre große Liebe Teddy im Krieg verloren.
Aber nicht ihren Lebensmut oder ihre Hoffnung auf eine Karriere als Tänzerin auf den Theaterbühnen des Londoner West End.
Dolly, wie sie sich nennt, tritt daher 1923 eine Stelle als Zimmermädchen im glamourösen Hotel Savoy an.
Da, wo all die Stars und Sternchen regelmäßig logieren. Und dort wartet sie auf ihre große Chance. 

Sie antwortet aus einer Laune heraus auf eine Anzeige, in der ein Komponist eine Muse sucht.
So lernt sie Perry kennen, einen desillusionierten Musiker, der scheinbar nicht mehr in der Lage ist Hits für die großen Shows des West Ends zu schreiben.

Über Perry lernt Dolly auch dessen Schwester Loretta May kennen.
Sie ist eine der bekanntesten Schauspielerinnen Londons und ihr großes Idol. Sie scheint alles zu haben, wovon Dolly träumt!

Als Loretta die junge Dolly unter ihre Fittiche nimmt, um sie als ihre Nachfolgerin auszubilden, scheint das Glück zum greifen nah.
Und tatsächlich wird ihr Traum dann wahr, und sie schreitet über einen roten Teppich durch den Vordereingang des Savoy,  und nicht durch den Hintereingang.

Doch irgendwann merkt sie, dass man vorher nie genau sagen kann, was sich hinter der glitzernden Fassade alles verbergen kann.
Und als Teddy plötzlich wieder vor ihr steht, muss Dolly sich entscheiden.
Wie soll ihr Leben aussehen.... 


"Das Mädchen aus dem Savoy" ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich, auf sich allein gestellt, nicht von ihren Weg und ihrem Traum abbringen lässt.
Aber es ist auch ein Stück Zeit- und Milieustudie einer aufregenden Zeit der großen Musik-Theater.
Immer wieder tauchen Namen von real existierenden Personen auf, die damals tatsächlich den Zeitgeist geprägt haben.
Die im Anhang genannten Seiten im Internet von historischen Musikaufnahmen bilden ein wunderbaren akustischen Background!
Und bei den detaillierten Beschreibungen des Hotels, der Theater, vom historischen London, fühlt man sich ein bisschen in diese Zeit versetzt. 


Buch und Schreibstil haben mir gefallen. Auch wenn ich irgendwie eine andere Geschichte erwartet hatte.
Auch wenn Dolly die Hauptperson war, hat mir besonders Loretta gefallen

Veröffentlicht am 18.11.2017

Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte

Träume, die ich uns stehle
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"Träume, die ich uns stehle" ist eine sehr berührende Geschichte, die mich erst recht spät gepackt, dann aber fasziniert und begeistert hat.
Lara lebt in der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses. ...


"Träume, die ich uns stehle" ist eine sehr berührende Geschichte, die mich erst recht spät gepackt, dann aber fasziniert und begeistert hat.
Lara lebt in der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses. Sie hatte einen Unfall und leidet seitdem an Amnesie. Die vergangenen 2 Jahre sind bei ihr komplett gelöscht. Dazu kommt der innere Drang permanent zu reden. Und zwar wirklich permanent. Sie kann es nicht stoppen, auch wenn sie merkt, dass die Menschen sich von ihr abwenden.
Immer und immer wieder versucht sie herauszufinden wie es zu dem Unfall gekommen sein könnte und spekuliert darüber. Laut redent!
Aber es reicht nicht einfach zu sprechen - sie braucht einen Zuhörer, damit der innere Druck nicht zu groß wird. Aber es will ihr außer ihrem Psychiater, keiner mehr zuhören.
Durch Zufall sieht sie auf der Intensivstation den Koma-Patienten Thomas, zu dem sie irgendwie eine Verbindung spürt.
Und auch wenn der sie eigentlich nicht hören kann, hilft es ihr mit ihm zu sprechen. Oder besser zu ihm. Als klar wird, dass Thomas auf ihre Stimme reagiert, darf sie regelmäßig mit und zu ihm sprechen.
Sie beginnt ihm eine Geschichte zu erzählen. Darin verweben Laras Phantasie, ihre Vergangenheit und Infos aus Thomas Blog, den sie jetzt nach und nach liest.
In Laras Geschichte lernen sie und Thomas sich kennen und werden ein Paar. Und Lara beginnt sich zu erinnern. Kennen die beiden sich womöglich sogar wirklich? Was ist Realität - Was ist Phantasie?

Die Kapitel sind abwechselnd mit LARA und THOMAS überschrieben und so wird man in "seinen" (eher kurzen) Kapiteln in seine Gedankenwelt während des Komas versetzt. Man erlebt seine Gedanken und Gefühle sehr intensiv mit.
Aber auch Laras Geschichte, ihre Vergangenheit wird immer klarer.
Das Geheimnis rund um ihre Krankheit ist gleichermaßen erschreckend wie verstörend.
Und auch Thomas hat ein schweres Trauma davongetragen, welches ihn in seiner eigenen Hölle gefangen hält. Nur Laras Stimme ist für ihn noch so etwas wie ein Hoffnungsschimmer....

Der Schreibstil hat mich zuerst etwas verwirrt, denn der Übergang zwischen der von Lara erzählten Geschichte und der Realität sind oft fließend und ich konnte es manchmal nicht sofort erkennen, wo ich mich gerade befinde.
Nach einer Weile hatte ich mich dann aber quasi eingelesen und konnte die Geschichte richtig genießen.
Es war für mich dann aber eine wahre Gefühlsachterbahn und ich habe mit den beiden mitgelitten und an ihrer Seite gehofft.
Ihre jeweilige familiäre Vergangenheit ist teilweise kaum auszuhalten, die psychischen Schmerzen waren beim lesen fast greifbar.
Das Ende ist mehr als offen. Aber auch irgendwie positiv und trotz der zu erwartendenen Schwierigkeiten sehr hoffnungsvoll.

Wer zu den Fans von "Ein ganzes halbes Jahr" gehört, der wird auch dieses Buch lieben.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Barbizon

Wovon sie träumten
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Die Journalistin Rose wohnt mit ihrem Freund Griff in einem Apartment, welches im ehemaligen Barbizon Hotel untergebracht ist.
Im Lift trifft sie zufällig auf Darby, eine älteren Dame, die schon seit Jahrzehnten ...

Die Journalistin Rose wohnt mit ihrem Freund Griff in einem Apartment, welches im ehemaligen Barbizon Hotel untergebracht ist.
Im Lift trifft sie zufällig auf Darby, eine älteren Dame, die schon seit Jahrzehnten im Haus lebt.
Darby ist eine beeindruckende und gleichzeitig geheimnisvolle Frau, die nur mit einem Schleier vor dem Gesicht ihr Appartement verlässt.
Nachdem es im Job für Rose nicht besonders gut läuft, beschließt sie etwas über die Vergangenheit von Darby herauszufinden und sich gleichzeitig über die Geschichte des Hotels zu informieren.
Nach und nach erfährt Rose, die jetzt mit dem Kameramann Jason
zusammenarbeitet, von verschiedenen merkwürdigen Vorkommnissen im Umfeld von Darby und dem Barbizon.
Als Griff sich von Rose trennt geht sie einen ungewöhnlichen Weg um
an weitere Erkenntnisse der vergangenen Zeit zu gelangen.
Was ist damals wirklich geschehen? Was für ein Geheimnis hat Darby?

Das Barbizon Hotel für alleinstehende Frauen ist in den 50er Jahren die Anlaufstelle für die junge Darby, die sich auf Wunsch der Mutter hin in New York zur Sekretärin ausbilden lassen will.
Darby möchte in Zukunft auch unbedingt, unabhängig von einem Mann, ein eigenständiges Leben führen. Die anderen Bewohnerinnen allerdings sind im Prinzip nur auf der Suche nach einem Ehemann.
Sie trifft auf das Zimmermädchen Esme, die von einer Karriere als Sängerin und Schauspielerin träumt.
Zusammen mit Esme geht sie in einen Jazz-Club, lernt eine ganz neue Welt kennen und verliebt sich in Sam.
Dann wird Darby von der Schule verwiesen und gleichzeitig überschlagen sich auch anderweitig die Ereignisse. Haben Darby und Sam noch eine Chance?

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, beide Handlungsstränge sind gleichermaßen spannend.
Die Beschreibungen des Barbizon sind sehr bildhaft und ich war in beiden "Geschichten" jederzeit an der Seite der jeweiligen Protagonistin.
Sowohl Rose, als auch Darby waren mir sehr sympathisch.
Beide hatten Träume von ihrem zukünftigen Leben, müssen aber irgendwann feststellen, dass Hoffnungen manchmal an der Realität scheitern.

Veröffentlicht am 02.11.2017

Flamenco

Die spanische Tänzerin
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Charlotte fliegt von Australien ins ferne Spanien, um die Hintergründe eines Bildes zu erforschen, welches ihre schwer erkrankte Oma Katarina einst von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte.
In Granada, ...

Charlotte fliegt von Australien ins ferne Spanien, um die Hintergründe eines Bildes zu erforschen, welches ihre schwer erkrankte Oma Katarina einst von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte.
In Granada, der Heimatstadt von Katarina, trifft Charlotte auf den Flamenco-Gitarristen Mateo. Mit ihm lernt sie die Welt der Gitanos und den Flamenco kennen.
Aber sie erfährt auch etwas über die Vergangenheit. Über die Zeit der Franco-Ära Spaniens, die eng mit Katarinas Leben verknüpft ist.
Die junge Katarina hatte mit hrer Familie gebrochen. Ihre Leidenschaft für den Flamenco wurde nie gern gesehen, und nach dem Tod des Vaters musste sie sich entscheiden.
Katarina trifft, nun auf sich allein gestellt, ihre große Liebe Raúl wieder und gemeinsam leben sie die Leidenschaft für den Flamenco, obwohl die Spitzel von Franco überall zu sein scheinen.
Aber Raúl hat ein Geheimnis: Er engagiert sich im Widerstand! Katarina beschließt ihn zu unterstützen und nach einem Verrat überschlagen sich die Ereignisse.
Charlotte findet nicht nur die Künstlerin, die das Bild ihrer Oma gemalt hat. Sie entdeckt außerdem ein Geheimnis aus Katarinas Familie, welches das Leben der geliebten Oma auf den Kopf stellt. Und sie erfährt von Raúl.....
Charlotte, eine begabte Malerin, hatte bisher ihre Wünsche und Träume zurückgestellt und im Familienbetrieb des Vaters gearbeitet.
In Granada aber beginnt sie wieder zu malen und entdeckt ihre Leidenschaft neu.
Sie verliebt sich In Mateo, der aber zieht sich immer wieder zurück. Auch er scheint ein Geheimnis zu haben. Wird sich die Geschichte wiederholen?

Auch dies ein Roman auf zwei Zeitebenen. Diesmal jedoch mit dem eher selten behandelten Thema der Franco-Diktatur im historischen Teil!
Man erfährt aber eher wenig aus dieser Zeit der Diktatur, sie bildet eigentlich nur den Rahmen, einer ansonsten aber sehr interessanten Geschichte.
Der Fokus liegt ganz klar auf dem Flamenco! Gespickt mit ein paar spanischen Fachbegriffen lernt man eine ganz neue Welt aus Musik und Leidenschaft kennen.
Katarina mochte ich sehr, mit Charlotte habe ich mich nicht so schnell angefreundet. Mir fehlte bei ihr eindeutig das Selbstbewusstsein ihrer Oma!
Auch im Vergleich zu Raúl kam Mateo bei mir nicht so gut an. Er kam mir zu Beginn wie ein geheimnisvoller andalusischer Musiker vor, hab dann aber durch seine spröde Art wieder bei mir verloren.
Wunderbar fand ich die Beschreibungen der Stadt Granada. Die Einflüsse, sowohl der spanischen, als auch der maurischen Kultur, müssen den ganz besonderen Flair dieser Stadt ausmachen.