Meine anfängliche Begeisterung hat leider nicht bis zum Ende gehalten
Dein perfektes JahrJonathan Grief ist Besitzer eines Verlages, geschieden und ein Pedant, so schreibt er z. B. Briefe an Redaktionen oder an die Stadtverwaltung, in denen er auf Schreibfehler und Missstände hinweist, Falschparkern ...
Jonathan Grief ist Besitzer eines Verlages, geschieden und ein Pedant, so schreibt er z. B. Briefe an Redaktionen oder an die Stadtverwaltung, in denen er auf Schreibfehler und Missstände hinweist, Falschparkern hinterlässt er Zettel, er hat feste Meinungen, einen bestimmten Tagesablauf und ist insgesamt kein einfacher Mensch. Als er am Neujahrstag einen Filofax für das gerade begonnene Jahr findet, in dem bereits jeder Tag ausgefüllt ist, lässt er sich nach kurzer Zeit auf das, was der Kalender vorgibt, ein und erkennt schnell, wie gut ihm das tut.
Hannah Marx, eine junge Erzieherin, hat sich einen Traum erfüllt, die „Rasselbande“, einen eigenen Kinderhort, in dem sie ihre pädagogischen Vorstellungen verwirklichen kann. Hannah ist Optimistin, aus allem kann sie Positives ziehen. Ihrem Freund Simon ist ihr sonniges Gemüt manchmal zu viel, gerade jetzt, da er seine Arbeit verloren hat und sich alles andere als gut fühlt.
Charlotte Lucas ist ein Pseudonym Wiebke Lorenz', deren Romane mir in letzter Zeit öfter über den Weg liefen, von denen ich aber noch keinen gelesen habe. „Dein perfektes Jahr“ sprach mich vor allem durch sein schönes Cover und die Leseprobe an, die mich auf einen Roman mit einer guten Portion Humor hoffen ließ.
Erzählt wird in kurzen Kapiteln abwechselnd aus Jonathans und Hannahs Perspektive (dieses Schema wird nur gegen Ende kurz unterbrochen), wobei Jonathans Storyline am 01.01. beginnt, Hannahs bereits zwei Monate davor. Im Laufe der Geschichte kommen sich die beiden Erzählstränge zeitlich immer näher, bis sie sich schließlich treffen. Diese Art der Erzählung gefällt mir gut und lässt den Leser von Anfang an rätseln, wie die beiden Erzählungen, die zunächst nichts gemein zu haben scheinen, zusammenhängen könnten.
Liebesromane sind nicht so ganz mein Genre, aber manchmal denke ich, nach Lesen von Klappentext und Leseprobe, dass der Roman einer der ganz besonderen werden könnte, die mich in irgendeiner Form verzaubern. Leider ist das „Dein perfektes Jahr“ nicht gelungen, obwohl es eine ganze Zeit so aussah, als wäre die Geschichte ein Volltreffer für mich. Die Geschichte lässt sich von Anfang an gut lesen, die Seiten fliegen nur so dahin. Das Rätsel um den Filofax – wie ist er bei Jonathan gelandet, war es Zufall, dass er ihn erhielt, wer hat ihn ausgefüllt usw. - baut eine gewisse Spannung auf, die Protagonisten sind interessant und die Geschichte entwickelt sich durchaus humorvoll und vor allem mit einem sehr positiven Grundton.
Später jedoch kippt dieser Ton, Tod und Trauer halten Einzug. Eine der Storylines entwickelt sich in meinen Augen zu negativ und für mich nicht immer nachvollziehbar. Die andere lässt sich weiter gut lesen und behält ihren humorvollen Grundton. Für mich verlor der Roman leider sehr durch die Verdüsterung. Das hatte ich nicht erwartet – und das wollte ich auch nicht lesen. Der Zusammenfluss der beiden Erzählstränge wirkt auf mich leider zu aufgesetzt, die Hinführung nicht wirklich gelungen. Gegen Ende verlor ich fast die Lust am Lesen, im Grunde kann man mittlerweile schon ahnen, worauf es hinausläuft, am Ende war alles sehr vorhersehbar und klischeehaft, keine wirklichen Überraschungen, keine unerwarteten Wendungen.
Für manche mag der Roman eine nützliche Botschaft haben, ich selbst kann damit wenig anfangen – oder besser gesagt: Sie sagt mir nichts Neues, hält mich nicht zum Reflektieren an oder bringt mir neue Erkenntnisse. So kann der Roman bei mir leider auch in dieser Beziehung nicht punkten.
Die beiden Protagonisten sind alleine dadurch, dass wir das Geschehen aus ihrer Perspektive erleben, gut gezeichnet, beide laufen auch eine Entwicklung durch, und zwar ganz unterschiedliche, während die eine immer positiver verläuft, geht die andere in die entgegengesetzte Richtung. Auch meine Gefühle für die beiden entwickelten sich unterschiedlich, während ich Hannah zunächst sehr mochte und bei Jonathan eher kritisch war, änderte sich das im Laufe der Handlung mehr und mehr.
Die Nebencharaktere sind teilweise gut gelungen, besonders gut gefällt mir Leopold, ein Obdachloser, den Jonathan in einer sehr lustigen Szene kennenlernt. Weniger gut gefällt mir Simon, der mir von Anfang an merkwürdig vorkam und dessen Charakterisierung ich als weniger gelungen empfinde, vor allem kann ich die Gefühle Hannahs für ihn nicht nachvollziehen.
Wie bewerte ich nun diesen Roman? Habe ich ihn zunächst sehr genossen, hat er mich später mehr und mehr enttäuscht. Ich vergebe daher nur 3 Sterne. Wer gerne Liebesromane liest, hat wahrscheinlich mehr Freude an dem Roman als ich. Am Ende gehörte ich wohl einfach nicht zur Zielgruppe.