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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2018

Stück für Stück zu sich selbst zurückfinden

Endlich bin ich ich
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Inken ist am Ende ihrer Kräfte. Ihr Mann Lars unterstützt sie gegen ihren Chef, doch erst eine Auszeit hilft ihr, aus ihrem Burn Out herauszukommen. Mit Simone, ihrer Freundin aus alten Zeiten, bucht sie ...

Inken ist am Ende ihrer Kräfte. Ihr Mann Lars unterstützt sie gegen ihren Chef, doch erst eine Auszeit hilft ihr, aus ihrem Burn Out herauszukommen. Mit Simone, ihrer Freundin aus alten Zeiten, bucht sie ein Haus in Dänemark und erlebt nach und nach, wie ihre Freude am Leben zurückkommt. Bald stellen sich auch Zukunftspläne ein. Stück für Stück findet sie zu sich selbst zurück.

Das Thema Burn Out ist wichtig angesichts der Arbeitssituation, in der Menschen austauschbar sind und schnell ersetzt werden, wenn sie nicht mehr die erwünschte Leistung bringen, aus welchen Gründen auch immer. Die Autorin Inken Ibsen benennt ihre Protagonistin mit ihrem eigenen Namen, auch wenn es sich nicht um eine Autobiographie handelt. Sehr eindrücklich schildert sie Inkens Überforderung, die auf Unverständnis im Arbeitsleben stößt, und lässt ihre Protagonistin einen ganz eigenen Weg finden – sie darf sich einen Kindheitstraum erfüllen. Der Weg dahin ist sehr spannend geschildert, es gibt einige Stolpersteine für sie. Doch es ist herzerwärmend und befreiend, wie Inken sich eine Nische finden kann, in der sie tatsächlich sie selbst sein kann. Man würde jedem, der sich mit einem Burn Out herumschlagen muss, wünschen, dass er so schnell eine solch passende Lösung für sich finden kann.

Auch wenn es sich hierbei nicht um eine Autobiographie handelt, scheint mir das Buch sehr persönlich geraten zu sein. Wer sich hier hineindenken möchte, findet eine wunderschöne Geschichte vor über eine Selbstfindung, die einen Traum verwirklichen lässt. Dabei kann man sich sehr gut nach eigenen Träumen fragen – und überdenken, welche davon es vielleicht wert sind, sie intensiver zu verfolgen. So wie es auch die Protagonistin Inken getan hat.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Die große Liebe für Julias Sekretär

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
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Glenn Dixon ist auf der Suche nach der wahren Liebe, sie scheint ganz nahe zu sein. Seit Jahren unterrichtet er „Romeo und Julia“ an der Abschlussklasse seiner Schule, da entschließt er sich, für zwei ...

Glenn Dixon ist auf der Suche nach der wahren Liebe, sie scheint ganz nahe zu sein. Seit Jahren unterrichtet er „Romeo und Julia“ an der Abschlussklasse seiner Schule, da entschließt er sich, für zwei Wochen nach Verona zu gehen: Dort gibt es den „Club der Julias“, die alle Briefe an Julia beantworten, und er wird für eine Weile als „Julias Sekretär“ dabei mitmachen. Wird er seine wahre Liebe finden?

Humorvoll verbindet der Autor Glenn Dixon seine Suche nach der Liebe seines Lebens mit der großen Liebesgeschichte der Weltliteratur, lässt seine Schüler die Geschichte von Romeo und Julia entdecken und findet sich ein bei der universellen Frage nach der eigenen Liebe. Dabei darf der Leser seine Hoffnungen auf seine große Liebe miterleben und mit ihm mitfiebern, was daraus wird. Keine Sorge, der Buchtitel verspricht ja schon, dass er seine große Liebe findet, doch der Weg dahin ist durchaus lesenswert…Manche Verknüpfung zwischen den Jugendlichen am Anfang ihrer Suche nach der großen Liebe, den Erwachsenen mittendrin in ihrer Suche und den Liebenden Julia und Romeo am Ende ihrer Suche wird dabei wahrlich philosophisch. Ich habe hier zum ersten Mal vom „Club der Julias“ erfahren, eine wahrlich schöne Idee.

Insgesamt eine schöne Liebesgeschichte, mal etwas anders erzählt, der ich vier Sterne vergeben möchte sowie eine Leseempfehlung für alle mit romantischer Veranlagung.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Blutrünstig und spannend bis zum Schluss

Wolfswut
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Nach dem Tod ihres geliebten Vaters findet Lotte Soltau fünf Fässer mit Organen zerstückelter Frauen. Doch das passt so gar nicht zu dem allseits beliebten und sozial engagierten Mann. Hauptkommissarin ...

Nach dem Tod ihres geliebten Vaters findet Lotte Soltau fünf Fässer mit Organen zerstückelter Frauen. Doch das passt so gar nicht zu dem allseits beliebten und sozial engagierten Mann. Hauptkommissarin Kira Hallstein vom LKA Berlin und ihr Kollege Max Lohmeyer ermitteln – und stoßen dabei auf eine schier unglaubliche Geschichte.

Autor Andreas Gößling baut seinen Einstieg in den Bereich True-Crime-Thriller weiter aus. Nun hat er sich der Aufarbeitung eines Falles angenommen, der die Republik erschütterte. Dabei geht er nicht zimperlich vor, die Bilder, die er heraufbeschwört, sind starker Tobak: Man mag sich nicht wirklich vorstellen, welche Qualen die Opfer ertragen mussten. Geschickt verwebt er verschiedene Handlungsfäden miteinander, wobei erst nach und nach die Tätermotivation aufgedeckt wird sowie die Geschichten, die zu diesen Taten geführt haben. Der Spannungsbogen ist von Anfang an sehr hoch gesetzt, schon auf den ersten Seiten wird der Leser schonungslos in die Geschichte geworfen. Die wahren Ausmaße bleiben bis fast zum Schluss offen. Obwohl der Autor immer wieder Hinweise in die Erzählung streut, ist die Auflösung eine Überraschung, die erst kurz vor Schluss alle Puzzleteile an ihre Stelle fallen lässt. Sowohl Täter wie auch Ermittler sind glaubwürdig angelegt, der Leser kann von Anfang bis Ende mitfiebern.

Reißerisch kommt das Buch daher, doch es befriedigt jeden Thriller-Süchtigen auf der Suche nach dem kalten Schauer über den Rücken. Dass hinter der Geschichte tatsächlich echte Ereignisse stehen, lassen die Schauer nochmal einen Tick kälter werden. Von mir erhält das Buch überzeugte vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Vielschichtiger Roman

Der Fall Kallmann
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Der Lehrer Leon Berger tritt nach dem Tod seiner Frau und seiner 15jährigen Tochter eine neue Stelle an. Sein Vorgänger, Eugen Kallmann, war unter seltsamen Umständen durch einen Sturz zu Tode gekommen, ...

Der Lehrer Leon Berger tritt nach dem Tod seiner Frau und seiner 15jährigen Tochter eine neue Stelle an. Sein Vorgänger, Eugen Kallmann, war unter seltsamen Umständen durch einen Sturz zu Tode gekommen, dieses Ereignis scheint nach wie vor sehr geheimnisvoll zu sein. Berger macht sich zusammen mit zwei Kollegen daran, die Hintergründe dazu aufzudecken. Dabei stellt sich sehr schnell die Frage: Wer war Kallmann überhaupt? Es scheint ihn vor seinem Aufenthalt in K. gar nicht gegeben zu haben. So viele ungeklärte Vorfälle in dem verschlafenen Ort, wie hängen sie zusammen?

Mit seinen 570 Seiten ist das Buch zu einem ziemlichen Schmöker geraten, und durch die Fülle an Personen fiel es mir anfangs überhaupt nicht leicht, mich hier zurechtzufinden. Die Kapitel sind mit einem Namen überschrieben und geben die Sichtweise der jeweiligen Figur wieder, so dass der Leser nach und nach in die sehr geheimnisvollen Umstände um den Lehrer Kallmann und dessen Tod hingeführt wird. Rückblicke ergänzen (und verschleiern zunächst) die Geschehnisse nach Kallmanns Tod. Manches davon erschien mir allerdings recht langatmig, da hätte sich manches etwas kürzen lassen. Manche Verquickung konnte ich gut erahnen, und manche Auflösung (denn es gibt mehrere) wurde sogar nur en passant aufgedeckt, dabei hatte der Leser leider keine Chance zum Mitraten. Das Buch ist kein reiner Kriminalroman, sondern eher ein vielschichtiger Roman um einen Kriminalfall mit mehreren Handlungssträngen, der auch mit Gesellschaftskritik nicht spart.

Wenn da nicht so ein paar Kleinigkeiten wären, wäre das Buch sofort zu einem meiner Favoriten aufgestiegen…Von mir eine Leseempfehlung (mit kleinen Abstrichen) und vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Grauners emotionalster Fall

Nachts am Brenner
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Commissario Grauner und sein Kollege Saltapepe ermitteln in einem Mordfall am Brenner: Ein alter Mann wurde grausam ermordet. Ein Motiv findet sich nicht so schnell, doch Grauner ahnt, dass dieser Fall ...

Commissario Grauner und sein Kollege Saltapepe ermitteln in einem Mordfall am Brenner: Ein alter Mann wurde grausam ermordet. Ein Motiv findet sich nicht so schnell, doch Grauner ahnt, dass dieser Fall etwas zu tun hat mit der Ermordung seiner Eltern vor vielen Jahren.

Auch hier wieder lässt der Autor die Welt der Einwohner Südtirols vor unseren Augen entstehen, pointiert immer wieder durch die Brille Saltapepes, der aus Neapel hierher versetzt wurde und seiner Heimat dennoch verbunden bleibt. Die beiden sind inzwischen ein gutes Team geworden, so sehr, dass Grauner einige Alleingänge bestreiten kann, die den Fall in die richtige Richtung bringen. Aber auch Saltapepe hat seine Gelegenheiten, die beiden sind sich ebenbürtig und ergänzen sich aufs Beste. Durch die Verquickung von Grauners Familiengeschichte mit diesem Fall wird dies eine sehr persönliche Ermittlung für ihn, die immer wieder die Frage nach seinen Eltern und deren Verwicklungen aufwirft. Nach und nach ergänzen sich kleine Einzelheiten, so dass die Ereignisse von früher wie auch ihre Auswirkungen gut nachvollzogen werden können. Zwei Landkarten vervollständigen die Informationen im Buch, so dass der Leser sich besser zurechtfinden kann. Als Regionalkrimi ist das Buch bestens gelungen, spiegelt es doch wie in den Vorgängerbänden die Gemeinschaft der Talbewohner besonders eindrücklich, aber auch sehr humorvoll wieder.

Nach anfänglichen kleinen Schwierigkeiten hat mich das Buch völlig überrollt, ich wollte nur noch weiterlesen, wie alles zusammenhängt. Grauners emotionalster Fall – sehr gerne empfehle ich ihn weiter.