Märchenhafte Atmosphäre, fesselnde Handlung, wunderschöner Schreibstil und besondere Beziehungsmuster
Zunächst möchte ich anmerken, dass ich den Klappentext umformuliert und gekürzt habe, da ich ihn selbst vor dem Lesen nicht kannte und im Nachhinein sehr froh darüber bin, denn ich wurde von mehreren Aspekten ...
Zunächst möchte ich anmerken, dass ich den Klappentext umformuliert und gekürzt habe, da ich ihn selbst vor dem Lesen nicht kannte und im Nachhinein sehr froh darüber bin, denn ich wurde von mehreren Aspekten überrascht, die leider im Klappentext stehen. Falls ihr ihn dennoch lesen möchtet, findet ihr ihn ganz unten eingeklappt. Meiner Meinung nach ist es jedoch vorteilhaft, sich unvoreingenommen auf die Geschichte einzulassen. Die optische Gestaltung gefällt mir wahnsinnig gut, ich bin ein großer Fan von broschierten Ausgaben. Und hier versteckt sich sogar eine illustrierte Karte hinter den Klappen.
Lark lebt mit ihrem Vater auf einem Hof, wo sie in ihren Freiheiten aus Sorge des Vaters nach dem Tod der Mutter immens eingeschränkt wird. Lark verfügte über eine interessante Gabe, jedoch wurde ihr diese aufgrund des dramatischen Ereignisses in ihrer Kindheit genommen. Es wirkte, als hielte sie sich in ihrem goldenen Käfig auf, ohne ihre Flügel schwingen zu können, denn in Wirklichkeit ist sie sehr lebhaft und neugierig. Bei ihren kleinen Ausflügen, die ihr mehr oder weniger gestattet wurden, begleitete sie ihr Freund Boojohni – eine mutige und treue Seele – der schnell zu meinem Liebling in der Geschichte wurde. Bei einem dieser Ausflüge traf sie plötzlich auf König Tiras, der zu dem Hof ihres Vaters ritt, um dessen Treue im anstehenden Krieg einzufordern.
Daraufhin nahmen die Dinge ihren Lauf und Tiras traf eine Entscheidung, die massive Konsequenzen für alle Beteiligten hatte. Die Entwicklung der Geschichte überraschte mich. Nachdem ich zuerst das Gefühl hatte, dass ich die emotionalen Aspekte nicht greifen konnte und mir der Verlauf zu flott ging, kam ich recht schnell zu der Erkenntnis, dass gerade diese Art Beziehung, die Tiras und Lark eingingen zwar auf einem bestimmten gegenseitigen Nutzen beruhte und wenig auf emotionalen Aspekten, aber meiner Meinung nach völlig nachvollziehbar und vor allem klug war. Sie waren ebenbürtige Partner, die auf Augenhöhe kommunizierten, auch wenn das aus bestimmten Gründen nicht auf die gewöhnliche Art funktionierte. Sie unterstützten und halfen einander, ohne, dass es groß thematisiert werden musste. Somit gab es keine typische Liebesgeschichte, ich persönlich fand die Strukturen sehr besonders und faszinierend, sie sorgten dafür, dass ich eigene Muster hinterfragte.
Das Setting wirkte mittelalterlich und magisch, der Schreibstil war märchenhaft, die Charaktere besaßen alle ihren besonderen Reiz. All das sorgte für eine intensive Atmosphäre, die mich total in den Bann gezogen hat. Besonders Lark mochte ich sehr gerne, denn sie war trotz ihrer Einschränkung (die ich aus Spoilergründen nicht näher benennen möchte) total stark, mutig und klug. Sie überraschte mich mit schlagfertigen Äußerungen und Handlungen, die zeigten, dass sie eine wahre Kämpfernatur war. Auch Kjell fand ich in seiner Rolle sehr interessant, auch wenn ich ihn bis zum letzten Teil der Geschichte nicht einschätzen konnte, jedoch machte genau das natürlich seinen Reiz aus. Während des Lesens blickte ich zur Orientierung regelmäßig auf die schöne illustrierte Karte der Lande von Jeru, was ich sehr angenehm und hilfreich fand.
Die Thematik der Geschichte empfand ich als beeindruckend und spannend, denn sie hielt einige Überraschungen bereit. Die Entwicklung bestimmter Charaktere und ihren Einfluss auf den Verlauf war mitreißend. Besonders unterhaltsam fand ich die Integration verschiedener Gaben, zumal Magie eine Todsünde war und es somit nicht selten zu riskanten Situationen kam. Auch den gesellschaftlichen Aspekt fand ich faszinierend, denn auch wenn Magie verboten war, bedeutete dies lange nicht, dass niemand mehr über eine Gabe verfügte – sogar manch einer, bei dem man es nie vermutet hätte, aber natürlich würde das niemand zugeben. Deutlich wurde dadurch vor allem auch, welche Gewalt die Wörter haben können, egal in welcher Form.
Bird & Sword begeisterte mich durch eine magische, märchenhafte Atmosphäre, eine fesselnde Handlung, einen wunderschönen Schreibstil und besondere Beziehungsmuster, die total untypisch waren. All das forderte eine intensive gedankliche Auseinandersetzung mit der Geschichte, was ich gar nicht erwartet hatte.