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Veröffentlicht am 18.01.2018

Die Suche nach der Wahrheit

Die Schule der Nacht
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Die junge Amerikanerin Cassandra, Cassie, Blackwell hat ein Stipendium für eine der renommiertesten Colleges Englands erhalten, nämlich dem Raleigh College an der Oxford University. Doch der eigentliche ...

Die junge Amerikanerin Cassandra, Cassie, Blackwell hat ein Stipendium für eine der renommiertesten Colleges Englands erhalten, nämlich dem Raleigh College an der Oxford University. Doch der eigentliche Grund, warum sie sich überhaupt für diesen Platz beworben hat, war ein ganz anderer, denn bereits Cassies Mutter war Schülerin hier und wie es scheint, gibt es einige Geheimnisse rund um ihren Aufenthalt in England. Cassie beginnt zu forschen, doch zunächst scheint es, als gäbe es keinerlei Informationen über ihre Mutter, stattdessen gerät sie in einen wahren Sog aus Geheimnissen, Traditionen und der Macht einer dunklen Gesellschaft.
Meine Meinung:
Ich bin ja ein absoluter Fan von tollen Covern und auch Die Schule der Nacht hat ein solches, denn genau dieses zog mich wieder einmal magisch an. Auch die Geschichte hinter dem Cover versprach gleich viel Spannung, doch der Einstieg fiel mir zunächst nicht ganz so leicht. Zwar ist der Schreibstil der Autorin wirklich großartig und das Buch lässt sich auch flüssig und gut verständlich lesen, doch der Beginn war zunächst gespickt mit vielen Details rund um das College und den Personen. Man bekam zwar immer mal wieder kleinere Puzzlestücke, die auf ein großes Geheimnis deuteten, doch richtig spannend wurde es erst nach dem ersten Drittel.
Der Prolog versprach hier eine ganz spannende und temporeiche Geschicht, denn es beginnt wirklich äußerst geheimnisvoll. Doch dann nimmt die Autorin erst einmal das Tempo wieder aus der Geschichte, man lernt gemeinsam mit Cassie nicht nur die Umgebung des Colleges kennen, sondern auch die neben ihr handelnden Personen. Viele Eindrücke prasseln dabei auf den Leser ein und ich persönlich musste hier einfach ein bisschen am Ball bleiben, weil es ein wenig langatmig auf mich wirkte. Doch dann kommen immer mehr Begebenheiten und Wendungen, die so langsam damit beginnen einen Sog auszuüben und dann wurde es noch eine sehr spannende, leicht mystisch wirkende Geschichte.
Das College, das die Autorin hier beschreibt, wurde wirklich sehr gut dargestellt und man merkt deutlich, dass Ann A. McDonald weiß, worüber sie schreibt und das sie selbst einmal am Oxford College studierte. Dadurch wirkt die Atmosphäre auch sehr geheimnisvoll, die Beschreibungen geben deutliche Bilder und die Stimmung war absolut glaubwürdig. Gerade diese traditionelle und ein wenig steife Haltung an solch einer Universität wurde hier glaubwürdig dargestellt. Ich fühlte mich hier durchaus in die Protagonistin versetzt und konnte ihre Eindrücke perfekt nachempfinden.
Die Schule der Nacht wird durch einen personellen Erzähler in der dritten Person erzählt, was ein gutes Bild auf Charaktere, Setting und Atmosphäre gibt. Ich hatte hier durchaus das Gefühl, mich selbst in Oxford zu befinden und konnte die Eindrücke der Geschicht auf mich wirken lassen.
Cassie, die Protagonistin, blieb mir recht lange fern, denn sie ist kein sehr offener Mensch. Dadurch wurde sie allerdings für mich auch kein sehr greifbarer Charakter. Viel mehr hätte ich hier gerne mehr über sie, ihre Herkunft und ihr ganzes Gefühlsleben erfahren. Nebencharaktere gibt es hier doch einige und jeder hat hier durchaus einen wichtigen Platz in der Geschichte. Leider blieben aber die meisten Personen eher flach und so richtig sympathisch wurde mir kaum einer. Auf der einen Seite war dies dadurch geheimnisvoller, auf der anderen Seite hätte ich gerne noch mehr über Beweggründe und Handlungen erfahren.
Mein Fazit:
Nachdem mir der Einstieg nicht ganz leicht fiel, wurde es dennoch eine sehr spannende Geschichte, zwischen Mystery und Tradition. Viele Geheimnisse rund um die Schule der Nacht und deren Mitglieder ließen mich ab ca. dem zweiten Drittel des Buches dann doch noch durch die Seiten "fliegen". Die Charaktere hätten gerne noch ein wenig präsenter sein dürfen, wäre aber hier bei der Vielzahl vielleicht auch zu viel des Guten geworden. Letzten Endes bietet die Schule der Nacht gute Unterhaltung und viel Oxford Atmosphäre. Wer Bücher mit einer guten Prise Mystery und Geheimnissen mag, sollte zugreifen.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Gelungener Jugenthriller

Niemand wird sie finden
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Seitdem January, die Freundin des fünfzehnjährigen Flynn, von der staatlichen auf die private Highschool gewechselt hat, sehen sie sich kaum noch. Theatergruppen, neue Freunde, vieles scheint sich zu verändern. ...

Seitdem January, die Freundin des fünfzehnjährigen Flynn, von der staatlichen auf die private Highschool gewechselt hat, sehen sie sich kaum noch. Theatergruppen, neue Freunde, vieles scheint sich zu verändern. Ein paar Tage vor Halloween steht ein Polizeiwagen vor dem Haus von Flynns Eltern, January ist verschwunden und Flynn scheint einer der letzten zu sein, der sie gesehen hat und ausserdem ist er ja auch ihr Freund. Flynn beginnt auf eigener Faust zu forschen, was mit January geschehen ist, doch scheinbar kannte er seine Freundin gar nicht richtig, denn je mehr er versucht über sie zu erfahren, desto mehr findet er heraus, wie oft sie ihn angelogen hat. Wer war January überhaupt? Kannte er sie wirklich?
Meine Meinung:
Ein Buch, dessen Klappentext sehr viel Spannung verspricht und ja, mir hat er durchaus auch sehr gute Unterhaltung geboten. Schon der Einstieg in die Geschichte rund um Flynn und seiner Suche nach der Wahrheit fällt sehr leicht und man wird regelrecht in die Geschichte gezogen. Der Autor schreibt flüssig und sehr einnehmend und bleibt sprachlich jung und modern. Alles in allem also perfekt für seine Zielgruppe als Einstiegsthriller geeignet, aber auch gelungene Unterhaltung für den erwachsenen Leser. Wer allerdings Fan von blutigen Thrillern mit rasantem Tempo oder von Thrillern mit den klassischen Ermittlern ist, sollte hier vielleicht einmal reinschnuppern, ob es etwas für ihn/sie sein könnte. Auch wenn es hier also recht unblutig zugeht, ist es trotzdem unheimlich spannend geschrieben und je mehr man mit Flynn gemeinsam erfährt, desto mehr möchte man selber wissen, was hinter dem Verschwinden des Mädchens steckt. So landet man als Leser im Sog der Ereignisse und rätselt, was hier genau gespielt wird. Neben dem Thrilleraspekt gibt es hier aber auch noch ein weiteres Geheimnis, nämlich um etwas, was Flynn selber betrifft. Zwar erfährt der Leser recht schnell worum es geht, aber es ist gelungen erzählt, wie dieser Teenager mit seinem Geheimnis umgeht und wie er es schafft, vor allem sich selber einzugestehen, was in ihm vorgeht.
Wir erleben die Geschichte rund um Flynn und seiner Suche auch gleich in der Ich-Form aus Flynns Sicht. Dabei findet sich die Handlung zum großen Teil in der Gegenwart statt, aber es gibt hier und da Einblendungen in die Vergangenheit, die einmal mehr dazu einladen, zu rätseln, was hinter dem Verschwinden steckt.
Absolut gelungen ist die Zeichnung der Figuren, allen voran die des Protagonisten Flynn, der hier sehr authentisch daher kommt und bei dem man keinerlei Zweifel hat, einen fünfzehnjährigen Teenager vor sich zu haben. Die Entwicklung die er im Laufe der Geschichte durchmacht, ist glaubwürdig und auch sehr gut dargestellt. Man merkt, wie er immer mehr zu sich selber findet und wie er letzten Endes auch an dem Erlebten wächst. Neben Flynn gibt es nicht sehr viele Charaktere, wodurch vor allem aber auch dieser sehr viel Tiefgang erhält. Nennenswert ist hier auf jeden Fall Kaz, Januarys Arbeitskollege in einem Spielzeuggeschäft, den er auf seiner Suche kennenlernt und der ihm durchaus hilft, mit seinem eigenen Geheimnis zurecht zu kommen. Aber auch January, die der Leser nur dank der Rückblicke etwas kennenlernt, ist ein spannender Charakter und ich gebe zu, dass ich permanent gerätselt habe, wer dieses Mädchen wirklich ist.
Mein Fazit:
Auch wenn es hier um einiges geradliniger erscheint, als in einem Thriller für Erwachsenen, bringt dieses Buch alles, was ein spannendes Buch mitbringen muss. Leicht und flüssig geschrieben, mit authentischen Charakteren, deren Entwicklung glaubwürdig bleibt. Man beginnt Theorien zu entwickeln, nur um sie kurze Zeit später zu verwerfen und genau das machte es hier auch sehr mitreißend. Von mir bekommt das Buch eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.01.2018

Political Science Fiction

Kollaps - Das Imperium der Ströme 1
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In einer fernen Zukunft lebt die Menschheit nicht mehr auf der Erde, sondern ist auf viele kleinere Planeten im Weltraum verteilt. Diese einzelnen Planeten sind durch Ströme miteinander verbunden, die ...

In einer fernen Zukunft lebt die Menschheit nicht mehr auf der Erde, sondern ist auf viele kleinere Planeten im Weltraum verteilt. Diese einzelnen Planeten sind durch Ströme miteinander verbunden, die es schon immer gegeben hat und die sich die Menschheit zu nutzen machte. Denn eigentlich sind diese einzelnen Planeten Lichtjahre voneinander entfernt und nur die Ströme ermöglichen die Reise und den Handel untereinander, alleine könnte niemand überleben. Doch plötzlich scheint etwas mit den Strömen nicht in Ordnung zu sein und wie sich herausstellt, passiert dies alles nicht zum ersten Mal. Unterdessen stirbt der Imperatox, der Herrscher, der Galaxie und seine Tochter Cardenia tritt das Erbe an. Allerdings trifft das nicht überall auf positive Stimmen. Immer mehr geschieht in der Interdependenz und die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen.
Meine Meinung:
Das war mein erster Science Fiction Roman des Autors John Scalzi, der wohl gerade auch für seinen recht schrägen Humor bekannt ist. Diesen bemerkt man auch durchaus immer wieder innerhalb diesen Buches und auch sonst schreibt Scalzi sehr fesselnd und flüssig. Zugegeben, mit den Namen, wie z. B. der Interdependenz, tat ich mich ein wenig schwer, da das nicht immer ganz so leicht im Lesewahn zu verfolgen ist, aber es ist hier wirklich absolut durchdacht. Dabei gefallen mir vor allem die Dialoge in dieser Geschichte, z. B. zwischen der Händlerin Kiva und ihrem Erzfeind Ghreni, die mich, trotz allen Ernstes, immer wieder schmunzeln ließen.
Die Spannung steigert Scalzi hier sehr bedacht und langsam, dabei aber stetig. Allerdings merkt man der Geschichte durchaus an, dass es sich hier um den Einstieg in eine Reihe handelt. Scalzi beginnt hier ganz langsam, aber dafür sehr genau, sowohl seine Charaktere vorzustellen, als auch die politische Situation. Denn die Welt, die er hier konstruiert hat, ist von vorne bis hinten absolut durchdacht. Das könnte vielleicht auf den ein oder anderen etwas langatmig wirken, doch um überhaupt all die komplexen Zusammenhänge hier verstehen zu können, sind all diese Ereignisse und die damit einhergehenden Erklärungen absolut von Nöten.
Denn die Welt, die Scalzi hier erschaffen hat, ist eine, die schon seit über tausend Jahren so im Weltraum existiert. Dabei sind die einzelnen Sterne/Planeten absolut abhängig voneinander und es gibt nur einen Planeten, der alle anderen miteinander verbindet, nämlich Nabe, auf dem der Imperatox zu Hause ist. Kontakt zur Erde gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr, denn der Strom dorthin riss schon sehr früh ab. Nun beginnen die Ströme untereinander sich aber auch zu verändern und das kann mehr als fatal für die Menschen dort werden. Allein überleben kann hier nämlich niemand und das wird vielen durchaus bewusst. Mich konnte der Autor hier durchaus beeindrucken, denn er hat hier wirklich an alles gedacht.
Um hier den Überblick zu wahren, wählt Scalzi einen personellen Erzähler in der dritten Person, der dem Leser einen wirklich guten Einblick, aber auch Rundumblick gewährt. Man kann sich hier also sehr genau vorstellen, wie die Welten und deren Verbindungen untereinander aufgebaut sind und wie diese funktionieren.
Protagonisten gibt es hier gleich drei, da wäre Cardenia Wu-Patrick, die Tochter des Imperatox und seine Nachfolgerin. Sie scheint mir, trotz ihrer Herkunft, sehr sympathisch und nicht abgehoben. Tatsächlich wird sie hier fast völlig unvorbereitet mit Aufgaben konfrontiert, die es ganz schön in sich haben. Denn sie ist die Verantwortliche für all die Menschen auf den Planeten und steht plötzlich davor, Entscheidungen zu treffen, die mit den Veränderungen der Ströme zusammenhängen.
Dann wäre da Kiva, die Händlerin, die mit ihrem Schiff zwischen den einzelnen Planeten wandert und die, na ja, ziemlich frei Schnauze redet und nur selten ein Blatt vor den Mund nimmt. Dabei ist sie durchaus ein ausgekochtes Schlitzohr, die es ganz schön in sich hat.
Zu guter Letzt ist dann noch der Wissenschaftler Marce Claremont, der mir noch ein bisschen blass war, aber im Großen und Ganzen hier wunderbar ins Geschehen passt.
Neben diesen Charakteren gibt es auch noch einige Nebencharaktere, von denen der Gegenspieler, Ghreni, hier noch durchaus sehr interessant ist.
Mein Fazit:
Mit Kollaps geht eine neue Reihe des Autors John Scalzi an den Start, der ein recht ernstes und auch politisches Grundthema beinhaltet. Scalzi baut seine Geschichte durchdacht auf und lässt dadurch die weit entfernten Welten lebendig erscheinen. Doch man merkt hier durchaus, dass es ein erster Band ist, denn als Leser erhält man sehr viele Erläuterungen zum Aufbau der Welt und der Gesamtsituation, was aber wiederum absolut notwendig ist, um den Überblick zu behalten. Ein gelungener Einstieg für alle Science Fiction Fans, die gerne komplexe Welten erleben.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Berührend

Die Vergessenen
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Manolis Leftaris ist Autohändler, zumindest nach aussen hin, denn nebenbei führt er Aufträge aus, die nicht alltäglich sind und deren Auftraggeber auch gerne anonym bleiben. Nun soll er geheime Akten beschaffen, ...

Manolis Leftaris ist Autohändler, zumindest nach aussen hin, denn nebenbei führt er Aufträge aus, die nicht alltäglich sind und deren Auftraggeber auch gerne anonym bleiben. Nun soll er geheime Akten beschaffen, die in den Händen einer älteren Dame sein sollen. Doch die Dame befindet sich zur Zeit in einem Krankenhaus. Ihre Nichte, eine Reporterin, bekommt etwas von diesen Unterlagen mit und wittert die Story ihres Lebens, die ihr eventuell auch Aufstiegschancen bzw. eine Jobveränderung versprichen. Denn wie sich herausstellt, hat die ältere Dame, Kathrin Mändler, ein Geheimnis, welches sie bereits seit 1944 mit sich herumträgt, als sie in einem Sanatorium für psychisch erkankte Menschen gearbeitet hat. Ein Wettlauf um die Unterlagen und um eine lange in Vergessenheit geratene Schuld beginnt.
Meine Meinung:
Dieses düstere Cover machte mich gleich neugierig und auch der Titel sprach mich gleich an. Dementsprechend neugierig war ich, als ich anhand des Klappentextes herausfand, dass es sich um eine Geschichte aus Kriegszeiten handelt. Allein schon Bücher auf zwei Zeitebenen finde ich immer spannend und so begann ich zu lesen.
Das der Name Ellen Sandberg lediglich ein Pseudonym ist, brauche ich wohl nicht mehr unbedingt erwähnen und man spürt hier sehr gut, dass die Autorin sehr viel Erfahrung hat im Schreiben von besonderen Geschichten. Die Vergessenen ist sehr gut recherchiert und gerade mit dem Part aus der Vergangenheit konnte Ellen Sandberg mich sehr berühren. Sie schreibt sehr leicht, sehr flüssig und dabei auch eindringlich und das über ein Thema, das man zwar einmal gehört hat, aber nicht so intensiv, wie hier erzählt. Es geht um Euthanasie und so manch ein Moment in der Geschichte brachte mich dazu, Tränen zu vergießen, gerade weil ich wusste, dass es hier um Fakten geht, auch wenn diese Geschichte Fiktion ist.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir zwar recht leicht, doch gerade auf den ersten Seite musste ich ein wenig am Ball bleiben, denn neben der Geschichte aus der Vergangenheit spielt das Buch auch in der Gegenwart, bzw. im Jahr 2013. Mit diesem Part habe ich etwas länger benötigt, um damit warm zu werden, was hier aber auch ein bisschen an dem Charakteren Manolis Lefteris und Vera Mändler lag. Doch ab einem gewissen Punkt war ich gefesselt, befangen und gerührt und auch der Part der Gegenwart wurde ein wenig greifbarer.
Ein Erzähler in der dritten Person führt den Leser durch die Geschichte. Dabei bekommt der Leser immer wieder nur kurze Momentaufnahmen von allen drei Hauptcharakteren, sprich Manolis, Vera und Kathrin. Abwechselnd wird aus den Perspektiven dieser drei Figuren berichtet und gegen Ende bekommt man auch ein wenig mehr von einer vierten Perspektive berichtet.
Dadurch bekommt man durchaus verschiedene Blickwinkel, hat Möglichkeiten zu Spekulationen, aber auch ein wenig Distanz zu den Personen. Diese waren mir nicht durchgängig sympathisch, bzw. nicht gleich von Beginn an sympathisch. Manolis war mir ein wenig ein Rätsel, auch wenn seine Geschichte durchaus sehr intensiv und vor allem traurig war. Doch für den roten Faden der Geschichte und deren Glaubwürdigkeit war er so genau passend. Auch die weiteren Figuren wie Vera oder Kathrin waren sehr glaubwürdig gestaltet, trotz oder gerade wegen ihrer Eigenarten. Der Charakter der Kathrin hat mir hier am besten gefallen, sie ist absolut vielschichtig und nicht immer durchschaubar und dadurch etwas besonderes. Alles in allem eine absolut gelungene Ausarbeitung der Charaktere, die jeder für sich schon eine besondere Persönlichkeit darstellt.
Das Thema des Zeitstrangs aus der Vergangenheit, nämlich die Euthanasie, war mir zwar bekannt, aber der Umfang gar nicht so richtig bewusst. Wenn man sich vor Augen führt, wie viele der damaligen Verbrecher davon kamen, ohne Strafe und wie diese doch ein "normales" Leben führen durften, dann ist dies mehr als erschreckend.
Mein Fazit:
Eine Geschichte deren Ausarbeitung mir gut gefallen hat, bei der ich mich allerdings eine geraume Zeit schwer tat, bis ich mit den Charakteren der Gegenwart warm wurde. Nichts desto trotz konnte mich Ellen Sandberg berühren, erschrecken und mit dem Ende zufrieden stellen. Die Vergessenen überzeugt mit einem sehr gut recherchiertem Hintergrund der damaligen Ereignisse. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.01.2018

Ein Setting, das begeistern konnte

Wédora – Staub und Blut
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Liothan ist Holzfäller in Walfor, welches zum Königreich Telonia gehört. Doch neben diesem Beruf geht er noch einem zweiten nach: er ist ein Dieb. Ausgerechnet seine beste Freundin Tomeija seit Kindertagen ...

Liothan ist Holzfäller in Walfor, welches zum Königreich Telonia gehört. Doch neben diesem Beruf geht er noch einem zweiten nach: er ist ein Dieb. Ausgerechnet seine beste Freundin Tomeija seit Kindertagen ist hier die Scirgerefa, die Ordnungshüterin des Ortes. Diese warnt Liothan noch davor, bei einem der reichsten Kaufmänner der Gegend, Durus, einzusteigen, doch Liothan hört nicht auf sie. Es kommt wie es kommen muss und Liothan wird ertappt, als Tomeija ihm zur Hilfe eilt, geschieht allerdings etwas, womit sie nicht gerechnet hatten. Denn Durus scheint ein Witgo, ein Magier, zu sein und unversehens landen Tomeija und Liothan irgendwo mitten in einer Wüste und werden Zeugen eines Überfalls auf eine Karawane. Wo sind sie hier gestrandet? Was hat es mit der riesigen Stadt Wedora, die mitten in der Wüste liegt auf sich? Und vor allem: werden sie wieder zurück nach Hause gelangen?
Meine Meinung:
Ich muss sagen, dass allein schon meine Inhaltsangaben nur minimal spiegelt, wie umfangreich und ausgeklügelt die Geschichte und auch die Welt rund um die Protagonisten und die Stadt Wedora ist. Denn schon nach der Ankunft in dieser Stadt überschlagen sich die Ereignisse und das immer wieder, ich bin hier durchaus beeindruckt, was Markus Heitz da für eine gigantische Welt erschaffen hat.
Schon das Cover zog immer wieder meine Blicke auf sich und es spiegelt hier die Wüstenstadt perfekt wieder. Man spürt beinahe die brennende Sonne und der Brunnen ist ebenfalls sehr wichtig für diese Geschichte, denn Wasser in der Wüste ist ein hohes Gut und hier nochmal ganz besonders.

Markus Heitz hat einen ganz besonderen Schreibstil, er ist durchaus flüssig zu lesen und dabei schafft er es mit leichten Worten eine völlig neue Welt zu schaffen und dabei klingt alles so, als gäbe es dies tatsächlich. Er beschreibt Orte und Ereignisse, als wäre er persönlich dabei gewesen und genau das macht auch für mich die Besonderheit dieses Fantasybuches aus.
Das Worldbuilding hat mich absolut fasziniert, High Fantasy in der Wüste und die Stadt mit seinen Eigenarten und Besonderheiten werden klar bei der gedanklichen Vorstellung. Zu größten Teilen versank ich hier in der Stadt, doch eins gab es, ich musste mich hier durchaus konzentrieren, damit ich nicht irgendetwas wichtiges überlas. Also eine sehr ausgeklügelte und absolut durchdachte, faszinierende Welt, die aber auch volle Aufmerksamkeit fordert. Aber genau das macht eine gute Fantasygeschichte ja auch aus.
Spannend und actiongeladen geht es hier beinahe permanent zu, immer wieder gelangen die Protagonisten in Situationen, die den Kampf fordern. Die Stadt ist voller Geheimnisse und Intrigen und Liothan und Tomeija geraten immer wieder in irgendwelche Hinterhalte oder Situationen in denen sie nicht nur ihr eigenes Leben verteidigen müssen. Doch es gibt auch Passagen zwischendurch, die zum Erläutern dienen, die notwendig sind, mich aber immer wieder mit den Gedanken abschweifen ließen, die Personen in die Geschichte einführten, mich aber nicht ganz so fesseln konnten, wie die Momente, die hier Knall auf Fall kommen.
Die Atmosphäre der Geschichte ist geradezu greifbar, man spürt fast die brennende Sonne, die staubige Luft und die sandigen Wege der Wüstenstadt.
Die Geschichte wird durch einen dritte Person Erzähler wiedergegeben. Dieser lässt den Leser bei allen Ereignissen teilhaben und man bekommt auch durch Einblendungen, was in der Heimat von Liothan und Tomeija vor sich geht, mehr mit, als die beiden Protgonisten. Wer aufmerksam bleibt, hat hier einen perfekten Überblick, allerdings noch lange nicht den Durchblick, denn es gibt hier so vieles, was geheimnisvoll ist und von dem man nicht ahnt, wohin es führt. Es bleiben also noch eine ganze Menge Fragen für den zweiten Band offen. Zwischendurch bekommt der Leser zwischen den beiden unterschiedlichen Handlungsschauplätzen auch noch Auszüge aus fremden Büchern, die die Geschichte der Stadt erläutern und auch dieses macht immens neugierig.
Die Protagonisten sind zwei absolut interessante Persönlichkeiten und waren mir durchweg sympathisch. Sie sind kampfstark, loyal, absolut smart und einfallsreich und haben das Herz am rechten Fleck. Sie geraten hier mitten hinein in die Intrigen und Kämpfe der Stadt und setzen sich ein. Tomeija trägt ein Geheimnis mit sich herum, aber auch hinter Liothan steckt noch einiges mehr, auf das man hier im ersten Band nur Blicke werfen kann. Ich schätze, dass auch da noch einige geschehen wird. Die Nebencharaktere sind zahlreich, aber auch diese sind durchdacht und nur selten das, was man auf den ersten Blick sieht. Viele sorgen für Überraschungen und treiben dadurch die Handlung immer mehr voran.
Mein Fazit:
Eine spannende Fantasygeschichte, die mich zum allergrößten Teil fesseln konnte, dabei gibt es eine Menge Kampf und ebenfalls eine Menge Geheimnisse. Viele Fragen bleiben ungeklärt, werden aber mit Sicherheit im zweiten Band noch aufgelöst. Ein Worldbuilding, das mich mit seiner Andersartigkeit und seiner durchdachten Art neugierig machte und fesseln konnte. Es gab nur kleinere Momente, die mich aus dem Lesefluss rissen, gerade dann, wenn sich mehrere neue Personen ins Geschehen mischten. Trotzdem ist es eine gelungene Geschichte, die ich gerne weiterempfehle und auf dessen Fortsetzung, die schon bereit liegt, ich mich freue.