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Veröffentlicht am 20.01.2018

Verworrene Geschichte, die etwas langatmig erzählt wird, aber inhaltlich überraschend tiefgründig ist

Die Seltsamen
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An einem 23. September hatte sich in der Stadt Bath in England ein Portal geöffnet, wodurch der Übergang von zwei Welten möglich gewesen ist. Feen, Gnome und Elfen sind nach England gekommen und haben ...

An einem 23. September hatte sich in der Stadt Bath in England ein Portal geöffnet, wodurch der Übergang von zwei Welten möglich gewesen ist. Feen, Gnome und Elfen sind nach England gekommen und haben sich unter die Bevölkerung gemischt. Inzwischen leben die Feen in Slums, den Mischlingen - halb Mensch, halb Fee - ergeht es allerdings noch schlechter. Sie werden gesellschaftlich geächtet, sind die "Seltsamen". Der Junge Bartholomew Kettle und seine Schwester Hettie sind zwei von ihnen.

Inzwischen ist das neunte Mischlingskind verschwunden und tot - ausgehöhlt - in der Themse aufgefunden worden. Bei dem letzten Opfer handelte es sich um einen Freund und Nachbarn von Bartholomew, weshalb er sich selbst an Leib und Leben bedroht fühlt. Was er nicht ahnt, ist, dass die Verbrecher es auf seine Schwester abgesehen haben, die sie als Portal nutzen wollen, um das Tor in die andere Welt erneut zu öffnen.
Als Hettie verschwindet, begegnet Bartholomew bei seiner Suche nach ihr Mr. Jelliby, einem Mitglied des Staatsrates aus London, der ihm helfen möchte.

"Die Seltsamen" ist ein Young Adult-Fantasyroman, den der Autor im jungen Alter von nur 16 Jahren geschrieben hat. Die Geschichte wird im zweiten Band der Reihe "Die Wedernoch" fortgesetzt.

Mir war die Geschichte etwas zu verworren, zu viele unterschiedliche Gestalten, maschinenartige Tier und fabelhafte Figuren wirkten mit. Die Beschreibung der neuen Welt und die Einführung in die Charaktere wirkte etwas zu lang, da erst ab der Hälfte des Romans ersichtlich wird, worauf der Autor hinaus will und damit zu spät Spannung aufgebaut wird.

Der Autor verwendet eine ganz besondere Sprache, um die Atmosphäre diese utopischen Englands zu vermitteln. Aufgrund der etwas langatmigen Beschreibungen konnte mich der Roman aber nicht wirklich fesseln. Für einen Abenteuerroman empfand ich die Handlung als zu langweilig. Die Freundschaft, die auf dem Klappentext angekündigt war, war zwischen Jelliby und Bartholomew kaum zu spüren.

Überrascht war ich dagegen von dem tiefgründigen Inhalt, den man so nicht erahnen konnte. Die Themen Ausgrenzung, Rassenhass, Leben im Ghetto, soziale Unterschiede sind am Beispiel der Umgangs der Engländer mit Feen und Mischwesen beschrieben und lassen den Roman, der schätzungsweise im 19. Jahrhundert spielt, modern erscheinen und auf unsere heutige Zeit, in der Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Sozialneid allgegenwärtig sind. übertragen.

Schade fand ich, dass der Roman keinen Abschluss hat und mit einem Cliffhanger endet. Wer wissen möchte, ob Bartholomew seine Schwester retten kann, muss "Die Wedernoch" lesen. Auch wenn ich diesen Roman noch auf meinem SuB habe, werde mich der Fortsetzung noch warten, bis eine Leseflaute eintritt...

Veröffentlicht am 13.01.2018

Familiendrama um ein verschwundenes Kind, dem für einen Thriller die nötige Spannung fehlt

Die Schwester
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Anlässlich ihres zehnten Hochzeitstages verbringen Caroline und Hunter einen Kurzurlaub in Mexiko. Als sie abends mit Freunden im Hotel beim Dinner feiern, lassen sie ihre beiden Töchter, die fünfjährige ...

Anlässlich ihres zehnten Hochzeitstages verbringen Caroline und Hunter einen Kurzurlaub in Mexiko. Als sie abends mit Freunden im Hotel beim Dinner feiern, lassen sie ihre beiden Töchter, die fünfjährige Michelle und die zweijährige Samantha, allein in der Suite, da kein Babysitter verfügbar war. Caroline und Hunter sehen halbstündlich nach den schlafenden Kindern bis Caroline Samanthas Bettchen leer vorfinden. Das Mädchen bleibt spurlos verschwunden.

15 Jahre später erhält Caroline einen Anruf von einer 17-jährigen Teenagerin aus Calgary, Lili, die vermutet, die verschwundene Samantha zu sein. Sie ist bereit für einen DNA-Test...

Der Roman ist zunächst abwechselnd in Abschnitte aus der Vergangenheit und Gegenwart unterteilt, bis der Fokus im letzten Drittel auf den Geschehnissen in der Gegenwart liegt. Die Handlung wird aus Sicht von Caroline geschildert, die nicht nur unter Verlust ihrer jüngsten Tochter leiden musste, sondern in den Medien stets als kaltherzige Rabenmutter und Schuldige am Verschwunden von Baby Samantha dargestellt wurde. Während sie dadurch sogar Probleme hatte, eine Anstellung als Lehrerin zu bekommen, konnte ihr Mann ein neues Leben beginnen und wieder eine Familie gründen.

Caroline klammert sich an den Strohhalm, dass Lili ihre Tochter ist, wohingegen insbesondere ihre schwierige ältere Tochter skeptisch ist und vermutet, dass diese eine Betrügerin ist, die Caroline um Geld erleichtern möchte. Als Lili dann tatsächlich in die USA reist, wartet die Familie gespannt auf das Ergebnis des DNA-Tests. Währenddessen werden Geheimnisse offenbar, was sich wirklich am Abend des Verschwindens von Samantha ereignet hat.

Bei "Die Schwester" handelt es sich mehr um ein Familiendrama als um einen Thriller. Über das Thema verschwundenes/ entführtes Kind, das nach Jahren wieder auftaucht, wurden schon einige Romane geschrieben und auch dieser ist nach altbekanntem Muster aufgebaut und spielt mit den üblichen Klischees einer gescheiterten Ehe, unfair behandelter Ehefrau und Mutter und betrügerischem Ehemann, der das Drama ohne größere Reibungsverluste übersteht.

Während absehbar ist, dass es sich bei Lili um die verschwundene Samantha handelt, bleibt nur noch spannend zu erfahren, wer und warum das Mädchen damals entführt hat. Dieser Fakt wird am Ende etwas abrupt und für mich unpassend wie ein Plädoyer aufgelöst und letztlich empfand ich den Hintergrund der Entführung ernüchternd und enttäuschend.

Der Roman liest sich flüssig und natürlich möchte man als Leser auch wissen, was sich vor 15 Jahren tatsächlich ereignet hat, dennoch fehlte die nötige Spannung und Sympathie für die Protagonisten, um von der Geschichte gefesselt zu werden.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Geschichte über das Ende einer Beziehung und den Mut, nicht nur privat, sondern auch beruflich ein neues Leben zu beginnen

Es muss wohl an dir liegen
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Delia ist zehn Jahre mit ihrem Freund Paul zusammen, als sie ihm einen Heiratsantrag macht und durch eine versehentlich von Paul an sie verschickte SMS erfährt, dass dieser eine Affäre hat. Er verstrickt ...

Delia ist zehn Jahre mit ihrem Freund Paul zusammen, als sie ihm einen Heiratsantrag macht und durch eine versehentlich von Paul an sie verschickte SMS erfährt, dass dieser eine Affäre hat. Er verstrickt sich in weitere Lügen, weshalb Delias Vertrauensverhältnis zu Paul erschüttert ist.
Da die 33-Jährige ihre Arbeitsstelle in der Stadtverwaltung in Newcastle zudem zunehmend nervt, kündigt sie und zieht kurzerhand zu ihrer Freundin Emma nach London. Dort findet sie einen Job als Junior Account Manager im Bereich Marketing wobei die kleine Firma und allen voran ihr Chef Kurt zwielichtig sind und ihr Geld mit erlogenen Geschichten verdienen. Delia hat zwar Skrupel, kann ihren Job aber auch nicht so einfach aufgeben, da sie von dem Enthüllungsjournalisten Adam West erpresst wird.
Mehr und mehr freundet sie sich dagegen mit Joe an, mit dem sie in regem E-Mail-Kontakt steht und der mit seinen Social Media-Accounts der Stadtverwaltung in Newcastle das Leben mit negativen Postings schwer macht.

Paul lässt nicht locker und hält den Kontakt zu Delia weiterhin aufrecht. Als ihr gemeinsamer Hund eingeschläfert werden muss, kehrt Delia nach Newcastle zurück, wo sie Paul wieder näher kommt. Doch als sie dann seine Geleibte die 24-jährige Celine zufällig trifft und ihr bewusst wird, dass Paul sie weiterhin belogen hat, entscheidet sie sich endgültig gegen Paul und für einen Neuanfang in London.

"Es muss wohl an dir liegen" ist eine Geschichte über das Ende einer Beziehung und den Mut, nicht nur privat, sondern auch beruflich ein neues Leben zu beginnen. Der Plot ist nicht neu, jedoch abwechslungsreich und humorvoll geschrieben. Die rothaarige Delia mit ihrem unkonventionellem Kleidungsstil ist zwar etwas naiv, aber herzlich und sympathisch.

Das Buch hat mit seinen über 500 Seiten allerdings seine Längen. Insbesondere die Beschreibung von Delias Berufsalltag war mir zu sehr in den Vordergrund gerückt und war insbesondere aufgrund der plump-sexistischen Anspielungen der Männerwelt ermüdend zu lesen. In Bezug auf Delias Neuanfang hätte ich mir einen stärkeren Fokus auf die Verarbeitung der Trennung von Paul und die Avancen von Adam und Joe gewünscht, um den Roman etwas zu straffen.

"Es muss wohl an dir liegen" ist eine turbulente Geschichte, die locker geschrieben ist und durch witzige Dialoge unterhält, aber einen sehr zähen Mittelteil hat, der den Leser nur durch die eigenwilligen, interessanten Charaktere bis zum Ende durchhalten lässt. Wer sich von dem Roman eine romantische Liebesgeschichte erhofft, wie es Cover und Klappentext suggerieren, wird enttäuscht sein.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Ernstes Thema, da aus Kinderaugen beschrieben wird - Roman mit einigen Längen

Die Geheimnisse der Welt
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Michael Murray ist elf Jahre alt, als sich ein schrecklicher Vorfall ereignet, der das Leben seiner Familie komplett durcheinanderbringt.
Michael lebt mit seinen Eltern Rosemary und Brian sowie seiner ...

Michael Murray ist elf Jahre alt, als sich ein schrecklicher Vorfall ereignet, der das Leben seiner Familie komplett durcheinanderbringt.
Michael lebt mit seinen Eltern Rosemary und Brian sowie seiner Granny zusammen auf der Insel Isle of Bute vor Glasgow. Michaels Alltag bestand bislang aus Schule, Fußball, Spielen mit den Jungs und Streitigkeiten mit Mädchen.
Der Vorfall, der seine Mutter schwer traumatisiert hat, verstört den Jungen, da in der Familie nicht offen darüber gesprochen wird. Vor Scham in der Kleinstadt geächtet zu werden, wird eine Gewalttat tot geschwiegen, bis weitere Frauen verletzt werden. Trotz des schlechten Gewissens, das auf der Familie lastet, geht niemand zur Polizei.
Michel belauscht seine Eltern und kann durch die aufgeschnappten Wörter mit der Zeit erahnen, welche Form der Gewalt seiner Mutter angetan wurde.

Der Roman spielt in den Jahren 1982/ 1983, als Margaret Thatcher Premierministerin war und Groß Britannien gegen Deutschland den Grand Prix verloren hat. Aus der Sicht des 11- bzw. 12-jährigen Jungen wird beschrieben, wie die Arbeiterfamilie fast an dem Drama zerbricht.
Durch die kindliche Perspektive von Michael nimmt der Leser wahr, welche Auswirkungen die Gewalttat auf seine Mutter Rosemary und letztlich auf die ganze Familie hat und wie sie die verzwickte Situation aus Verdrängen, Gewissensbissen, Angst und Schuld gemeinsam meistern.

Es ist ein ernstes Thema, das aus Kinderaugen betrachtet wird und im Gegensatz zum Leser von Michael nicht richtig einzuordnen ist. Das für ihn nicht nachvollziehbare Verhalten der Erwachsenen steht im Fokus der Geschichte. Für mich drehte sich diese im Kreis und erst am Ende kam es zu einer Wende, was aber nichts mehr daran änderte, dass ich den Roman über weite Strecken ermüdend langweilig empfand.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Interessanter Plot, aber zu vorhersehbar, worunter die Spannung leidet

Todesreigen
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"Todesreigen" ist der vierte Fall um den niederländischen Profiler Maarten S. Sneijder und die Kriminalkommissarin Sabine Nemez des Autors Andreas Gruber und der erste Band der Reihe, den ich gelesen habe. ...

"Todesreigen" ist der vierte Fall um den niederländischen Profiler Maarten S. Sneijder und die Kriminalkommissarin Sabine Nemez des Autors Andreas Gruber und der erste Band der Reihe, den ich gelesen habe. Für das Verständnis des Falles ist es nicht nötig, die Vorgängerbände gelesen zu haben und auch die Protagonisten lernt man durch Verweise auf vergangene Fälle bereits zu Beginn des Thrillers kennen.

Sneijder ist ein exzentrischer, von sich selbst überzeugter Polizist, der nach der Tötung eines unbewaffneten Verdächtigen vom Dienst suspendiert ist. Sabine Nemez wurde von Sneijder an der Akademie des BKA unterrichtet und war zuletzt die ermittelnde Kollegin an seiner Seite.

Als sich nun mehrere BKA-Beamte nacheinander des Leben nehmen, die zuvor einen Todesfall in der Familie zu beklagen hatten, wird Nemez stutzig und wendet sich vertrauensvoll an Sneijder, der alle vermeintlichen Selbstmörder kannte. Bei ihm beißt sie jedoch auf Grant und er rät ihr sogar, die Finger von diesem Fall zu lassen.

Nachdem Nemez den Präsident des BKA nach einem Selbstmordversuch auffindet und sich die Indizien verdichten, dass die gemeinsame Vergangenheit der BKA-Beamten vor zwanzig Jahren als verdeckte Ermittler der "Gruppe 6" bei der Zerschlagung eines Drogenrings mit den Suiziden im Zusammenhang stehen könnten, verschwindet Nemez während der Ermittlungen spurlos. Sneijder ergreift daraufhin auf unkonventionelle Art die Initiative, um die Verbrechen aufzuklären.

Der zweite Erzählstrang handelt von dem ehemaligen Drogendealer Thomas "Hardy" Hardkovsky, der nach 20-jähriger Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen wurde. Neben Drogenhandels wurde er wegen Mordes an seiner Ehefrau und seinen Kindern verurteilt und möchte nun seine Unschuld beweisen.

Der Prolog des Romans packte mich, war voller Adrenalin und spannend geschrieben. Leider flachte die Spannung anschließend sukzessive ab.
"Todesreigen" ist mit fast 600 Seiten ein umfangreiche Thriller, weist aber auch seien Längen auf. Zudem wird dem Leser mit "Hardy" so deutlich ein Verbrecher präsentiert, dass man als gewiefter Krimileser nicht an seine Schuld im aktuellen Fall glauben kann, sondern ziemlich bald von einem Sumpf aus Vertuschung innerhalb der Polizeistrukturen ausgehen kann.

So ist allein spannend zu erfahren, wie die Selbstmorde letztlich aufgeklärt werden und inwieweit Sneijder selbst in diese Todesserie eingebunden sein könnte und wie er trotz seiner Suspendierung aktiv in die Ermittlungen eingreifen kann, um seine ehemalige Kollegin zu unterstützen.

Sneijder ist ein hochintelligenter Profiler, der sich in die Psyche von Verbrechern hineinversetzen kann, menschlich ist er allerdings ein unsympathischer, kiffender Misanthrop. Die eigenwillige Persönlichkeit von Sneijder spielt mir im Vergleich zu der Aufklärung der Verbrechen eine zu große Rolle und so manche Wortwiederholung ("Leichenhallenlächeln", Sneijder: "vervloekt", Nemez: "Kuhscheiße") zunehmend nervig.

Von der hoch gelobten Krimireihe um Sneijder/ Nemez hatte ich mir mehr Spannung und insbesondere auch mehr Raffinesse erwartet.