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Veröffentlicht am 09.04.2018

Schöne Liebesgeschichte, die aber noch mehr Potential gehabt hätte.

Nichts ist gut. Ohne dich.
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Klappentext

Sechs Jahre lang haben sich Jana und Leander nicht gesehen. Als Kinder waren sie unzertrennlich – bis zu diesem einen, verhängnisvollen Abend im August, als Janas Bruder Tim bei einem Autounfall ...

Klappentext

Sechs Jahre lang haben sich Jana und Leander nicht gesehen. Als Kinder waren sie unzertrennlich – bis zu diesem einen, verhängnisvollen Abend im August, als Janas Bruder Tim bei einem Autounfall ums Leben kam. Leander fuhr den Wagen. Und verschwand danach aus Janas Leben. Kein Wort haben sie seitdem gewechselt, wissen nichts mehr voneinander. Und jetzt steht er plötzlich vor ihr. Mit seinen hellblauen Augen. Und die Anziehungskraft ist so viel größer als Jana wahrhaben will. Sechs Jahre hat sie versucht, ihn zu hassen. Und nun ist er da, aus einem wirklich guten Grund: Er ist hier, damit sie ihn rettet. Nur weiß er das selbst noch nicht.


Meine Meinung

Dies war mein erstes Buch von Lea Coplin, aber nicht mein letztes, obwohl ich ein klein wenig mehr erwartet hatte, als ich bekommen habe.

Anfangs war der Schreibstil für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig, obwohl ich nicht genau sagen kann, woran genau das lag. Mit der Zeit habe ich mich jedoch daran gewöhnt und kam sehr flüssig durch die Seiten. Je mehr es sich in Richtung Liebesgeschichte entwickelte, desto mehr Spaß hatte ich am Lesen, woran auch der regelmäßige Sichtwechsel einen großen Anteil hat. Man spürt auf einmal die Funken, die zwischen Leander und Jana sprühen, bekommt auch ein bisschen Herzklopfen und wünscht den beiden ein Happy-End, weil sie trotz einiger Schwachstellen sehr sympathische Protagonisten sind.

Beide haben durch den Tod von Janas Bruder Tim eine schwere Last zu tragen, die sie in den vergangenen sechs Jahren dazu gebracht hat, nur so vor sich hinzuleben. Mit ihrem Aufeinandertreffen scheinen sie endlich aufzuwachen und es beginnt eine Zeit, in der der alte Schmerz wieder an die Oberfläche drängt, aber auch neue, schöne Gefühle geweckt werden. Vor sechs Jahren war Leander so etwas wie der große Bruder von Jana, den sie in Tim nie hatte, jetzt mit 18 bzw. 22 sind da aber auf einmal alles andere als geschwisterliche Gefühle zwischen den beiden, die sie sich zunächst nicht eingestehen wollen, aber unweigerlich vorhanden sind.

Problematisch ist dieser Umstand, weil sich Leander für Tims Tod verantwortlich fühlt und auch Jana, ihre Schwester und ihre Mutter Leander als den Schuldigen ansehen, obwohl es sich eigentlich um einen Unfall gehandelt hat. Somit gibt es nicht wenige Hindernisse, die ihr Zusammenkommen herauszögern, insbesondere Janas eigene Schuldgefühle. Hier war ich stellenweise ein wenig unzufrieden, weil die Hintergrundgeschichte so viel Potential hatte, das teilweise aber nicht ganz ausgeschöpft wurde. Manches wurde zu oberflächlich behandelt, um die volle Gefühlspalette abzudecken.

Das größte Beispiel dafür stellt der Brief dar, den Leander für Jana schreibt, um ihr mitzuteilen, was damals wirklich passiert ist, den wir aber nie zu lesen bekommen. Stattdessen fasst Jana ihn knapp zusammen, was ich sehr schade fand. Ein paar mehr Einblicke in dieses Ereignis hätten der Story mehr Emotionen gegeben. Auch bestimmte Probleme in den Familien wurden zwar zur Sprache gebracht, um die Charaktere tiefer zu gestalten, die dann aber nicht gelöst wurden bzw. bei denen nicht mal der Versuch einer Lösung unternommen wurde. Interessante Aspekte wurden also eingebaut, nur um sie dann unzufriedenstellend abzuhaken. Diesbezüglich könnte man auch über das Ende streiten – einerseits ist es passend, andererseits hätte ich ein paar mehr Seiten ein wenig schöner gefunden.

Fazit

Insgesamt eine schöne Liebesgeschichte für zwischendurch, bei der mir aber ein wenig das Besondere gefehlt hat, das einen völlig vom Hocker haut. Dennoch definitiv lesenswert. Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.03.2018

Die wichtigsten Dinge im Leben sind keine Dinge ...

Für immer ist die längste Zeit
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Bei "Für immer ist die längste Zeit" handelt es sich um einen Roman, der sich mit den ernsten Themen Trauer und Selbstmord beschäftigt, sensibel mit diesen umgeht und den Leser am Ende mit einem lachenden ...

Bei "Für immer ist die längste Zeit" handelt es sich um einen Roman, der sich mit den ernsten Themen Trauer und Selbstmord beschäftigt, sensibel mit diesen umgeht und den Leser am Ende mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurücklässt.

Wir begleiten die 16-jährige Eve und ihren Vater Brady durch ihre Trauer, nachdem Maddy, Mutter und Ehefrau, vom Dach der Bibliothek gestürzt ist und jetzt von oben aus der "Schwebe" auf ihre Familie herunterblickt. Geschrieben ist das Buch abwechselnd aus der Sicht der drei Charaktere. Während Eve und Brady mit ihrer Trauer ganz unterschiedlich umgehen, beiderseits aber von Schuldgefühlen gequält werden und der Frage auf den Grund gehen, was in ihrem Verhalten Maddy zu ihrer Entscheidung getrieben haben könnte, versucht Maddy von oben herab in das Leben der beiden einzugreifen, ihnen Botschaften zu schicken und eine neue Frau in ihr Leben zu integrieren, die den beiden gut tun könnte.

Gerade der Aspekt, dass Maddy kleine Botschaften schicken und sich in die Gedanken ihrer Liebenden schleichen kann, hat mir besonders gut gefallen. Nicht nur hat diese Vorstellung etwas Tröstendes - dass Verstorbene uns nie wirklich verlassen -, dadurch sind auch viele schöne Szenen entstanden, in denen sich Brady und Eve an Maddy zurückerinnern. Diese Rückblenden - die positiven - haben mir mit am besten gefallen, besonders jene, die die Mutter-Tochter-Beziehung in den Mittelpunkt rücken.

Natürlich gibt es aber auch negative Rückblenden, die eher bedrücken. Szenen, an die sich Brady und Eve zurückerinnern und in denen sie Gründe für Maddys Entschluss suchen. Bradys und Eves Fehler, die dabei ans Licht kommen, sind frei von großem Drama, sondern unglaublich lebensnah, wie wir sie wohl alle kennen. Es geht hauptsächlich um Wertschätzung. Dieses Realistische war es, was mich besonders berührt und betroffen gemacht hat. Wir lesen hier keine Geschichte mit absurden Familiendramen, sondern eine Geschichte aus dem Leben, wie sie sich tatsächlich zutragen könnte.

Handlungstechnisch ist das Buch erwartungsgemäß eher ruhig, von der Atmosphäre her mal bedrückend, mal aufatmend leicht und in vielen, vielen Zeilen verstecken sich wichtige Lebensweisheiten.

"Es ist da und es tut weh, aber es wird ... ich weiß nicht ... vertraut." (S. 249)

"Einen Menschen zu lieben macht ihn nicht zu dem, den man sich wünscht; es macht einen verwundbar durch das, was er wirklich ist." (S. 317)

"Die wichtigste Anerkennung, die man im Leben verdienen kann, ist die eigene." (S. 319)


Die Frage nach Maddys Beweggründen zieht sich durch das ganze Buch und ist der Aspekt, der die nötige Spannung hineinbringt, denn manchmal dümpelt die Handlung schon ein wenig vor sich hin. Dazu trägt auch bei, dass ab einem gewissen Punkt Hintergrundgeschichten von Nebencharakteren in den Mittelpunkt treten, die für die Geschichte wenig relevant erscheinen. Das war mir manchmal etwas zu viel und ich hätte die Szenen nicht vermisst, wenn es sie nicht gegeben hätte.

Insgesamt bin ich mit der Entwicklung der Geschichte und der Charaktere jedoch sehr zufrieden. Es hat Spaß gemacht, Eve und Brady dabei zu begleiten, wie sie sich einander wieder annähern und gemeinsam lernen, mit dem Verlust von Maddy umzugehen. Menschen, die jemanden verloren haben, werden sich hierin sicherlich wiederfinden ... es berührt, macht nachdenklich, weckt auf und gibt auch ganz viel Hoffnung.

Fazit

Dieses Buch hat mich sehr oft zu Tränen gerührt, mir gleichzeitig aber immer wieder auch ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert - vor allem am Ende. Es hat mich berührt, nachdenklich gestimmt und mir viele Lebensweisheiten mit auf den Weg gegeben. Den Punktabzug gibt es für das manchmal etwas träge Lesen. Trotzdem alles in allem ein schönes Buch!

Veröffentlicht am 02.03.2018

Zwischen Harper & Nick sprühen ordentlich Funken!

Mr. O - Ich darf dich nicht verführen!
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Worum geht es?

Dies ist der Folgeband von "Big Rock" und handelt von Spencers jüngerer Schwester Harper und seinem besten Freund Nick Hammer. Während Harper ihren Lebensunterhalt mit dem Vorführen von ...

Worum geht es?

Dies ist der Folgeband von "Big Rock" und handelt von Spencers jüngerer Schwester Harper und seinem besten Freund Nick Hammer. Während Harper ihren Lebensunterhalt mit dem Vorführen von Zaubertricks auf Partys verdient, ist Nick ziemlich erfolgreich mit seiner Comicserie "Die Abenteuer des Mister Orgasmus", die sich um einen Superhelden dreht, der Frauen mit sexuellen Gefälligkeiten aus Notlagen rettet. Nachdem die beiden (in Big Rock) Spencer den Schreck seines Lebens verpasst haben, indem sie ihm vorspielten, dass sie etwas miteinander hätten, ist nichts mehr so wie vorher. Auf einmal ist da diese unerträgliche Anziehungskraft zwischen ihnen - von der Nick nicht weiß, ob Harper sie auch wahrnimmt. Als Harper ihn bittet, sie im Dating zu unterrichten, muss er nicht lange überlegen, ist sich aber gleichzeitig im Klaren darüber, dass Praxistests verbotenes Terrain sind...

Meine Meinung

Nachdem ich von Big Rock fast schon begeistert war, war für mich sofort klar, dass ich auch die Fortsetzung lesen muss. Nick und Harper haben mir schon im Vorgängerband imponiert und auch hier haben sie mich letztendlich nicht enttäuscht.

Nach dem Klappentext müsste man wohl annehmen, dass Harper ein schüchternes, unbeholfenes Mädchen ist - das ist sie aber nicht. Ganz im Gegenteil: Sie hat gerne mit Menschen zu tun, ist nicht auf den Mund gefallen und ist lebensfroh und aufgeweckt. Das einzige Problem: In der Gegenwart des Objektes ihrer Begierde verlernt sie ihre Muttersprache und stammelt unverständliches Zeug. Diese Widersprüchlichkeit fand ich seltsam und amüsant zugleich. Dadurch, dass alles aus Nicks Perspektive geschrieben ist, rätselt man die ganze Zeit mit, wann sich bei Harper tiefergehende Gefühle einstellen, versucht ihr Verhalten zu analysieren und leidet ein bisschen mit Nick mit, weil Harper so verdammt undurchschaubar ist.

Nick wirkte im Prolog wieder einmal wie der Womanizer schlechthin und machte Spencer ordentlich Konkurrenz. Dieser Eindruck hat sich dann aber ziemlich schnell verflüchtigt. Er mag sehr gut aussehen und (auch durch seine Comicserie) einige willige weibliche Fans haben, aber er hat nicht eine Frau nach der anderen, sondern ist - wie er selbst sagt - Serienmonogamist. In Highschool-Zeiten war er eher der stille, schüchterne Typ, der lieber Comics zeichnete, als mit Mädchen auszugehen, bis er sich am College langsam zu dem selbstsicheren, erfahrenen Typen mauserte, der uns hier vorgesetzt wird. Nick war mir sofort sympathisch, weil er einfach ein toller Kerl ist: Er ist Spencer und Harper ein guter Freund, hilfsbereit, charmant und lässt immer wieder witzige Bemerkungen vom Stapel.

Das einzige, was mich an ihm gestört hat, waren die anfangs sehr (!) häufigen sexuellen Fantasien, die er sich fast auf jeder Seite ausgemalt hat. Dadurch geriet die Handlung ein wenig ins Stocken, die Vorfreude auf das Zusammenkommen der Protagonisten legte sich und es zog sich alles ein bisschen. Glücklicherweise wurden diese Passagen dann weniger und ich konnte mich dann doch noch voll und ganz für Harpers und Nicks Liebesgeschichte begeistern.

Das lag einerseits an den ungewöhnlichen Jobs der beiden, die etwas Besonderes in die Geschichte brachten und interessante Unterhaltungen zur Folge hatten, andererseits aber auch daran, dass wieder einmal auch die emotionale Ebene nicht zu kurz kam. Das hatte mir schon bei Big Rock so gefallen. Ja, es gibt jede Menge heiße Liebesszenen oder Szenen, in denen man einfach nur ordentlich die Funken zwischen den beiden sprühen fühlt, aber es gibt auch tiefergehende Gespräche, die zeigen, dass die beiden auf einer Wellenlänge sind, sich wirklich verstehen und gut zueinander passen. Dadurch hat das Mitfiebern gleich viel mehr Spaß gemacht, weil ihre Beziehung nicht oberflächlich geblieben ist. Man konnte nachvollziehen, warum sie tiefere Gefühle füreinander entwickelten.

Aufgrund dessen hat mich das Ende auch mehr als zufriedengestellt. Ja, einfach glücklich gemacht und mit einem Grinsen auf den Lippen zurückgelassen. So muss es sein - da verzeihe ich auch den etwas schwereren Start. Es lohnt sich definitiv, weiterzulesen!

Fazit

Mr. O konnte mich auch wieder abholen und hat mir unterhaltsame Lesestunden beschert. Big Rock hat mir handlungstechnisch ein klein wenig besser gefallen, andererseits haben Harper und Nick bei den Charakteren nochmal eine Schippe draufgelegt. Eine Fortsetzung, die sich sehen lassen kann. Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.01.2018

Spannender Auftakt mit neuen Ideen und vielschichtigen Charakteren!

Die Chroniken von Azuhr - Der Verfluchte
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Klappentext (LovelyBooks)

Der junge Milan Tormeno ist dazu ausersehen, seinem Vater Nandus in das Amt des Erzpriesters zu folgen: Er soll einer jener mächtigen Auserwählten werden, die die Geschicke der ...

Klappentext (LovelyBooks)

Der junge Milan Tormeno ist dazu ausersehen, seinem Vater Nandus in das Amt des Erzpriesters zu folgen: Er soll einer jener mächtigen Auserwählten werden, die die Geschicke der Welt Azuhr lenken. Doch Milan kann nicht akzeptieren, dass sein Schicksal vorherbestimmt ist. Er rebelliert – und verstrickt sich mit der Meisterdiebin Felicia und der geheimnisvollen Konkubine Nok in ein gefährliches Netz von Intrigen. Gemeinsam geraten sie in den Bann einer alten Prophezeiung steht – einer Prophezeiung, nach der die Ankunft des »Schwarzen Mondes« in Azuhr ein neues Zeitalter der Magie einläuten wird ...

Meine Meinung

Dies war mein erstes Buch von Bernhard Hennen und ich bin mehr als positiv überrascht. Mit „Die Chroniken von Azuhr – Der Verfluchte“ hat Hennen einen spannenden Auftakt einer vielversprechenden Fantasy-Trilogie geschaffen, dessen Folgebände ich schon jetzt gespannt erwarte.

Der Autor entführt uns in eine Welt, die mich an eine Mischung aus Game of Thrones, Assassin‘s Creed und mittelhochdeutscher Literatur erinnert hat. Sowohl Handlung als auch Orte sind historisch angehaucht: Wir finden Elemente wie die Pest, Feldzüge und öffentliche Hinrichtungen. Die Namen der Orte und Figuren sind zweifellos italienischen Ursprungs und zaubern dem Leser entsprechende Bilder in den Kopf. Neben der historischen Komponente tritt in der zweiten Hälfe des Buches auch eine Fantasy-Komponente in Erscheinung, für die sich das Warten definitiv lohnt. Wir werden nicht mit typischen Fantasyelementen bzw. -figuren abgespeist wie Vampiren oder Werwölfen, sondern bekommen Gestalten vorgesetzt, die der Geschichte eigen und vom Autor selbsterfundenen Mären entsprungen sind. Besonders der Krähenmann übte eine besondere Faszination auf mich aus und gab der Geschichte einen stellenweise unheimlichen Unterton.

Der Autor erzählt die Geschichte in einem der Zeit angemessenen, flüssigen Schreibstil und wechselt zwischen den verschiedenen Figuren hin und her, sodass auch immer wieder Ortswechsel stattfinden, über die uns eine kurze Beschreibung wie diese informiert:

Arbora, Atrium hinter dem Oktagon,
früher Abend, 7. Tag des Hitzemondes,
53. Jahr vor Sasmiras zweiter Thronerhebung

(S. 7)

Schon durch diese kleinen Details kommt eine ganz besondere Atmosphäre auf, durch die man förmlich in die Geschichte gesogen wird. Hennen versteht sich zudem darauf, Handlung und Umgebung bildhaft zu schildern und bei dem Leser ständig ein Kopfkino ablaufen zu lassen. Es ist, als wäre man ein Teil der Geschichte und würde alles hautnah miterleben.

Stellenweise habe ich mich jedoch etwas erschlagen von der Flut an Informationen gefühlt, da sich viele Bezeichnungen erst mit der Zeit ergeben und man dadurch zunächst mit einigen Wissenslücken lesen muss. Man muss die ganze Zeit mitdenken und vielleicht auch noch einmal zurückblättern, um etwas nachzulesen – wie das bei High-Fantasy eben so ist. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran. Auch wegen der relativ schonungslosen, aber zu der Atmosphäre des Buches passenden Erzählweise, würde ich jedoch davon absehen, das Buch bei den Jugendbüchern einzuordnen.

Charaktere gibt es unglaublich viele und von keinem weiß man so richtig, wo er einzuordnen ist. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint, keine Figur ist lediglich Schwarz oder Weiß, niemand lässt sich in eine Schublade stecken. Kaum fand ich eine Figur sympathisch, ließ sie mich im nächsten Moment an meiner Einschätzung wieder zweifeln. Man wird laufend überrascht und hat bis zuletzt (und darüber hinaus) überhaupt keine Ahnung, wer hier eigentlich gut oder böse ist.

Der männliche Protagonist Milan ist eine der wenigen Figuren, die ich durchgehend sympathisch fand, obwohl auch er seine schwierigen Seiten hat: Er ist in seinem jungen Alter noch sehr form- und manipulierbar, was sich vor allem die Frauen in seinem Leben, Nok und Felicia, zunutze machen. Aber auch, wenn er noch ein bisschen grün hinter den Ohren ist, steht er hinter seinen Überzeugungen, tritt für sein Verständnis von Gerechtigkeit ein und zeigt immer wieder aufs Neue, wie intelligent und mutig er ist. Er ist ein Protagonist, den ich gerne auf seinem Weg begleitet habe, und da macht das Lesen doch gleich viel mehr Spaß.

Je mehr die Geschichte schließlich ihrem Ende entgegensteuert, desto besser wird sie. Sie wartet nicht nur mit steigender Spannung, sondern auch neuen Charakteren und überraschenden Lachern auf. Plätschert die Handlung vor allem am Anfang eher noch vor sich hin, damit man die einzelnen Personen und Orte näher kennenlernen kann, so nimmt die Handlung in der zweiten Hälfte immer mehr an Fahrt auf, um uns dann mit ganz vielen offenen Fragen und Lust auf den zweiten Band zurückzulassen. Man kommt eigentlich nicht drumherum, auch die nächsten Bände zu lesen.

Fazit

Hennen hat einen spannenden High-Fantasy-Auftakt mit neuen Ideen, fragwürdigen Charakteren und vielen offenen Fragen geschaffen, die den Leser den zweiten Band sehnsüchtig erwarten lassen. Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen und bin überzeugt davon, dass in der Geschichte noch einiges drinsteckt und die Folgebände diesen hier wahrscheinlich noch toppen können. Deshalb für den Anfang zuversichtliche 4 Sterne!

Veröffentlicht am 03.01.2018

Ein berührendes Buch über den Verlust der großen Liebe, zweite Chancen und Neuanfänge.

Mein Herz wird dich finden
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Worum geht es?

Vor exakt 400 Tagen ist Mias große Liebe Jacob bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seitdem ist für sie alles irgendwie bedeutungslos geworden. Sie läuft nicht mehr, sie verbringt die ...

Worum geht es?

Vor exakt 400 Tagen ist Mias große Liebe Jacob bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seitdem ist für sie alles irgendwie bedeutungslos geworden. Sie läuft nicht mehr, sie verbringt die Tage in ihrem Zimmer und auch für Colleges hat sie sich nicht beworben. Das einzige, was ihr zu helfen scheint, ist, in Kontakt mit den Organempfängern von Jacob zu treten und zu sehen, welchen Menschen er helfen konnte – nur einer antwortet nicht auf ihren anonymen Brief. Ausgerechnet derjenige, in dessen Brust nun Jacobs Herz schlägt. Mia weiß, dass es nicht richtig ist, aber sie recherchiert nach dem anonymen 19-jährigen Jungen aus Kalifornien und findet heraus, dass er Noah Thomas heißt und in Shelter Cove wohnt. Für sie steht fest: Sie muss ihn wenigstens sehen und sich ein Bild von ihm machen, um endlich ihren Frieden zu finden. Sie will nicht mit ihm sprechen, ihn nicht kennenlernen, weil sie seine Entscheidung akzeptieren möchte. Aber das Leben hat manchmal andere Pläne…

Meine Meinung

Ich habe lange mit diesem Buch geliebäugelt und über die Zeit hohe Erwartungen gefasst, weil mich allein schon der Buchtitel unglaublich berührt hat. Leider wurde ich dadurch ein klein wenig enttäuscht, da ich etwas zu viel erwartet habe.

Ohne Zweifel handelt es sich bei „Mein Herz wird dich finden“ um ein schönes, berührendes Buch, das mir das ein oder andere Mal ein paar Tränen entlockt hat. Sowohl das Cover des Hardcovers als auch das des Taschenbuchs ist absolut schön und passt zum Inhalt. Ebenso weiß der Schreibstil auf Anhieb zu überzeugen, denn Jessi Kirby setzt dem Leser träumerische Bilder von Stränden, dem Meer und magischen Höhlen in den Kopf, als wäre er selbst an diesen Orten und könnte alles hautnah miterleben. Sie hat eine gefühlvolle und nachdenkliche Art zu schreiben, ist aber auch immer wieder in der Lage in einen lockeren, spielerischen Ton zu fallen, der die Momente zwischen Mia und Noah zu etwas macht, das man mit einem Lächeln oder einem Grinsen auf den Lippen liest.

Das zwischen Mia und Noah kann man nicht anders als Liebe auf den ersten Blick bezeichnen, worüber ich in anderen Büchern oft die Augen verdrehe. Hier jedoch kommt es authentisch rüber, - so kitschig es auch klingt – ein bisschen wie Schicksal. Es ist einfach schön, wie sich die beiden das erste Mal in die Augen sehen und es Klick macht. Insgesamt ist ihre Liebesgeschichte – lässt man die Geheimnisse der beiden außen vor – herrlich unkompliziert und erfrischend: Es gibt keine kindischen Eifersuchtsdramen und Noah ist sich auch nicht zu schade, seine Zuneigung für Mia offenzulegen und um sie zu werben. Es macht Spaß, mitzuerleben, wie sich die beiden annähern und beide langsam mit der Hilfe des anderen wieder ins Leben finden.

Sowohl Mia als auch Noah habe ich schnell liebgewonnen, da ihre Gefühle unglaublich gut transportiert werden. Mia möchte Noahs Entscheidung eigentlich respektieren und ihn nur aus der Entfernung „kennenlernen“, ehe sie sich aber versieht, steht sie ihm gegenüber und wird von ihm angesprochen. Die Autorin schafft es, ihre Gefühle, allen voran ihre Schuldgefühle – sowohl Noah als auch Jacob gegenüber, weil sie diese Gefühle für Noah entwickelt, die sie längst verloren geglaubt hat -, beim Leser ankommen und diesen mitfühlen zu lassen. Ebenso verhält es sich mit Noah, der seine Gefühle nicht so offen zeigt, aber auch nicht so locker und lebensfroh ist, wie es den Anschein hat.

Wie ich schon angedeutet habe, hat mir aber etwas gefehlt. Trotz der Tatsache, dass Mias Trauer um ihren Freund Jacob lange in dem Buch präsent ist, erfährt man nur sehr wenig über ihn und die Beziehung der beiden. Das Kennenlernen und der erste Kuss werden geschildert – dabei bleibt es dann aber leider. Ich hätte mir mehr Rückblenden gewünscht, um Jacob näher kennenzulernen und stärker mit Mia mitfühlen zu können. Zwar hat mich ihre Trauer selbst traurig und bedrückt gestimmt, ja, manchmal auch zu Tränen gerührt, aber Jacob blieb doch irgendwie blass und unbekannt, ein Schatten.

Des Weiteren hatte ich den Eindruck, dass Mia und Noah viel zu wenig über wichtige Dinge sprechen, wie es normalerweise in solchen ernsteren Jugendbüchern der Fall ist, weil sie einander eben Wichtiges verheimlichen. Noah hält vor Mia geheim, dass er vor Jahren am Herzen erkrankt ist und seit einem Jahr ein Spenderherz hat, während Mia darüber schweigt, dass sie das alles bereits weiß. Aufgrund dessen werden ernstere Themen übergangen, wodurch sich manchmal – meinem eigenen Empfinden nach – eine gewisse Oberflächlichkeit in ihren Unterhaltungen einstellt. Hier wurde in meinen Augen ein bisschen Potential verschenkt, um den Leser in diesen Momenten zu berühren und tiefer in die Geschichte zu saugen.
Durch diese Geheimniskrämerei wird in den letzten Kapiteln jedoch unglaublich viel Spannung aufgebaut, sodass ich das Buch gar nicht mehr zur Seite legen konnte, weil ich einfach wissen musste, wie sich alles auflöst und ob die beiden ihr Happy End bekommen, das ich ihnen so gewünscht habe. Ob dies der Fall ist, müsst ihr selbst herausfinden.

Fazit

Insgesamt ist „Mein Herz wird dich finden“ ein berührendes Buch mit einer tollen Story, die aber noch Potential zu mehr gehabt hätte. Dennoch konnte mich das Buch fesseln und bewegen. Ich vergebe 4 Sterne.