Bilder mit einer gewaltigen Symbolkraft
Lied der WeiteAls die siebzehnjährige Victoria schwanger wird, setzt ihre Mutter sie auf die Straße. Die Lehrerin des Mädchens findet ihr eine Unterkunft bei zwei alten Viehzüchtern, zwei Brüder, die seit langer Zeit ...
Als die siebzehnjährige Victoria schwanger wird, setzt ihre Mutter sie auf die Straße. Die Lehrerin des Mädchens findet ihr eine Unterkunft bei zwei alten Viehzüchtern, zwei Brüder, die seit langer Zeit allein in ihrem Haus leben. – Der Lehrer Guthrie weigert sich, einen Schüler versetzen zu lassen, der zu faul zum Lernen ist und auch sonst negativ an der Schule auffällt.
Kent Haruf lässt erneut eine leise, unaufgeregte Geschichte in seiner fiktiven Kleinstadt Holt spielen, wie schon in der Erzählung „Unsere Seelen bei Nacht“. Die Bilder, die er mit seinen Worten entstehen lässt, geraten scheinbar zu einem Stillleben, mit wenigen kargen Mitteln auf das Wesentliche reduziert, jedoch mit einer gewaltigen Symbolkraft. Seine Protagonisten leben notgedrungen Ideen, die erst einen zweiten Blick brauchen, um die Kraft dahinter zu entdecken. Eindringlich ist seine Neuerfindung von Familie, wenn es denn die Kälte der Zeit nicht zulässt, in einer traditionellen Familie aufzuwachsen.
Wie schon beim Bestseller „Unsere Seelen bei Nacht“ lässt die vorliegende Geschichte eine ganz besondere Wärme entstehen, die man dem Buch zunächst gar nicht ansieht. Mich hat auch diese Erzählung sehr berührt, sie klingt nach und weitet den Blick für neue, kreative Ideen, wenn das Traditionelle versagt. Deshalb gibt es von mir eine eindeutige Leseempfehlung und volle fünf Sterne.