Cover-Bild Nussschale
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 26.10.2016
  • ISBN: 9783257069822
Ian McEwan

Nussschale

Bernhard Robben (Übersetzer)

Eine klassische Konstellation: der Vater, die Mutter und der Liebhaber. Und das Kind, vor dessen Augen sich das Drama entfaltet. Aber so, wie Ian McEwan sie erzählt, hat man diese elementare Geschichte noch nie gehört. Verblüffend, verstörend, fesselnd, philosophisch – eine literarische Tour de Force von einem der größten Erzähler englischer Sprache.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2016

Tödliche Intrige

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Der englische Schriftsteller Ian McEwan überrascht mich mit jedem neuen Buch. In „Nussschale“ ist die Erzählperspektive die er wählt.
Trudy Cairncross ist im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft, aber ...

Der englische Schriftsteller Ian McEwan überrascht mich mit jedem neuen Buch. In „Nussschale“ ist die Erzählperspektive die er wählt.
Trudy Cairncross ist im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft, aber schon längst ist ihr die Ehe mit John lästig. Sie hat seinen Bruder Claude zu ihrem Liebhaber gewählt und beide trachten nun das Haus Johns in ihrem Besitz zu bekommen. John selbst ist auf Bitten Trudys ausgezogen, hofft aber immer noch auf einen Neubeginn, während seine Frau und sein Bruder ein mörderisches Komplott schmieden.
Der Zeuge, der diese Pläne verfolgt, kann weder sehen, noch sprechen. Alle seine Empfindungen, seine Gedanken werden gefiltert durch den Mutterleib und die Nabelschnur ist die Verbindung zur Welt. Dabei ist dieses Ungeborene von einer über den Dingen stehenden Weisheit und Weitsicht. Aus Radiosendungen und Gesprächen zieht er sein Wissen über die Welt und teilt seine Anschauungen und philosophischen Betrachtungen dem Leser mit. Genau wie er die Speisen und vor allem die Weine und andere Alkoholika – er scheint keine Kostverächter zu sein – kommentiert, so kommentiert er auch den Fortgang der tödlichen Intrige seiner Mutter und ihrer Liebhabers. Dabei scheint seine Lage aussichtslos, er ist zum stummen Abwarten verdammt, ohne selbst eingreifen zu können.
Die klassische Dreieckskonstellation mit tödlichem Ausgang ist schon seit der Antike und später bei Shakespeare bekannt. Ich könnte mir kaum jemanden vorstellen, der diese Geschichte so erstaunlich witzig und bitterböse präsentieren kann, wie McEwan. Die von ihm gewählte Perspektive des unschuldigen, aber immer parteiischen Beobachters, hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Variationen eines fragilen modernen Lebens

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„Meine getreue Schnur, die Lebensader, die mich nicht erwürgte, stirbt plötzlich den ihr bestimmten Tod. Ich atme. Köstlich. Mein Rat an Neugeborene: Schreit nicht, schaut euch um, schmeckt die Luft.“


Inhalt


Trudy ...

„Meine getreue Schnur, die Lebensader, die mich nicht erwürgte, stirbt plötzlich den ihr bestimmten Tod. Ich atme. Köstlich. Mein Rat an Neugeborene: Schreit nicht, schaut euch um, schmeckt die Luft.“


Inhalt


Trudy und Claude führen eine halboffizielle Liebesbeziehung, mit familiärem Hintergrund. Denn während Trudy hochschwanger mit ihrem Schwager verkehrt und ihr neues Liebesglück feiert. Wächst der ungeborene Sohn in ihrem Bauch als ein Überbleibsel der vergangenen Beziehung. Aber der gehörnte Ex namens John gibt nicht so schnell auf, schließlich ist er Dichter und konnte Trudy bereits vor einiger Zeit mit Poesie begeistern. Doch diesmal hat er die Rechnung ohne seine Frau und seinen Bruder gemacht, ganz zu schweigen von dem kleinen Menschlein mit seinem Erbgut, eines ist mehr als klar – John Cairncross muss endgültig von der Bildfläche verschwinden, diesmal jedoch für immer …


Meinung


Ich mag den besonderen Schreibstil des britischen Autors Ian McEwan sehr gern, in seinen Romanen gelingt es ihm menschliche Gefühle regelrecht zu sezieren und die Bedeutsamkeit der Emotionen an die Oberfläche zu holen. Auch hier in der abgeschirmten Welt eines noch ungeborenen Kindes tobt ein wahrer Sturm an diversen Befindlichkeiten, doch leider konnte mich seine „Nussschale“ nicht so gefangen nehmen, wie ich es mir erhofft habe. Schon seit seinem Erscheinen 2016 schlummerte der Roman in meinem Bücherregal und ich freue mich, ihn nun gleich zu Beginn des Lesejahres ans Licht geholt zu haben, selbst wenn es meinerseits so einige Kritikpunkte gibt.


Erzählt wird die Geschichte aus einer sehr ungewöhnlichen Perspektive, nämlich aus Sicht eines ungeborenen Kindes, welches auf Gedeih und Verderb den Befindlichkeiten und der hormonellen Achterbahnfahrt seiner hochschwangeren Mutter ausgesetzt ist. Gerade dieser Blick auf einen Hauptprotagonisten ohne Namen, macht den eigentlichen Reiz dieser Erzählung aus. Denn irgendwie finde ich diese Idee sehr alternativ und überaus spannend. Rückblickend war sie tatsächlich das ausschlaggebende Erzählelement, welches mich dazu bewogen hat, das Buch zu beenden.


Die Handlung selbst ist wahrlich nichts Neues und birgt keine Überraschungen. Der Leser trifft eine Frau, die sich einen Liebhaber genommen hat, der sie sexuell beglückt. Das dieser nun gerade der Bruder ihres Noch-Ehemannes ist, scheint eher ein Zufall zu sein als Beabsichtigung. Auch der betrogene Ehemann wirkt nicht gerade ambitioniert, mal abgesehen von seiner dichterischen Ader, die er in selbstgeschriebenen Reimen zum Besten gibt. Und der ungehobelte Klotz von Mann, der nun der Auserwählte ist, verfügt nach Meinung des Erzählers nicht einmal über Benehmen, geschweige denn über Stil oder Grips.


Leider konnte mich die aufgegriffene Geschichte ganz und gar nicht begeistern. Denn obwohl es um einen Mord geht, noch dazu einen absolut sinnlosen, bleibt die Story so schwammig wie nur denkbar, möglicherweise ist das durch die Verbindung aus dem Mutterleib nicht anders denkbar, vielleicht sogar gewollt, doch dann hätte der Umfang einer Kurzgeschichte ausgereicht. Sehr bitter aufgestoßen haben mich die vielen Nebensächlichkeiten, die tatsächlich keine sind: die werdende Mutter hängt an der Flasche, aber der Embryo schätzt die Vorzüge eines guten Weines und ist Kenner auf diesem Gebiet. Die Mutter selbst empfindet zwar Wollust beim Liebesspiel, doch kümmert sie sich nicht einmal emotional um das kleine Wesen in ihrem Bauch. Und so wird das Baby zum ungeliebten Mittelpunkt dieser Erzählung, ungewollt, immer im Weg und dann auch noch in der Lage dazu, seine Mutter und ihren neuen Gefährten aufzuhalten, indem es die Fruchtblase zerstört. Einmal abgesehen von einigen humoristischen Passagen, die mich zum Lachen gebracht haben, finde ich wenig lobenswerte Punkte. Es hätte keinen Unterschied gemacht, ob ich das Buch nun gelesen hätte oder nicht, in Erinnerung bleibt es nicht und wenn dann eher mit negativen Attributen versetzt.


Fazit


Ich vergebe müde 2 Lesesterne für diesen ungewöhnlichen Roman, bei dem die Idee zur Umsetzung noch das Beste war. Wenig Aussagekraft, eine Handlung, die man bereits zu Beginn voraussehen kann und sehr idiotische Charaktere – alles wird bewusst überspitzt dargestellt. Ein bitterböser Humor kommt noch dazu, der mir doch das ein oder andere Lächeln entlocken konnte. Insgesamt leider eine schwache Leistung, die ich nur widerwillig beendet habe. Sehr schade, denn aus dem Ansatz hätte eine wunderbare Geschichte werden können, zumindest in meiner Vorstellung. Möglicherweise kann man dieses Buch in der Interaktion mit anderen Lesern besser verstehen. Ich könnte es mir sehr gut als Oberstufenlektüre vorstellen, vielleicht habe ich den Knackpunkt der Story nur ganz falsch verstanden …

Veröffentlicht am 06.02.2017

Nussschale

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Dies war mein erstes Buch von dem Autor Ian McEwan und ich muss sagen das es mir nicht sonderlich gut gefallen hat. Die Idee die Geschichte aus der Sicht eines Fötus zu schreiben hat mich angesprochen ...

Dies war mein erstes Buch von dem Autor Ian McEwan und ich muss sagen das es mir nicht sonderlich gut gefallen hat. Die Idee die Geschichte aus der Sicht eines Fötus zu schreiben hat mich angesprochen und auch viele Rezensionen haben mich neugierig gemacht. Aber es war überhaupt nicht mein Fall.

Trudy ist im drittem Trimester Schwanger ist von ihrem Mann John getrennt und betrügt ihn mit seinem Bruder. Trudy ist genervt von ihrem dichtenden Mann und entwickelt mit ihrem Schwager/ Liebhaber Claude einen perfiden Plan. John muss weg und das für immer, also planen sie den tot von John. Der einzige Zeuge den es gibt ist das ungeborene Kind. Er kennt jede Einzelheit des Mordes und kann es doch nicht verhindern.

Eigentlich eine gute Idee eine Geschichte aus der Sicht des Fötus zu schreiben, aber im ganzen hat es mir absolut nicht gefallen. Ich habe das Buch immer wieder zur Seite gelegt und wollte es am liebsten nicht weiter lesen. Was ich am meisten gestört hat war dieser neunmalkluge Fötus der die verschiedensten Themen behandelt: Flüchtlinge, Politik im allgemeinen, Klimawandel, Terrorismus usw. Es hat den Anschein dass der Autor hier soviel wie möglich unterbringen wollte und eine Liste mit den weltweiten wichtigen Politischen und philosophischen Themen hatte und diese unbedingt abhandeln wollte. Dazu ist der Fötus nicht nur sehr versiert was Politik anbelangt, er ist auch noch ein guter Weinkenner. Denn seine Mutter, so hat es den Anschein, hat ein leichtes Alkoholproblem. Ständig ist sie am Wein trinken und es darf dann auch gerne mal ein Glas mehr sein. Und der Fötus klärt den Leser und Geschmack, Herkunft, Anbau etc des Weines auf. Was für mich absolut nicht okay ist.

Die New York Times sagte über das Buch: „ Ein kluger, witziger und äußerst fesselnder Roman“. Diesem Statement kann ich nicht zustimmen. Nun der Roman ist überladen von politischen Themen, absolut nicht fesselnd und gar nicht witzig. Gut über Humor lässt sich streiten und andere sehen es vielleicht anders, aber mein Humor war das nicht. Ob ich noch ein Buch von dem Autor lesen würde weiß ich nicht. Zu dem jetzigen Zeitpunkt wohl eher nicht.