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Veröffentlicht am 18.01.2018

Düster und hoffnungsvoll zugleich

Winterseele. Kissed by Fear
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Elizabeth Caldwell ist eine sehr ungewöhnliche junge Frau, denn sie ist nicht in der Lage, irgendetwas zu fühlen, stattdessen ist es als würde sie nur Leere empfinden. Doch nicht nur das ist aussergewöhnlich, ...

Elizabeth Caldwell ist eine sehr ungewöhnliche junge Frau, denn sie ist nicht in der Lage, irgendetwas zu fühlen, stattdessen ist es als würde sie nur Leere empfinden. Doch nicht nur das ist aussergewöhnlich, sie besitzt auch noch eine Gabe, sie sieht Emotionen in Form von menschlichen Gestalten. Durch ihre Art sind die meisten Menschen gegenüber Elizabeth eher ablehnend oder zurückhaltend, selbst die eigene Familie hält zu ihr Abstand. Doch da gibt es noch einen Jungen in ihrer Klasse, dem sie nicht egal schDüster und hoffnungsvoll zugleich [Rezension] Winterseele Kissed by Fear von Kelsey Suttoneint und neben ihm gibt es auch noch eine Emotion, nämlich Fear, der eigentlich bekannt dafür ist, Angst und Schrecken zu verbreiten und auch dieser scheint besonderes Interesse an Elizabeth zu haben.
Meine Meinung:
Dieses Buch ist nicht nur äußerlich wundervoll, denn es konnte mich auch inhaltlich absolut überzeugen und fesseln. Gerade der Schreibstil kam mir hier zu Beginn noch sehr emotionslos, kalt und leer vor, ganz so, als würde Kelsey Sutton mit ihrer Sprache Elizabeths Gefühlswelt oder eher die nicht vorhandene Gefühlswelt, wiederspiegeln. Das ist hier sehr beeindruckend gelungen, denn dadurch bekommt das Buch eine ganz eigene Atmosphäre, die irgendwo zwischen Düsternis und Kälte und doch Hoffnung auf Gefühle liegt. Sprachlich konnte mich dieses Buch also überzeugen, fesseln und durchaus auch beeindrucken und ich würde auch sagen, dass dieses Buch dadurch auch nicht nur für jüngere Leser geeignet ist.
Dabei ist das Buch auch sehr spannend, denn ich habe eine ganze Zeit lang gerätselt, was mit Elizabeth nicht stimmt. Ja, es gab einige Vermutungen und eine ungefähre Ahnung hatte ich auch, doch trotzdem war ich mir nie sicher, denn die Autorin versteht es sehr gut, all das geheimisvoll zu halten. Allein dadurch, dass auch Elizabeth keinerlei Ahnung hat, warum sie nichts empfinden kann und warum sie Gefühle in menschlicher Gestalt sieht, wollte ich einfach hinter ihr Geheimnis steigen und dieser Wunsch zog mich immer mehr durch die Seiten. Selten habe ich erlebt, dass es so unglaublich lange dauert, bis man auch nur in die Nähe der Lösung gelangt.
Alles in allem ist es ein absoluter Genremix, auf der einen Seite gibt es die Fantasyelemente, bei denen die Emotionen Gestalt annehmen, dann gibt es das typische Szenario an den Highschools, in denen die Queen der Schule auf die Aussenseiterin hackt, dann gibt es noch die Komponente der häuslichen Gewalt und noch vieles mehr. Alles wirkte auf mich ein, ließ mich kaum zur Ruhe kommen und machte mich immer wieder aufs Neue nachdenklich.
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Form aus Elizabeths Perspektive. Normalerweise bringt genau diese Erzählform den Charakter dem Leser näher, doch hier hatte ich lange Zeit nicht das Gefühl, allein dadurch, dass die Protagonistin einfach keine Gefühle hat. War sie mir dadurch sympathisch? Nein, nicht unbedingt, stattdessen dachte ich immer wieder: du musst doch jetzt etwas spüren, Mädel! Doch auf der anderen Seite hatte ich hier die perfekte Gelegenheit, mich in Elizabeth zu versetzen, zu spüren, wie es ist, wenn man nichts spürt. Ich konnte nachempfinden, wie Elizabeth sich Verhalten muss, um wenigstens halbwegs "normal" zu sein, denn sie ist eine perfekte Beobachterin, die den Menschen in ihrer Umgebung einfach das zeigt, was diese erwarten. Das gelingt ihr nicht immer, aber machte sie auf eine bestimmte Art wieder menschlicher. Eine Frage kreiste dabei immer wieder durch meinen Kopf: wie ist es, wenn man nichts empfindet? Diese Protagonistin ist auf jeden Fall ganz aussergewöhnlich.
Neben Elizabeth gibt es noch diverse weitere Charaktere, von denen vor allem Fear und Joshua wichtige Rollen zuteil werden. Fear, der schon seit langem von Elizabeth fasziniert ist und sie immer wieder versucht, aus dem leeren Raum zu befreien, soll die Emotion Angst sein. Richtig beängstigend ist er nicht, ich denke, dass man gerade ihm noch mehr Tiefe hätte geben können, doch trotzdem war es interessant, ihm zuzusehen und manches Mal musste ich erst überlegen, ob er einfach nur auf Illusionen baut. Joshua ist neben Fear der menschliche Part, den Elizabeth nicht kalt lässt und der, egal wie oft Elizabeth ihn von sich stösst, an ihr festhält. Letzten Endes spielt er eine wichtige Rolle in der gesamten Entwicklung. Aber auch alle weiteren Charaktere geben hier eine bestimmte Rolle wieder, die alle geschickt auf Elizabeths Entwicklung einwirken.
Mein Fazit:
Ein absolut aussergewöhnliches Buch, das zu fesseln weiß und eine besondere Geschichte erzählt. Mir fällt nichts ein, mit dem ich diese Geschichte vergleichen könnte und genau das ist hier auch das besondere. Ein Buch mit einer Atmosphäre, die Leere in jeder Hinsicht wiederspiegelt und doch schwingt hier immer wieder die Hoffnung mit, die Hoffnung auf Leben, auf Emotionen. Wer sich auf neue Geschichten einlassen kann, der sollte dieses Buch unbedingt lesen. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.01.2018

Mit viel Gefühl

Soulsister
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Seitdem Polly bei einem Autounfall ums Leben kam, ist für ihre fünfzehnjährige Schwester Romy nichts mehr, wie es mal war, denn Polly versprühte Leben und Lebenslust und brachte die eher ruhige Romy immer ...

Seitdem Polly bei einem Autounfall ums Leben kam, ist für ihre fünfzehnjährige Schwester Romy nichts mehr, wie es mal war, denn Polly versprühte Leben und Lebenslust und brachte die eher ruhige Romy immer wieder dazu, aus sich heraus zu gehen. Als Romy bei einem Spaziergang am Rheinufer mit ihrem Hund Mister Boo durch Zufall den jungen Killian kennenlernt, ahnt sie zunächst noch nicht, wer er wirklich ist, denn Killian ist ein aufstrebender Fussballprofi. Für Romy ist klar, dass wenn sie mit Killian zusammenkommen möchte, etwas schummeln muss und so macht sie sich älter, als sie wirklich ist, denn Killian steht nicht nur im Rampenlicht, sondern ist auch noch volljährig. Doch war das wirklich richtig?
Meine Meinung:
Bereits seit ihrer dystopischen Dilogie Dark Canopy/Dark Destiny gehört Jennifer Benkau zu meinen Lieblingsautorinnen, denn sie versteht es, den Leser in kürzester Zeit in den Bann ihrer Geschichten zu ziehen. Auch bei Soulsister habe ich mich ganz schnell an Romys Seite befunden. Der Schreibstil ist schwungvoll, jugendlich, aber auch flüssig und fesselnd und ich denke, dass sich hier besonders die Zielgruppe mit der Geschichte rund um Romy angesprochen fühlt, aber auch für Jugendbuchliebhaber ist es eine absolut gelungene Geschichte. Die Autorin beschreibt nicht nur ihre Protagonisten und deren Innenleben mit sehr viel Gefühl, sondern haucht allen ihren Charakteren Lebendigkeit ein und erzählt dabei so intensiv, dass man als Leser die gesamten Gefühle der Personen miterleben kann.
Die Geschichte reißt einen gleich von Beginn an mit und man spürt einfach die Verlorenheit Romys, die immer die stillere, kleine Schwester war und bewundernd zu ihrer großen und sehr eigensinnigen, aber auch allseits beliebten Schwester Polly aufsah. Auch nach Pollys Tod haben die beiden Schwestern eine ganz besondere Verbindung, denn wenn Romy allein ist, spricht Polly mit ihr und steht ihr mit Rat und Tat zur Seite, ob das immer so der richtige Rat ist, sei allerdings dahingestellt. Die gesamte Entwicklung, die diese Geschichte nimmt, hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen, denn es geht hier zwar zum einen um die erste große Liebe, aber auch um die Verarbeitung und die Trauer nach einem schrecklichen Verlust, den Mut trotzdem wieder am Leben teilzunehmen und zu sich selbst zu stehen.
Erzählt wird das ganze in der Ich-Form aus der Perspektive Romys, was mich sehr schnell die Verbundenheit mit dem Mädchen spüren ließ. Auch sonst wuchs mir Romy sehr schnell ans Herz, denn sie ist eine absolut sympathische Person, die mit einigem zu kämpfen hat. Nicht nur der Verlust der Schwester gibt es hier zu verarbeiten, denn man merkt deutlich, dass auch Romy sich verloren vorkommt und nicht genau weiß, wer sie eigentlich wirklich ist. Ihre Eltern scheinen wieder voll mit ihrem eigenen Leben beschäftigt zu sein, geben aber Romy trotzdem einige Einschränkungen mit auf dem Weg. Das sie Killian kennenlernt gibt ihr seit langem einen Schwung und so nach und nach wächst Romy nicht nur an ihrer Beziehung zu dem bereits volljährigen Killian. Dieser ist auch ein ganz besonderer Charakter, bei dem ich mir gut vorstellen kann, warum sich Romy in ihn verliebt. Aber nicht nur diese beiden Protagonisten sind besonders, auch die Nebencharaktere mochte ich sehr gerne, allen voran Kilians Omma, die einfach eine besondere Persönlichkeit ist.
Mein Fazit:
Eine wunderbare, gefühlvolle Geschichte, die mich fesseln, aber auch berühren konnte. Ein Buch über das Leben, über Verlust, Trauer, Liebe, aber auch über den Mut, zu sich selbst zu finden und zu sich zu stehen. Mit viel Gefühl, aber auch mit einer Portion Humor erzählt Jennifer Benkau ihre Geschichte und zieht den Leser in ihren Bann. Eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.01.2018

Geniale Grundstory

Guides - Die erste Stunde
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Stell dir vor ein Raumschiff, das so groß ist wie ein Dorf, stürzt ab und zerstört dabei große Teile der Landschaft und reißt unzählige Menschen mit in den Tod. Jetzt stell dir vor, dein Vater ist bei ...

Stell dir vor ein Raumschiff, das so groß ist wie ein Dorf, stürzt ab und zerstört dabei große Teile der Landschaft und reißt unzählige Menschen mit in den Tod. Jetzt stell dir vor, dein Vater ist bei der NASA, was würde passieren? Natürlich meldet er dich in einem Internat an und zwar an einem, das gleich in der Nähe des abgestürzten Raumschiffs liegt und das der reichen und begabten Elite Amerikas vorbehalten ist. Genau das passiert alles der siebzehnjährigen Alice und während sie im Internat ist, beginnt es wirklich spannend zu werden, denn das Raumschiff öffnet sich. Die Aliens, die allerdings das Raumschiff verlassen, sehen auf dem ersten Blick uns Menschen gar nicht mal so unähnlich. Doch was ist passiert, dass ihr Raumschiff abstürzte? Welche Geheimnisse haben diese Aliens und welche Absichten?
Meine Meinung:
Der Einstieg in diese Geschichte fiel mir sehr leicht und ist gleich von Beginn an auch spannend und auch sonst ist dieses Buch ein richtiger Pageturner. Der Schreibstil des Autors ist klar und verständlich, dabei flüssig und einfach fesselnd, denn er beschreibt das Geschehen so, als wäre man live dabei. Dabei ist er sprachlich aber so jung geblieben, dass dieses Buch auch perfekt für seine Zielgruppe geeignet ist, aber auch dem erwachsenen Leser Spaß macht.
Während man zu Beginn noch die Gelegenheit hat, die Protagonistin Alice kennenzulernen, wird es dann auch gleich richtig spannend, denn wir verfolgen das Geschehen rund um das Raumschiff live mit den Schülern des Internats im Fernsehen. Man bekommt dabei Gelegenheiten, gemeinsam mit Alice und ihren Freunden zu grübeln und Theorien aufzustellen, was diese Aliens sind, was sie wollen, welche Absichten dahinter stecken und vieles mehr. Also Raum für Spekulationen gibt es zu Hauf. Auch gelingt es dem Autor immer wieder Wendungen einzubauen, die mich teilweise völlig überrumpeln konnte, da ich an manches davon gar nicht gedacht habe. Interessant ist dann die ganze Geschichte, die er hier aufgebaut hat und durch diese Überlegungen wird das Geschehen sehr glaubwürdig und keinesfalls weit hergeholt. Ich könnte mir vorstellen, dass man hier noch so einiges mehr hätte einbauen können, ohne dass es langweilig geworden wäre. So bleibt zwar alles kurzweilig und temporeich, aber ich hätte noch so vieles mehr wissen wollen.
Alice erzählt uns ihre Geschichte und ihre Erlebnisse rund um den Absturz. Durch die Ich-Perspektive hat man auch schnell den Eindruck, Alice wirklich zu kennen. Ich mochte sie auch gleich von der ersten Seite an, denn Alice hat eine sehr lockere Art und eine große Klappe. Oftmals kommt sie ein wenig flappsig rüber und einen gewissen Sarkasmus kann man nicht leugnen, aber damit trifft sie ziemlich gut meinen Humor und macht sie mir überaus sympathisch.
Neben Alice gibt es mehrere Nebencharaktere, unter anderem die Mitschüler am Internat, mit denen sie sich anfreundet und ihren Vater. Keiner davon hat jetzt viel Tiefgang, aber im Großen und Ganzen hat Wells hier auch den Fokus auf das Tempo der Geschichte gelegt.
Auch die Aliens, die sich selbst Guides nennen, können wir ein wenig kennenlernen, doch die wirkliche Auflösung dahinter hat es in sich und konnte mich verblüffen.
Mein Fazit:
Ein Buch, dessen Seiten nur so vorbei fliegen beim Lesen und das mir richtig gute und spannende Unterhaltung brachte. Dabei kommt aber auch der Humor, der vor allem durch Alice und ihre Art aufkam, nicht zu kurz. Ich hätte mir bei diesem Buch glatt noch 200 Seiten mehr gewünscht, auf denen mir alles noch mehr gezeigt und erläutert hätte werden können, ohne dass es mir langweilig geworden wäre. Zwar bleiben hier keine Fragen ungeklärt, aber trotzdem hätte ich einfach noch mehr lesen wollen. Nichts desto trotz ist das Buch empfehlenswert und das nicht nur für Sci-Fi und Raumschiff Fans! Mein erstes, aber mit Sicherheit nicht letztes Buch des Autors.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Wirklichkeit oder Wahn?

AMNESIA - Ich muss mich erinnern
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Helen ist Anfang 40 und lebt mit ihrem Partner Sven in einer gemeinsamen Wohnung in Berlin. Doch als sie die Diagnose Krebs im Endstadium erhält, ändert sich alles für sie. Nach Chemotherapie und der Einnahme ...

Helen ist Anfang 40 und lebt mit ihrem Partner Sven in einer gemeinsamen Wohnung in Berlin. Doch als sie die Diagnose Krebs im Endstadium erhält, ändert sich alles für sie. Nach Chemotherapie und der Einnahme vieler Tabletten, die sie immer wieder wegdriften lassen, verlässt Sven sie. Helen beschließt ihre Familie zu besuchen, die sie schon lange nicht mehr gesehen hat, denn es wird Zeit, sich mit ihrer Mutter, die immer kaltherzig auftrat, auszusöhnen und auch ihre kleine Schwester Kristin möchte sie wiedersehen. Doch schon bald nach ihrer Ankunft merkt Helen, dass ihr Vorhaben gar nicht so leicht ist, denn ihre Mutter ist kalt wie eh und je und Leon, Kristins Ehemann, scheint seine schwangere Frau zu misshandeln. Helens Hass steigt immer mehr, auch angetrieben von der gemeinsamen Vergangenheit zwischen Leon und ihr und schon bald grübelt sie darüber, was sie schon zu verlieren hat. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und Helen weiß nicht, was wahr oder Wahn ist.
Meine Meinung:
Schon die ersten beiden Bücher aus der Feder der Autorin waren absolute Pageturner und so musste auch Amnesia unbedingt gelesen werden. Der Eintieg in die Geschichte fällt sehr leicht und der Schreibstil der Autorin ist flüssig und verständlich. Dementsprechend leicht fällt es auch diesen Thriller, den ich eher in Richtung Psychothriller einstufen würde, zu lesen.
Die Spannung der Geschichte steigert sich eher langsam und doch beginnt sie schnell einen Sog zu entwickeln, dem man sich nicht entziehen kann. Durch den ruhigen und langsamen Einstieg erhält man nämlich ein sehr gutes Bild der Charaktere, allen voran Helen. Man erlebt hier förmlich, wie sie, durch ihre Krankheit bedingt, immer öfter zu ihren Tabletten greift, die nicht nur die Schmerzen, sondern auch ihre Wahrnehmung dämpfen. So beginnt auch der Leser sich immer häufiger zu fragen: was ist wahr? Was ist Wahn? Immer wieder streut die Autorin kleine Wendungen ein, die dann auch den Verdacht wieder in eine andere Richtung lenken, nur um kurz darauf doch wieder eindeutig auf die Protagonistin zu weisen. Oder vielleicht doch nicht? Genau so ging es mir permanent, immer wenn ich dachte: klar, sie war es doch, kam es wieder anders. So dreht man sich regelrecht im Kreis und wird von der Wahrheit doch verblüfft.
Erzählt wird das Ganze aus Helens Perspektive in der Ich-Form. Dabei kann der Leser ganz genau das Gefühlschaos der Protagonistin miterleben und wird darin so verstrickt, dass man selbst einfach nicht weiß, was denn nun wirklich wahr ist. Dieses ganze Wirrwarr Helens wurde hier richtig gelungen dargestellt und ich konnte mit spüren, wie es der Protagonistin in ihrer Situation erging. Zweifel, Selbstzweifel, Schuldeingeständnis alles konnte ich hier miterleben und fand die Entwicklung, die die Geschichte nimmt, absolut glaubwürdig.
Neben Helen gibt es noch ein paar, recht überschaubare, Nebencharaktere, die immer wieder dazu beitrugen, an Helens Erlebnissen zu zweifeln. Die Charaktere fand ich hier sehr gelungen dargestellt und war so manches Mal verblüfft, wenn ich wieder ein Stück Wahrheit erfuhr.
Mein Fazit:
Mit Amnesia ist der Autorin ein wirklich guter und glaubhafter Psychothriller gelungen, der ganz ohne blutige Exzesse und knallharter Ermittlungsarbeit auskommt. Stattdessen erlebt man hier eher aus erster Hand, wie es einem Menschen ergehen kann, der selbst nicht mehr zwischen Wahrheit und Wahn unterscheiden kann und man leidet und fiebert mit der Protagonistin Helen mit. Absolut gelungener und glaubwürdiger Psychothriller mit Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Ein Killer in Mannheim

Die Bestimmung des Bösen
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Alexis Hall ist Kriminalhauptkommissarin bei der Kripo in Mannheim und das mit gerade einmal einunddreißig Jahren. Doch ihre Vergangenheit ist von traumatischen Erlebnissen geprägt, von denen niemand aus ...

Alexis Hall ist Kriminalhauptkommissarin bei der Kripo in Mannheim und das mit gerade einmal einunddreißig Jahren. Doch ihre Vergangenheit ist von traumatischen Erlebnissen geprägt, von denen niemand aus ihrem Umfeld etwas weiß. Als Sonntags morgens ihr Handy klingelt, ist sie kurz versucht, dieses zu ignorieren, doch ein neuer Fall ruft sie zu ihren Pflichten. Die Leichen zweier junger Frauen wurden aufgefunden, brutal ermordet und nur noch mit ihrem Slip bekleidet. Doch der Fundort ist nicht der Ort des grausamen Mordes. Alexis ruft ihre Freundin Karen, ein Biologin mit dem Spezialgebiet Insekten, zur Hilfe. Diese soll anhand der Insekten auf den Leichen näheres dazu herausfinden, wann und wo die Frauen getötet wurden. Alexis beginnt mit den Ermittlungen an ihrem ersten großen Fall und die Ereignisse nehmen immer schneller ihren Lauf.
Meine Meinung:
Dieses schlichte Cover mit dem vielen Rot zog magisch an und machte sehr neugierig auf den Inhalt und der Klappentext verrät erst einmal gar nicht zu viel, so dass auch hier absolut die Neugier stieg. Auch der Beginn war gleich richtig rasant und der Prolog ließ das Adrenalin steigen. Somit war der Einstieg in diesen Thriller absolut gelungen und auch mit dem Beginn der Ermittlungen konnte mich die Autorin Julia Corbin absolut fesseln. Der Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen und bleibt im Allgemeinen gut verständlich, auch wenn hier immer wieder biologische Aspekte rund um Maden, Würmer etc. mit eingebracht wurden, bleibt auch dieses spannend und interessant erzählt. Ich kenne mich zwar gar nicht in diesem Bereich aus, aber es machte durchaus einen sehr glaubhaften und sehr gut recherchierten Eindruck.
Auch der Plot war gut aufgebaut, der Einstieg mit dem Adrenalinschub war absolut gelungen. Danach beginnt die Autorin geschickt immer wieder an der Spannungsschraube zu drehen und so wechseln sich spannende Ermittlungen mit temporeichen Szenen ab, die teilweise schaudern lassen. Neben diesen Ermittlungen erfährt der Leser auch immer mehr über die Hauptkommissarin Alexis, bzw. über deren Vergangenheit und alles zusammen ist eine sehr gut gelungene Mischung, die das Buch für mich zum Pageturner werden ließen und das ich an nur einem Nachmittag regelrecht inhaliert habe. Auch viele kleine Wendungen und letzten Endes auch ein undurchschaubarer Täter, der bis zuletzt nicht für mich in Frage kam, hielten das Tempo oben.
Ein personeller Erzähler berichtet in der dritten Person von den Ereignissen, wobei hier das Hauptaugenmerk auf Alexis liegt. Aber es gibt auch Szenen dazwischen, die die Sicht der Opfer beschreiben und das ließ mich doch immer wieder mit Gänsehaut zurück, denn brutal wird es hier auf jeden Fall. So gibt es hier gleich mehrere unterschiedliche Perspektiven in Form von Ermittlungen und forensischen Ermittlungen in der Gegenwart, den Blickwinkel der Opfer und Einblendungen aus der Vergangenheit der Ermittlerin. Auch das hat mir sehr gut gefallen und brachte so einiges an Spannung mit sich.
Die Ermittlerin, eigentlich Ermitterlinnen, wenn man die Biologin Karen mit einbezieht, fand ich sehr gut gelungen. So konnte ich mir Alexis und Karen lebhaft vorstellen, aber auch ihre Handlungen und Gedanken nachvollziehen. Gerade zu Alexis kann man eine gute Beziehung aufbauen und man kann ihr Verhalten in jeder Form nachvollziehen. Dabei gönnt die Autorin uns auch einen sehr glaubhaften Einblick in Alexis' Seelenleben und man kann hier gut beobachten, wie sie mit sich selber immer wieder hadert.
Mein Fazit:
Ein spannendes Thrillerdebüt, das ich nicht aus der Hand legen konnte und für rasante Lesestunden sorgt. Eine tolle Mischung aus klassischer Ermittlerarbeit, interessanten, biologischen Aspekten und Rückblicken, die das Buch zum Pageturner werden lassen. Dieses Buch lässt mich mit großen Erwartungen auf einen zweiten Band zurück. Klare Leseempfehlung!