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Veröffentlicht am 14.01.2018

„Wunderbare Abenteuer erwarten jene, die danach suchen…“

Das Mädchen aus dem Savoy
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England 1916. Dorothy „Dolly“ Lane und Teddy waren seit Kindheit die engsten Freunde und bis der Krieg ausbrach, haben sie sich ewige Liebe geschworen. Doch dann bricht der Krieg aus in all seiner Härte ...

England 1916. Dorothy „Dolly“ Lane und Teddy waren seit Kindheit die engsten Freunde und bis der Krieg ausbrach, haben sie sich ewige Liebe geschworen. Doch dann bricht der Krieg aus in all seiner Härte und lässt Dolly allein zurück. Um wenigstens einen ihrer Träume zu verwirklichen, nämlich irgendwann als Tänzerin an einem Theater Karriere zu machen, geht sie nach London und fängt als Zimmermädchen im berühmten Savoy-Hotel an. Dort ist sie ihrem Traum schon etwas näher, denn im Savoy geben sich die berühmtesten Regisseure, Theaterschauspielerinnen und Musiker die Klinke in die Hand. An ihrem ersten Tag stößt sie in strömendem Regen mit Perry Clements zusammen und die beiden kommen ins Gespräch, haben sofort eine Wellenlänge. Aber sie verlieren sich aus den Augen. Erst als Dolly auf die Anzeige eines „Komponisten mit Anfangsschwierigkeiten“ antwortet und sich als Muse bewirbt, trifft sie Perry wieder und erfährt erst später, dass eine der bekanntesten Bühnendarstellerinnen Londons seine Schwester Loretta May ist. Mit Hilfe von Perry und Loretta wird Dolly zu einer Tänzerin und Theaterschauspielerin geschliffen, bis sie endlich die Chance bekommt, auf die Bretter, die die Welt bedeuten, zu schweben und zu brillieren. Aber aller Ruhm ist nichts, wenn die Vergangenheit immer wieder präsent wird und einen nicht loslässt…
Hazel Gaynor hat mit ihrem Buch „Das Mädchen aus dem Savoy“ einen wunderbaren historischen Roman vorgelegt, der das alte „Swinging London“ der 20er Jahre wieder auferstehen lässt. Der Schreibstil ist flüssig, leicht melancholisch, tiefgründig und gefühlvoll. Die Autorin wartet mit einer bildhaften Sprache auf, die voll von herrlichen Zitaten und Weisheiten ist, die den Leser bei der Lektüre berühren und immer wieder neu gelesen werden wollen. Die Handlung wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt und gibt dem Leser so einen gelungenen Rundumblick über die verschiedenen Gesellschaftsschichten, die Theaterwelt und das Leben der sogenannten Galeriemädchen. Durch die ständigen Sichtwechsel wird auch die Spannung der Geschichte gesteigert und lässt den Leser immer wieder Mutmaßungen anstellen, was wohl als nächstes passieren wird. Der erste Handlungsstrang spiegelt Dollys Werdegang wieder, in dem auch kleine Rückblenden in die Vergangenheit inkludiert sind. Ein zweiter lässt den Leser am Leben von Loretta May teilnehmen und erfährt einiges über die Theaterszene, die Galeriemädchen und die Bohemian Young People, die zur damaligen Zeit in aller Munde waren. In der dritten Perspektive kommt Terry zu Wort, der sich ins Leben zurückkämpft, nachdem er im Krieg schwer verwundet wurde. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut recherchiert, geschichtlich belegte Personen mit fiktiven Lebensgeschichten auf herrliche Weise miteinander verwoben. Ebenso geschickt lässt sie das berühmte Hotel Savoy vor den Augen des Lesers entstehen, in dem so viele Menschen täglich ein und ausgehen. Wer das Hotel nicht kennt, sollte es unbedingt einmal zur Teestunde besuchen.
Die Charaktere sind sehr detailliert und ausgesprochen liebevoll gestaltet, sie besitzen viel Individualität und wirken gerade deshalb wunderbar authentisch und sehr real. Dolly ist eine sympathische junge Frau, die in ihrem Leben schon so manchen Schicksalsschlag einstecken musste und sich dennoch nie die Hoffnung hat nehmen lassen, dass sich Träume doch noch erfüllen. Sie hat ein gutes Herz, ist hilfsbereit und mit Empathie gesegnet. Sie zehrt von den Erinnerungen und nimmt sich Weisheiten zu Herzen, um damit auch andere zu unterstützen. Perry ist ein talentierter Komponist, der in einer Schaffenskrise steckt, da die Kriegserfahrungen ihn zu ersticken drohen. Er denkt ständig an Noten und Töne, wirkt oftmals linkisch und ungeschickt, dabei ist er nur zerstreut und versucht, sein Leben wieder in Einklang zu bringen. Er fühlt sich hilflos und schuldig ob der Dinge, die ihm im Krieg aufgezwungen wurden, und kann diese einfach nicht vergessen, was seinem eigenen Glück im Wege steht. Loretta ist wie ein bunter Schmetterling, als Schauspielerin ist sie berühmt und begehrt, dabei hat sie selbst ein Geheimnis, von dem niemand ahnt und das sie sehr gut zu verbergen weiß, selbst vor ihren engsten Vertrauten. Sie ist sehr offen und ehrlich, liebt die Verwandlung und gibt auch als Mäzenin den Ton an, um zu helfen und zu unterstützen. Protagonisten wie Hettie, Clover, Sissy und auch O’Hara tragen dazu bei, dass der Leser das Gefühl für eine große Familie bekommt, in der sich jeder um jeden kümmert und die mit ihren eigenen Schicksalen und Lebenserfahrungen der Geschichte noch mehr Glaubwürdigkeit verleihen.
„Das Mädchen aus dem Savoy“ ist ein rundum gelungener historischer Gesellschaftsroman, der sowohl die damaligen Lebensumstände unter die Lupe nimmt als auch die Musik- und Theaterszene wieder lebendig werden lässt. Bittersüße Liebesgeschichten und Einzelschicksale gehen nah und die vereinzelt eingestreuten Briefe öffnen das Herz. Ein traumhaft-schöner Roman, der nicht nur einmal gelesen werden will, zu viel Weisheit verbirgt sich in den Seiten. Absolute Leseempfehlung für ein ganz besonderes Buch, ein Highlight nicht nur für ein Jahr!

Veröffentlicht am 13.01.2018

Diese Liebe schmeckt bittersüß

Taste of Love - Mit Sehnsucht verfeinert
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Hayley ist nach drei Jahren Ausland zurück in Boston, um in der Nähe ihres Vaters zu sein, der gerade einen Schlaganfall überstanden hat. Sie tritt als Sous-Chefin eine Stelle in Nick O’Reillys Restaurant ...

Hayley ist nach drei Jahren Ausland zurück in Boston, um in der Nähe ihres Vaters zu sein, der gerade einen Schlaganfall überstanden hat. Sie tritt als Sous-Chefin eine Stelle in Nick O’Reillys Restaurant „Bonfire“ an. Direkt bei der Eröffnungsfeier begegnet sie Scott wieder, ihrem Ex-Verlobten, mit dem sie seit der Trennung vor drei Jahren keinerlei Kontakt mehr hatte. Scott ist als Herzensbrecher bekannt und Hayley hält ihn für gewissenlos und oberflächlich. Dabei hat Scott sich während ihrer Abwesenheit gut um ihren kranken Vater gekümmert. Dumm nur, dass sowohl Hayley als auch Scott während ihres ersten Wiedersehens feststellen müssen, dass sie tief im Herzen immer noch Gefühle für den anderen hegen. Doch es stehen zu viele Dinge zwischen den beiden. Werden sich die beiden doch noch zusammenraufen und einen Neuanfang wagen?
Poppy J. Anderson hat mit ihrem Buch „Taste of Love – Mit Sehnsucht verfeinert“ ihren vierten Band der Taste of Love-Serie vorgelegt, der den Vorgängern an Romantik, Spritzigkeit und Unterhaltung in nichts nachsteht, wobei in diesem Buch etwas ernster zur Sache geht. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, dabei gefühlvoll und mit einigen witzigen Dialogen gespickt, der Leser wird regelrecht in die Handlung gesogen, um Hayley und Scott bei ihren Disputen, Gedanken, Gefühlen und Handlungen zu beobachten und mitzufiebern, wie das Ganze ausgehen wird. Durch die wechselnde Erzählweise zwischen Hayley und Scott und durch Rückblenden über die gemeinsame Vergangenheit der beiden wird der Leser ins Bild gesetzt. Da diese Vergangenheit weder von Hayley noch von Scott aufgearbeitet wurde, stehen dem Leser eine regelrechte Gefühlsachterbahn bevor.
Die Charaktere sind detailliert und liebevoll gemäß ihren Eigenheiten individuell ausgearbeitet worden. Hayley ist eine temperamentvolle und sympathische Frau, die in ihrem Beruf aufgeht. Gleichzeitig kann sie extrem stur und direkt sein. Sie sagt, was ihr auf der Zunge liegt, ohne groß darüber nachzudenken. Gleichzeitig besitzt sie Herz und Empathie, besitzt Wärme und Gerechtigkeitssinn. Scott ist ein eher ruhiger Mann, der den Dingen gern auf den Grund geht. Gleichzeitig gefällt er sich in der Rolle des begehrten Junggesellen, verschafft es ihm doch die richtige Fassade, um zu beobachten und herauszufordern. Mit seiner zurückhaltenden Art treibt er es manches Mal auf die Spitze, um sein Gegenüber aus der Rolle fallen zu lassen. Doch er weiß rechtzeitig die Notbremse zu ziehen. Die anderen Protagonisten geben der Handlung mit ihrem Erscheinen zusätzlich einen ergänzenden Rahmen.
„Taste of Love – Mit Sehnsucht verfeinert“ gibt diesmal weniger Küchenlatein preis, dafür offenbart es eine romantische Liebesgeschichte, die sowohl leidenschaftlich als auch gefühlvoll den Leser umgarnt. Absolute Leseempfehlung für alle Romantikerinnen, die nicht genug von schönen Liebesgeschichten bekommen können!

Veröffentlicht am 07.01.2018

Grün ist die Hoffnung

Die Farben der Erinnerung
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Gemma arbeitet in der New York Library. Bei einem Aufenthalt in Italien, wo ihr Vater als Professor für italienische Renaissance forschte, hat sie als kleines Kind ihre Eltern verloren und wurde von ihrer ...

Gemma arbeitet in der New York Library. Bei einem Aufenthalt in Italien, wo ihr Vater als Professor für italienische Renaissance forschte, hat sie als kleines Kind ihre Eltern verloren und wurde von ihrer Großmutter aufgezogen. Seit dem schlimmen Schicksalsschlag leidet Gemma noch heute unter Alpträumen und lebt aufgrund ihrer Ticks sehr zurückgezogen. Eines Tages erhält sie einen anonymen Brief, der einen handgemachten Ohrring und einige Gedichtzeilen enthält, die von Robert Browing stammen. Aufgrund dieser Zeilen setzt sich Gemma mit dem englischen Spezialisten für Browning in Verbindung, Professor Sisley Bancroft. Gemma reist nach England, um sich mit ihm zu treffen. Sisley bietet Gemma an, gemeinsam Nachforschungen anzustellen. Die Reise führt die beiden von Frankfurt über Florenz über Waco in den USA nach Hawaii – überall erhalten sie neue Hinweise auf ein Geheimnis, das es zu ergründen gilt und das mit der „Frau in Grün“ zusammenhängt, einem Gemälde im Frankfurter Museum. Doch jemand ist ihnen bereits auf den Fersen, der die gleichen Spuren verfolgt. Werden Gemma und Sisley das Geheimnis ergründen?
Nicole C. Vosseler hat mit ihrem Buch „Die Farben der Erinnerung“ einen sehr fesselnden teils historischen Roman vorgelegt, in dem es nicht nur um gut gehütete Geheimnisse, sondern auch um eine familiäre Tragödie geht. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, bildgewaltig und packend. Schnell taucht der Leser ein in die spannende Welt der Literatur und Kunst, die hier von der Autorin auf meisterliche Weise miteinander verbunden werden. Die Geschichte wird anhand von drei Zeitebenen erzählt, die jeweils eine andere Perspektive bieten. Der Hauptteil der Handlung berichtet von Gemma und der gegenwärtigen Suche, eine Zeitebene gibt dem Leser Einblick in das Leben des Schriftstellerehepaars Robert und Elizabeth Barrett Brownings, eine andere erzählt vom kurzen Leben und Schicksal der jungen Lucrezia di Cosimo de‘ Medici. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven erhält der Leser einen Rundumblick der Geschichte, dabei lässt die Autorin ihm genügend Raum für eigene Spekulationen und Schlussfolgerungen, um auf die Spur des Geheimnisses zu kommen. Durch geschickte Wendungen wird der Leser immer wieder überrascht und zum Umdenken animiert. Gleichzeitig malt die Autorin während der Handlung mit ihren Worten wunderbare Bilder, die gleich einem Kinofilm vor dem inneren Auge des Lesers ablaufen und es wirken lassen, als wäre er mit den Protagonisten gemeinsam auf der Jagd nach dem Unbekannten.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Sie ergänzen sich durch ihre individuellen Eigenheiten auf wunderbare Weise und geben einem das Gefühl, sie persönlich kennenlernen zu wollen. Gemma ist eine Frau, die schon als kleines Kind einen sehr harten Schicksalsschlag verkraften musste. Seitdem lebt sie sehr zurückgezogen, denn sie hat über die Jahre Eigenheiten und Ängste entwickelt, die es ihr schwer machen, anderen Menschen näher zu kommen. Sie hat ihrem Leben eine gewisse Struktur gegeben, um im Alltag zu bestehen, was für Außenstehende eher als seltsam eingestuft wird. Gemma ist überaus misstrauisch, aber auch eine mutige und sympathische Protagonistin, der man gerne folgt und die man im Verlauf der Geschichte immer besser versteht. Sisley ist ein ebenso ein besonderer Mensch. Er hat den Ruf eines Genies und ist bei seinen Studenten sehr beliebt. Gleichzeitig hat auch er Schwierigkeiten, die Menschen näher an sich heranzulassen. Er wirkt eher schüchtern, doch wenn es um sein Fachgebiet geht, kommt er aus sich heraus. Sisley ist hilfsbereit und besitzt ein sehr ausgeprägtes Einfühlungsvermögen, gleichzeitig hat er das Herz am rechten Fleck. Auch die anderen Protagonisten lassen das Leserherz mit ihren „Auftritten“ höher schlagen, steigern sie doch die Spannung in der Suche um das Geheimnis zusätzlich.
„Die Farben der Erinnerung“ ist eine geheimnisvolle Jagd, bei dem der Leser nicht nur dazu aufgefordert wird, an der Entschlüsselung eines Geheimnisses mitzuwirken, sondern auch die Entwicklung der Charaktere hautnah miterleben darf. Durch die regelrechte Schnitzeljagd über mehrere Kontinente bekommt der Leser nicht nur eine Einführung der Gemäldeinterpretation, sondern erfährt viele kleine Details über das Leben der Brownings. Dieser Roman ist ein absolutes Highlight und wird viele begeistern, die Geheimnisse und Spannung lieben und auch die Verbindung zur Vergangenheit schätzen. Nicole C. Vosseler hat hier ein Meisterwerk abgeliefert, wie es besser nicht geht – Chapeau! Absolute Leseempfehlung für ein Highlight, das man, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen kann!

Veröffentlicht am 06.01.2018

Schicksalsbande

Schwestern des Schicksals
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20. Jh. Faith Simpson lebt mit ihrer Familie am Rande von New York. Sie kommt aus einem sehr betuchten Elternhaus und sämtliche Wünsche werden ihr erfüllt. Doch dafür zahlt sie einen hohen Preis, denn ...

20. Jh. Faith Simpson lebt mit ihrer Familie am Rande von New York. Sie kommt aus einem sehr betuchten Elternhaus und sämtliche Wünsche werden ihr erfüllt. Doch dafür zahlt sie einen hohen Preis, denn das Gefühl von Wärme und Geborgenheit durch ihre Eltern sind ihr von Haus aus fremd. Währenddessen fristet Hope Lee in Lower Manhattan ein Dasein in Armut und muss früh lernen, sich alles im Leben zu erkämpfen, um zu überleben. Nachdem Hope einen schweren Schicksalsschlag erleiden musste, kreuzt sich ihr Weg mit der Familie von Faith, denn deren Vater holt sie in die Familie und unterstützt sie. Die beiden jungen und doch sehr unterschiedlichen Frauen freunden sich an, aber bald schon sind sie Konkurrentinnen, denn sie verlieben sich – in den gleichen Mann… Wird diese ihre Freundschaft zerstören?
Consuelo Saah Baehr hat mit ihrem Buch „Schwestern des Schicksals“ einen sehr fesselnden und unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist angenehm flüssig und gefühlvoll, dabei packend und mitreißend. Der Leser wird regelrecht in die Handlung gesogen, um während der Geschichte am Leben und Schicksal der beiden Frauen hautnah teilzuhaben. Der historische Hintergrund über den Beginn des ersten Weltkrieges sowie über die gesellschaftlichen Strukturen und den Unterschied zwischen der reichen und armen Bevölkerung und deren Lebensumstände wurde von der Autorin sehr schön recherchiert und mit der Handlung verwebt. Der Spannungsbogen wird erst langsam aufgebaut, steigert sich dann aber immer mehr bis zum Finale.
Die Charaktere sind sehr individuell ausgestaltet und in Szene gesetzt worden, der Autorin ist es wunderbar gelungen, ihnen allen Leben einzuhauchen. Mit ihren persönlichen Eigenheiten wirken sie sehr authentisch. Faith ist eine junge Frau, die privilegiert aufgewachsen ist auf der Sonnenseite des Lebens, in unermesslichem Reichtum, der all ihre Wünsche wahr werden lässt. Dennoch fehlt ihr das Wichtigste, nämlich die Liebe ihrer Eltern und das Gefühl von Wärme. Sie wirkt zwar manchmal wie ein Snob, ist aber ihrer Erziehung und dem Umfeld geschuldet. Innerlich ist sie einsam und sehnt sich nach etwas, dass sie nicht wirklich benennen kann. Hope ist eine Frau, die vom Schicksal immer wieder gebeutelt wurde, schon die Kindheit in tiefster Armut hat sie hart und verbissen werden lassen. Sie weiß, was Verzicht bedeutet. Gleichzeitig ist sie mutig und besitzt eine innere Stärke, die ihr hilft, sich immer wieder durchs Leben und weitere Unwägbarkeiten durchzuboxen. Umso interessanter ist es für den Leser zu beobachten, wie sie sich aus der Armut heraus in der Welt des Reichtums und der Privilegierten bewegt und alles aufsaugt. Auch die übrigen Protagonisten verhelfen der Handlung durch ihr Auftauchen zu weiterer Spannung und unterstützen den Verlauf der Geschichte.
„Schwestern des Schicksals“ ist ein wirklich packender historischer Familienroman, der wunderbar unterhält und dem Leser tolle Lesestunden beschert. Absolute Leseempfehlung für eine Neuentdeckung!

Veröffentlicht am 02.01.2018

„Solange ich atme, hoffe ich„.(Dum spiro, spero - Cicero)

Die Oleanderfrauen
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1930er Jahre Hamburg. Sophie Terhoven wächst mit ihrem Bruder Lennie in einem wohlhabenden Elternhaus auf, die Familie handelt seit Jahrzehnten mit Kaffee. Als sie sich als Teenager in Hannes, den Sohn ...

1930er Jahre Hamburg. Sophie Terhoven wächst mit ihrem Bruder Lennie in einem wohlhabenden Elternhaus auf, die Familie handelt seit Jahrzehnten mit Kaffee. Als sie sich als Teenager in Hannes, den Sohn der Köchin Käthe Krüger, verliebt, nimmt das Unglück seinen Lauf. Sophie wird schwanger und wird von ihren Eltern auf die Insel Föhr verbannt, um dort ihr Kind zu bekommen, als Vater ihres Kindes hat sie ihren besten Freund Malte angegeben, dabei ist dieser homosexuell, was niemand weiß. Währenddessen wird die Lage in Deutschland durch die Nationalsozialisten immer schlimmer, alle jungen Männer werden eingezogen, Homosexualität gilt als abartig und das Essen wird rationiert. Als Sophie endlich zugibt, dass Hannes der Vater ihres Kindes ist, wirft ihr Vater sie samt Kind aus dem Haus. Von nun an ist sie für ihn gestorben, denn auch ihr Vater hat ein Geheimnis. Als sich ihre Mutter umbringt, hat Sophie neben ihrer Tochter nur noch Malte und Käthe als Familie, denn Hannes muss in den Krieg…

2016 Hamburg. Jule, die eigentlich aus dem Erzgebirge stammt, hat sich mit ihrem kleinen Café „Strandperlchen“ einen Traum erfüllt, nachdem sie ihr Studium ohne Abschluss an den Nagel gehängt hat. Nebenbei verdingt sie sich mit ihrem Angebot „Ich schreibe Dir Dein Leben“ noch etwas dazu, denn sie liebt alte Geschichten und hilft Menschen, ihre Biografien niederzuschreiben. In ihrem Café lernt sie jede Menge Menschen kennen, darunter ist auch der brummige Nils. Dessen Tante Johanna findet beim Ausräumen des Elternhauses ein sehr altes Tagebuch und ein Medaillon, was niemand von ihren Geschwistern kennt. Nach der Lektüre einiger Kapitel verhilft ihr Nils zur Bekanntschaft mit Jule, die ihr bei der Recherche helfen soll, was aus der Schreiberin des Tagebuchs geworden ist…

Teresa Simon hat mit ihrem Roman „Die Oleanderfrauen“ einen wirklich fesselnden und gleichzeitig berührenden teils historischen Roman vorgelegt, der seinesgleichen sucht. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und gefühlvoll, schon der Brief im Prolog lässt den Leser rätseln und die weitere Handlung mit Spannung erwarten. Die Geschichte wird aus zwei Erzählperspektiven erzählt, die eine handelt von Jule und der Gegenwart, die andere lässt in Tagebuchaufzeichnungen Sophie Terhovens Leben wieder auferstehen und ist auch in einem anderen Schriftbild gehalten. Die Autorin versteht es meisterhaft, neben ihrer Handlung auch die Kriegszeiten wieder aufleben zu lassen. Die Bombardierungen Hamburgs, die Essensrationierungen, das Verschwinden von jüdischen Familien und Geschäftsleuten sind ebenso ein Thema wie die Warterei auf Nachrichten von der Front und das ewige Bangen um die Lieben. Der Leser erlebt all dies hautnah mit, während man gleichzeitig über die unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen sowie die politischen Einstellungen der einzelnen Protagonisten informiert wird. Der Spannungsbogen wird schon recht früh gelegt, steigert sich aber innerhalb der Handlung immer mehr in die Höhe. Durch geschickte Wendungen versteht es die Autorin zudem, den Leser konstant in Atem zu halten und das Buch nicht aus der Hand legen zu können, bis die Lösung der verschiedenen Rätsel endlich offenbart ist.

Die Charaktere sind sehr liebevoll und anhand ihrer Eigenheiten individuell ausgearbeitet worden. Jeder von ihnen wirkt so real und lebendig, dass man das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen, weshalb man besonders gut mit ihnen fühlen, leiden, weinen und lachen kann. Sophie ist eine sympathische junge Frau, die sehr früh lernen muss, auf eigenen Beinen zu stehen. Sie schlägt sich mit einem kleinen Kind durch Kriegszeiten, hat dabei aber immer noch genügend Hilfsbereitschaft für andere und kämpft sich immer wieder nach oben. Sie hält zu ihren engsten Freunden und versucht alles, um ihre Lieben zu schützen. Jule ist eine sehr sympathische Frau, die nach einer zerbrochenen Beziehung noch immer unter Liebeskummer leidet. In ihrem Café kann sie ihre Backleidenschaft ausleben und sich gleichzeitig auf die Menschen konzentrieren. Sie liebt alte Geschichten und Geheimnisse. Jule sehnt sich nach einer festen Beziehung und einer eigenen Familie, gibt sich nach außen recht wortgewandt, obwohl sie selbst oftmals unsicher wirkt. Aber sie hat das Herz am rechten Fleck. Johanna ist eine ältere Dame, die ihre Familie über alles liebt und ebenfalls gut backen kann. Ihr Neffe Nils ist ihr der Liebste, obwohl dieser sich noch immer nicht von seiner zerbrochenen Ehe erholt hat. Auch die anderen Protagonisten wie Malte, Käthe oder auch Hannes, um nur einige zu nennen, tragen mit ihren eigenen Schicksalen dazu bei, dass die Spannung innerhalb der Handlung von einem Höhepunkt zum nächsten jagd und man sich als Leser der Geschichte kaum entziehen kann, so meisterhaft ist sie geschrieben.

„Die Oleanderfrauen“ erzählt von Familiengeheimnissen, Verrat, Krieg, Liebe, Neuanfang und verschütteten Erinnerungen. Teresa Simon hat sich mit diesem Buch selbst übertroffen, denn der Roman ist ein absoluter Pageturner und wird niemanden kalt lassen, der ihn gelesen hat. Hier wurde wirklich alles richtig gemacht, besser geht es nicht. Chapeau – absolute Leseempfehlung und ein absolutes Highlight!!!