Die 40.jährige Mona Baumann ist mit der Bilanz ihres bisherigen Lebens sehr zufrieden, sie ist geschieden, hat keine Kinder und finanziell geht es ihr auch nicht gerade gut, weil sie ihren elenden Job einfach so gekündigt hat. Seit der gescheiterten Ehe hat sie keine feste Beziehung mehr vorzuweisen. Mona kommt aus einem gutsituierten Elternhaus, ihr Vater ist inzwischen verstorben und der Kontakt zu Mutter Hella war schon immer schwierig, die zudem noch Alkoholikerin ist. Einzig ihre beste Freundin Judith und Monas Bruder Daniel stehen Mona immer bei. Durch Zufall lernt sie Patrick kennen, der so ganz anders ist als alle Männer, die Mona bisher kannte. Patrick ist hartnäckig und wirbt leise und unaufgeregt um Mona. Dann tritt auch noch die kleine Shirin in Monas Welt, die zum einen ebenso Pferde liebt wie Mona selbst, zum anderen Monas Beschützerinstinkt weckt, als sie die Kleine beim Stehlen erwischt. Ganz so schlimm und einsam ist das Leben dann doch nicht für Mona, oder?
Barbara Kunrath hat mit ihrem Buch „Töchter wie wir“ einen sehr intensiven und nachdenklich stimmenden Roman vorgelegt, der die oftmals schwierige Beziehung zwischen Müttern und Töchtern darlegt. Der Schreibstil ist einnehmend flüssig und nimmt den Leser gleich mit in das Leben von Mona und ihrer Mutter Hella. Die wechselnden Erzählperspektiven der beiden Frauen lassen vor den Augen des Lesers die Gedanken, Sorgen und Nöte jeder einzelnen erkennen und gibt auch Einblick in die Vergangenheit der beiden, wodurch man sie und ihr Handeln nach und nach viel besser verstehen kann. Die Autorin versteht es sehr geschickt, dem Leser die Handlungsweise ihrer Protagonisten nahezubringen, ihn damit zu berühren und Verständnis für deren Lage zu wecken. Dabei bewegt sie sich sehr nah an dem realen Alltag und vielen Augenblicken, die ein jeder von uns tagtäglich erlebt. Aufgrund dessen fühlt sich der Leser einmal mehr als unsichtbarer Teil dieser hier dargelegten Familiengeschichte.
Die Charaktere sind detailliert ausgestaltet und gemäß ihren Eigenheiten individuell in Szene gesetzt worden. Sie wirken sehr nah an der Realität und authentisch. Mona ist eine Frau, die man nicht auf Anhieb sympathisch findet. Sie wirkt selbstmitleidig, saft- und kraftlos, unzufrieden mit allem und jedem und vor allem undankbar. Dabei hat sie gute Freunde, die ihr beistehen und sie nicht allein lassen, wenn es ihr schlecht geht. Erst wenn man mehr von Mona und ihrer Vergangenheit erfahren hat, wächst die Sympathie für sie, denn man kann ihre Gedanken und Ängste gut nachvollziehen. Monas Mutter Hella ist ebenfalls keine Sympathieträgerin der ersten Stunde. Sie ist Alkoholikerin, wollte nie Kinder haben, sondern immer nur schön sein, doch Schönheit ist vergänglich und nutzt sich mit dem Alter ab. Nun ist sie allein und das Verhältnis zur Tochter ist ebenfalls gleich null. Judith ist eine sehr warmherzige Frau, hilfsbereit und immer da, wenn sie gebraucht wird. Sie ist Monas Stütze ebenso wie der eigene Bruder Daniel. Auch die weiteren Protagonisten ergänzen mit ihrem Erscheinen das Gesamtbild der Handlung.
„Töchter wie wir“ ist ein sehr lebensnaher Roman über schwierige familiäre Beziehungen, Selbstzweifel, begangene Fehler und das Aufarbeiten der eigenen Vergangenheit und alter Konflikte. Alle Leser, die gern zu nachdenklich stimmender Lektüre greifen, werden hier fündig. Ein bewegendes und intensives Buch, das einen länger festhält, als man glaubt.