Wenn der weiße Flieder wieder blüht
Die Fliederinselund der hell- und dunkellilane und rosafarbene auch, dann malt Ruth ihre schönsten Bilder! Und das in einer mehr als dunklen Zeit, denn Ruth und ihr Mann Jakob sind Juden und befinden sich im Exil auf ...
und der hell- und dunkellilane und rosafarbene auch, dann malt Ruth ihre schönsten Bilder! Und das in einer mehr als dunklen Zeit, denn Ruth und ihr Mann Jakob sind Juden und befinden sich im Exil auf der dänischen Insel Fünen, wo es ihnen ganz gut geht, bis, ja bis der Deutsche (ein nicht ganz so klangvoller Ausdruck wie "Der Russe") auch hier vor der Tür steht, denn es ist der nationalsozialistischen Regierung gelungen, auch diesen Land zu besetzen. Inzwischen Eltern geworden, ist es nun für Ruth und Jakob doppelt schwierig geworden, die richtige Entscheidung zu treffen.
Ein Buch, das für mich in zwei Teile zerfällt. Insgesamt ist es über fünfhundert Seiten lang und der erste Teil könnte gut um die Hälfte gekürzt werden, so langatmig und verschlungen kommen die Schilderungen daher, so behäbig sind die Entwicklungen. Die dargestellten Fakten jedoch wie auch den Kern der Geschichte empfand ich aber als sehr fesselnd und hatte so keine Schwierigkeiten, am Ball zu bleiben, was mir nach gut der Hälfte des Buches auch eine unerwartete Belohnung einbrachte. Dieser zweite Teil ist nämlich der, wo die Autorin Sylvia Lott ihr wahres Können zeigt und auch wenn hier - in merkwürdigem Kontrast zu Teil 1 - einige Erzählstränge einfach versanden, die es durchaus wert gewesen wären, weiter verfolgt zu werden - dieses Buch zu einem wirklich inhaltsreichen Roman werden lässt.
Nicht nur zeigt sie die unterschiedliche Entwicklungen von Menschen in Extremsituationen ausgesprochen einfühlsam und tiefgründig auf, nein, es wird auch deutlich, wie solche Schicksalsjahre wie diejenigen des Zweiten Weltkrieges einen Jeden geprägt und auf seine Art verändert haben: am Ende hat ein jeder, auch diejenigen, die noch Säuglinge waren, sein Päckchen zu tragen und darüber hinaus auch die nachgeborenen Generationen: ein Umstand, den ich aus vollem Herzen bestätigen kann! Nicht zuletzt erfährt man eine ganze Menge über die Situation in Dänemark in den Jahren des Zweiten Weltkriegs - und hier hatte zumindest ich noch eine ganze Menge Nachholbedarf.
Ein Buch, das ich im Nachhinein von ganzem Herzen empfehlen kann, zumindest denjenigen, die bereit sind, mehr als 250 Seiten geduldig zu erlesen - hier wiederholt sich doch so einiges, vieles wird auch sehr ausgeweitet. Aber wie gesagt, es lohnt sich durchaus! Am Ende blicken Sie zurück auf einen sehr ungewöhnlichen Roman über die Jahre vor und während des Zweiten Weltkriegs und erfahren auch über das "Danach" so einiges. Auch wenn manches bereits früh abzusehen ist, ist die Entwicklung doch eine klare und schlüssige. Ein Roman auch für den Strandkorb auf Bornholm oder Fünen, den Ort des Geschehens, zumindest für Leser, die sich nicht nur berieseln lassen wollen!