Einfach anders
The Shape of WaterIm Auftrag von General Hoyt soll Richard Strickland am Amazonas eine mysteriöse Kreatur, der dort Deus Branquia genannt wird, einfangen. Dieser wird in ein US Geheimlabor gebracht, um dort Forschungszwecken ...
Im Auftrag von General Hoyt soll Richard Strickland am Amazonas eine mysteriöse Kreatur, der dort Deus Branquia genannt wird, einfangen. Dieser wird in ein US Geheimlabor gebracht, um dort Forschungszwecken zu dienen. Doch eines Nachts wird die Reinigungsfrau Elisa in den ansonsten streng gesicherten Labortrag F-1 gerufen. Eigentlich soll sie hier nur sauber machen, doch dabei nähert sie sich dem Tank, in dem die Kreatur untergebracht ist. Diese Kreatur, halb Mann, halb Amphibie, rührt etwas in der stummen, jungen Frau und heimlich beginnt sie, dem Wesen die Zeichensprache beizubringen. Eine Freundschaft zwischen den Beiden entsteht, doch dann soll sich etwas ändern und Elisa riskiert alles, um ihren Freund zu retten.
Meine Meinung:
Allein beim Betrachten des Covers wurde ich neugierig auf diese ungewöhnliche Geschichte, die gerade auch als Verfilmung in den Kinos läuft und bei der diesjährigen Oscarverleihung einige der beliebten Awards abgestaubt hat. Doch der Einstieg war nicht allzu leicht, denn an den Schreibstil der Autoren Del Toro und Kraus musste ich mich doch erst einmal gewöhnen. Die Sprache klang auf der einen Seite sehr poetisch, auf der anderen Seite waren es teils kurze abgehackte Sätze, die mich zunächst immer mal wieder aus der Handlung herausbrachten. Auch Dialoge, die sonst in vielen Geschichten vorkommen, fehlen hier auf weiten Teile, was bei einer stummen Protagonistin wohl wenig ungewöhnlich scheint. Aber am Ball bleiben lohnt sich hier definitiv, denn die Geschichte beinhaltet etwas besonderes und aussergewöhnliches und zu guter Letzt konnte ich mich doch noch an den Stil gewöhnen. Allerdings ist es keine leichte Lektüre für mal eben nebenbei oder zwischendurch, denn es ist hier ein gewisses Maß an Konzentration erforderlich.
Wer sich davon nicht beirren lässt, erhält dann eine ungewöhnliche Geschichte, die mit einem sehr ruhigen Tempo erzählt wird. Erst im letzten Drittel wird hier ein wenig das Tempo gesteigert und doch hält das Autorenduo hier seinen Grundton bei. Was mich allerdings permanent an die Geschichte fesselte, war meine Neugier auf die Geschichte zwischen dem Wesen und der Reinigungsfrau Elisa und wie sich diese entwickelt. Tatsächlich konnte man dabei die besondere Verbindung der Beiden in den Zeilen spüren und dies machte sie wiederum besonders.
Was hier die Geschichte abwechslungsreich, aber auch durchaus weiterhin anspruchsvoll macht, sind die vielen, teilweise sehr schnellen Wechsel der Perspektiven. Ein Erzähler in der dritten Person beschreibt, sehr detailliert, was in der Szene gerade vor sich geht. Dabei werden die Bilder der Geschichte lebendig und man fühlt sich dabei in das Jahr 1963 zurückversetzt. Die Autoren machen hier das gesamte Weltbild, das in dieser Zeit noch vorherrschte, mehr als deutlich. Seien es die Vorurteile gegenüber den verschiedenen Rassen oder gegenüber Frauen, es war eine völlig andere Zeit und wenn dann ein Wesen wie der Deus Branquia auftaucht, kann man sich denken, wie sich die Menschen diesem gegenüber verhalten. Dieses wird hier sehr clever mit in die Geschichte integriert und lässt diese teilweise wie einen schwarz-weiß Film erscheinen und doch wird es schillernd, wenn man über das Wesen mehr erfährt.
Die Charaktere werden hier sehr vielschichtig aufgebaut und dargestellt. Jeder hat seine Eigenarten und wirkt dabei sehr lebendig. Da es hier eine ganze Menge Figuren gibt, die immer mal wieder in den Fokus rücken, gibt es neben Elisa als Protagonistin eine Menge mehr Personen, die wichtig für die Handlung sind und deren Erlebnisse der Leser mitverfolgt. Dabei werden zuvor genannte Weltbilder verdeutlicht. Elisa bleibt dafür durchweg geheimnisvoll, was wahrscheinlich auch mit ihrer fehlenden Sprache zusammenhängt. Man erfährt nur wenig von ihr und ihrem Leben, woher sie kommt und wer sie ist und doch hat man ein klares Bild von ihr.
Ihr Gegenspieler ist hier Richard Strickland, der bei der Suche nach der Kreatur am Amazonas, beinahe dem Wahnsinn erliegt und der immer merkwürdiger wird in seinem Verhalten. Er ist sehr egozentrisch und alles andere als ein Mensch, den man mögen muss.
Mein Fazit:
Eine sehr vielschichtige und sehr ungewöhnliche Geschichte, die Realität und Fantastisches miteinander verbindet. Zugegeben, der Schreibstil ist alles andere als leicht, doch wer sich davon nicht beirren lässt, erhält eine Geschichte voller Emotionen und vielen, teils aussergewöhnlichen Charakteren. Mir hat die Geschichte recht gut gefallen, auch wenn ich doch recht lange gezweifelt habe, weil es mir schwer fiel, der Handlung zu folgen.