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Veröffentlicht am 18.01.2018

Zukunft extrem

Junktown
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In der Zukunft werden die Kinder nicht mehr durch Frauen geboren, denn es gibt hier Brutmütter, in denen gleich große Mengen Embryonen heranwachsen können. Eines Nachts wird eine dieser Brutmütter getötet. ...

In der Zukunft werden die Kinder nicht mehr durch Frauen geboren, denn es gibt hier Brutmütter, in denen gleich große Mengen Embryonen heranwachsen können. Eines Nachts wird eine dieser Brutmütter getötet. Solomon Cain wird an den Schauplatz bestellt und beginnt mit seinen Ermittlungen. Doch diese stellen sich schnell als ganz schön kompliziert heraus, denn in einer Gesellschaft, in der nur Konsum und Drogen zählen, stellen ihm sich einige Schwierigkeiten in den Weg. Warum wurde die Brutmutter getötet? Hat es was mit den Embryonen zu tun, die sich zur Zeit ihres Todes in ihrem Inneren befanden?
Meine Meinung:
Ich bin ein großer Fan von Zukunftsromanen, gerade Dystopien mag ich immer sehr gerne, aber auch sonstige Blicke in die Zukunft reizen mich, da ich mir immer wieder die Frage stelle: wäre dieses Szenario vorstellbar? Nun hat Matthias Oden eine durchaus interessante Vorstellung einer nicht allzu fernen Zukunft, denn eine Konsumgesellschaft sind wir auch heute schon. Doch hier wird es sehr hart, gerade zu Beginn reihten sich mir völlig fremde und zunächst auch nicht verständliche Begriffe aneinander und ich fühlte mich irgendwie völlig allein gelassen in einer Zeit, die ich nicht kannte. Erst nachdem ich das Glossar am Ende des Buches entdeckte, wurde es verständlicher und nach einer Weile hatte ich mich auch in diese Zeit eingelesen. Der Schreibstil an für sich ist zwar sehr flüssig, aber die vielen "Erfindungen der Zukunft" brachten mich immer wieder ins stocken. Mir fehlte hier einfach ein bisschen die Erklärung, warum es diese Konsumpartei an die Spitze geschafft hat, die ab und an eingestreuten, kurzen Rückblicke auf die Geschichte haben mir einfach nicht ausgereicht.
Dazu kommen dann noch die Zukunftsvisionen, dass Menschen unfruchtbar sind und Maschinen dort stehen und Kinder regelrecht auf Wunsch erschaffen werden. Beziehungen zu Maschinen, gerade zu solchen wie die beschriebenen Brutmütter, kamen mir absurd vor und sind auch einfach nicht zu einem Bild in meinem Kopf geworden. Ganz im Gegenteil, ich fand allein den Gedanken daran äußerst abstoßend. Vielleicht aber auch genau so gewollt von dem Autor? Menschen, die Drogen nehmen müssen und auf ihren Drogenkonsum geprüft werden, Müll, der gesammelt wird und als Wohlstand gilt? All das machte es mir schwer, passt dies doch alles gar nicht in mein Weltbild und selbst als Zukunftsvision fällt mir diese Vorstellung unglaublich schwer. Ich habe zwar irgendwo schon verstanden, auf welche Misstände der Autor hier mit seinem Buch hinweisen möchte und doch fehlte es mir an Etwas, dass das alles für mich verständlicher und greifbarer werden ließ.
Die Geschichte wird zum großen Teil aus der Perspektive des Polizisten Solomon Caine geschildert. Durch den Erzähler in der dritten Person verfolgten wir hier das Geschehen und bekamen Einblicke in das Geschehen. Dabei wechselte für mich immer wieder das Geschehen zwischen Ereignissen, die durchaus spannend waren und Ereignissen, die ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte.
Der Protagonist Cain war mir durchaus irgendwo sympathisch, kam er mir so manches Mal doch vor, wie der letzte Mensch, den ich zumindest halbwegs verstand. Er ist einer der wenigen, die noch auf natürlichem Wege auf die Welt kamen und sein Denken und Handeln war für mich meistens nachvollziehbar. Aber eine Art Beziehung konnte ich auch nicht zu ihm aufbauen, z. B. als ich sein wahres Alter erfuhr, war ich erstmal erstaunt, hätte ich ihn auf Grund seiner flapsigen Sprache und Art für viel jünger gehalten. Alles in allem machten alle Charaktere einen mehr oder weniger kaputten Eindruck, genau so, wie die Welt, die hier um sie herum beschrieben wird.
Mein Fazit:
Ein Krimi in der Zukunft, einer Zukunft, die für mich leider nicht richtig greifbar wurde, da mir einfach viel zu wenig erklärt wurde. Vielleicht wären Erklärungen zu langatmig geworden, aber so fühlte ich mich doch zum großen Teil allein gelassen. Zu Beginn habe ich noch immer wieder nachgeblättert, was denn da gerade überhaupt zur Sprache kam, aber das störte meinen Lesefluss doch gewaltig. Die Kritik, die der Autor mit seinem Buch an unserer Gesellschaft nimmt, ist für mich durchaus klar: Konsum und Drogen, wohin man nur schaut, aber richtig nah ging mir das nicht. Der Kriminalfall war spannend und so wechselte sich beim Lesen für mich spannendes mit unverständlichem ab. Ich könnte mir aber vorstellen, dass dieses Buch durchaus seine Liebhaber finden wird, deshalb, schnappt euch eine Leseprobe und besucht Junktown!

Veröffentlicht am 18.01.2018

Ein Buch der leisen Worte

Wintersterne
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Vorweihnachtszeit in Prag, drei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein können, befinden sich auf einer Reise in die Stadt, gemeinsam mit ihren Partner, bzw. eine von ihnen wartet auf ihren Partner, der ...

Vorweihnachtszeit in Prag, drei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein können, befinden sich auf einer Reise in die Stadt, gemeinsam mit ihren Partner, bzw. eine von ihnen wartet auf ihren Partner, der ihr nachreisen möchte. In einem Hotel lernen sie sich kennen und dabei kommen sie sich viel näher, als sie es geglaubt haben. Hope ist bereits fünfzig, hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und ist mit ihrem neuen Lebensgefährten in Prag. Doch auch wenn sie das Gefühl hat, wieder am Leben teilzunehmen, fehlt ihr etwas. Megan ist eine lebenslustige, junge Fotografin, die mit ihrem besten Freund Ollie die Stadt besucht. Doch auch bei diesen Beiden steckt noch viel mehr dahinter. Dann wäre da noch die junge und hübsche Sophie, die auf ihren Verlobten Robin wartet und die wir auf ihren Spaziergänge durch die Stadt begleiten.
Meine Meinung:
Das Buch passt perfekt zur kalten Jahreszeit und auch das Cover sieht sehr heimelig aus und versprüht eine gemütliche Atmosphäre. Die Geschichte selber beginnt auch gleich mit der Vorstellung der drei Protagonistinnen und der Einstieg ins Buch fiel sehr leicht. Der Schreibstil der Autorin Isabelle Broom hat mir sehr gut gefallen, sie hat einen sehr leichten und flüssigen Stil und doch spürt man hier sehr viele Emotionen in den Worten.
Die Geschichte selber erzählt dann sehr viel von den drei Frauen, die sich auf ihrer Reise in Prag befinden. Auch hier hat mir die Atmosphäre sehr gut gefallen, denn man spürt die vorweihnachtliche Stimmung der Stadt. Auch die vielen Beschreibungen der Stadt waren sehr gut und vorstellbar. Meine Abschlussfahrt in der Oberstufe führte uns damals nach Tschechien und auch Prag gehörte zu den Städten, die auf unserer Tour lagen. An einige der beschriebenen Orte konnte ich mich durch die sehr bildlichen Beschreibungen sehr gut erinnern und spürte förmlich dieses: oh ja, da sind sie gerade.
Aber trotz der wundervollen Sprache und der schönen Beschreibungen der Stadt wurde mir das Buch, gerade im Mittelteil, sehr langatmig. Ich hatte hier zwar die Gelegenheiten, die drei Frauen und ihre gesamte Gefühlswelt kennenzulernen und nachzuempfinden und doch fehlte mir hier etwas, was mich neugierig machen konnte. Ich konnte so einiges Vorausahnen und dadurch gab es nur weniges, was mich überraschen konnte.
Ein Erzähler in der dritten Person begleitet den Leser auf die Tour durch die Stadt Prag und durch den Abschnitt im Leben der drei Frauen. Er bringt hier allem voran die örtlichen Begebenheiten dem Leser sehr nahe und ich bin schon kurz davor, mir einmal Prag in der Vorweihnachtszeit anschauen zu wollen. Die Stimmung wird hier schon gut eingefangen und macht Lust, das selbst einmal mit eigenen Augen zu sehen.
Die drei Frauen waren mir durchaus sympathisch, wobei ich bei allen dreien immer wieder das Gefühl hatte, dass sich ihre Gedanken oftmals im Kreise drehten und auch wenn das durchaus glaubwürdig ist, fand ich das nicht ganz so spannend. Mir waren die Charaktere schon sehr sympathisch, aber manches Mal zu vorhersehbar. Megan mit ihrer recht lebendigen Art mochte ich am liebsten, konnte mich auch in ihre Gefühlswelt am ehesten einfühlen. Bei Sophie spürte man eine permanente Melancholie und ich ahnte bereits, woher diese stammt. Hopes Sorgen waren nachvollziehbar und doch kam sie mir nicht immer vor, wie eine Frau von fünfzig.
Neben den drei Frauen gibt es wenige Nebencharaktere, wobei hier durchaus auch die Männer an den Seiten der Frauen eine Rolle spielten. Alles in allem konnte ich mir auch diese gut vorstellen und doch kam ich auch ihnen nicht so richtig nah.
Mein Fazit:
Ein Buch, das mir mit seinen leisen Tönen durchaus gefallen hat. Doch im Gesamtbild gab es einfach zu viele Passagen, die in der Handlung an für sich nicht voran kamen und mir dadurch auch die Spannung nahmen. Auch wenn mir die Beschreibungen der Stadt gefielen, nahm dies ein wenig überhand und dadurch wurden auch noch ein paar Längen mehr mit eingebaut. Alles in allem hätte mir hier mehr Handlung gefallen. Doch ich denke, dass gerade Leser der ruhigen Töne hier auf ihre Kosten kommen.

Veröffentlicht am 13.12.2017

Wunderbar geschrieben und doch bin ich nicht ganz überzeugt

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
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Aza Holmes ist sechzehn Jahre alt und könnte eigentlich ein ganz normaler Teenager sein, auch wenn ihre Mutter Mathelehrerin an ihrer Highschool ist. Doch in Aza toben eine Menge Sorgen und Probleme, sei ...

Aza Holmes ist sechzehn Jahre alt und könnte eigentlich ein ganz normaler Teenager sein, auch wenn ihre Mutter Mathelehrerin an ihrer Highschool ist. Doch in Aza toben eine Menge Sorgen und Probleme, sei es die Angst vor c-difficile oder sonstige Bakterien und überhaupt davor, ob sie eigentlich wirklich existiert. Doch dann geschieht etwas in ihrem Leben, denn ihr Nachbar, ein steinreicher Milliardär namens Pickett, verschwindet bei Nacht und Nebel und eine Belohnung wird für Hinweise über seinen Aufenthalt versprochen. So lässt sich Aza von ihrer besten Freundin Daisy überreden, auf die Suche zu gehen. och diese Suche verlangt Aza einiges ab, denn sie muss mehr als einmal über den eigenen Schatten springen.
Meine Meinung:
Spätestens seit das Schicksal ist ein mieser Verräter zählt John Green zu den bekanntesten Autoren im Jugendbuchbereich, was wohl auch mit daran liegt, dass es kaum einem anderen gelingt, mit so viel Ernsthaftigkeit über komplizierte Jugendthemen zu schreiben. Und ja, schreiben kann John Green, auch wenn ich hier durchaus gestehen muss, dass ich mich zu Beginn eher schwer tat, in diese Geschichte zu finden. Das liegt allerdings nicht unbeding am Schreibstil, auch wenn John Green durchaus eher anspruchsvoller schreibt, so ist es doch sehr einnehmend. Er brachte mich auch immer wieder zum innehalten und nachdenken, gerade mit bestimmten Zeilen und Bildern, mit denen er zu seinen Lesern spricht und doch hatte ich so meine Probleme mit seiner Protagonistin. Eventuell habe ich dieses Buch auch zu einem für mich sehr persönlich schlechten Zeitpunkt gelesen.
Das Buch versprach eine Suche nach dem Milliardär Pickett und ja natürlich auch die Reise der jungen Aza auf dem Weg, sich selbst zu finden. Doch zu Beginn dauert es ein wenig, bis ich mich an Azas "fiese Gedanken" gewöhnt hatte. Auch hatte ich hier lange Zeit immer wieder das Gefühl, dass die Handlung stagnierte. Das passt durchaus zu Azas Gefühls- und Gedankenwelt und auch zu ihrem gesamten Auftreten, doch ich fand es hier sehr anstrengend, am Ball zu bleiben. Green schafft es ohne Frage, dass man sich vorstellen kann, was in ihr vorgeht und regt auch immer wieder zum Nachdenken an, aber ich konnte hier nicht den tiefen Bezug zu Aza herstellen, wie z. B. damals zu Hazel. Auch sonst behielt ich hier eher Abstand zur Geschichte, als das ich tief versank.
Erzählt wird die Geschichte von der Protagonistin Aza in der Ich-Perspektive. Gerade diese Perspektive bringt eigentlich ein Gefühl von Nähe zum Charakter, doch mir blieb sie eher fern.
Die sechzehnjährige Aza ist also hier die Protagonistin und diese ist auf den ersten Blick zwar ein normaler Teenager, doch schon gleich zu Beginn lässt der Autor dem Leser die ersten Einblicke in Azas Gedankenwelt. Diese ist alles andere als normal, beginnend mit Phobien vor Bakterien bis hin zu Zwangshandlungen, die sie immer und immer wieder ausführt, dabei führt sie ein recht normales Leben, zwar ohne ihren Vater, der schon sehr früh in Azas Kindheit verstarb, doch im Großen und Ganzen ohne viel Entbehrungen. Genau das ist allerdings auch mein Problem, dass ich mit Aza habe, denn mir eröffnete sich nicht so ganz, warum sie so handelt wie sie es macht. Auch wenn ich ihre Gedanke kennenlernen durfte, drehten diese sich doch immer wieder im Kreis, wobei ich mir schon vorstellen kann, dass genau das auch der Punkt bei Azas psychischer Erkrankung ist. Sehr schwieriges Thema in einer Handlung verpackt, die das gesamte hätte auflockern können, doch irgendwie zu sehr stagnierte.
Neben Aza gibt es ein paar Nebencharaktere, die aber hier durchaus hinter Aza bleiben. Daisy, Azas beste Freundin, ist da durchaus der typische Teenager, die eher alltägliche Sorgen hat. Sie ist durchaus wichtig für Azas Entwicklung in der Geschichte, ebenso wie z. B. Davis, der Sohn des Milliardärs, zu dem Aza sich hingezogen fühlt oder auch Azas Mutter. Doch alle blieben hier deutlich hinter Aza zurück.
Mein Fazit:
Ohne Frage, ein sehr intensives Buch über ein wichtiges Thema, das immer wieder zum Nachdenken anregt und innehalten lässt. Doch mir fehlte es hier an Handlung, die das Geschehen spannender gemacht hätte. Allzu oft versank ich gemeinsam mit Aza in die teilweise verworrene Gedankenwelt, ohne das ich es richtig hätte mitspüren oder mitempfinden können. John Green kann Geschichten erzählen, vor allem diese mit sehr schweren Themen, doch bei dieser hier fehlte mir etwas, so dass ich zuviel auf Abstand ging. Doch schaut einfach selbst in das Buch, denn es wird mit absoluter Sicherheit einige Liebhaber finden.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Ein Krimi der anderen Art

Blutpsalm
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Jonathan Littke ist Priester in der kleinen Gemeinde Sommerburg, der fest an seine Prinzipien glaubt, z. B. keinen Sex vor der Ehe. Doch dann taucht durch einen Zufall Marlene bei ihm auf, eine Prostituierte, ...

Jonathan Littke ist Priester in der kleinen Gemeinde Sommerburg, der fest an seine Prinzipien glaubt, z. B. keinen Sex vor der Ehe. Doch dann taucht durch einen Zufall Marlene bei ihm auf, eine Prostituierte, die dem Herrn Pfarrer schwer an seinen Prinzipien zweifeln lässt. Doch Marlene ist nicht die Einzige, die plötzlich auftaucht, denn eines Morgens findet der Priester eine Leiche vor seiner Kirchtür, eine Leiche mit einer Visitenkarte, die mittels eines Messers an die Brust geheftet wurde. De Visitenkarte gehört niemand anderem als Marlene und das gibt Rätsel auf. Als kurz darauf weitere Leichen auftauchen, die alle Marlenes Visitenkarte mit Messern aufgespießt tragen, wird klar, wo der Zusammenhang zu finden ist.
Meine Meinung:
Ein Buch, bei dem mir der Einstieg sehr schnell gelang, da Meredith Winter über einen sehr flüssigen und schnell vereinnahmenden Schreibstil verfügt. Sprachlich ist das Buch modern und flott und auch so manch ein Dialog hat mir sehr gut gefallen.
Auch der Krimi der Geschichte war sehr spannend, immer wieder warf die Autorin Sätze in die Handlung, die mich kurz innehalten ließen, mal vor Überraschung, mal vor Schreck, mal vor Ekel. Das hat mir sehr gut gefallen, aber leider fehlte mir einfach ein wenig von der Krimihandlung, so gab es hier immer wieder gute Ansätze, die aber ruhig noch mehr in die Tiefe gehen könnten. Ein paar mehr Ermittlungen, ein paar tiefere Geheimnisse und einfach vielleicht auch ein paar Seiten mehr.
Die Liebesgeschichte hingegen war sehr detailreich, mir war es etwas zu viel davon und an der ein oder anderen Stelle ging mir das Liebespaar ein wenig auf die Nerven, aber ich denke, dass dies eine reine Geschmackssache ist. Trotzdem bleibt der Plot der Geschichte geradlinig und nachvollziehbar.
Erzählt wird die Geschichte von einem personellem Erzähler, dabei wechselt die Perspektive zwischen den beiden Protagonisten Jonathan und Marlene und man hat auch das Vergnügen, auch dem Täter zwischendurch beobachten zu können. Gerade das gefällt mir immer besonders gut bei Krimis und Thrillern, zwar hätte auf den ersten Blick die Auflösung der Identität etwas später vonstatten gehen können, doch auf den zweiten Blick brachte dies eine gute und spannende Abwechslung zu der Liebesgeschichte.
Die Gemeinde Sommerburg bedient hier so einige Klischees eines Dorfes, jeder kennt jeden, Getuschel hinter dem Rücken, weiße Westen, die eher grau unf fleckig sind. Ja, und damit liegt Meredith Winter eigentlich ganz gut, denn, auch wenn der Ort etwas größer war als Sommerburg, kann ich als Dorfkind all das Gemunkel und Gemauschel durchaus bestätigen. Das Setting passt hier also sehr gut und trifft den Nagel auf den Kopf.
Die Protagonisten haben mir ganz gut gefallen, vor allem Jonathan war mir mit seiner lieben, teils naiv wirkenden Art, recht sympathisch. Ein Priester, dessen moralische Vorstellung, die er nach aussen trägt, dann doch nicht immer beherzigt, aber mal ehrlich, auch ein Priester ist nur ein Mensch. Marlene, sie gibt mir immer noch zu denken, da ich einfach nicht weiß, ob ich sie mag. Letzten Endes liegt dies wohl einfach an dem ganzen auf und ab in der Geschichte zwischen Jonathan und ihr. Zu Beginn hat sie mir gut gefallen, mit der forschen, direkten Art, diese Schiene hätte mir da besser gefallen.
Neben diesen Beiden gibt es noch den ein oder anderen Nebencharakter, der hier noch für Wendungen und Überraschungen sorgt.
Mein Fazit:
Alles in allem eine Geschichte, die noch ein wenig mehr in die Tiefe hätte gehen dürfen, gerade was den Krimiaspekt angeht, mir fehlte hier ein wenig die Arbeit eines Ermittlers oder Spurensuchers, den man bei der Auflösung des Falles begleiten kann. Die Liebesgeschichte ist hier wohl einfach eine Geschmackssache, sie wurde aber intensiv genug ausgearbeitet und hatte ihren Raum in der Geschichte. Wer einmal einen Krimi der anderen Art lesen möchte, sollte einmal in Blutpsalm hineinschnuppern.

Veröffentlicht am 13.10.2017

Nicht ganz überzeugend

Nalia, Tochter der Elemente - Der Jadedolch
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Einst war Ardjinna das Heimatland der achtzehnjährigen Nalia, doch bei einem Aufstand, bei dem ihr gesamter Stamm vernichtet wurde, wurde sie von Sklavenhändlern entführt. Von dort aus gerät sie in die ...

Einst war Ardjinna das Heimatland der achtzehnjährigen Nalia, doch bei einem Aufstand, bei dem ihr gesamter Stamm vernichtet wurde, wurde sie von Sklavenhändlern entführt. Von dort aus gerät sie in die Hände von Malik und landet in unserer Welt. Drei Jahre ist es nun her, dass sie von ihrer Heimat und auch von ihrem Bruder getrennt wurde. Für Malik muss sie Aufräge mit Kunden abfertigen, sprich, sie erfüllt Wünsche, denn Nalia ist eine Dschinn. Eigentlich müsste Malik nur seinen dritten Wunsch äußern und Nalia wäre frei, doch Malik empfindet viel mehr für die schöne, junge Dschinn und hat nicht vor, diese gehen zu lassen. Als der junge Raif, ein Rebellenführer aus Ardjinna, plötzlich bei ihr auftaucht, hat sie neue Hoffnungen, der Sklaverei Maliks zu entkommen. Doch auch Raif hilft ihr nur, wenn sie ihm dafür eine Gegenleistung bringt.
Meine Meinung:
Dieses Cover ist mal wieder ein absoluter Hingucker und zieht den Leser schon an, wenn man einen Blick darauf wirft und auch der Klappentext ließt sich sehr spannend. Auch der Einstieg in diese Fantasygeschichte fiel mir sehr leicht, da Heather Demetrios über einen sehr einnehmenden Schreibstil verfügt. Sie bleibt sprachlich recht jugendlich und modern und dadurch ist das Buch auch für jugendliche Leser geeignet.
Der Roman beginnt sehr spannend und durchaus interessant, denn man erfährt hier ein wenig über Nalia, ihrem heutigen Dasein, aber auch über ihre Vergangenheit. Man lernt nicht nur die junge Dschinn kennen, sondern hat auch die Gelegenheit ihren Meister Malik und den Rebellenführer Raif zu begegnen. Doch der Mittelteil gestaltete sich für mich dann eher zäh und mit einigen Ungereimtheiten. Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin hier zu viel auf einmal wollte, denn hier driftet die Geschichte ab. So blieb mir das Grundgerüst zwar sehr spannend konstruiert, wurde aber teils oberflächlich. Nalia ist eine Dschinn der obersten Kaste, eine Ghan Assouri, diese sind die einzige Kaste, die alle vier Elemente rufen können. Neben ihnen gibt es noch die Malid, die Djan, die Shaitan und Ifrit. Letztere wurden unterdrückt und lehnten sich auf und vernichteten dabei alle Ghan Assouri, bis auf eine. Klingt bis dahin spannend, aber all das zuvor genannte, erlebt der Leser in Nalias Erinnerungen. Diese benötigt der Leser zwar für das Verständnis, bremste aber hier auch immer wieder die Handlung in der Gegenwart aus. Dann taucht neben Malik noch der Rebellenführer Raif auf, der eigentlich Nalias Gegner sein sollte, doch hier verlieben die Beiden sich ganz schnell und haltlos. Das wirkte auf mich einfach zu konstruiert und nicht nachvollziehbar.
Ein personeller Erzähler führt den Leser durch die Geschichte und sorgt hier aber eher für den Draufblick auf das Geschehen. Mir fiel es teilweise schwer, mich auf die Geschichte und vor allem auf die Charaktere einzulassen.
Nalia hätte eigentlich eine ganz tolle Protagonistin sein können, denn ich mag es durchaus, wenn die Protagonistin sich nicht von irgendetwas beeindrucken lässt und sich zu wehren weiß. Allerdings hatte ich bei Nalia Schwierigkeiten, mich in sie hineinzuversetzen, denn auf der einen Seite will sie der Sklaverei entkommen und ihren Bruder retten, auf der anderen Seite bleibt sie dabei nicht allzu energisch. Malik, Nalias Meister, hätte für mich hier eigentlich die knallharte Rolle, den Unterdrücker, spielen sollen, aber diese Rolle verliert er zwischendurch immer wieder und ist dann so verliebt in Nalia? Dadurch verliert auch dieser seine Glaubhaftigkeit. Raif war zu vorhersehbar, denn von seinem ersten Auftritt an, dachte ich mir schon, wohin mich dieser bringen wird.
Neben diesen Charakteren gibt es dann noch eine weitere Perspektive, bei der der Leser einen Ghul erlebt, der hier ein wenig die dunkle Seite verkörperte, aber auch nicht ganz ausgereift war.
Mein Fazit:
Alles in allem wirkte die Geschichte auf mich überladen, so als hätte die Autorin hier zu viel auf einmal gewollt. Sei es die Geschichte der Dschinns und deren Kasten oder das Geschehen in der Gegenwart in unserer Welt, es wirkte alles noch ein wenig unausgereift, viele Ansätze, aber alles nicht zu hundert Prozent ausgearbeitet und ausgeschöpft. Die Liebesgeschichte hätte hier eher an den Rand gehört und der Fokus auf die Flucht gelegt werden können. Das Ende konnte mich dann noch ein wenig aufmuntern, aber so ganz überzeugen konnte mich der erste Band rund um Nalia leider nicht. Das orientalische Konstrukt der Dschinn und der Kasten war eine richtig geniale Idee, die aber hier zu sehr im Sande verläuft und somit nur wenig Atmosphäre erschafft.