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Veröffentlicht am 12.03.2018

Mandelas Spirit

Nelson Mandela
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Das Buch ist nicht umfangreich, aber kompakt. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit Nelson Mandelas Kindheit, Jugend und Entwicklung. Diese Abschnitte kommen einem teilweise bekannt vor. Als wenn ...

Das Buch ist nicht umfangreich, aber kompakt. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit Nelson Mandelas Kindheit, Jugend und Entwicklung. Diese Abschnitte kommen einem teilweise bekannt vor. Als wenn sie schon einmal so oder ähnlich vom Autor veröffentlicht wurden.

Wesentlich interessanter ist der längere zweite Teil des Buches, dass den gesellschaftlichen und politischen Zustand Südafrikas nach Mandela betrachtet und der kein besonders optimistisches Bild zeichnet. Es wird klar, dass eine Persönlichkeit wie Mandela nicht ohne weiteres ersetzt werden kann. Südafrika ist nicht irgendein Land. Unter den afrikanischen Ländern hat es eine Sonderstellung eingenommen, die Potenziale waren da, aber Chance wurden vergeben. Man kann nur hoffen, dass das Erbe Mandelas nicht ganz vergessen wird und sein Spirit doch noch einmal strahlend erinnert wird.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Verwandtschaft als Kulturgeschichte

Blutsbande
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Das leitende Thema dieses Buches ist laut Autorin die Idee von der Verwandtschaft als Blutsbande, die allmähliche Entwicklung dieser Idee und die Kritik in der Moderne daran.

Heutzutage ist das Familienbild ...

Das leitende Thema dieses Buches ist laut Autorin die Idee von der Verwandtschaft als Blutsbande, die allmähliche Entwicklung dieser Idee und die Kritik in der Moderne daran.

Heutzutage ist das Familienbild häufig anders als früher, als es noch die Vernunftehe gab. Patchwork- und Regenbogenfamilien gehören jetzt zum normalen.
Die biologische oder soziale Komponente in der Rolle der Familie und der Wandel dieser Rolle wird untersucht.

Dafür holt die Christiane von Braun weit aus, geht weit in der Geschichte zurück, von der Antike über die Aufklärung bis sie schließlich die Gegenwart erreicht.
Sie beleuchtet das Thema in verschiedenen Kontext, z.B.
Verwandtschaft als Sprache und als Text sowie in der christlichen und jüdischen Gesellschaftsordnung sowie Genetik.

Als Leser, der sich mit diesem Thema in diesem Umfang bisher nicht beschäftigt hat, fühlt man sich zunächst nahezu eingeschüchtert.
Christina von Braun ist Expertin für jüdische Studien, Gender-Studies, Religionsgeschichte, Antisemitismus und Geschichte der Schrift. Das fließt hier alles mit ein. Das kann man nicht alles ohne weiteres verarbeiten. Man pickt sich also verschiedenes aus diesen Themen heraus, im Bewusstsein, dass es noch mehr gibt und so bleibt das Buch wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum für den Leser relevant. Mir persönlich hat das Kapitel Literatur und Verwandtschaft mit der Behandlung von Goethes Wahlverwandtschaft gut gefallen, um nur mal eins zu nennen. Interessant sind auch die Passagen über Darwin, den Rassismus, Trumps biblischen Kapitalismus und die genetische Forschung.

Dem Anspruch allumfassend zu schreiben steht letztlich das Problem entgegen, einfaches alles in ein Buch zu packen. So wird man den einzelnen Themen nicht wirklich gerecht. Das ist jedenfalls mein Eindruck, es kann aber auch sein, dass Leser, die schon tiefer im Thema sind, das anders sehen und den umfassenden Ansatz begrüßen.

Davon abgesehen, kann man schon sagen, dass das Buch gut lesbar ist, aber auch nicht ohne Strenge. Die Autorin geht gewissenhaft und gründlich vor. Das ist Kulturwissenschaft auf hohen Niveau, an das sich der Laie ggf. erst herantasten und einlesen muss. Dann aber wird man reich belohnt.

Das komplexe Buch wird durch Abbildungen, umfangreiche Anmerkungen, Fußnoten und einem Literaturverzeichnis ergänzt.

Veröffentlicht am 25.01.2018

Schwierige Beziehung

Wenn Funken über Wolken tanzen
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Wenn Funken über Wolken tanzen ist ein Liebesroman mit wichtigem Thema.
Erinnern Passagen am Anfang noch an leichte, amüsante Chicklit, kann man dem Roman schon nach wenigen Kapiteln nicht absprechen, ...

Wenn Funken über Wolken tanzen ist ein Liebesroman mit wichtigem Thema.
Erinnern Passagen am Anfang noch an leichte, amüsante Chicklit, kann man dem Roman schon nach wenigen Kapiteln nicht absprechen, dass die nicht ganz einfache Beziehung zwischen Nico und Kosta realistisch und glaubwürdig gezeigt wird. Die beiden passen gut zusammen, aber der Altersunterschied von 14 Jahren ist gesellschaftlich nicht akzeptiert. Nico ist 33 Jahre alt und geschieden, Kosta 19.
Kostas junge Freunde können die Beziehung nicht ernst nehmen, auch Nicos Freunde missbilligen sie.

Ich schätze an dem Roman, wie er zeigt, dass es in solcher Situation nicht leicht ist, dass sie auch Fehler machen. Vor allen Nico fühlt sich dem Druck manchmal gelassen, Kosta ist gelassener, kann Nico aber manchmal nicht verstehen.
Was aber wirklich wichtig ist, zeigt sich, wenn man füreinander da sein muss.

Außerdem überzeugt die Autorin damit, ein anspruchsvolles Thema mit großer Leichtigkeit und doch angemessen zu behandeln. Es gibt teilweise wirklich amüsante Dialoge. Das zu lesen, macht richtig Spaß.

Allzu dramatisch oder wendungsreich ist der Roman aber nicht, Fans leichter Liebesgeschichten könnten sich auch leicht langweilen.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Wendepunkt

Töchter wie wir
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“Töchter wie wir” von Barbara Kunrath ist ein ganz gutes Buch! Da kann man zufrieden sein.

Mona ist mit 40 an einem Wendepunkt, an dem sie feststellt, dass sie mit ihrem Leben unzufrieden ist.
Ihre Mutter ...

“Töchter wie wir” von Barbara Kunrath ist ein ganz gutes Buch! Da kann man zufrieden sein.

Mona ist mit 40 an einem Wendepunkt, an dem sie feststellt, dass sie mit ihrem Leben unzufrieden ist.
Ihre Mutter Hella ist Witwe und Trinkerin, die auch nicht gerade auf ein erfolgreiches, glückliches Leben zurückblickt.
Beides also unglückliche und unzufriedene Frauen. Nach und nach, in wechselnden Kapiteln mit jeweils Mona oder Hella im Blickpunkt, erfährt man immer mehr von den Gründen und Hintergründen.

Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem man sich die Frage stellt, ob man alte Ressentiments endlich abbauen und auf einer vernünftigen Ebene neu zusammen finden kann.
Das ist für mich das große Thema des Romans.

Veröffentlicht am 07.01.2018

Julias Antwort

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
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"Wie ich Dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand" ist ein Buch mit autobiografischen Bezug, dass sich dem Shakespeare-Stück Romeo und Julia und dem Thema Liebe auf verschiedene Weisen nähert. Der ...

"Wie ich Dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand" ist ein Buch mit autobiografischen Bezug, dass sich dem Shakespeare-Stück Romeo und Julia und dem Thema Liebe auf verschiedene Weisen nähert. Der kanadische Autor und Icherzähler Glenn Dixon ist ein Lehrer, der nach Verona kam, um ehrenamtlich "Briefe an Julia" zu beantworten, aber auch um sich über seine eigene Gefühlslage in Bezug auf Liebesbeziehungen klar zu werden. Da ist seine vergangene Geschichte mit Claire, die erliebte, sie ihn aber nicht. In Rückblicken wird ihre Geschichte erzählt.

Der ruhige, nachdenkliche Stil gefällt mir gut und erinnert im positiven Sinne an die Prosa des Bestsellerautors Richard Paul Evans.
Manche Passagen sind sachlich-analytisch, andere erzählerisch gestaltet. Gut werden die Details über die Stadt Verona, meist mit Bezug zu Romeo und Julia, eingeflochten. Durch die Briefe werden viele Schicksale im Zusammenhang mit Freuden und Schmerzen durch die Liebe gezeigt. Einige der Briefe sind ergreifend.

Mir persönlich haben die Szenen im Schulzimmer, wo er mit Schülern das Stück Romeo und Julia durchgeht, am besten gefallen. Hier gehen die Schüler richtig mit, Glenn ist ein guter Lehrer. Aber natürlich ist es die Gesamtheit an Inhalt und form, die das Buch ausmacht. Der Mix gelingt.