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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.01.2018

Shakespeare sei Dank

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
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Glenn Dixon fährt nach Verona, um als Sekretär Julias Briefe zu beantworten. Seit vielen Jahren trudeln aus aller Welt Briefe an Romeos Julia in Verona ein. Daraufhin hat sich ein Verein gegründet, der ...

Glenn Dixon fährt nach Verona, um als Sekretär Julias Briefe zu beantworten. Seit vielen Jahren trudeln aus aller Welt Briefe an Romeos Julia in Verona ein. Daraufhin hat sich ein Verein gegründet, der versucht, all diese Briefe aufbauend, ermutigend, einfühlsam zu beantworten.
Glenn kommt aber auch nach Verona, um selbst Antworten zu erhalten. Er ist seit vielen Jahren in eine Frau verliebt, die ihn nicht liebt und betrachtet sein Liebesleben als eher erfolglos. Während seines Besuchs in Verona erinnert er sich immer wieder an das letzte Mal, als er Romeo und Julia mit einer Klasse behandelt hat, eine besondere Klasse, ein besonderes Leseabenteuer.
So erfährt der Leser zugleich ganz viel – teilweise in Originalzitaten – über Shakespeares Drama, ein wenig über die Entstehungsgeschichte, vor allem aber auch über die Hintergründe und die Diskussion um die historische Authentizität. Hat es die Familien Capulet und Montague in Verona jemals gegeben? Und wenn, hatten sie einen entsprechenden Streit? Weist eine Stelle in Dantes Werk daraufhin? Welche historischen Stätten in Verona sind wirklich historisch belegt und könnten einen Zusammenhang mit Shakespeares Liebesdrama haben? Welche Figuren sind historisch belegt?
Dies alles diskutiert Dixon in seinem Roman, teilweise ein wenig belehrend, zum größten Teil aber eingebettet in die Handlung der Story, sodass man es gut lesen kann. Wichtig ist auch, dass er an vielen Stellen die Bedeutung bestimmter Textaussagen erläutert und sie in Zusammenhang stellt mit der Liebe und dem Lebensgefühl seiner Schülerinnen und Schüler, die dadurch die Chance haben, den alten Text für sich zu entdecken und ihn sich anzueignen.
Als weiteres Thema hat sich Dixon ausführlich mit der Forschung rund um das Thema Liebe beschäftigt. Auch diese Informationen fließen in das Buch ein, dazu italienische Lebensart, Aufführungen von Opern und natürlich die Liebe – in all ihren Formen und Spielarten.
Insgesamt kann dieses Buch gut dazu beitragen, einen Zugang zu Shakespeares „Romeo und Julia“ zu gewinnen, ganz abgesehen davon, dass dieser Verein, der die Briefe an Juli beantwortet, eine wunderbare Idee ist und viel mehr Beachtung erfahren sollte.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Gemächlich

Lied der Weite
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Auch dieser Haruf-Roman entführt die Leser nach Holt, in die vom Autor für seine Romane erfundene Kleinstadt. Diesmal stehen der Lehrer Guthrie und seine Familie, vor allem die beiden Jungs Bob und Ike, ...

Auch dieser Haruf-Roman entführt die Leser nach Holt, in die vom Autor für seine Romane erfundene Kleinstadt. Diesmal stehen der Lehrer Guthrie und seine Familie, vor allem die beiden Jungs Bob und Ike, die schwangere Schülerin Victoria, Guthries Kollegin Maggie, die sich um Victiora kümmert, die MacPheron-Brüder und Iva Stearns, ein alte Dame, im Mittelpunkt.
Sie alle werden relativ ausführlich vorgestellt, bevor die Handlung beginnt, sich zu entfalten.
Das tut sie gemächlich, so wie in Holt alle noch viel Zeit haben, nimmt sich auch das Buch Zeit, seine Geschichte zu erzählen, die nicht spektakulär ist, in der kein Mord geschieht, in der einfach ganz normale Menschen ganz normale Dinge tun und dabei – trotz allem – ein klein wenig über sich hinauswachsen, lernen, sich verändern. Das geschieht lautlos und macht den Reiz dieses Romans aus.
Gleichzeitig bleiben die Figuren seltsam unzugänglich, wirken eindimensional.
Warum Haruf auf Anführungszeichen verzichtet, erschließt sich mir nicht. So kommen die Leser nicht in den Genuss von Gedanken der Figuren. Vielleicht hätte das etwas mehr Nähe erzeugt. Trotzdem verlebt man eine angenehme Zeit mit den Protagonisten und taucht ein wenig in das Lebensgefühl jener Jahre ein.
„Unsere Seelen bei Nacht“ desselben Autors hat eigentlich nur zwei Figuren, vielleicht gelingt es deshalb in diesem Buch besser, mit ihnen warm zu werden.

Veröffentlicht am 13.12.2017

Vorgeschichte und Fortsetzung

Das Vermächtnis der Spione
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Ich musste den Vorgängerband heraussuchen und noch einmal lesen, um alle Aspekte des neuen Buches besser verstehen zu können.
Guillaume soll aussagen, was sich damals an der Grenze im Kalten Krieg abgespielt ...

Ich musste den Vorgängerband heraussuchen und noch einmal lesen, um alle Aspekte des neuen Buches besser verstehen zu können.
Guillaume soll aussagen, was sich damals an der Grenze im Kalten Krieg abgespielt hat, weil es eine Anzeige von zwei Nachfahren damals Gestorbener gibt. Smiley selbst ist lange Zeit nicht auffindbar. Und Guillaume denkt nach, erinnert sich.
So ist dieses Buch beides, eine Fortsetzung und die Vorgeschichte, was mehrere weitere Ebenen in die Handlung einzieht und die damaligen Geschehnisse immer wieder in einem anderen Licht erscheinen lässt. Nichts bleibt wie erwartet, alles wird in Frage gestellt und auch die moralische Frage nach Gut und Böse wird erneut gestellt und sehr gespalten beantwortet.
Le Carré ist ein begnadeter Erzähler, doch hier hat er einen anspruchsvollen Roman geschrieben, der manchmal zäh ist, wenn z.B. aus den Geheimdienstdossiers berichtet wird und der eigentlich auch voraussetzt, dass man den ersten Teil kennt.
Untersuchungsausschüsse sind heute ja öfter mal an der Tagesordnung, sodass das ganze Hin und Her in diesem Zusammenhang schon sehr aufschlussreich war.
Fazit: Lesenswert, aber eher etwas für Fans.

Veröffentlicht am 13.12.2017

Fantastische Welten

Der Weihnachtosaurus
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William wünscht sich zu Weihnachten einen echten Dinosaurier. Er liebt Dinosaurier über alles und könnte wirklich etwas brauchen, das ihn aufmuntert, denn er sitzt im Rollstuhl, seine Mutter ist tot und ...

William wünscht sich zu Weihnachten einen echten Dinosaurier. Er liebt Dinosaurier über alles und könnte wirklich etwas brauchen, das ihn aufmuntert, denn er sitzt im Rollstuhl, seine Mutter ist tot und dann kommt noch Brenda Pein, eine böse Schülerin, in seine Klasse.

Williams Vater liebt Weihnachten und erzählt William oft die Geschichten vom Nordpol. Von den Wichteln, die da arbeiten, um all die Weihnachtsgeschenke zu ernten und dass sie immer in Reimen sprechen …
Diese Geschichten unterscheiden sich deutlich von denen, die andere Menschen so erzählen. Aber Williams Vater behauptet steif und fest, dass es so ist.
Eigentlich hadert William nicht mit der Tatsache, dass er im Rollstuhl sitzt, doch seit Brenda da ist, wird er immer unsicherer und unglücklicher, denn sie versucht mit allen Mitteln, ihn fertig zu machen, und das gelingt ihr zunehmend.
Was William nicht weiß, die Leser aber schon ist, dass er beobachtet wird.
Am Nordpol laufen die üblichen Festvorbereitungen. Dabei finden die Wichtel ein Ei, aus dem ein Dinosaurier schlüpft. Er wächst beim Weihnachtsmann heran, beneidet die Rentiere, die den Schlitten ziehen und fliegen können und fühlt sich ziemlich einsam, weil es so einen wie ihn nicht noch einmal gibt.
Als der Weihnachtsmann Williams Wunschzettel liest, beginnt er höchstpersönlich, einen Flauschdino für William zu basteln. Damit beginnt das Unheil.

Die Geschichte ist von überbordender Fantasie geprägt. Die Figuren sind einem sofort sympathisch oder unsympathisch (was sich durchaus im Laufe der Geschichte noch ändern kann), jeder hat seine Macken oder Vorlieben, Schwächen oder Eitelkeiten. Doch alle sind gut zu verstehen.
Die Schwarz-Weiß-Illustrationen sind zielgruppengerecht, ebenfalls sehr humorvoll, zeigen aber nicht immer, was im Text steht, was an manchen Stellen ein wenig verwundert.
Zudem ist das Buch ziemlich brutal (jedenfalls an einigen Stellen), gleich zu Anfang werden alle Dinosaurier vernichtet, nicht im Rückblick, sondern die Leser sind life dabei, jemand wird gefressen und auf jemanden wird geschossen. Insgesamt ist für mich nicht ganz klar geworden, wozu das notwendig ist, sicher hätte man die Gefahr (und damit die Spannung) auch anders darstellen können.
Sprachlich lässt es sich sehr flüssig lesen, Kommentare des Autors stehen in Klammern und erzeugen eine weitere humorvolle Ebene, es gibt viele Dialoge, der Text ist breit gesetzt und sowohl zum selber Lesen als auch zum Vorlesen geeignet.
Ein wenig eingeschränkt ist das bei den (doch sehr) langen gereimten Passagen (die Wichtel reden nur in Reimen), die sich schwierig vorlesen lassen und nicht wirklich schön geraten sind. Diese Passagen sind oftmals nicht so leicht verständlich, da sie wegen des Reims eben etwas besonders formuliert wurden.
Insgesamt macht es Vergnügen, dieses Buch zu lesen. Die Kinder sollten jedoch keinesfalls jünger als 8 Jahre sein, eher noch etwas älter.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Schlüssig

Raumkrank
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Nero reist zur Raumstation, auf der er glaubt, seinen Dienst als Arzt anzutreten, denn es handelt sich um eine intergalaktische Krankenstation – vollautomatisiert, von Außerirdischen betrieben. Die Menschen ...

Nero reist zur Raumstation, auf der er glaubt, seinen Dienst als Arzt anzutreten, denn es handelt sich um eine intergalaktische Krankenstation – vollautomatisiert, von Außerirdischen betrieben. Die Menschen sind gerade erst zur Gemeinschaft der interstellar reisenden Völker hinzugekommen und kennen sich noch nicht so wirklich gut aus, versuchen aber ihr Bestes. Entsprechend erwartungsvoll betritt Nero die Station. Er hofft, bald außerirdische Lebensformen zu treffen. Doch da wird er enttäuscht – die Leser übrigens auch – erst einmal geht es um Formalitäten, da unterscheiden sich die Außerirdischen nicht sehr von den Menschen, Bürokratie und technische Vorbereitungen. Aber genau wie bei Nero trägt dieser Umstand dazu bei, dass sich die Erwartung und damit die Spannung auf die ersten Aliens weiter steigert. Die technischen Details sind zwar lang, aber immer in die Handlung eingebettet und begleitet von den Gedanken und Empfindungen Neros, sodass es zwar gemütlich, aber keinesfalls langweilig vorangeht. Der Autor hat sich sehr intensiv mit seiner Welt auf der Raumstation auseinandergesetzt und setzt diese detailreich in Szene.
Im letzten Drittel des Romans beschleunigt sich das Tempo ganz enorm. Neben vielen Aliens, die auch schon eine Herausforderung für Nero darstellen, tauchen auch noch Raumpiraten auf, die die Station angreifen. Nero muss sich bewähren.
Das Ende – nach der Action – ist dann – meines Erachtens – ein bisschen schade, weil es (allerdings nur mit einem Detail) einen traurigen Schlusspunkt setzt.
Fazit: Eine schlüssige Welt, ein liebenswerter Held und ein spannendes Abenteuer, durchsetzt mit humorvollen Intermezzi.