Ein teils trauriger, teils Mut machender und unter die Haut gehender Roman
Die Stimme meiner SchwesterMaeve und Moira sind Zwillingsschwestern und sind sich einander sehr verbunden- auch im Geiste. Während Maeve ein musisches Wunderkind ist; sie beherrscht das Saxophonspiel so perfekt, dass es nur noch ...
Maeve und Moira sind Zwillingsschwestern und sind sich einander sehr verbunden- auch im Geiste. Während Maeve ein musisches Wunderkind ist; sie beherrscht das Saxophonspiel so perfekt, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, wann sie ihr erstes Album aufnehmen wird, ist Moira eher dem Klavier zugeneigt. Doch im Gegensatz zu Maeve ist Moira in ihrer musischen Begabung eher durchschnittlich.
Erst als beide Mädchen sechzehn werden und sie sich das erste Mal verlieben, glaubt Moira plötzlich, dass ihre Schwester alles besitzt und sie nichts und schottet sich das erste Mal in ihrem Leben bewusst von Maeve ab- mit fatalen Folgen…
Jahre später hat Maeve immer noch mit diesen Folgen zu kämpfen. Aus dem furchtlosen und abenteuerlustigen Mädchen ist eine in sich gekehrte, traurige junge Frau geworden. Erst ein magischer Dolch, den sie eines Tages bei einer Auktion ersteigert, bringt sie endlich dazu, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Es ist ein schwieriger Prozess, besonders da sie, seitdem sie im Besitz der Waffe ist, von Tagträumen und mysteriösen Geschehnissen heimgesucht wird.
Der Vater eines Freundes, ein Antiquarist, macht Maeve schließlich auf die besonderen Fähigkeiten ihres ersteigerten Dolchs aufmerksam, die die Neugier der jungen Frau schüren. Sie will mehr darüber herausfinden und so reist sie kurze Zeit später nach Rom, wo ein Mann lebt, der bei der Auktion ebenfalls auf ihre Waffe bot. Dieser Mann, halb Javanese, beherrscht die Kunst, besondere Waffen, wie es Maeves Dolch eine ist, zu fertigen.
Aber die Reise nach Rom führt Maeve auch mit einem anderen wichtigen Menschen in ihrem Leben wieder zusammen- mit Noel, den sie seit langer Zeit liebt, dem sie sich aber zuvor nie öffnen konnte…
„Die Stimme meiner Schwester“ ist ein wunderbarer, magischer Roman über eine junge Frau und ihre Selbstfindung. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen erfährt der Leser in Rückblenden über Maeves und Moiras Kindheit- der andere Erzählstrang befasst sich dagegen mit den Geschehnissen in der Gegenwart und wird aus Maeves Sicht in „Ich-Form“, erzählt.
Ein Schicksalsschlag hat aus Maeve einen völlig anderen Menschen gemacht. Sie schottet sich vor der Welt ab, hat jegliche Freude am Leben verloren und lässt auch keinen Menschen näher an sich heran, bis der Dolch in ihr Leben tritt. Um nicht zuviel von der Spannung zu nehmen, kann ich leider an dieser Stelle nicht verraten was es mit dieser magischen Waffe auf sich hat- nur soviel. Die Autorin hat sich eine ans Herz gehende Geschichte über die Unendlichkeit der Liebe ausgedacht, die mich sehr gerührt hat und bei der ich sogar einige Tränen vergossen habe.
Der Schreibstil von Therese Walsh ist sehr gut, stellenweise sogar poetisch- etwa wenn sie mit viel Einfühlungsvermögen die Gefühle ihrer Akteure beschreibt. So konnte ich mich, Lesehäppchen für Lesehäppchen mehr, in die Hauptfigur des Romans hineinversetzen, wobei dies jedoch sehr langsam vonstatten ging, da man Maeves Verhalten erst verstehen kann, wenn man mehr über ihre Vergangenheit erfährt.
Die paranormalen Elemente sind zwar vorhanden, bleiben aber zugunsten der psychologischen Entwicklung von Maeve ein wenig im Hintergrund, was ich als sehr positiv empfunden habe.
Zwar ist es am Ende ein Mut machendes Buch, dennoch herrscht zwischen den Zeilen stets eine gewisse melancholische Stimmung vor- es ist kein fröhlicher Roman sondern (schon allein durch die paranormalen Elemente bedingt) erinnerte mich sehr an Stories von Autoren wie Susannah Kearsley, Brenda Joyce oder Barbara Erskine, die mich von jeher begeistert haben.
Für alle Romantiker findet sich auch eine Liebegeschichte innerhalb der Story , die zwar mit tiefsinnigen Dialogen des Heldenpaars untermauert ans Herz geht, jedoch eigentlich eine eher untergeordnete Rolle spielt und meinen Lesenerv genau getroffen hat.
Kurz gefasst: Ein teils trauriger, teils Mut machender und unter die Haut gehender Roman.