Es fällt mir schwer, "Römische Ermittlungen" zu beurteilen.
Das Buch hat mir durchaus gefallen; ich bin zwar am Anfang über ein paar Formulierungen gestolpert, aber davon abgesehen ist die Geschichte gut geschrieben, sodass sie sich leicht und flüssig lesen lässt. Dazu kommt, dass der Fall interessant, spannend und undurchsichtig ist. Es werden verschiedene Verdächtige vorgestellt, die die unterschiedlichsten Motive haben. Einige sind offensichtlich, während andere erst nach und nach aufgedeckt werden, sodass ich ständig neue Theorien aufgestellt habe, wer denn nun der Täter ist und wer nur eine falsche Fährte. Die Auflösung hat mich überrascht, aber alles war nachvollziehbar und in sich stimmig aufgeklärt.
Leider liegt aber auch genau hier das große Problem, dass ich mit "Römische Ermittlungen" habe. Der Mordfall ist gut durchdacht und interessant, aber er kommt meiner Meinung nach viel zu kurz.
Ein Großteil der Handlung befasst sich mit der Geigerin Geraldine Dvorsky, den Umständen, durch die ihre vielversprechende Karriere beendet wird, und ihren Beziehungen zu vier verschiedenen Männern, die alle irgendwie mit dem Fall zu tun haben. Einerseits ist dies eine ganz gute Idee, da die Autorin so alle am Fall beteiligten Figuren und ihr Verhältnis zueinander ausgiebig vorstellt und dem Leser Einblicke in mögliche Tatmotive gewährt, aber andererseits war es mir viel zu ausführlich. Geraldines Liebesleben nimmt mehr Raum ein als die eigentlichen Ermittlungen am Fall (oder zumindest hatte ich diesen Eindruck) - der Todesfall, den die Inhaltsangabe erwähnt, geschieht erst nach ungefähr der Hälfte des Buches und alles davor widmet sich den Hintergründen und Beziehungsdramen, die indirekt oder direkt zu dem Mord geführt haben könnten. Wie gesagt waren all diese Informationen nicht uninteressant, aber ich hatte einen Krimi erwartet und so richtig habe ich ihn erst viel zu spät bekommen. Selbst in der zweiten Hälfte der Geschichte findet die Ermittlungsarbeit häufig nur im Hintergrund statt, während wir lesen, welche Vermutungen die Geigerin anstellt und wie ihr Leben von den Ereignissen beeinflusst wird. Das fand ich schade, da die ausführliche Darstellung der Fallarbeit genau das ist, was ich an Krimis mag.
Dadurch, dass die Ermittlungen eher in den Hintergrund der Geschichte rücken, ist auch Commissario Caselli in meinen Augen ziemlich blass geblieben. Das einzige, was wir wirklich über ihn erfahren, sind seine Vorlieben und ein paar Gewohnheiten, doch welche Charakterzüge, Stärken oder Schwächen er hat, bleibt in diesem Band noch offen. Ich hoffe, dass sich dies in den nächsten Teilen ändern wird.
FAZIT
"Römische Ermittlungen" ist kein schlechtes Buch, aber für mich kam der Fall viel zu kurz, sodass ich bei der Lektüre ein wenig enttäuscht war. Dennoch werde ich den nächsten Band sehr wahrscheinlich lesen. Die Autorin hat gezeigt, dass sie interessante Fälle schreiben kann - sie sollten nur mehr im Vordergrund ihres Krimis stehen. Ich hoffe, dass dies in "Römische Verwicklungen" der Fall sein wird.